Anja Freitag

Von Frau zu Frau


(13.30 Uhr)
 
Ich weiß noch nicht wie spät es ist!
 

 
Meine Klamotten lagen über das gesamte Zimmer verteilt, das war das erste was ich feststellte, nachdem mich das hereinfallende Tageslicht fast erblinden ließ.
 
Die nächste Erkenntnis bestand darin, dass ein Trupp Handwerker her musste, wer sonst hätte die Türrahmen vergrößern können, damit ich sie passieren konnte. Mein Kopf nämlich fühlte sich an wie ein Riesenkürbis, zudem war er auch noch musikalisch eingestellt, hinten summte es. Meine Unschuld hätte ich hergegeben für ein Aspirin, doch das mit dem hilfreichen Medikament würde unter den aktuellen Bedingungen nichts mehr werden, denn meine Unschuld war schon weg.
 
Zuerst sollte ich ganz langsam aufstehen oder etwas trinken um meinen angekratzten Wasserhaushalt aufzupolieren. In meinem Mund herrschte die Wüste gepaart mit einem Geschmack, den kein Mensch freiwillig bestellte. Zunge und Gaumen hatten den Feuchtigkeitsgrad von drei Wochen altem Brot. (Sofort ein Getränk her!!) Meine Augen erspähten eine Dose Cola, vom gestrigen Abend, auf dem Couchtisch. Meine inneren Organe jubelten sich die Seele aus dem Leib und legten auch keinen Wert auf Kohlensäure. Diese schale Cola würde uns alle fürs erste glücklich machen, meine Zunge, meinen Gaumen, die inneren Organe und mich. Ich griff beherzt nach dem Objekt meiner Begierde und nahm das lauwarme Nass mit einem riesigen Schluck in mich auf, um es sekundengleich wieder von mir zu geben.
 
Mmh!!!!! Welch eine Mischung!!
 
Im Whisky war auch noch ein Fitzelchen Cola zu schmecken. Eine sehr hässliche Erfahrung in meiner aktuellen körperlichen Verfassung.
 
Ungeachtet der tausend Messerstiche in meinen Fußsohlen, rannte ich ins Bad und kommunizierte lauthals mit dem Klo. Jetzt hatte ich richtig Stress mit meinen Innereien. Nach dieser Aktion konnte ich den Geschmack in meinem Mund nicht mehr akzeptieren.
 
Die Lösung stand im Bad parat, es war Odol. Nach einer Ewigkeit (meine Lippen drohten sich unter der Schärfe des Gurgelzeugs zu zersetzen) meinte ich nichts mehr von den vergangenen Strapazen zu schmecken und beendete die Säuberung des Rachenraumes. Was die sanitären Einrichtungen betraf war Marc (mein vorabendliches Dauerdate) eigentlich  mal sehr vorbildlich, doch von meiner längst versprochenen Besucherzahnbürste war breit und weit nichts zu sehen.
 
Der Pelz auf meinen Zähnen (der wohl vor Kälte schützen sollte) musste also vorerst bleiben, denn fremde Zahnbürsten haben nun mal keinen Zutritt.
 
Meine Füße machten mich bei jedem Schritt gnadenlos an.
 
Das waren also Schmerzen, hätte ich mich mal vorab erkundigt, dann wäre mir das trotzdem passiert. Zornig warf ich meinen neuen Schuhen einen verurteilenden Blick zu.
 
Nach circa zehn Minuten hatte ich mich Achsel- und Schrittfrisch gemacht und roch das erste Mal wie ein Mann. Marc war so  n e t t  und hatte selbstverständlich daran gedacht Frauenwaschsachen zu kaufen.
 
Beim Betreten des Wohnzimmers fiel mein Blick das erste Mal auf den Wecker. Die Uhrzeit schrie mich an:
 

 

 
13.53 Uhr!!!!!
 

 

 
Ein kurzes, knappes, aber unüberhörbares „Scheiße“ kam über meine gemarterten Odollippen und ich überschlug mich zusehends.
 

 

 

 
13.55 Uhr
 
Ich verließ Marcs Wohnung.
 

 
Ich nahm die Treppen im Schweinsgalopp und wollte auch die Strecke zur Straßenbahn, von ganzem Herzen, im selben Tempo bestreiten, nach circa einhundert Metern killten mich meine neuen Schuhe.
 
„Toller Tag!!“ war das einzige, was mir zu meiner aktuellen Situation spontan einfiel und ausgesprochen wurde. Die Oma, die an mir vorbeidümpelte, sah erschrocken in mein verpenntes schmerzverzerrtes Gesicht und schüttelte und wackelte mit dem Kopf.
 
„Ja, ja, wackle du nur, ich hoffe es wird die schwindelig davon“ dachte ich.
 
Die wildfremde Oma dümpelte weiter und brummelte irgend etwas ganz aufgelöst in Ihren Frauenbart.
 
Meine Füße hatten mir und dem Fehlkauf in dem sie steckten jetzt unweigerlich den Kampf angesagt. Es waren noch knapp fünfzig Meter bis zur Haltestelle, aber da entdeckte ich einen Rettungswagen. Ein Taxi, es steuerte sogar in meine Richtung. Ich verging vor Glück und brüllte lauter als in der Öffentlichkeit gestattet, aus schierer Angst,  der Fahrer könnte mich übersehen.
 
Achtzehn bis zweiundzwanzig entrüsteter Blicke, von Wartenden an der Haltestelle zog ich so ungebeten auf mich, mit meinem Entengang, den wilden Ausrufen und meinem perfekten Äußeren. Mir war das egal, nur der Taximann sollte mich nicht ignorieren. Und er hatte mich nicht übersehen (Kunststück). Er war ein guter Mann und hielt behände bei mir am Straßenrand. Mit einem gequälten Lächeln humpelte ich auf meine Gehhilfe zu und ließ mich in die Sitze plumpsen. Meine Füße jauchzten. Das war geschafft.
 
Der gute Mann mit Sinn für Pannenhilfe, hieß laut des Werbeschildes der Taxifirma „Simon“. Dieser Simon schaute mich an und fragte nach einigen Minuten, ob ich denn auch ein Fahrtziel hätte.
 
(Direkt in die Hölle, da gehöre ich hin, ich war ein böses Mädchen)
 
„Jürgenstraße 11, bitte“ sagte ich laut und deutlich in seine Richtung. Daraufhin gab er mir, wirklich von mir unaufgefordert einen Pfefferminz-kaugummi. Er handelte offenbar nur um seiner selbst Willen. Ich schätzte, dass mein Exzess mit der Mundspülung ein Windei war. Ein Atemtest (Hand vor den Mund, ausatmen und gleichzeitig riechen) wäre jetzt zur Analyse meines Odems hilfreich gewesen, aber ich unterließ mein Vorhaben, da ich doch ein wenig Panik hatte in Trance zu verfallen. Ich nahm den Kaugummi dankend an.
 
Zu hause angekommen, stieg ich, meine „tollen“ neuen Schuhe in der Hand, aus meiner Gehhilfe aus. Es war der 11 November, der Frost der vergangenen Nacht hing noch in den Gehwegplatten. Meine Füße applaudierten und machten Bücklinge.
 

