H ört, liebe Leute, lasst euch sagen,
was sich dereinst hat zugetragen!
Schon viele Jahre ist es her,
so um die sechzig oder mehr,
verliebte sich, es war beim Tanz,
die Käthe in den schmucken Hans.
Der machte ordentlich was her
mit seinem Rang beim Militär.
D ie stolze Haltung, die Manieren,
taten ihr mächtig imponieren,
und sie sank bald in süßer Lust
an seine männlich starke Brust.
Er hielt sie inniglich umfangen
und wär vor Liebe fast vergangen.
Kein Mädchen gabs im ganzen Städtchen,
das so entzückend war wie Käthchen!
Drum konnts für ihn nichts Schönres geben,
als immer nur mit ihr zu leben.
S o schenkte er der lieblich Holden
den Ehering, graviert und golden.
Noch heute steckt an ihrer Hand
dies schmale goldne Ehepfand.
An keinem Tag, damals bis heute,
er den Entschluss jemals bereute.
Denn Käthe war nicht lieblich nur,
mit weiblich reizender Figur,
sie nahm mit Herz und viel Verstand
ihr beider Leben in die Hand.
S ehr glücklich war die erste Zeit,
wenn auch die Trennung nicht mehr weit.
Mit dem ihr eignen kühnen Schwunge
gebar sie Klaus, ein hübscher Junge.
Den Vater kannte er nicht sehr,
der machte Dienst beim Militär,
denn es war Krieg - kein schönes Wort -
er nahm den Mann und Vater fort.
Hätt er nicht Urlaub mal genommen,
es wär zu Wolfram nicht gekommen.
D och kaum war dieser Sohn geboren,
da war die Heimat schon verloren.
Wer konnte, floh aus diesem Land,
wollt er nicht sein in fremder Hand.
VomVater gabs kein Lebenszeichen,
wie sollte man ihn auch erreichen?!
Wer Hans und Käthe aber kennt,
der weiß, es gab ein Happy-End!
Wenn auch nach vielen bangen Stunden,
sie haben sich zurückgefunden.
V on da an ging es stets bergauf
in ihrer aller Lebenslauf.
Mit harter Arbeit und Geschick
erbauten sie ihr Lebensglück.
Verzagten nie, verteilte das Schicksal auch Hiebe,
sie hatten ja sich in treulicher Liebe.
Heut lächeln sie froh im Kreis ihrer Lieben.
Wo sind nur die 60 Jahre geblieben?
D iamantene Hochzeit feiern wir heute,
ein seltenes Fest, fürwahr, liebe Leute.
Gar mancher wär dankbar, so eins zu erleben,
doch leider wird dies nicht jedem gegeben.
So sehr sich der Mensch auch mühn mag, bedenkt:
Da oben ist jemand, der alle uns lenkt!
© Gudrun Zydek