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„“Etwas“ oder doch “Nichts“? (Version 2012)“ von Klaus-Jürgen Langner


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Papa, wann kommst du endlich nach Hause?



Es war einmal ein reicher Geschäftsmann, der viel in der Welt herumreiste, um ja kein lukratives Geschäft auszulassen. Deshalb war er nur selten zu Hause bei seiner Frau und seinen beiden Töchtern, die ihn sehr vermissten. Das störte aber den reichen Mann nicht, sondern redete sich immer damit heraus, dass er kurz vor dem Abschluss eines neuen Geschäftes stand, das er noch unbedingt erledigen müsse, damit ihm die Millionen nicht durch die Lappen ginge, die er dabei verdienen würde.

Eines Tages jedoch fühlte der Mann in seiner Brustgegend einen stechenden Schmerz. Obwohl ihm übel wurde, verließ er sein elegantes Hotelzimmer und ging nach draußen, um bei einem kleinen Spaziergang etwas frische Luft zu schnappen.

Als er durch einen schönen Park kam, suchte er sich in einer versteckten Ecke eine Bank aus, um sich dort etwas auszuruhen.

Nach einer Weile schlief er jedoch ein und als er wieder wach wurde, stand plötzlich eine schattenhafte Gestalt direkt vor ihm, die ihn aus seltsam schwarzen Augen anstarrte. Die Dämmerung war mittlerweile hereingebrochen, so daß der reiche Geschäftsmann nicht genau sehen konnte, wer da vor ihm stand. Er dachte sofort daran, dass man ihn wohlmöglich ausrauben wolle. Obwohl er es jetzt richtig mit der Angst bekam, riss er sich zusammen und blieb äußerlich ruhig. Doch es kam anders.

"Ich bin der Tod", sagte die Gestalt mit tiefer, rollender Stimme auf einmal zu ihm und fuhr fort: "Ich werde dich noch heute Nacht mitnehmen."

Der reiche Geschäftsmann erschrak jetzt und dachte, er sei noch nicht ganz richtig wach und träume das alles nur.

"Nein, nein, ich stehe leibhaftig vor dir und werde dich gleich mitnehmen", sagte der Tod, als würde er die Gedanken des Mannes lesen können.

"Bitte, lass mich noch etwas leben", bat der Geschäftsmann den Tod instinktiv, dem er so unverhofft ins Gesicht sehen musste.

"Warum sollte ich dich noch länger leben lassen?", fragte ihn die dunkle Gestalt mit eindringlichem Ton in der Stimme.

"Damit ich noch ganz bestimmten Menschen zeigen kann, wie sehr ich sie liebe, bevor ich sterbe."

Der Tod wartete einen Moment und antwortete dann unerbittlich: "Ich bin die gerechte Strafe dafür, dass du es eben in der Vergangenheit nicht getan hast. Wie oft hast du deine kleine Familie vertröstet und dich um sie nicht gekümmert, wenn es darauf ankam. Und das alles nur des Geldes wegen, was du dir von deinen vielen Geschäften erhofft hattest. Deine Reue kommt zu spät."

Nach diesen Worten nahm er dem reichen Geschäftsmann das Leben.

Am nächsten Morgen fanden zwei Stadtgärtner die kalte Leiche des Mannes im Park, leicht nach vorne gebeugt auf der Bank sitzend. In der rechten Hand hielt er ein teures Handy, das immer noch eingeschaltet war. Auf dem Display befand sich eine Nachricht, die von seiner großen Tochter an ihn gerichtet worden war. Dort stand: "Papa, wann kommst du endlich nach Hause?"

Was aber noch viel seltsamer an der ganzen Geschichte war, ergab sich aus der Tatsache, dass die Ehefrau und die beiden Töchter des reichen Geschäftsmannes noch am gleichen Abend seines eigenen Todes durch ein tragisches Unglück in der eigenen Villa durch ein Großfeuer ums Leben gekommen waren.


ENDE


(c)Heinz-Walter Hoetter

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