Anette Esposito

Renovierung

 
Einst sprach der gute Ehemann:
Die Wände man neu streichen kann.
Das alte Weiß ist schon fast grau.
Was hältst du davon, liebe Frau?

„Ja ja“, sagt sie, „das ist mir Recht.
Ein zartes Rot wär gar nicht schlecht.
Es passte auch zum Kanapee
von dunklem Grau, wie ich es seh.“

„Oh, nein“, rief er erschrocken gleich,
Rot ist doch der Milieubereich
in Hamburg auf der Reeperbahn.
Fang bloß nicht mit 'nem Rotstich an!

Wie findest du denn etwas Blau?
Das passt doch besser, liebe Frau.
Auch die Gardinen trifft der Ton,
die hängen doch seit Jahren schon.“

„Nein, nein, nicht blau, auf keinen Fall!
Ich glaube fast, du hast ’nen Knall.
Blau, Grau sind Töne nüchtern, kalt,
hier braucht‘s, ne wärm‘re Farbgestalt.“

Sie zetert rum, weil er schon bockt,
was beiden zartes Grün entlockt.
Doch finden sie, es passt wohl nicht,
zum allgemeinen Wohngesicht.

Da man nicht einig, so der Fakt,
wurd der Gedanke abgehakt.
Im Bett, da schmollte man im Nu
und drehte sich den Rücken zu.

Die nächste Woche kam heran.
Auf Reisen ging der Ehemann.
Rasch fasste sie nun den Entschluss,
zu tun, was Frau doch tu(e)n muss.

Ganz kompromissreich wählt sie aus
die Farben für ihr kleines Haus.
Holt Pinsel aus dem Fachmarkt schnell,
fängt an zu streichen auf der Stell.

Sie streicht die Wände, streicht und streicht,
sie selbst schon einem Farbtopf gleicht.
Ein wenig Rot vermischt mit Blau,
den Farbton kennt sie sehr genau.

Ermattet nach der Prozedur,
der Renovierungsschönheitskur,
erwartet sie den Gatten gern,
der bald zurück sein würd‘ von Fern.

Als dieser dann ins Zimmer schlich,
aus dem Gesicht die Farbe wich.
Der Wohnbereich, welch Spott und Hohn,
erstrahlte in `nem Lilaton.
 

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