Karl-Heinz Fricke
Mit einem Fuß im Grabe
Anfangs schafften wir nur bei Nacht,
als wir vertieften den alten Schacht.
Es war ein schwieriges Unterfangen,
um an das kostbare Erz zu gelangen.
Die Bohrer fraßen sich ins Gestein,
fünfzig Löcher mussten es sein.
Der betäubende Krach beim Bohren,
wurde zur Schädigung der Ohren.
Schnell das Dynamit herbei,
in die Löcher eins, zwei, drei.
Die Drähte schnell angeschlossen,
"Es brennt !"- es wird geschossen.
Nach der Sprengung loses Gestein,
der Schiefer muss in den Kübel hinein.
Schnell Kratze und Trog herbei,
damit die Schachtsohle wieder frei.
Meter für Meter wurde aufgefahren,
immer verbunden mit vielen Gefahren.
Immer tiefer in den Berg hinab,
immer in Eile, stetig im Trab.
Als achtzig Meter waren geschafft,
gefährdete man uns, wohl bedacht.
Anstatt uns Sicherheit zu geben,
spielte man mit unserem Leben.
Bei der Auffahrt schwankte der Kübel,
das erwies sich als ein böses Übel.
Ein Unglück war vorprogrammiert,
an einem Montag ist's passiert.
Die Frischluftröhren stürzten herab,
die Schachtsohle wurde fast unser Grab,
weil der Kübel die Röhren erfasste,
doch Barbara, die Patronin, war zu Gaste.
Glücklicherweise war niemand tot,
die Steiger waren in großer Not.
Sie ignorierten das Berggesetz,
nur einer wurd' im Rücken verletzt.
Zum Unglück wäre es nicht gekommen,
nun wurd' eine Gleitbahn in Arbeit genommen,
um den Kübeln das Schwanken zu nehmen,
man spielte einfach mit unserer Leben.
Man bat uns die Sache totzuschweigen,
aber es sollte sich später zeigen,
auch ohne Prozeß beim Gericht,
alles kommt einmal ans Tageslicht.
Karl-Heinz Fricke 03.07.2007
Anmerkung: Es brennt- Warnruf das geschossen (gesprengt) wird.
Kratze und Trog - Eine Blechmolle auf die der lose Schiefer mit mit der Kratze
gezogen und dann in den Kübel geschüttet wird.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2007.
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