Herbst

Herbst
folgt immer auf Sommer, so ist der Lauf der Welt und der Jahreszeiten. Nichts
besonders, dass stimmt, aber der Ablauf der Dinge. Du wirst jetzt bestimmt
sagen, was ist schon der Herbst? Es wird langsam kälter, die Bäume verlieren
ihre Blätter und bis Weihnachten ist es auch nicht mehr weit! Doch für mich hat
der Herbst mehr als den Übergang ins Kalte. Er zaubert die schönsten Farben,
die ich jetzt erst bemerke. Man nehme nur das Wasser, wenn man morgens um 7.30
mit dem Fahrrad am Kanal entlang fährt. Die Sonne steigt langsam hoch und das
Wasser ist noch kühl. Schon beginnen kleine Wassertröpfchen ihr schönes Zuhause
zu verlassen und begeben sich in Schwärmen in die langsam erwärmende
Morgenluft. Für den aufmerksamen Betrachter ergibt sich ein leichter
Nebelschleier, der über dem Wasser schwebt. Wenn jetzt auch noch die Äste von
alten Bäumen ins Wasser ragen, ergibt sich eine Szenerie wie aus einem
Fantasiefilm. Ist es dann schon später und der Tag beginnt und der Nebel ist
einem strahlenden Sonnenlicht gewichen, dann fällt einem das nächste auf, was
man in der Hektik des Alltages fast nie bemerkt, die Farben des Herbstes. Auch
hierzu befindet man sich in einem Wald oder am Kanal. Die Bäume geben langsam
ihr sattes Grün ab und überlassen den Blättern einen roten oder gelb bis orange
Farbton. Scheint dann auch noch das Sonnenlicht durch ihre zarten Adern ergibt
sich ein Bild, dass mich einfach nur glücklich macht. Die Welt sieht nur
strahlend und friedlich aus, als würde es keine Probleme geben. Es erscheint
mir dann meist alles einfach und schlicht, schön. Auch die kalte Oktoberluft
hat einen bestimmten Geruch, den ich nicht wirklich beschreiben kann. Sie
riecht wie frische und doch alte Erde, wie altes Leben, dass sich dennoch
seines Alters erfreut und stolz darauf ist. Es erinnert auch schon leicht an
die Kühle des Winters und daran, dass sich die Kälte auch langsam in den Boden
schleicht. Ist die Luft allerdings noch etwas angenehmer, dann fahre ich gerne
mit dem Fahrrad den Kanal entlang, auf der Suche nach meinem „kleinen“ Herbst.
Er versteckt sich unter heruntergefallenem Laub, dass sachte zu Boden gesegelt
ist und die kleinen leicht zu deckt. Ihre roten Rücken und weißen Bäuche
glänzen gleicher Maßen in der feuchten Luft und behalten diese aber auch nur
draußen. Ich meine Kastanien, die kleinen, runden, rotbraunen Baumfrüchte, die
Kinder sammeln, um aus ihnen Tiere zu basteln, die dann auf den Tischen der
Eltern stehen und als Trophäen für einige Tage dort leben. Ich mag diese
kleinen Roten auch noch, obwohl ich sie nicht mehr zum Basteln von Tieren
benutze. Ich liebe einfach nur mit dem Fahrrad neben einem Kastanienbaum zu
stehen und nach den roten Rücken Ausschau zu halten. Sie zeigen sich nicht
gerne unter dem vielen Laub und doch glitzern sie unter ihm hervor und scheinen
mir sagen zu wollen: „Nimm mich mit! Ich bin der Herbst!“ Deshalb liebe ich den
Herbst er ist schön, bunt, kalt und warm. Man kann ihn mit so vielen
Kleinigkeiten beschreiben, doch wirklich treffen tun es für mich nur die
Kastanien. Die kleinen Rotrücken, mit dem weißen Bauch, die mir einfach nur
sagen: „Jetzt ist Herbst, und wir zeigen es allen!“