 

 

 
14.23 Uhr
 
Mensch war ich heute wieder eine Leuchte!!!
 

 
Den Simonmann hätte ich doch bestellen können, auf dass er mich abholt um mich zur Arbeit zu bringen. Wie immer war ich spät dran. Na ja, bei diesem Superstart in den Tag, konnte es nur besser werden und so Fortuna wollte, stünde später am Taxistand ein anderer freundlicher „Simonmann“ der mich an mein Ziel brachte.
 

 

 

 
14.54 Uhr
 
Toll, dass ich so unkompliziert bin.
 

 
Frisch gebügelt in schwarz/weiß näherte ich mich meinem eigentlichen attraktiven Äußeren zusehends und steckte in den flachsten Schuhen der Welt.
 
Ich verließ mein Domizil und zweihundert Meter vor dem Taxistand erkannte ich, dass Fortuna heute keinen Bock auf mich hatte. Niemand stand dort um mich gegen Bares zu chauffieren. Somit blieben mir nur die öffentlichen Verkehrsmittel übrig.
 
Nach zweimaligem Umsteigen und zehnminütigem Fußweg kam ich mit einer halben Stunde Verspätung in dem Restaurant an, in dem ich jetzt vorhatte acht bis neun Stunden zu kellnern.
 
Meinen Füßen hatte ich das bis zu diesem Zeitpunkt verschwiegen.
 

 
So oder so ähnlich verlief mein Leben seit ungefähr fünf Monaten. Arbeiten, feiern, Marc treffen oder arbeiten, nicht feiern und Marc später trotzdem treffen. Für diesen Abend hatte ich mir felsenfest vorgenommen solo zu sein, auch später.
 
Marc würde sich heute mit seinem besten Freund treffen, um einen zünftigen Männerabend zu verbringen.
 
Leider würde ich allem Anschein nach auch nicht vor fünf Uhr zu hause sein, denn es war Samstag und Samstags blieb auch Anna Sonntag (meine Wenigkeit) nicht zu daheim, auch nicht die Scheintoten, zu denen ich momentan definitiv zählte. Heute wollte die gesamte Kellner/Köcheschar im Galax einkehren. Das war lange geplant und wer sich drückte gehörte verachtet. Ich sendete noch kurz ein Stoßgebet gen Himmel, dass Marc sich heute einen anderen Club für seinen zünftigen Männerabend aussuchte und mir bitte erst in spätestens zwei Tagen wieder auf die Pelle rückte. Mein linkes und mein rechtes Bein hatten sich durch unsere aufregenden Treffen bereits völlig entfremdet und ich wollte Ihnen die Chance geben sich wieder näher kennen zu lernen.
 

 
An diesem Abend würde ich auf jeden Fall auf Hanna treffen (auch schon lange geplant, denn Hanna war Dr. Kimbles Tochter). Sie hatte zugesagt nach Ihrer Schicht in Ihrem Lokal zu uns zu stoßen.
 
Hanna war einfach eine tolle Freundin. Wir ergänzten uns wie zwei Legos. Zum einen lachten wir stets über die selben Sachen, hatten eine eigene Sprache zwischen uns entwickelt und verachteten gemeinsam die unsinnigen Sachen dieser Welt (z. B. unbefriedigende sexuelle Erlebnisse). Sie träumte viel, ich war eher erzrealistisch, ich zog es vor einen Strandurlaub zu verbringen, sie tuckerte lieber mit dem Rucksack durch die Pyrenäen, ich war dunkelhaarig, sie blond, sie hatte immer einen festen Freund und ich fast nie.
 
Also, sind wir doch alle mal ehrlich, es ist heute zu Tage nicht leicht einen Menschen zu finden, der einen bedingungslos lieb hatte, ich meine, auch wenn man nicht miteinander verwand ist.
 
Mit Hanna konnte ich fachsimpeln und diskutieren, ohne dass wir uns die Köppe einschlugen, wir konnten „Vom Winde verweht - Nächte“ mit Nudeln in Gorgonzolasoße durchziehen, und das ohne dabei einzuschlafen. Hanna und Anna sind eben ein gutes Beispiel dafür, dass Gegensätze sich magisch anziehen.
 

 

 

 
Keine Zeitangaben mehr.
 
Bin endlich bereit mit der Arbeit loszulegen!!!
 

 
Nachdem ich die Tische feinsäuberlich eingedeckt und meinen Servicetisch hergerichtet hatte, war zu meinem Glück noch immer tote Hose. Mein Antlitz sollte noch nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden, denn auf einer Attraktivitätsscala von eins bis zehn, näherte ich mich mit langsamen Schritten einer minus zwei. Wenn sich doch die Kartoffelsäcke unter meinen Augen langsam zurück zögen.
 
Dann war es geschehen, ein einziger Gast betrat das Restaurant, dieser wollte wahrscheinlich auch von mir bedient werden. Gut gestylt, mit hoffentlich bruchsicherem Haaren, lümmelte er sich in eine der begehrten Sitzecken und versuchte geschäftlich rüber zu kommen.
 
Freundlich schwang ich mich an seinen Tisch und lauschte seinen Wünschen.
 
„Erst einmal einen Kaffee, ein Pelegrino und die Karte würde ich gern einsehen“ sagte es und vergaß sowohl den Gruß, als auch das in der deutschen Muttersprache vorhandene Wörtchen „BITTE“.
 
Das Menü des Tages würde ich empfehlen, Pute an Gemüsereis mit Creme-Brokkoli“ raunzte ich ihm zu. Damit jedoch blitzte ich bei Elvis ab. Somit machte ich mich daran dem Lackaffen seine Wünsche zu erfüllen.
 
Mit dem Kaffe klappte alles ohne weitere Zwischenfälle. Fortuna hatte mich wieder entdeckt. Die Maschine hüstelte zwar wage vor sich hin, traute sich aber nicht zu streiken, da sie meine aufkeimenden tyrannischen Gedanken zu lesen schien. Süßstoff, Sahne, Zucker, Kekse, Löffel, alles da, ich war zutiefst begeistert.
 
Nun war es nur noch an mir das Wasser für den Wunderknaben zu besorgen. Miene Kollegin (die gute Claudia) hatte am Vorabend, den Tresen vorbildlich aufgefüllt, so dass mir der gang in den tiefen, finsteren Keller erspart blieb. Die Pechsträhne an diesem Tag schien hier beendet oder hielt zumindest ein Nickerchen.
 
Die Wasserflasche hatte ich also. Jetzt musste ich diese einfach nur öffnen, ein Zitrönchen und ein Glas dazu kredenzen, fertig. Nur die Wasserflasche öffnen. Ja. Wo war denn der verdammte Flaschenöffner? Keiner in meiner Kellnertasche, keiner am Tresen, keiner in der Schublade, keiner am Servicetisch, keiner in diesem Universum oder was?!?
 
