Karl-Heinz Fricke

Der Lottogewinn

Sein Leben lang ein armes Schwein,
der Straßenkehrer Moritz Klein.
Sieben Kinderchen zu Hause
und Ottilie trank keine Brause.
 
Ein jeder liebte Moritz' Wesen,
mächtig hasste er seinen Besen,
den Hundekot und vielen Staub
und im Herbst das viele Laub.
 
Gar zu eintönig war sein Leben,
Reichtum wird's für ihn nicht geben.
Es langte gerade für die Familie
und den Fusel für Ottilie.
 
An plötzliche Wunder glaubt man nie,
aber Moritz spielte die Lottorie.
Ein Funken Hoffnung, winzig klein,
vielleicht schaute Fortuna mal herein.
 
Im letzten Jahr seiner Tätigkeit
wurde der Traum zur Wirklichkeit.
Ungläubig verglich er die sechs Nummern
und sein Herz begann zu bummern.
 
Eins, neun, zwei, sechs, vier und sieben,
die Augen hat er sich gerieben.
Alles stimmte haargenau,
aufgeregt lief er zur Frau.
 
Angesäuselt hat Ottilie geguckt
und vor Aufregung sich verschluckt.
"Mensch Moritz", war ihr Freudenschrei,
"Jetzt kaufen wir die Brennerei !"
 
Die Kinder waren schon aus dem Haus,
der Besen flog zur Tür hinaus.
Moritz immer noch schockiert
und Ottilie jauchzend jubiliert.
 
Drei Millionen sind viel Geld,
auch in unsrer teuren Welt.
Kein Wunder, dass dem armen Wicht
die alte Welt zusammenbricht.
 
Und über diesen Rollentausch
waren beide toll im Rausch.
Sie fuhren in die große Stadt,
die alles für Geld zu bieten hat.
 
Ein teurer Mercedes musste es sein,
Ottilie deckte sich mit Kognac ein.
Eine Villa hoch am Berge stand
mit Weitblick auf den Meeresstrand.
 
Überglücklich zogen sie ein,
die neuen Möbel, superfein.
Eine flaschenstrotzende große Bar,
die für Ottilie der Himmel war.
 
Es kamen Bekannte aus Stadt und Land,
darunter auch welche, die sie nicht gekannt.
Die täglichen  Besuche rissen nicht ab,
weil es immer was zu feiern gab.
 
Fatal kann plötzlicher Reichtum sein,
so stellte sich dann auch das Unglück ein.
Moritz war doch sehr betroffen,
Ottilie war stets stockbesoffen.
 
Sie hat nur gesüffelt, gescherzt und gelacht,
mit all ihren Gästen Unsinn gemacht.
Da geschah es im Monat April,
als Ottilie tot vom Hocker fiel.
 
Moritz untröstlich und allein
verfluchte nun sein üppiges Sein.
Er sah, dass Geld nicht glücklich macht,
und schon gar nicht über Nacht.
 
Wie einfach ist es früher gewesen,
er dachte mit Sehnsucht an seinen Besen.
Nun saß er traurig auf seiner Habe
und seine Ottilie lag im Grabe.
 
Zum Begräbnis waren viele gekommen,
Moritz war noch ganz benommen.
Das Schicksal nahm schnell seinen Lauf,
er wachte plötzlich nicht mehr auf.
 
Karl-Heinz Fricke  12.12.2007

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Karl-Heinz Fricke).
Der Beitrag wurde von Karl-Heinz Fricke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Karl-Heinz Fricke

  Karl-Heinz Fricke als Lieblingsautor markieren

Buch von Karl-Heinz Fricke:

cover

Isidor was machst du da? von Karl-Heinz Fricke



Eine poetische Reise durch den Humor.
Ein Mutterwitz, der beabsichtigt nicht nur ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers zu zaubern, sondern der die Bauch- und Gesichtsmuskeln nicht verkümmern lässt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (14)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Nachdenkliches" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Karl-Heinz Fricke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Spieler von Karl-Heinz Fricke (Besinnliches)
Schicksal von Adalbert Nagele (Nachdenkliches)
Der Kormoran von Lizzy Tewordt (Natur)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen