Kommentare unserer Leserinnen und Leser zur Kurzgeschichte
„Meine ´etwas andere´ Großmutter“ von Irmgard Schöndorf Welch


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donnerwetter, ganz schön harter Brocken, diese Oma!
es war sicher nicht leicht, mit ihr zu leben.

lg

annie

Irmgard Schöndorf Welch (28.12.2006):
Lissi Sie war schon etwas Besonderes. Na ja ... sie hatte gewiss auch ihre guten Seiten Danke fürs Lesen und Bewerten. :-) Einen schönen Tag wünscht Dir Irmgard

sartre

21.10.2006
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Sehr schön! Diese Welt kenne ich auch noch. Sie wird mit uns untergehen, denn niemand kann dann mehr darüber berichten.

...Wie alt sie wirklich waren, wurde mir erst bewusst, als Juli nach einigen Jahren, über achtzigjährig starb.
Als ich eines Tages, von der Schule kommend, ins Wohnzimmer trat, traf ich sie am Kachelofen, in ihrem Weidenkorbsessel sitzend an.
Sie habe Wasser in den Beinen, antwortete sie auf meine Nachfrage und könne daher nicht mehr aufstehen. Das Wasser steige in ihrem Körper empor und wenn es ihr Herz erreiche, müsse sie sterben.
Sie zeigte mir ihre Beine, die dick geschwollen waren und wenn man hineindrückte Dellen in der Haut hinterließen, die sich erst allmählich wieder glätteten.
Ich machte mir keine Gedanken darüber, woher das Wasser plötzlich kam, doch täglich, wenn ich aus der Schule zurückkehrte, fragte ich nach dem „Wasserstand“.
Man könne nichts Genaues sagen, meinte Juli dann, nur dass sie immer weniger Luft bekäme.
Dabei sah sie gut aus, wie ich fand. Auf keinen Fall wirkte sie krank. Ihr kleines Gesichtchen war rosarot durchblutet wie eh und je, so dass ich wieder mal nicht umhin konnte zu konstatieren, dass sie in ihrer Jugend ein hübsches Mädchen gewesen sein müsse und ihre Ehelosigkeit unter diesem Gesichtspunkt absolut unverständlich war.
Angst schien sie nicht zu haben, sie klagte nicht über Schmerzen, weinte nicht, freute sich aber, wenn ich mich anbot mit ihr den Rosenkranz zu beten, den sie ununterbrochen in der Hand hielt: „…der für uns Blut geschwitzt hat…der für uns gekreuzigt worden ist…
In diesem Fall schien uns der „Schmerzhafte“, angebrachter als der „Glorreiche“, den wir immer bei heftigen Gewittern bevorzugten…, der von den Toten auferstanden ist…der in den Himmel aufgefahren ist…
Ansonsten ging alles seinen normalen Gang.
Hon versorgte seine Kühe und Schweine, ich ging in die Schule und kümmerte mich um die Hühner, meine Mutter übernahm die Kocherei, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Ich erinnere mich nicht ein Mal, einen Arzt in jenen Tagen gesehen zu haben.
Und dennoch lag, bzw. saß Juli im Sterben. Der Tod lungerte ums Haus herum, stellte ich mir vor, er glotzte zum Fenster herein und wartete auf seine Stunde.
Dann war es so weit. Als ich aus der Schule kam, lag sie schon aufgebart im Schlafzimmer – tot - das Gesicht rosig wie immer.
Einige Male schlich ich mich noch heimlich hinein, um sie mir anzusehen. Doch alles blieb unverändert - nur stand jetzt das Fenster offen: “doss die Seel’ naus ko“, erklärte ihr Hon, eine Maßnahme, die mir einleuchtete.

Juli… an manchen Sommerabenden, wenn wir noch spät unter dem Vordach des alten Bauernhauses auf dem warmen Sandsteinboden der Veranda saßen, wies sie nach oben zum Himmel:
„Der Mond hod an Hof, des Wedder werd schlecht“, war ihre stete Prognose, niemals prophezeite sie schönes Wetter, und heute noch kann ich den Mond nicht betrachten, ohne ihn auf den „Hof“ hin zu überprüfen - und an sie zu denken...


Irmgard Schöndorf Welch (23.10.2006):
an Sartre Interessant und liebevoll geschildert sind Deine Erinnerungen. Ich freue mich, dass Du sie mir mitgeteilt hast. Ja, diese alten Geschichten dürfen nicht ganz vergessen werden. Wollte meiner Großmutter auch ein launisches Denkmal setzen. :-) ganz liebe Grüße Irmgard

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