Fritz Rubin

Du, mein Bruder...

Du warst tot,
fast tot,
vor fünfzehn Jahren,
eine Sekunde Schlaf auf der Autobahn,
mehr als zwei Monate im Koma in der Unfallklinik.
 
Du warst ein Maschinenmensch,
nackt,
nur mit weißen Tüchern bedeckt,
allein im tiefen Schlaf.
 
Die Hoffnung  war gering,
so gering,
du warst auf dem Weg in den Tod.
 
Ich besuchte Dich,
sah Dich liegen,
ganz weit weg warst Du, so weit weg,
nur ein ganz leises, flaches Atmen
zeigte Leben in Dir.
 
Ich nahm Deine linke Hand,
sprach Dich an,
Du öffnetest Dein linkes Augenlid ganz leicht,
Du antwortetest mit einem kurzen Händedruck.
 
Dann nahm Dich das Koma wieder gefangen,
nur ein starkes Körperschütteln folgte.
„Er kommt zurück“, sagte der Arzt.
Du kamst zurück ins Leben,
ein Leben im Rollstuhl,
seit fünfzehn Jahren.
 
Du hast „Dennoch“ gesagt, „ja“ gesagt zum Leben,
hast dieses neue Leben angenommen,
hast Dich durchgebissen, trotz aller Hemmnisse,
Du hast angefangen zu schreiben,
Gefühle, Gedanken,
Deine Hoffnungen und Ängste
hast Du in Worte gefasst:
 
„Du, ich creme Dir die Seele ein!“
ist die erste Zeile eines Deiner wundervollen Gedichte.
 
„Meine Welt ist auf 130 cm geschrumpft“, sagst Du.
„Ich sehe immer nur Hintern“, sagst Du ... und lächelst dabei.
 
Du bist ein ganz starker Typ, mein Bruder,
wie gut, dass es Dich gibt,
mein Bruder!

© Fritz Rubin, 27. Oktober 2004, Othfresen

 

 

 

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Erlebtes Leben: Emotionen – Impressionen von Fritz Rubin



Wie herbstlich wird die Dämmerung,
wie gläsern ihrer Lüfte Kühle,
die Schatten liegen auf dem ›Grün‹
und rufen leis’ »Auf Wiederseh’n!«

Der Sommer sagt: »Adieu, macht’s gut,
ich komme wieder nächstes Jahr!«
Entflammt noch einmal mit aller Macht
den ganzen Horizont mit seinen bunten Farben!

Wehmut tief in meinem Herzen
und Hoffnung zugleich,
glückselig
das
Erinnern

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