Christine Wolny

EIN UNRUHIGER SONNTAG

 
 
 
Es ist Sonntag. Wattinchen will ihn in Ruhe genießen. Doch bald ändert sich die Lage.
„Wo ist nur meine Geldbörse? Ich hatte sie gestern doch noch. Habe ich sie auf dem Markt beim Gemüsehändler liegen lassen? Wie heißt doch bloß der Händler? Und wo wohnt er? Wie erfahre ich seine Telefon Nummer? Wahrscheinlich muss ich bis zum nächsten Samstag warten und dann nachfragen, ob ich sie dort vergessen habe. Ich kann ja auch mal morgen auf dem Fundbüro nachfragen. 
Oder liegt sie  doch in der Wohnung? Was hatte ich gestern an? Ich schaue in der Jackentasche nach. Vorsichtshalber wühle ich auch noch die Manteltaschen durch. Es könnte ja sein.....
Liegt die Geldtasche  noch im Fahrradkorb? Danach bin ich mit dem Auto nach Walldorf gefahren. Ich schaue auch im Auto nach. Wieder nichts.
Nun suche ich in allen Räumen genauer. Ist sie zufällig auf die Eckbank gefallen, oder sogar auf den Boden? Stühle wegrücken, Licht an, genau nachschauen. Wieder umsonst. Im Flur auf dem Garderobenschrank, dort, wo die Schuhe stehen, lege ich sie gerne hin. Noch einmal beide Handtaschen gründlich durchsuchen, also ausleeren. Gibt es so etwas?
 Ohne Erfolg. Was mache ich jetzt?
Ich schreibe eine Liste, was alles in der Geldbörse an wichtigen Sachen drin war. Die 50 €  wären ja noch zu verschmerzen. Aber die Lauferei bei den Ämtern....
Bis der Ausweis wieder da ist und der Führerschein und die Zulassungspapiere und das Krankenkassenkärtchen und........
Das ist alles lästig, und Geld kostet es auch noch. Ich hole mal die Fotokopien des Passes und er Zulassung aus dem Auto. Werde mir ein neues Geldtäschchen zurecht machen, denn eine Woche kann ich ja nicht ohne „Börse“ herumlaufen. Ich stecke auch 50 € ein, denn ohne Geld geht nichts.. Muss das sein? Nur nicht aufregen, alles kann ich wieder regeln.  
Aber vielleicht liegt es doch noch irgendwo. Noch einmal alles durchsuchen.
Im Schlafzimmer brauche ich nicht nachzuschauen, und im Bad auch nicht. Da habe ich es noch nie hingelegt. Vielleicht ist es in den Sessel gefallen, werde auch hinter dem Kissen schauen. Oder liegt es am Computer? Das wäre ein ganz neuer Platz. Jetzt werde ich alt.
Wo war ich gestern nach dem Markt? Noch einmal nachdenken.
Ich war bei meiner Schwester zum Frühstück. Dafür hatte ich frische  Eier auf dem Markt gekauft. Und frischen Tee wollte ich mitbringen. Das habe ich doch in eine Tasche gesteckt. Oder habe ich die zwei Dinge in die Hand genommen? Das weiß ich nicht mehr genau.
Die Taschen, die ich täglich nehme, liegen doch da.
Doch erst bin ich doch bei Sohn Stefan vorbeigefahren und habe ihm einiges gebracht.
Habe ich es dort liegen lassen? Stefan hätte doch angerufen. Er kennt seine Mutter.
Ich entschließe mich, mit dem Fahrrad eine kleine Tour zu machen, um wieder etwas klar im Kopf zu werden.
Dabei fahre ich natürlich bei Stefan vorbei. Er ist nicht da. Ich kann in die Wohnung, aber meine Geldbörse ist nirgends zu sehen. Es ist mittlerweile Mittag geworden.
Ich rufe von ihm aus meine Schwester an.
 
„Habe ich gestern zufällig meine Börse bei Dir vergessen?“ Eine Sekunde herrscht Stille. „Ja, hier liegt eine schwarze Stofftasche mit einem Portmonnaie. Ich wollte dich heute früh schon anrufen, habe es aber wieder vergessen.“
Ich hielt die Luft an. Sollte ich ihr sagen, wie unruhig ich war, wie lange ich gesucht habe?
Nein, ich schimpfe nicht, ich bin ja heilfroh, dass sich alles geklärt hat.
Doch gedacht habe ich schon, dass sie mir durch einen Anruf viel Unruhe erspart hätte.
                                                                     © C.W.
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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