Der Zeitpunkt war gekommen, dass sich Galle bitter in mir ergoss (ich hatte die Schnauze gestrichen voll und wollte Fortuna verhauen). Vom Servicetisch klaubte ich mein Feuerzeug, aber woher bekam ich zartes Wesen so urplötzlich die Fingerfertigkeit eines Bauarbeiters her, diese könne ja bekanntlich Flaschen mit allen Geräten und Werkzeugen dieser Welt (inklusive Kauleiste) öffnen. Zum Üben hatte ich keine Zeit mehr, also konzentrierte ich mich angestrengt auf mein Vorhaben.
 
Ein prüfender Blick zeigte mir, dass der Gestylte nach wie vor relaxt in seiner Sitzecke vor sich hinlümmelte und der Dinge frönte die da kämen. Fragte sich bloß, wie lange noch. Voller Zuversicht versuchte ich den Kronkorken mit dem Ende des Feuerzeuges zu kappen. Das Scheißding rutschte natürlich ab, die Wasserflasche polterte ohrenbetäubend den gesamten Tresen entlang, bevor sie sich entschloss an dessen Ende abzustürzen und mit lautem Krachen zu zerbersten.
 
Wieder einmal machte sich Begeisterung hemmungslos in mir breit.
 
Elvis glotzte aufgeschreckt in meine Richtung, was mich anfeuerte ein Lächeln auf mein verstört dreinschauendes Gesicht zu zaubern. Vergebens, schätzte ich, denn seinem Blick nach, war dieser Versuch definitiv gescheitert.
 
Die frische Schürfwunde welche meinen Daumen zierte, schien mich vorwurfsvoll anzuschauen (nach dem Motto, Anna, du und deine spontanen Ergüsse)
 
Völlig verzweifelt und überhaupt nicht über alle Dinge erhaben, wühlte ich der Schublade meines Servicetisches nach einem Gastropflaster und brachte (oh Wunder) einen Öffner nebst Wundbehandlungsmaterial hervor. Instinktiv passte ich mich dem Strom der Ereignisse an und servierte, als sei nichts geschehen, meinem Lackaffen die gewünschten Getränke, mit Bitte um Nachsicht. Diese kannte jener jedoch nicht und verlangte prompt die Rechnung.
 
Um mich selbst moralisch zu unterstützen redete ich mir ein, er hätte etwas ängstliches in seinem Blick gehabt. Geistig frisch gestärkt lieferte ich die Rechnung ab, die er mit einem nörgelnden „Ich komme nie wieder in den Schuppen“ zahlte.
 
Der Wahnsinn fand keine Grenzen, denn er gab zehn Cent Trinkgeld. Abrupt beschloss mich von diesem Tipp, heute Abend im Galax bis zur Unkenntlichkeit zu besaufen.
 
„Sie wollten doch noch in die Karte schauen“ versuchte ich die Situation zu retten. Die Aussage glitt an der Wahrheit vorbei, denn sein Vorhaben die Karte zu sichten, war nach meinem H²O-Stunt so nah, wie der Dreißigjährige Krieg lange her war.
 
Elvis wurde geschäftig, indem er seinen Kaffee und das dargebotene Wasser verschmähte und sich in Richtung Ausgang bewegte. Als er die Tür passierte, hoffte ich inständig, seine Frisur würde nicht am Türrahmen zerschellen.
 

 
Eigentlich hätte mir das auch egal sein können, denn in spätestens zwei Stunden würde der Bär hier Samba tanzen. In solchen Momenten sah mein fürsorglicher Chef lieber lächelnde Kondensstreifen durch die Tischreihen flitzen, statt seiner Kellnerinnen. Bevor ich mich jedoch zu einem solchen entwickeln wollte, war es wichtig meine gemarterten Füße über dieses kommende Ereignis in Kenntnis zu setzen.
 
Da noch nichts los war, entschied ich mich dieses schwierige Gespräch mit einer Tasse Kaffe zu unterstreichen.
 
Gerade als ich mich am Personaltisch niederließ, sah ich meinen Lieblingsmann Harry auf mich zukommen. Schon beim herein kommen registrierte er meinen verpenntes Antlitz.
 
„Na Schnecke, wie geht es dir?“ fragte er tänzelnd und wirkte allgemein zu gut gelaunt. Auch Harry hatte mit einer dicken Unterfütterung seiner Augen zu kämpfen, was ihn irgendwie an diesem Tag nicht zu stören schien.
 
Ich taxierte ihn freundlich und schlug ihm entgegen:
 
„Das ist doch ein ganz schlechter Witz. Wie kann man mit dem Gesicht so gut drauf sein. Du siehst aus, als würde dir im stehen schlafen nichts ausmachen“
 
Mein Blick sprach sicherlich Bände.
 
Harry schenkte mir sein schönstes Lächeln (unter den gegebenen Umständen) und unterbreitete mir, dass man zwar scheiße aussehen, aber dennoch gut drauf sein könne, wenn man was tolles erlebt hat.
 
„Ich habe Neuigkeiten“ gurrte er mir zu. Ich lief ihm einen Kaffe zu besorgen und er begann mich aufzuklären, was ihn so fröhlich stimmte.
 
Er hatte einen neuen Lover (obwohl er einen festen Freund hatte, seit einem Jahr), der wäre so süß und hätte sich so toll um ihn „gekümmert“ heute Nacht. Er wäre jetzt bis über beide Ohren verliebt, weil keiner hätte es ihm vorher so schön besorgt wie Leo (der Neue). Mir war bekannt, dass Harry schon längere Zeit wild auf diesen Burschen war, aber bist zu diesem Zeitpunkt waren wir davon aus gegangen, dass Harry bei ihm keine Schnitte hätte, weil auch Leo seit Jahren in einer festen Beziehung steckte. Am Vorabend wäre Leo mit seinem Mann in unser Restaurant gekommen und beide hätten sich furchtbar gestritten. Leos Klotz am Bein wäre fürchterlich wütend abgedampft. Danach hätte Leo sich mit Sekt die Kante gegeben und Harry war seine Schulter zu anlehnen. Ich schätzte, er hatte ihn zu sehr gestützt, denn sonst wären die beiden nicht zusammen in der Kiste gelandet.
 
Trotzdem freute ich mich wahnsinnig für Harry, dass es geklappt hatte, war mir aber jetzt schon darüber im Klaren, dass Harry bald meine Schulter brauchen würde, wenn er feststellte, dass Leo ihn schändlich ausgenutzt hatte.
 

 
Leo sollte heute Abend auch im Galax sein, somit war die Frage klar, ob ich auch dabei sei.
 
Ich bat Harry mich das ganze noch einmal nach 21.00 Uhr zu fragen, da ich mir zum momentanen Zeitpunkt noch nicht darüber im Klaren war, wie es mir Abend ginge.
 
Harry meinte nur es wäre unklug, den Tag vor dem Abend zu verurteilen, denn Morgenstund hat ja bekanntlich Mundgeruch im Mund und wer zu spät kommt, lacht ja bekanntlich am lautesten. Selbiges tat auch ich nach diesem Aufmarsch an Weisheiten.
 

 
Mein bester Berater in Sachen Männer, also was Männer erwarten, dafür bieten und welcher für mich am ehesten in Frage käme, war Harry.
 
