Karl-Heinz Fricke

Bohrungen

Vollschlank wurde Hedwig Schlupp
mit vierundvierzig suspendiert.
In einem exklusiven Sauna Klub
hat man sie ausrangiert.
 
Für Hedwig begann eine böse Zeit,
weil sie nichts anderes kannte.
Keine Menschenseele tat ihr leid,
dass man einfach sie verbannte.
 
Allerdings war sie nicht arm,
sie hatte gut gespart.
Sie war vieler Männer Schwarm
und von der liebestollen Art.
 
Nur in ihrem Oberstübchen
flickerte ein dürftig Licht.
Natürlich hat das manches Bübchen
gleich zu Anfang mitgekriegt.
 
Sie war durchaus nicht abgeneigt,
hat auf jeglichen Schutz verzichtet.
Eines Tag's hat sich gezeigt,
das hatte was angerichtet.
 
Es hat das Leben ihr genommen,
das Schicksal nahm seinen Lauf.
Nachdem sie in die Gruft gekommen,
stieg sie keck die Leiter rauf.
 
Erschöpft ganz oben angekommen,
von der vielen Steigerei
hat Petrus sich ihrer angenommen,
er las ihr gleich die Litanei.
 
Für die Flügel müssen wir Löcher bohren
in jede Schulter eins davon.
Sie sei zum Engel auserkoren
und fliegen können müsse sie schon.
 
Da rief Hedwig: "Nee, nee, nee,
Löcher bohren das tut weh !"
Petrus sprach: "Das muss doch sein,
vorn Kopf auch eins für'n Heiligenschein !"
 
Sie schrie: "Das mache ich nicht mit,
denn ein Engel bin ich nit.
Für alles was ich tat auf Erden
kann ich auch nicht selig werden !"
 
Ihr Lamentieren nahm kein Ende,
verzagt rang Petrus seine Hände:
"Hinab die Leiter dann geschwind,
Hedwig, nun wirst du ein Höllenkind.
 
In der Hölle wirst du ungelogen
täglich xmal durchgezogen !"
Hedwig freute sich königlich:
Diese Arbeit liebe ich.
 
Ich werde gern zur Hölle fahren,
denn was ich täglich trieb seit Jahren,
das kann ich bestens noch
und bohren braucht man auch kein Loch !"
 
Karl-Heinz Fricke  o3.03.2008

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