Keine Sozialromantik, heutzutage
Wir malen nur mit schwarzen Farben
Und stellen stets uns selbst in Frage
Beneiden die, die vor uns starben
Zum Frohmut brauchen wir ’ne Pille
Frohnaturen sterben bald aus
Erblindet an unsrer Sonnenbrille
Verstecken wir uns nur zu Haus’
’Ne lange Schlange vorm Arbeitsamt
Ein Bettler schaut mich flehend an
Überforderte Priester schreien „Verdammt“
Weil auch kein Gott mehr helfen kann
Kinder beginnen früh zu kiffen
Wenn sie merken, wofür sie leben
Auf der Straße, am versiffen,
Zu lustlos um sich zu erheben
Im Fernseh’n läuft die Tagesschau
Bildung, auf die ich gern verzichte
Politik und Krieg machen den Magen flau
Und schreiben trotzdem Zeitgeschichte.
Welche Welt hinterlassen wir denen
Die ein paar Jahre nach uns kommen?
Haben sie Kraft, sich aufzulehnen,
Oder hat man ihnen die schon genommen?
Dann heißt das pränatale Depression;
So wird man schon als Verlierer geboren.
Doch irgendwann sag ich meinem Sohn:
Alles ist noch nicht verloren!