In diesen Dingen war er einfach unschlagbar, da wir nun mal das gleiche Geschlecht liebten.
 
Es war bisher nicht nur einmal vorgekommen, dass wir beide mit dem ein und dem selben Mann geflirtet hatten. Stress deswegen gab es jedoch nie.
 
Auch Marc war eine heiße Empfehlung von Harry.
 

 
Witzig an der ganzen Beziehung zu Harry ist nur, dass ich Anfangs bis über beide Ohren in Ihn verliebt war. Das hatte natürliche Gründe. Wir schwammen quasi auf einer Wellenlänge. Er mochte alles, was ich mochte, als Berater in Sachen Klamotten war Harry der Hammer (hier hätte mir seine sexuelle Gesinnung eigentlich klar sein müssen).
 
Wie sensibel er auf Weiberproblemchenreagierte und auch immer einen simplen Ratschlag parat hatte, einfach faszinierend. Ich war zutiefst erschüttert, als ich mich der Wahrheit stellen musste. H a r r y   w a r   s c h w u l !!! Man, und überhaupt nicht tuntig dabei.
 
Die Ernüchterung lag darin, dass mir klar wurde, dass ein Hetero-Mann solcherlei Qualitäten nur in absoluten Ausnahmefällen zu bieten hatte.
 

 
Uns Frauen ist doch wohl klar, dass diese Hetero-Sonder-Exemplare entweder bereits vergeben sind (verheiratet, angekettet, nie wieder freigelassen) oder die im „nochnichtheiratsfähigem“ Alter bereits direkt nach der Geburt versprochen werden.
 

 
Gegenstimmen???????
 

 
Als Harry mir damals erzählte, welch ein Akt sein Coming-Out zu DDR-Zeiten war, beeindruckte er mich sehr. Wie es sich gehört für einen Mann, hatte er geheiratet und sich fortgepflanzt. Das Ergebnis: eine süße Tochter die er bis heute vergöttert, umsorgt und liebt.
 
Raus gekommen war alles, als er mit einem Freund der Familie in Flagranti erwischt wurde. Abstreiten brachte da nicht mehr viel. Seine heutige Exfrau hasste ihn für einige Zeit gnadenlos. Ein vernünftiges Gespräch sorgte dafür, dass beide heute die besten Freunde sind.
 

 

 

 
Später am Abend
 
Ein Königreich für eine Dusche!!!!
 

 
„Wenn die nicht gleich Land gewinnen, platzt mir der Arsch“ mit verachtendem Blick fixierte ich meine letzten Gäste.
 
Bereits vor einer halben Stunde hatten wir alle Tische gesäubert, der Tresen war fertig geschrubbt und die Kaffeemaschine blitzte.
 
Meine Gäste besetzten zwei zusammengestellte Tische. Sie waren zu acht und hatten ein Durchschnittsalter von fünfzehn Jahren. Wahrscheinlich nutzten sie den heutigen Tag für ihren Wochenausgang (Heimkinder?). Die Härte war, dass sie sich gemeinschaftlich an vier Gläsern Cola festsaugten. Ich sah mir das Spielchen noch weitere zehn Minuten an, indessen Harry mir zur Beruhigung ein Fläschchen Sekt kredenzte. Ich spülte das erste Glas herunter, fühlte aber keine Veränderung.
 
Ich war mal wieder auf 180° C.
 
Bevor wir auf die Piste gingen, hätte ich mich gern noch geduscht und umgezogen, aber bei dem Tempo, das die Kids da vorlegten, war ich mir sicher, dass ich mich entweder abhetzen musste oder stinkend in Arbeitsklamotten den weiteren Abend verbringen würde.
 
Der Beschluss die Krabbelgruppe an Tisch 7/9 aufzulösen und in ihre Bettchen zu schicken stand jetzt felsenfest.
 
Ich ließ mir von den Minderjährigen nicht meinen Feierabend versauen.
 
Just im nächsten Augenblick präsentierte ich Ihnen die Rechnung. Der Gruppenälteste (circa 16 Jahre) konterte meinen Versuch.
 
„Sag mal, wie bist du denn drauf Schwester?!? Wir haben das Recht unsere Getränke in Ruhe aus zu trinken, immerhin zahlen wir dafür.“
 
Nun hatte ich also ein neues Familienmitglied,… einen Bruder.
 
Um mich zu ihm herab zu lassen, gab ich ihm zu verstehen: „Aha, so ist das also, eure Cola hat einen Kohlensäuregehalt von zwei Wochen altem Leitungswasser, so lange wie ihr hier zu acht mit vier Getränken ausgekommen seid, habe ich keine Befürchtungen, dass ihr einen sechswöchigen Wüstentrip locker ohne Wasser überleben könntet. Jetzt zahlt ihr, denn wir haben bereits seit einer halben Stunde geschlossen.“
 
Mein neuer Bruder ließ nicht locker.
 
„Hör mal, wir bezahlen hier auch für den Service und du bist nicht gerade sehr freundlich für ´ne Kellnerin.“
 
Er grinste überlegen in die Runde und heimste sich wohl eine gehörige Portion Respekt ein.
 
Mein Adrenalinspiegel kochte auf.
 
„Jetzt hörst du mal zu, Bruder, wenn du nicht innerhalb einer Sekunde die Pfütze Cola weghast, war das hier euer letzter Besuch, ferner rückst du mir sofort die Kohle rüber und dann will ich nur noch sehen, wie ihr die Tür von außen schließt.“ Dabei war ich soweit auf die Pelle gerückt, dass sich unsere Nasenspitzen um ein Haar berührt hätten.
 
Mein Blick war sicherlich gewaltig zornig, denn der Pimpf beruhigte sich und gab mir das Geld. Ich bekam wieder zehn Cent Trinkgeld. Jetzt stand mein Entschluss fest, das Geld musste auf den Kopp gekloppt werden, ich würde heute strallebreit nach hause gehen.
 

 
In der ersten Etage über dem Restaurant gab es Duschen und unsere Spinde. In weiser Voraussicht hatte ich die passenden Klamotten fürs Galax zur Arbeit mitgenommen.
 
„Harry“ rief ich um die Ecke „ich geh nach oben und mach mich fertig“
 
„Was hast du getan, sei nicht zu grob zu dir“
 
Dies quittierte ich mit einem lauten Lachen und verschwand nach oben.
 

 

 

 
Noch später am Abend
 
Jetzt konnte es nur noch lustig werden!!!
 

 
Zurechtgezupft und pistenfein gingen wir erst einmal ins benachbarte „Flowers“. Es gehörte Hagen (ein lecker Kerlchen), der die Kellnerinnen aus unserem Restaurant bis dato alle zu „schätzen“ wusste. Mehr als einmal war es vorgekommen, dass er mit seinem Charme und seiner Brieftasche unsere besten Servicekräfte abgeworben hatte. Eine davon war Colletta, sie hatte heute Wechselschicht und bot uns schon beim Eintreten ins Lokal den Sektkühler dar.
 
