In ihr Haus rief uns Tante Guste,
die immer ohne Frage wusste,
dass wir mächtig Hunger litten.
Da hat sie vom Brot geschnitten
drei, vier dicke Ranken,
stammelnd konnten wir nur danken.
Als wir griffen nach den Scheiben,
sprach sie: "Lasst doch noch bleiben,
wir leben zwar alle in Not,
heute kriegt ihr kein trockenes Brot !"
Sie stellte sich auf eine Bank
und holte aus dem Küchenschrank
einen Steintopf, der schien schwer,
und kam mit diesem zu uns her.
"So, jetzt kommt auf jede Schnitte
und nicht nur etwas in die Mitte.
Riecht es nur das fette Schmalz,
kitzelt euch nicht schon der Hals ?"
Oh, wie wir leckten,
oh, wie wir schleckten,
oh, wie wir schlangen,
ihr ein Loblied sangen,
oh, wie wir kauten
und es verdauten.
"Liebe Tante, danke schön,
wann können wir dich wiedersehn ?"
Karl-Heinz Fricke 02.03.2008
Anmerkung: Wer damals zu jener Zeit gelebt hat, der wird dieses Gedicht
voll verstehen und wissen was Hunger ist. Wir waren als Kinder
dankbar für jede Krume.