Arno Gündisch
Zyklus Siebenbürgisches Zwielicht
BESETZT
In der Bahn mußte ich stehen
der Bus war überfüllt
im Restaurant war kein Tisch frei
das Klo war zugesperrt
und jetzt sagst du mir
daß neben dir auch nichts
mehr frei wäre
SIE
Im Bus sehen wir uns stumm an
und sonst gibt es nicht viel zu sagen
zwischen Gebüschen vollgestopft mit Wildschweinen
und Häusern die auch nur
vorläufig sind
...UND WIEDER SIE
Als ich sie das erste Mal sah
grinste sie ständig.
Nun ist sie für mich ein Stück Landschaft
ich für sie ein wandelnder Mülleimer.
Auch stört es uns beide wenn wir
einander begegnen
Obwohl selten etwas so
herrlich schiefgeht.
KARNEVALSZEIT
Es schneit nicht viel
der Weihnachtsbaum geht in Pension
Haustore grinsen mich an
und die Katze am Straßenrand
schenkt mir einen
hündischen Blick
LEGENDE
Einst stand da eine Burg
-so sagen die Leute, wenn man sie fragt-
eine Burg und ein Turm mit
einem blechernen Hahn drauf.
Wenn dieser mal krähen wird
-so sagen sie, will man mehr erfahren-
dann wird im Bach nur Wein fließen.
Und wir können uns herrlich betrinken
ohne Kater am nächsten Tag.
So sagen sie.
Diese Gedichte verfaßte ich 1989, als ich Dorflehrer in Kleinschelken/Siebenbürgen war. Die graue Aussichtslosigkeit des kommunistischen Alltags, sowie das Scheitern einer persönlichen Beziehung haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Heute, gut 19 Jahre später, stehe ich noch immer zu dem, was ich damals fühlte-und bemerkte erstmals, daß diese Kurzgedichte eigentlich zusammengehören. Es sei dem Leser überlassen, die jeweiligen Verknüpfungen zu entdecken.Arno Gündisch, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.02.2008.
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