Wir bejahten ihre Frage, ob wir heute in Galax gingen. Auch sicherten wir ihr zu, dass wir noch auf sie warten könnten um uns gemeinsam ein Taxi zu teilen. Sie fragte auch wer sich denn noch anschließen würde. Daraufhin zählte ich den gesamten Stab unseres Restaurants auf inklusive Chef und seiner sächselnden Freundin.
 
Harry und ich stoßen an und harrten der Dinge die noch kommen sollten.
 

 
Die Sachsen sind wohl ein Volk wie du und ich. Aber manches kann man einfach nicht unkommentiert hinnehmen. Die vorab erwähnte Freundin (Sara, Sächsin ihrerseits) unseres Chefs, war wirklich ein attraktives und nettes Ding, aber unsere erste Begegnung kostete mich fast das Leben.
 
Wir hatten uns nie zuvor gesehen und ich war mir auch nicht darüber im klaren, dass Sara die Lebensabschnittsgefährtin meines neuen Chefs sei. Folgendermaßen begab es sich:
 
Wieder einmal war unser Hilfskoch nicht dazu in der Lage gewesen das Leergut in den Gruselkeller zu tragen. Somit rannte ich ziemlich wenig entspannt, bepackt mit Leergut bis unter den Haaransatz, zum Kellereingang (was tut man nicht alles, wenn man frisch angestellt ist). Dort stand mir plötzlich ein weibliches Wesen gegenüber, welches anhob mir die Tür zum Kellerverlies zu öffnen und aufzuhalten. Es war, wie ich heute weiß, Sara, die mir im Grunde genommen nur drei Worte an den Kopf warf.
 
„Kansch ihnende Türuffhalden?!?!“
 
An ihrer Stimmlage erkannte ich, dass es sich hier eventuell um eine Frage handeln konnte.. Unter meiner Last jedoch, brüllte ich ein eifriges „Jaha, geeerne!!!“
 
Im Verlies aber verließ mich jedweder Anstand, ich schrie vor lachen wie wahnsinnig und konnte mich nimmermehr beruhigen, denn mittlerweile hatte ich die Botschaft entschlüsselt.
 
Solcherlei Dialoge fanden nun des Öfteren statt (ich meine, wo ich den Inhalt erst einige Zeit später raffte und während des eigentlichen Gespräches immer nur freundlich mit dem Kopf nickte und ab und an ein höfliches Lächeln einbaute). Da gab es schon einige Sachen, die mir das Zwerchfell verrutschen ließen.
 
Wenn Sara die Tür aufgehalten haben wollte, drohte sie stets mit Mittagessen „Gänsefleischma dedüre uffhalden?“ oder herkömmliche Schokoriegel heißen dann „Schniggas“. Wenn man Glück hatte, wurde auch eine Einladung ausgesprochen, dabei ging es um ein nettes Beisammensein, im Hause des Chefs, mit dem neuesten „Witschiofölm“.
 
Nach einem durchzechten Abend ließ sich Sara gern zu folgender Aussage hinreißen, wenn wir dann aufbrachen: „alles naushibbel un saggel un paggel ne vagesse“
 
Aber dieses sprachliche Handikap stellte ihr keine Beine. Sie hatte eine Beziehung zu einem wirklich netten Sohn reicher Eltern, der zusätzlich mit viel Ehrgeiz und Papas Kohle sein eigenes kleines Gastro-Imperium aufgebaut hatte. Ihm gehörten damals zwölf sehr gut gehende Restaurants in der ganzen ehemaligen DDR.
 
Aber Neid hat noch nie jemanden vorangebracht.
 
Sara und Cheffe waren glücklich, nur das zählte, solange es andauerte.
 

 
Das Flowers leerte sich zusehends und Colletta hatte sich bereits zu Zurechtmachen zurück gezogen
 
Der schöne Hagen begab sich in unsere Richtung und hob zu einem Gespräch an. Er war gewillt uns in seinem stets vollgerümpelten Jeep zum Galax zu fahren. Wir meinten aber erst einmal, dass wir uns dass eingehend überlegen müssten. Eigentlich war die Sache für mich und Harry gebongt. Wir konnten uns so das Taxigeld sparen und hatten auch noch Unterhaltung. Wir sagten zu.
 

 
Harry und ich waren in unserer Lieblingsfarbe tiefschwarz gestylt, obwohl Harry Stilbruch mit seiner frisch erworbenen kamelfarbenen, todschicken Weste beging. Nachdem ich zum siebenten M alernsthaftbeteuerte,dasserfaszinierendaussahundauchseineKartoffelsäckeunterdenAugenmomentanAusganghatten,warerberuhigtundeskonntelosgehen.br  
Colletta war auch fertig und einen Augenaufschlag später saßen wir in Hagens komplett zugestellten Jeep. Jeder hatte satte zwei  Quadratzentimeter Platz um sich behaglich zu fühlen. Zu allem Überfluss fuhr Hagen wie eine besengte Sau. Just in diesem Moment beschloss ich, dass Hagen zum nächsten Geburtstag Bremsen von mir geschenkt bekäme.
 
Mir war nur geringfügig schlecht und durch mein frisch dekoriertes Make-up schimmerte bestimmt eine vornehme Blässe.
 
Aber was jammerte ich, Holger, der Koch aus dem Flowers, ein gar korpulenter Kandidat, verteilte während der Fahrt auf Harry, was er zu bieten hatte.
 

 
Ungefähr zweitausend Menschen drängelten sich, wie die Irren vor dem Galax und begehrten Einlass. Wir als Stammkunden schmuggelten uns zu unserem Lieblingsordner vor und betraten die musikalische Einrichtung unter Drohrufen und weiblichen Zickengebrüll der wartenden Masse. Mit hasserfüllten Blicken in meinem Rücken ging ich voran um die Lage zu peilen. Der Club war brechend voll, aber die Songs waren jetzt schon tanzverdächtig.
 

 
Wir mischten uns erst einmal unter das zuckende Volk und versuchten unsere Begleiter aus zu machen.
 
Holger bahnte uns den Weg, indem er einfach nur seinen massigen Körper durch die Reihen schob. Die kleine Colletta fand unseren Chef und sein sächselndes Görlfränd zuerst. Weiter dahinter stand der restliche Stab. Wir bestellten erst einmal Sekt für alle, wobei Cheffe zahlen wollte. Niemand hatte etwas einzuwenden.
 
Nach der ersten Erfrischung, entschlossen wir uns spontan zu tanzen. Diesen Rhythmen konnte niemand wieder stehen. Wir bewegten uns ausgelassen zur ohrenbetäubenden Musik.
 
Hinter Harry tanzten zwei junge Damen, die fortwährend mit Blick auf ihn doof rumgrinsten. Das konnte ich nicht direkt einordnen, denn Harry war ein guter Tänzer und auch heute bewegte er sich nicht anders als sonst. Ich dachte nicht weiter darüber nach und überließ den jungen Damen die Freude an ihren pubertären Ausbrüchen.
 
Der dritte unserer Lieblingstitel lief, als auch mir etwas unter Harrys rechtem Arm auffiel, es leuchtete stechend weiß im Schwarzlicht. Darüber sah ich erst einmal hinweg und gab mich meinen rhythmischen Bewegungen zu Prince hin.
 
