Kirschblütenmond

Martin stand am Rand des Rummelplatzes. Als Don Martino würde er die Leute wieder zum Lachen bringen mit seinen hilflos komischen Gesten, dieser Mimik zwischen Lachen und Weinen - Ausdruck seines Gemütes. Er konnte nicht anders. Stets sah er beides. So fühlte er Trauer beim Anblick eines fröhlich glucksenden Kleinkindes und die alte Frau am Stand mit der Zuckerwatte zauberte den Frühling in seine Seele.  

Heute würde er wieder auf dem Seil tanzen. Langsam stieg er die Treppen des alten, hohen Stadtgebäudes hinauf, trat aufs Dach und blickte hinunter. Laternen vertrieben den Anflug der Dämmerung. Die Zuschauer drängten sich auf dem Platz, Musik lärmte aus den Buden, vermischte sich mit dem Jauchzen und Rufen der Menschen. Ein lauer Wind zerstreute den Geruch nach gebrannten Mandeln, gebratenem Fisch und wehte den Duft der Kirschblüten um Martins Nase. Groß und voll ging der Mond über den fernen Hügeln auf.  

Es war soweit.  

Martin betrat das Seil, winkte, jonglierte mit Bällen und kam scheinbar aus dem Gleichgewicht. Es gab nur noch ihn, das Seil und den Mond. Alles Zerrissene in ihm verschmolz zu einem Ganzen. Tod und Geburt, Liebe und Hass. Martin lachte.

Er ging einfach weiter, als das Seil zu Ende war, dem Mond entgegen.

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