Susanne Bruschke
Falsches Gleichnis welches
Ich bin noch wer, flieg ich auch nicht mehr
über Täler und Bergeshöhen.
Geh nach Hause alter Mann,
deine Zeit ist gekommen,
hast du alter Dummkopf den Ruf aller
immer noch nicht vernommen?
Lass andere tun, das Spielfeld ist geräumt.
Finde dich ab,
andere schreiben bald die Landkarten.
Ich bin schon wer, hab ich es auch noch nicht schwer
mit Arbeitsalltag und Postverkehr.
Sei leise, freches Kind,
was weißt du denn schon?
Hör auf die Großen, sie wissen genau,
was gut für dich ist.
Du musst zuhören, lernen,
bist eine Fahne im Wind,
die die wahre Richtung noch gar nicht kennt.
Ich bin doch wer, ist meine Meinung auch verquer
und sitz nicht ständig auf gerader Bank.
Geh weg Rebell, schamloser Außenseiter,
wenn du dich nicht an uns angleichen willst.
Sag doch nicht ständig was du denkst.
Lass unsere Politiker die Dinge ruhig machen.
Du kannst nur protestieren und deine Haare grün färben.
Du willst es dir wohl mit allen verderben.
Was haben deine Eltern wohl falsch gemacht?
Ich bin auch wer, find ich auch keine Arbeit mehr
und nimm auch nicht jede.
Was bildest du dir ein, zu Hause zu sitzen.
Geh ins Ausland, lern Schwedisch und lass uns nicht
für deine Zigaretten und deine Kleidung schwitzen.
Putz Toiletten, geh Spargelstechen,
ist doch egal, was du gelernt hast, sei es auch Ingenieur.
Gesundheit wird heute viel zu groß geschrieben,
früher war´s auch nicht leichter im Arbeitsleben.
Ich bin ebenfalls wer, sind meine Augen auch leer
und mein Mund ohne Sprache mit Sinn.
Schrei nicht ständig herum und kratz nicht an den Wänden,
gehorche, denn der Staat verschwendet
Millionen für dich.
Im Heim ist es doch ganz nett,
du hast Essen täglich, Betreuer und ein Bett.
Arbeite gut in der Werkstatt für wenig Geld.
Sei lieb und höflich, denn du hast zu bieten nichts.
Wir sind alle wer, glaubt´s auch kaum einer sehr.
Wir brauchen Hände, die helfen und
Anerkennung für auch einen winzigen Schritt.
Jemanden der dableibt in Kummer und Angst.
Jemanden der zusammen mit uns lacht,
und sich nicht nur interessiert, weil es Kasse macht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.06.2007.
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