Mir war in diesem Moment nur wichtig den Abend entspannt mit der Truppe zu genießen, so dass ich inständig hoffte, Marc träfe nicht doch zufällig auf mich. Wenn ich den Tag mit seinen Geschehnissen jedoch analysierte bestand zu zwei Millionen Prozent die Möglichkeit ihm doch über den Weg zu rennen. Wenn ich mich beeilte sah er mich ja vielleicht nicht.
 
Da war es wieder, das blinkende Ding unter Harrys Arm, inmitten einer inspirierenden Tanzbewegung. Als ich ihn darauf aufmerksam machen wollte, bemerkte ich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Neben uns stand von jetzt auf gleich ein sehr ansehnliches männliches Wesen und begrüßte Harry mit irgendeinem netten Satz. Was das war, kann ich leider an dieser Stelle nicht schreiben, denn es war unter der dröhnenden Musik nicht zu verstehen. Eine Sekunde später hob das freundliche Wesen (später stellte sich heraus, dass es sich um d e n Leo handelte) zu einer weiteren Aussage an (was weiß ich, was da gegrölt wurde).
 
Feststellen durfte ich nur, dass Harrys Gesicht erstarrte und er errötete. Er packte mich und zerrte mich von der Tanzfläche. Völlig aufgewühlt brüllte er mich an: „Anna, ich werde sterben, sorge dafür, dass der Boden sich unter mir auftut.“
 
Ich brüllte ebenso engagiert zurück: „Was ist denn los?!?“ Dann schrei er mir das Trommelfell zusammen. Ich zuckte mit den Schultern und machte ihm begreiflich, dass ich kein Wort verstanden hätte. Noch einmal wurde ich gnadenlos angebrüllt.
 
„Kannst du mir sagen, was meine Weste gekostet hat?“ Ich verneinte und machte ihm verständlich, dass wir nicht zusammen shoppen waren.
 
„Leo konnte es mir gerade sagen. Schau mal hierher!“
 
Er zuppelte an seiner Weste und zum Vorschein kam das Originalpreisschild.
 
Ich begriff, konnte Harry aber keinen Trost spenden, da ich mich darum kümmern musste mir nicht in die Hosen zu pinkeln vor Lachen. Da mir die Tränen meterhoch in den Augen standen, konnte ich nur schemenhaft wahrnehmen, wie Harry wütend das Preisschild abriss und fluchte wie ein Kesselflicker. Er wollte auch von ganzem Herzen wütend bleiben, das gelang ihm aber nicht, denn als er meinen Lachflash registrierte, musste er sich ungewollt unterordnen.
 
Irgendwann waren wir dann auch mal fertig damit uns kaputt zu lachen. Wir stiegen die Treppe zur Galerie rauf. Beide Seiten des Geländers waren mit Menschen gesäumt. Von oben hatte man nämlich einen super Überblick über das tanzende, wippende Volk.
 
Wir entschlossen uns wieder unserer Truppe an zu schließen, mit dem Vorsatz, die Preisschild-Affäre für uns zu behalten.
 
Die Treppe zu Tanzfläche war erreicht, als Harry irgendetwas grölte. In dem ich mich umsah, verpasste ich die erste Treppenstufe. Da auch hier das Geländer vom Volk versperrt wurde, ergab sich mir keine Möglichkeit des Haltes. Die restlichen Stufen (in meiner Erinnerung waren es mindestens einhundert) nahm ich mit meinem Hinterteil, mit der Gewissheit, dass a l l e es sehen konnten. Auf dem Weg nach unten verspürte ich noch keinen körperlichen Schmerz, nur die Haare standen mir vor Scham zu Berge. Der nächste Morgen sollte mich jedoch eines Besseren belehren, dann sollte ich es wissen, was es bedeutet, ein geprellter Steiß.
 
Harry stürzte drei Stufen auf einmal nehmend zu mir.
 
Noch bevor er fragen konnte, ob und wie sehr ich mir weh getan hätte, prustete er auch schon los. Ich versuchte mich einzuklinken, aber so richtig wollte mir das nicht gelingen. Im Begriff aufzustehen, stellte sich der riesige Fuß eines noch riesigeren Mannes auf meinen. Allem Anschein nach hatte der Hüne auch nicht vor in nächster Zeit etwas an dieser Situation zu ändern.
 
Als der Schmerz schier unerträglich wurde wies ich ihn zurecht, in dem ich seinen mächtigen Körper mit Anlauf versuchte zu verrücken. Der sah mich von oben herab an und stellte fest wo er geparkt hatte. Er grunzte wohl eine Entschuldigung.
 
Ich hatte genug für heute und wollte nur noch heim. Harry überredete mich noch eine halbe Stunde zu bleiben, was sich als Fehlentscheidung erweisen sollte.
 
Unser Chef und sein sächselndes Görlfränd waren heute auf den Tag irgendwie schon lange zusammen und spendierten eine Flasche Sekt.
 
Harry bot sich höflich an die Flasche zu öffnen. Als er mit seinen geübten Kellnerfingern zum öffnen ansetzte und den Korken ziehen wollte, machte dieser sich (wahrscheinlich des Überdrucks wegen) quasi selbständig. Der Inhalt der Flasche ergoss sich über das sächselnde Görlfränd und (na mal raten??) mich. Nun stank ich auch noch wie ein Brauereipferd. Mein Entschluss, das Weite zu suchen konnte nun fester nicht stehen. Ich machte mich auf die Socken, nachdem ich mich halbherzig bei allen verabschiedet hatte.
 
Das Gesicht zur Faust geballt, bewegte ich mich nach draußen und sah nur noch wie Marc an mir vorbeiging. Ich drehte mich nicht um. (Nachvollziehbar? Oder?)
 

 
Völlig erschöpft, vom Hunger und meinem Steiß gequält, freute ich mich nur noch auf mein Bett. Beruhigend war die Tatsache, dass ich am nächsten Tag nicht arbeiten musste und somit ausschlafen konnte bis sich die Balken bogen.
 
Der Taximann ließ mich aussteigen. Ich war froh von ihm weg zu kommen. Ein Taubstummer hätte mich besser unterhalten. Müder, sturer, gesprächs-unbereiter, alter Bock, mit o h n e Trinkgeld von mir.
 
Schon nach dem ersten Treppenabsatz merkte ich wie mir speiübel wurde. Salzige Spucke nutzte meinen Mund als Talsperre. Gehandikapt wie ich war, rannte ich so schnell es mein gemarterter Körper zuließ und kriegte natürlich den Schlüssel erst nach einer Ewigkeit in den für ihn vorgesehene Öffnung. Nach dem dritten aufgeregten „neben das Schlüsselloch stecken“ klappte es und ich konnte endlich die Tür öffnen. Ich stürzte in mein Mini-Gäste-Klo und über gab mich das zweite Mal innerhalb eines Tages. Es war zum Kotzen.
 

 
Nachdem ich mir den Hals wund gewürgt hatte und es ohne Unterlass in meinen Schläfen pochte, verachtete ich mich noch kurz im Spiegel, wobei ich beschloss die nächste Party solle erst in spätestens zwei Wochen stattfinden. Ich legte mich ins Bett, wo ich gerade noch so merkte, dass ich einschlief, dann schlief ich wohl.
 

