Dieter Christian Ochs
DER DUFT DER KINDHEIT
Die halb vergorenen Eierpflaumen im hohen Gras hinter Großmutters
Fast verfallenem Häuschen in der Nase ...
Der zarte, unwiderstehliche Duft ihres Fliederparfums
Aus dem abgegriffenen Quastenflacon ...
Der strenge „Off road-Geruch“ meines Vaters
Wenn er sich alle 14 Tage nachts über uns beugte
Um zu sehen, ob wir schon gewachsen sind ...
Das Aroma des „20Pfennig-Klipps-Kaffees“ in der Dreißiggrammtüte
Den ich neunjährig für die Kaffeerunde meiner Mutter
Im „Tante-Emma-Laden“ abgezählt in 5 und 10 Pfennigstücken besorgen musste ...
Der penetrante Amoniakgestank meines breitnasigen Großvaters
Wenn er mittwochnachmittags länger als 2 Stunden
Im „guten“ Zimmer bei 3 Tassen Blümchenkaffee saß
Und nicht bemerkte, dass seine vordere Hosenhälfte
Eine dunklere Farbe bekam ...
Der eklige Geruch meiner Großtante, deren Nutriapelzmütze übermäßig nach
Mottenkugeln roch, wenn sie uns herzig abküsste ...
Der Duft der noch grünen Steckenkartoffeln
Die wir als Pfadfinder ins viel zu große Feuer hielten ...
Der undefinierbare Popcorn-Schweiß-Muff-Geruch der Kinobesucher
Unseres Lichtspielhauses
Als der „Schatz im Silbersee“ in Überlänge lief ...
Gerüche der Kindheit ...
Ach, könnte ich nur ...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.05.2003.
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