Angela Heise

ist die Kirche so falsch?

Die Papstwahl steht derzeit im allgemeinen Interesse. Wer wird der Nachfolger von Papst Johannes Paul II? Die Auswahl scheint gross, viele geeignete Kardinäle stehen zur Auswahl und doch ist es schwer. Die eine Seite ruft laut nach einem Reformer, also einem, der die sogenannten alte Zöpfe abschneidet. Die andere Seite möchte es lieber, wenn der neue Papst hübsch konservativ an den alten Dingen festhält.
Und natürlich melden sich auch zahlreiche Frauen zu Wort und geben ihre Meinung kund. Gegen die freie Äusserung der Meinung ist nichts einzuwenden. Was mich persönlich aber wirklich stört ist, wenn diese laut vor gebrachten Meinungen an Ignoranz und Dummheit nicht viel fehlen lassen. Das Ziel der Gleichberechtigung ist dann nicht erreicht, wenn selbsternannte Frauenrechtlerinnen sich äussern ohne die Hintergründe zu kennen und die Sichtweise einseitig ist.
Hups, werden jetzt einige denken, denn eine Frau bin ich schliesslich auch. Stimmt, und viele Dinge im katholischen Kirchenrecht ist sicher reform bedürftig. Wieso aber wird es kritisiert, wenn Frauen in eben dieser katholischen Kirche mit ihrer Rolle zufrieden sind? Und wieso ist plötzlich die Rolle der Frau das Thema? Globalisierung ist selten erfolgversprechend. Betrachte ich also ein wenig die Rolle der Frau in der Kirche, so schweift mein Blick sofort auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Ist es denn nun wirklich tragisch, dass eine Frau in der katholischen Kirche kein Priesteramt inne haben kann? Dann wäre es ja auch schrecklich, dass nur wenige Frauen in der Wirtschaft ein Führungsamt haben. Im Rahmen der Gleichstellung von Mann und Frau wurden auch im Leben ausserhalb der Kirche wenige Ziele erreicht.
Die Hauptstreitpunkt in zahlreichen Diskussionen sind u.a. die Beibehaltung des Zölibats. Sicher, die Kirche hätte weniger Schwierigkeiten Priester zu finden, wenn dieses aufgehoben würde, aber da bleiben die Entscheidungsträger strikt bei den Grundsätzen der Nachfolge Jesu. Da heisst es "wer mir nachfolgen will verlasse seine Familie, er nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Dieses Kreuz der Ehelosigkeit nimmt ein Mann auf sich um Jesus nachzufolgen. Er tut es bewusst und mir stellt sich die Frage, was daran nun falsch ist! Wenn ich als Frau beschliesse Single zu sein, oder aber mein Leben mit einem Partner teilen will ist dies doch auch meine ureigenste Entscheidung. Wer sich den Regeln der Kirche sein Leben nur Gott zu weihen nicht beugen will wird eben nicht Priester.
Die Widerheirat von Geschiedenen ist ein weiterer Streitpunkt. Gerade mit diesem Thema habe ich mich sehr beschäftigt, denn es traf mich auch. Mein Ex-Mann war vor unserer Ehe schon einmal verheiratet. Diese Ehe wurde kirchlich geschlossen und ist somit nicht durch eine Scheidung beendet. Ich habe schon immer von einer Hochzeit in einem weißen Brautkleid geträumt, wie wohl die meisten Mädchen es tun. Am Arm meines Vaters sah ich mich in meinen Träumen durch eine blumengeschmückte Kirche zum Altar schreiten. Tja, aus diesem Traum wurde nichts, denn da mein Ex-Mann ja nach Kirchrecht noch mit seiner ersten Frau verheiratet. Da habe ich damals viele Gespräche mit unserem Pfarrer geführt, weil ich es widersinnig finde, dass ich warten müsste, bis die erste Frau stirbt um dann den Segen der Kirche bekommen zu können.
Anderseits ist niemand gezwungen kirchlich zu heiraten. Nach Kirchenrecht ist die Ehe ein Sakrament und unauflöslich. Das weiss ein Katholik und damit muss er dann klar kommen. Regeln gibt es doch in allen Bereichen. Jeder noch so kleine Verein hat seine Vereinsregeln. Daran halten sich alle. Wer feststellt, dass er mit den Regeln nicht leben kann tritt aus dem Verein aus. So einfach. Auch aus der Kirche kann ich austreten, obwohl ich es immer noch albern finde, wenn gerade die, die gut verdienen aus steuerlichen Gründen aus der Kirche austreten.
Über den Sinn und Unsinn der Verhütung mag man geteilter Meinung sein. Sicher ist es gerade im Zeitalter von Aids fatal auf Verhütung zu verzichten, aber mal ehrlich: bei wem überwacht das der Dorfpfarrer? Wie wäre es denn, wenn da die Verantwortlichen der Regierungen gerade in den Entwicklungsländern auch einmal Verantwortung übernehmen würden? Der katholische Leitsatz, dass Sexualität nur innerhalb der Ehe und mit dem Wunsch ein Kind zu zeugen geduldet ist scheint mir auch altmodisch. Dafür hat die katholische Kirche aber praktischerweise das Busssakrament eingeführt. Übersetzt heisst das, wenn ich gegen die Gebote und Lehren der Kirche verstossen habe beichte ich das und mir wird verziehen.
Wieso also werden die Regeln der Gesellschaft ausserhalb der Kirche hingenommen und die Regeln der Kirche sind ein Diskussionsgegenstand? Die Kirche, gerade die katholische Kirche geht in diesen Tagen mit sehr viel Kritik recht gut um. Besser als ich, gebe ich zu. Die Unfehlbarkeit des Papstes, die Rolle der Frau in der Kirche, das Verbot der Empfängnisverhütung wird heftig besprochen und beschrieben. Erstaunlich ist dann aber, dass so viele Menschen, besonders junge Leute heute wieder nach Rom schauen und auf den weissen Rauch und die Worte "Habemus Papam" wir haben einen Papst warten. Ist vielleicht die sehr traditionelle Haltung der Kirche gerade heute, wo nichts mehr von Wert und Beständigkeit ist wichtiger geworden?
Ist nun die Kirche so falsch, oder ist es eher schick gegen das Altbewährte zu sein?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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