 
Am Morgen, sorry am Nachmittag schellte das Telefon fortwährend und dauerhaft. Irgendwann hob ich in Trance ab und hauchte ein „Nein“ in den Apparat.
 
Ich hatte noch nicht mal richtig aufgelegt, als sich das Ding entschloss, wieder Laut zu geben.
 

 
Abheben – dem Anrufer ein „N E I N“ entgegenschmettern – Auflegen!
 
Ach so, und das Telefon hassen. Das Kissen war mein Halt, in selbiges wollte ich mich auch noch eine ganze Weile hinein kuscheln.
 
Sollte das Telefon noch einmal aufmucken, gab es Kloppe. Sinnierte ich so vor mich hin bevor es
 

 
K L I N G E L T E ! ! !
 

 
Jetzt reichte es. „Waaaaaas ist?“
 
„Hallo Püppi, mal nicht so grantig, ich bin es Harry.“ säuselte er um Verzeihung bittend in den Hörer.
 
Ich ließ ihn nicht ausreden.
 
„Schätzchen, es ist mir im Moment egal, wer du bist. Ich habe heute frei. Ich will Heia machen. Bitte!
 
„OK, ich melde mich zwei Stunden noch mal.“ Klick.
 
Scheiße, jetzt war ich wach. Augen zukneifen und regelmäßig ein- und ausatmen, sollte hier auch nicht helfen. Mein Körper war eine einzige Baustelle. Der Hals tat mir noch immer von der Kotzerei weh, mein Steiß war nach wie vor nicht gut auf mich zu sprechen, das Pochen in meinem Kopf hatte ein dumpfer Schmerz abgelöst und ich war eigentlich hundemüde.
 
Der Beschluss einen Kaffee zu kochen, wurde abrupt in die Tat umgesetzt. Zwei Marmeladentoast gesellten sich dazu. Nach dem ersten Bissen stellte ich fest, dass mein Appetit Urlaub machte und verschmähte den restlichen Toast.
 
Während ich meinen Milchkaffe schlürfte, checkte ich meine Termine für die kommende Woche. Es ergab sich, dass ich mich um drei Sachen kümmern musste.
 
Ich hatte wohl verdrängt, dass ich in weniger als einem Monat aus meiner aktuellen Behausung ausziehen würde, denn hier lebte ich nur zur Untermiete. Das hieß alles in allem: Drei Wohnungsbesichtigungen, am Montag Vormittag in wirklich schönen Lagen meiner Wahlheimatstadt. Mittwoch, Termin mit Hanna, die mir am Vorabend nicht mehr begegnet war.
 
Lecker Essen gehen, schwatzen und die Gerüchteküche aufpolieren. Donnerstag, Besuch beim Pflaumendoktor zur halbjährigen Untersuchung unten rum und Abholung der erforderlichen Pillenration, zum Spaß haben mit Marc. Das war registriert.
 
Mein nächster Gedanke widmete sich einem wohltuenden Bad, mit Musik (leise), Kerzen und ganz viel Schaum.
 
Das Wasser plätscherte fröhlich vor sich hin, als ich wahnsinnigen Appetit (war wohl nur ein Kurzurlaub) auf einen Vanillepudding verspürte. Ich machte mich daran, das Zeug zusammen zu rühren und aufzukochen, um es, wenn ich in Runzeln aufgelöst aus der Wanne kam, genüsslich zu mir zu nehmen.
 
Das Bad entspannte meinen desolaten Körper und ich fühlte mich sauber und frisch und viel attraktiver, als noch vor einer knappen Stunde.
 
Frisch gebadet und Pudding essend, lümmelte ich auf dem Sofa und unterhielt mich mit einem Film aus der Rubrik: „Alle sind heiß auf Brad Pitt“.
 
Harry meldete sich, wie versprochen. Das Telefonat beschränkte sich darauf, die Katastrophen des Vorabends auszuwerten und mich runter zu kanzeln, wieso ich denn s o o o o  früh abgehauen sei. Es wäre ja nicht so lustig gewesen ohne mich, aber er war trotzdem bis zum Schluss da. Obwohl er ja gar keinen Spaß hatte, blieb er bis das Licht anging, aber eigentlich war es ja total langweilig, nachdem ich gegangen war. Ich beteuerte noch einige Male, wie fürchterlich leid es mir täte und Harry gab dann auch irgendwann Ruhe. Erleichtert legte ich den Hörer auf und schaltete den Film wieder ein.
 
So wollte ich den Tag verbringen. Das Haus würde ich heute nur verlassen, wenn es brennt.
 
Spontan (Brad Pitt, war gerade mal nicht zu sehen) kam mir der Gedanke, dass ich doch eigentlich mal in den Urlaub fahren sollte. (Ich nahm mir vor, meinen Appetit zu fragen, wo es momentan am schönsten war.)
 
Wo fährt man denn im November innerhalb Deutschlands in den Urlaub. An der Ost/Nordsee war es ungemütlich zu dieser Jahreszeit. In den Bergen nervte mich das stete auf und ab. Außerdem war ich höhenängstlich.
 
Ich entschloss mich kurzerhand für die Ostsee, da pfiff der Wind nicht ganz so fies, wie am nördlichen Pendon.
 
Ich rief meinen Chef an. Nach einigem quengeln, nörgeln, bitten und bla bla, von wegen sehr kurzfristig und warum gerade jetzt, wo der Wochenplan schon stünde, stimmte Cheffe zu. Ich informierte Hanna fernmündlich, dass unser Termin am Mittwoch ausfallen musste, wegen spontaner Reiselust meinerseits. Wir besprachen noch ein paar Freundinnen-Interna und wünschten uns eine tolle Woche.
 
Jetzt sollte nur noch der Frauenarzttermin auf Montag vorgezogen werden und mein Plan war perfekt, um in die Tat umgesetzt zu werden. Ganze fünf Tage Meeresrauschen und Abschalten. Ich freute mich.
 

 

 
Zwischenzeitlich musste ich eingeschlafen sein, denn als ich Augen bewusst aufschlug, war von Brad Pitt nichts mehr zu sehen.
 
Mit Schwung versuchte ich vom Sofa aufzustehen, unterließ mein Vorhaben jedoch, als mein Steiß sich bemerkbar machte. In Zeitlupe (oder langsamer) entfernte ich mich von meiner noch frischen Schlafstatt und ging zur Toilette. Gerade als Popo und Brille eine Einheit bilden wollten, klingelte das Telefon. Es klingelte und schellte und klingelte und klingelte und schellte.
 
Meinem  Instinkt folgend den Hörer abzunehmen, wollte ich loshetzen. Dabei verfing sich meine Hose an der Klobrille, der Vorleger ließ mich stolpern und beim Versuch den Sturz zu stoppen, knallte ich mit dem Kopf gegen das Badregal. Kurzzeitig wurde mir schwindelig. Ich fing mich wieder, rannte ins Wohnzimmer und erwischte beim letzten Ton den Hörer.
 
