Jan Rauhelage
Das Leben eines Läufers
Es liegt vor dir, zum Greifen nah –
steh' auf, geh' nur den ersten Schritt.
Hab' zuversicht, vertrau' in dich –
du bist ein Läufer, innerlich.
Merkst du, dass deine Füße tragen,
dich wie von selbst über die Bahn?
Sieh' nur – du lässt jetzt Spuren gar,
im Sand von deinen frischen Sohl'n.
Siehst du die Läufer vor dir da?
Geh' schneller, dann erreichst du sie.
Gemeinsam könnt ihr weiter geh'n,
das Ziel erreichen als ein Team.
Hörst du das Hämmern eurer Tritte?
Geh' weiter, halt der and'ren Schritt.
Lauf weiter jetzt – du brauchst sie nicht,
bist schneller doch als jeder hier.
Du läufst davon, du hängst sie ab,
bist bald der Erste, du allein.
Doch sieh' dich um – sie holen auf!
Lauf schneller noch, lass das nicht zu!
Du spürst die Hand auf deiner Schulter –
reiß' sie schnell weg, sie zieht dich runter!
Renn' weiter! Schneller! Renn'!
Die Schritte sind wie Donnerschläge,
zerstören das, was sie berühr'n.
Das Unheil ist dir auf den Fersen,
an den Fersen – renn'!
Sieh' nicht zurück, du könntest stolpern!
Renn' weiter! Schneller noch!
„Wohin?“ fragst du?
Wohin? Renn' weiter! Weg von hier!
Werd' jetzt nicht müde, schneller noch –
wer steht, der stirbt, das weißt du doch!
Spürst du den Schmerz in deinem Fleisch?
Es holt dich ein, gleich hat es dich!
Die Pein erreicht dich vollends jetzt,
die Qual geht dir durch Mark und Bein.
Du strauchelst, taumelst gar und fällst, schlägst auf,
zerschellst – und bist nicht mehr.
Dein Ziel – das hat es nie gegeben,
die Rennbahn ist ein Trümmerfeld.
Das war es also dann – dein Leben.
Des Läufers bis zum bitt'ren End'.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.06.2007.
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