Silvia Pree
Angst vor der Liebe
1999
Das fahle Licht des Mondes…
Heute bezaubert es mich nicht.
Ich rühre im Kaffee.
Nachdenklich.
Und kann nicht aufhören.
Als wären es meine Gedanken.
Die immer schneller kreisen.
Die mich transpirieren lassen.
Und die mir wehtun…
Ein herrlicher Herbsttag war heute!
Die Sonne küsste mich.
Und noch einmal…
Ein letztes Aufbäumen vielleicht?
Vor dem Herbst?
Vor der unausweichlichen Kälte?
Ich blicke vor mich hin.
Und merke auf einmal.
Ich habe aufgehört zu rühren.
Aber ich halte den Löffel noch in der Hand.
Ich sehe ihn an.
Und weiß nicht, was ich tun soll damit…
Versonnen lasse ich das Rolleau herunter.
Ich vermisse die Sonne.
Ich vermisse den Tag…
In diesem Jahr sind viele Träume zerbrochen.
Ich habe vertraut.
Und doch hoffte ich vergeblich.
Ich stehe da mit leeren Händen.
Leerer als je zuvor…
Was ist schon Geld?
Ich sagte mir das immer.
Doch heute möchte ich manchmal weinen.
Wegen Geld…
Ich hielt es nie für möglich.
Langsam setze ich mich wieder.
Berge das Gesicht in meinen Händen…
Noch einmal an Liebe glauben?
Hoffen?
Das Glück herbei zerren?
Ich schüttle den Kopf.
Mir ist nicht nach Liebe.
Nicht hier.
Und nicht jetzt.
Und manchmal möchte ich schreien.
Weil sie alle einreden auf mich.
Was ich tun muss.
Für die Liebe.
Sie wissen es alle so genau.
Besser als ich.
Aber ich möchte vor ihnen davon laufen.
Ich kann ihr Gerede nicht mehr hören.
Sie sollen mich in Ruhe lassen!
Ich will nicht.
Ich will meine Ruhe…!
Ich schrecke auf.
Das war meine Stimme.
Ich habe geschrieen.
Ich will meine Ruhe…!
Es ist dunkel bei mir geworden.
Fast schwarz.
Verhalten dringt der Verkehrslärm an meine Ohren.
Ich höre ihn nur beiläufig.
Zu gewohnt ist er mir geworden.
Gewohnt und vertraut.
Wie meine Einsamkeit.
Sie kenne ich.
Nur zu gut.
Aber ich weiß nicht was mich erwartet.
Wenn ich mich wieder verliebe.
Ich fürchte mich.
Ich fürchte mich sehr.
Vor Täuschung und Leid.
Vor Selbsttäuschung.
Ist es nicht so viel einfacher?
Alles geschehen lassen.
Jeder Tag wie der andere.
Nichts mehr hoffen.
Nichts erwarten.
Aber auch kein Liebeskummer mehr.
Nur manchmal ein wenig träumen.
Ganz vorsichtig.
Mit offenen Augen…
Das birgt kein Risiko.
Das kann ich wagen…
Oder?
Vivienne/1999
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2007.
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