Melanie Bösing
Der Brief
Langsam, mit zittrigen Händen, nahm ich den Brief aus dem unpersönlichen weißen Umschlag.
Ich hatte so lange darauf gewartet, gehofft, gebetet, verdrängt.
Ich hatte eigentlich nie Zweifel, doch jetzt war ich nicht mehr so sicher.
Hier hielt ich nun mein Schicksal in den Händen.
Ich konnte ihn nicht ansehen, ich wollte ihn nicht ansehen. Und schon gar nicht lesen.
Und doch überkam mich die Neugier.
In Gedanken ging ich noch mal alles durch, was passieren konnte.
Hatte ich mich auf jede Situation vorbereitet?
Würde ich mit jeder Wahrheit klar kommen?
Der Mut verließ mich, ich steckte den Brief zurück in den Umschlag.
So wie ich ihn erhalten hatte, wollte ich ihn zurück lassen.
Verbrennen, in den Müll oder zerreissen, das spielte nun keine Rolle mehr.
Ich habe den Brief vernichtet, ohne ihn je gelesen zu haben.
Ich habe blind auf mein Herz vertraut.
Und das war gut so ....
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.06.2007.
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