Ferdinand Hanke
Leni
Leni
I.
Ich lebte, lebte in der Welt,
mit dem Fluss, dem Meer, mit dem Land.
Doch ohne Arbeit, ohne eignes Geld.
Im weiten Land mit den engen Köpfen.
Drum zog ich in die Stadt:
Mit den tausend Möglichkeiten!
Mit den fröhlichen Jobs!
Ein Bauerntrampel voller Hoffnungen.
Jetzt sind zwölf Blocks mein Universum.
Und als ich noch wanderte am stillen Strand,
stellte ich mir vor,
dass Wasser aus Dover und Calais meine Knöchel umspülten.
Strandholz und Limonenschalen kamen direkt aus Florida geschwemmt,
für mich.
Grauer Straßendreck spritzt nun an meine Beine.
Meer war Leben.
Die Wasser hier sind tot.
Verbergen sich in tiefen Tunneln.
II.
Ich kam, kam mit dem Zug,
als Nebel war.
Und sah die Penner stehn und starren.
Und betete alsbald,
dass keiner der jungen Kerle da,
mit Springerstiefeln, Baseballschlägern,
nachdrücklichst um nen Fuffi bettelt.
Nah blieb ich bei einem Taxi,
ging weiter nicht
als seine Motorwärme reichte.
III.
Mit magerem Gepäck auf Zimmersuche.
Gram und Eilfertigkeit
in Gesichtern gedrungener Schacherinnen
um pünktliche, ja pünktlichste Miete.
Fingerspuren von Zimmergefangenen,
geplatzte Fleckenaggressionen,
Zeugen zersplitterter Alkoholträume.
Bucklige Sitzmöbel,
Betten wie durchweicht nach Schweißausbrüchen.
Zwölf Blocks mit Mietskasernen.
Mit Weibern, die in Fenstern liegen
wie alte Seidenstrümpfe.
Kneipen mit gekerbten Türen,
Knutscheladies aus Lächeln&Putz.
Männerflaniere.
IV.
Kann jetzt nicht mehr,
kann jetzt kein freundliches Wort über die Lippen bringen.
Ich denke,
also bin ich
in zwölf Blocks.
Ich denke,
also bin ich
demnächst nicht mehr
in zwölf Blocks.
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Ferdinand Hanke).
Der Beitrag wurde von Ferdinand Hanke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.03.2008.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).