Angela Heise
Ein Brandstifter namens Lissy
Also ehrlich: ich liebe Kinder! Ganz besonders natürlich meine
kleine Enkelin Alicia. Ich kenne sie ja schon seit dem ersten Strampeln
im Bauch meiner Tochter. Gleich nach ihrer Geburt legte mein
Schwiegersohn sie mir noch im Kreißsaal in den Arm.Das war so herrlich
ein solch winziges Wesen im Arm zu halten.
Mittlerweile ist Lissy 3 Jahre alt und beginnt ihre Welt auf eigene
Weise zu erkunden. Dabei hält sie meine Tochter ganz schön in Atem. Zum
Beispiel beschliesst die junge Dame einen Spaziergang zu machen. Meine
Tochter ahnte nicht böses als die Maus ihr mitteilte sie gehe jetzt zur
Uni den Papa abholen. Immerhin ist die Haustür immer fest
abgeschlossen. Lissy hat es aber irgendwie hinbekommen den Schlüssel,
den sie eigentlich nicht erreichen kann umzudrehen. Meine Tochter hörte
das Klappen er Tür und rannte los. Nun ist eine 3-jähige
vergleichsweise schneller, aber meinen Tochter aktivierte alle Reserven
und entwickelte ungewohnt sportlichen Ehrgeiz. Zum Glück, denn sie
erwischte den kleinen Ausreisser an der Ecke zur Hauptverkehrsstraße.
Lissy ist nach ihren diversen Eskapaden immer ein paar Tage friedlich
und wiegt ihre Eltern in Sicherheit. Danan schlägt sie erneut zu.
Ob sie es einfach nur schafft aus ihrem Zimmer zu entkommen, obwohl die
Tür nachweislich abgeschlossen war, ob sie den besten und natürlich
auch teuersten Lippenstift ihrer Mama nimmt und damit die Wände bemalt,
ob sie den Schmuck meiner Tochter, den echten logischerweise klaut und
ins Klo schmeisst: Lissy sorgt dafür, dass ihre Eltern nicht zur Ruhe
kommen.
Heute morgen hat sie allerdings ihren persönlichen Rekord gebrochen!
Meine Tochter und meine Schwiegersohn lagen noch im Bett und schliefen
ahnungslos. Alicia war dagegen schon recht früh wach und ausgesprochen
munter. So stieg sie dann aus ihrem Bett und marschierte nach oben ins
Schlafzimmer der Eltern. Dort sah sie sich wohl ein wenig um und
beschloss dann zu ergründen, was sich alles auf der Kommode befindet.
Also das ist eine richtig hohe Kommode, und für Lissy eigentlich nicht
erreichbar. Die junge Dame ist aber clever und fand auch einen Weg um
oben hin zu gelangen. Sie zog die erste Schublade heraus und stieg
drauf, dann die 2. Schublade und so ging es frohen Mutes weiter bis zum
Ziel. Nach kurzer Inspektion entdeckt sie dort ein altes, lange
vergessenes Feuerzeug. Glücklich stieg sie mit dieser Beute wieder
herunter. In der letzten Schublade fand sie dann zu ihrer großen Freude
auch noch die Papillotten meiner Tochter, für die Lissy durchaus auch
Verwendung hatte.
Sie schichtete diese Pappillotten hübsch auf und zündete sie an. Zum
Glück fand Lissy es wohl langweilig allein an diesem Lagerfeuer zu
sitzen. Mit Anlauf sprang sie meiner Tochter auf den Bauch und jubelte
"Mama gucke ma, hatte Lissy alleine macht". Meine Tochter rappelte sich
hoch, aber in dem ganzen beissenden Rauch im Zimmer konnte sie nicht
wirklich etwas sehen. Panisch riss sie ihrem Mann aus dem Schlaf und
mit Handtücher schlugen sie den Brand aus. Aus den weit geöffneten
Fenster zogen dichte Rauchschwaden ab. Mit dem kleinen Feuerteufel
unterm Arm ging meine gebeutelte Tochter die Treppe hinunter, während
ihr Mann die letzten Flämmchen bekämpfte. Und die Tatsache, das Lissy
unter Tränen versicherte "Mama, hab doch pustet" konnte den häuslichen
Frieden auch nicht wirklich retten.
Jetzt überlegt meine Tochter in jedem Zimmer Feuerlöscher zu
installieren. Mein Vorschlag, die Kurze mit Fußfesseln auszustatten mag
zwar ein wenig gegen die Menschenrechtskonventionen sein, ist aber mit
Sicherheit präventiver und auch bestimmt billiger! Und eines ist
sicher: sollte meine Tochter mich besuchen freue ich mich bestimmt,
aber wenn sie den kleinen Pyromanen mitbringt werde ich wohl in der
Zeit kein Auge zutun!
Ein Bekannter, der diese Geschichte las erzählt mir folgendes: vir einigen Jahren lebte die Familie in einem Land, wo man zum Selbstschutz Schusswaffen hat. Völlig legal natürlich. Mein Bekannter hatte seine Waffen in einem Schrank unter Verschluss. Eines Abends stand er auf der Veranda und genoss den Sonnenuntergang, als hinter ihm eine Tür aufging. Heraus trat das Hausmädchen mit erhobenen Händen. Hinter der Unglücklich spazierte jener 3-jährige, ein Gewehr im Anschlag und hielt sie in Schach. Seinem entsetzen Vater erklärte kurz und bündig: ich habe das Hausmädchen als Geisel genommen!
Zum Glück überstanden alle die Sache ohne irgendeinen Schaden.Angela Heise, Anmerkung zur Geschichte
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Angela Heise).
Der Beitrag wurde von Angela Heise auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2005.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).