Ich bin jetzt ganz allein gewesen
und hatte Zeit für mich zu lesen.
Versunken ging ich seitenlang
durch einen tiefen Höhlengang.
Wenn Gut und Böse sich bekriegen,
am Schluss das Gute konnte siegen;
wenn Räuber, Hexen und Gespenster,
verdunkeln in der Nacht mein Fenster;
wenn Kinder jeden Fall schnell lösen,
Verbrecher sich in Luft auflösen;
wenn Große von Indianern lernen,
weil Stille Kraft gibt, nicht das Lärmen;
wenn jeder Mensch einmalig ist,
und seine Freunde nicht vergisst;
wenn du im Streit die Lösung weißt,
und niemand weint mehr - nicht mal leis';
wenn Menschen sich von Einsicht leiten,
am Ende um den Frieden streiten;
wenn Feinde sich recht bald vertragen,
und Große sich die Wahrheit sagen;
wenn Trauer steht in vielen Zeilen,
dann kann ich stundenlang verweilen;
wenn jemand Angst hat nächtelang
und sich fast weint um den Verstand;
wenn ich gar lache ohne Ende,
und Mutter klatscht laut in die Hände,
dann ruft sie deutlich mir entgegen,
ich soll mich endlich mal bewegen
und meine Hausaufgaben machen;
im Buch war's gerade so zum Lachen.
Dann spür ich es bei jedem Satz:
Ein Buch zu lesen - ist ein Schatz.
© Hans- Werner Kulinna