Wolfgang Lörzer
Die Elefantentour
Es sprach ein Elefant zum Gnu:
"Du, komm mal her und hör' mir zu!
Ich bin im ganzen Land bekannt
als Trompetenmusikant.
Du kannst gern näher treten.
Ich will für dich trompeten."
Da sprach das Gnu nach einer Pause:
"Nein, danke, bin Kulturbanause.
Dein Trompeten stört mich eher,
also tret' ich auch nicht näher.
Ich int'ressier mich mehr für Sport,
und darum laufe ich jetzt fort."
Und weil das Gnu so prompt verschwand,
fühlt sich der Elefant verkannt.
Er irrt im ganzen Land herum
und sucht nach einem Publikum.
Doch kein Zebra und kein Schwein
findet zum Konzert sich ein.
So zieht nun dieser Elefant
laut trompetend durch das Land.
Doch sein Blasen klingt so schaurig:
wer es hört, wird eher traurig.
Er, der einst so aufgeblasen,
erregt das Mitleid zweier Hasen.
Den Elefanten packt der Schreck.
Sich selbst erkennend rennt er weg,
geradewegs ins Unterholz,
doch lächelnd und nicht ohne Stolz.
Ja, Selbsterkenntnis ist ein Segen.
Sie kommt auf unverhofften Wegen.
(c) Wolfgang Lörzer 2007
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2007.
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