Es musste der letzte gewesen sein, denn länger klingelt kein Telefon dieser Welt.
 
Jetzt war ich ausgeschlafen und wach geklopft.
 
„ Sonntag, ja bitte?“ angespanntes hecheln. Marc wisperte ins Telefon. Er hätte schon die Befürchtung gehabt ich wäre nicht zu hause, oder hätte ihm am klingeln erkannt. Er müsse ja davon ausgehen, dass ich mich von ihm abwende, nachdem ich ihn im Galax keines Blickes gewürdigt hatte.
 
„Warum bist du so außer Atem?“ fragte er mit einem Unterton, der nicht schwierig einzuordnen war. Müssen Kerle eigentlich immer ans Ficken denken?!
 
„Was machst du gerade, geht es dir gut und was hast du denn heute Abend so vor? Weitere Fragen, aha.
 
„Ich bin zu hause, ich war gerade im Bad, da der Harn mich drang, da du angerufen hast, bin ich wie eine Bekloppte zum Telefon gerannt. Ich gammle heute vor mich hin und genieße meinen freien Tag und ich habe heute Abend nichts besonderes vor.“  Somit hatte ich in zwei Sätzen all seine Fragen beantwortet, hoffte ich. „Soll ich vorbeikommen, ich meine heute Abend.“ Schlug er vor. Ich willigte ein und bat ihn nicht zu spät zu kommen ( in zweierlei Hinsicht), da ich am nächsten Tag Termine hatte. Weil er sich so kackfrech aufgedrängelt hatte, trug ich ihm auf, etwas leckeres beim Italiener zu besorgen.
 
„ Möchten wir einen leckeren Rotwein trinken?“ fragte er und beschloss im selben Augenblick vorsichtshalber Rotwein mit zu bringen. Er nannte mich noch schnell „Prinzessin“, er freue sich schon riesig auf mich,  er hoffe ich sei dann etwas besserer Laune und er wäre dann ungefähr in einer Stunde da. (OK)
 
„Marc, Maaarc, halloooo!!??“ er hatte bereits aufgelegt, somit hatte es auch keinen Sinn aufgewühlt in die tote Leitung zu brüllen, dass es mir in zwei Stunden besser gepasst hätte.
 
Marc war bereits unterwegs, seinen stets notgeilen
 
Körper in meine Richtung zu bugsieren. Nach unserem Gespräch und dem Klang seiner Stimme (wahnsinnig sexy Telefonstimme, Mädels) war auch ich wildem hemmungslosem Sex gegenüber nicht mehr abgeneigt, jedoch weder in diesem Haus- und Hofoutfit, noch mit diesen verquollenen Augen. Handeln hieß die Devise.
 
Zum Glück hatte ich meine Haare bereits beim Baden gewaschen. Diese waren zwischenzeitlich auch trocken.
 
Schnell legte ich zwei Teelöffel ins Eisfach. Ich trug eine tönende Tagescreme auf und wickelte in sekundenschnelle ein paar Pappiloten ins Haar. Währenddessen drehten sich meine Gedanken um die passenden Klamotten. (Frau bedenke, niemand kauft es ihr ab, wenn sie an einem Sonntagabend im Kostümchen durch die Wohnung flitzt).
 
Einheizen wollte ich Marc aber trotzdem, darum wühlte ich im nächsten Augenblick, mit wild herumwedelnden Pappiloten meine besten halterlosen Strümpfe heraus. Um im Zeitplan zu bleiben, zog ich diese natürlich viel zu schnell an und eine zentimeterdicke Laufmasche arbeitete sich mit rasender Geschwindigkeit bis zur Ferse vor.
 
Jetzt mussten meine zweitbesten halterlosen Strümpfe herhalten (habe ich langsam angezogen, sind heil geblieben). Oben rum entschied ich mich für ein schwarzes Seidenhemd (eigentlich Herrenkollektion, aber auch hübsch anzusehen an weiblichen Wesen). Unten rum gab es Stringtanga und eine schwarze, gerade geschnittene Leinenhose (bequem wie eine Jogginghose, aber trotzdem chic)
 
Den passenden BH, für mein abendliches Dauerdate, fand ich erst nachdem ich mir den Finger in der Schublade geklemmt hatte. Der Bluterguss war aber kaum zu sehen. Ich verfluchte die Schublade (die kalten Teelöffel hielten nun sowohl für die Augen, als auch für gequetschte Gliedmaßen her) und legte die Klamotten ordentlich aufs Bett. Dabei stellte ich fest, dass ich nicht mal mehr wusste, wann ich selbiges letztmalig bezogen hatte.
 
Sogleich entschied ich das gebrauchte Biberbettzeug gegen kürzlich erworbene Satinbettwäsche (tiefrot) einzutauschen. Die alte Bettwäsche flog aus Zeitmangel erst einmal in den Schrank. Darum würde ich mich später kümmern.
 
Wieder im Bad angekommen föhnte ich die aufgedrehten Haare kurz „Vollpower“, um mich dann mit einer dezent riechenden Lotion zu übergießen. Die Freude darüber, bereits beim nachmittäglichen Vollbad sämtliche unerwünschte Körperbehaarung entfernt zu haben, fand keine Grenzen.
 
Ein kurzer Blick auf die Uhr, ließ mich wie von der Tarantel gestochen ins Schlafzimmer rennen um mir die Sachen anzuziehen, die ich (so meine Hoffnung) in Kürze wieder ablegen würde. Der Abend sollte ja für irgendetwas gut sein. Angezogen hetzte ich ins Bad um noch ein wenig Mascara aufzutragen, noch ein wenig unauffälligen Gloss auf die Lippen und die Haare fertig machen.
 
Gerade als die letzte Pappilote mein Haupthaar verließ, klingelte es an der Tür.
 
Noch ein letzter Zupfer und Wischer, ich war bereit für Marc.
 
Jetzt musste ich nur noch die Gelassenheit an den Tag legen, die man für gewöhnlich ausstrahlt, wenn man gerade nichts besonderes getan hatte.
 
Ich atmete tief durch und wollte gerade den Türöffner drücken, als es gegen die Eingangstür rummste. Der schreck fuhr mir durch die Glieder und mein Interesse jemanden zu öffnen, der so radikal um Einlass bat schwand. Da meine Tür nicht über einen Spion verfügte, war ich gezwungen nachzufragen, welcher Flegel es wagte.
 
„Wer ist denn da“ ich horchte gleichzeitig angestrengt in die Richtung aus der das unfreundliche Poltern zu vernehmen war.
 
„Iff binf, Maaac.“ Hörte man gedämpft. Sofort riss ich die Tür auf. Voll gepackt mit allem möglichen Zeug, stand mein Gönner vor der Tür und balancierte angestrengt eine Konfektschachtel zwischen seinen Zähnen.
 
„Oh, entschuldige Marc, tut mir leid, aber wie bist du unten rein gekommen?“ gleichzeitig kramte ich ihm die schwersten Sachen runter. Auch die Schokoladentrüffel klaubte ich zwischen seinen Zähnen hervor.
 
Ich empfahl ihm sich doch erst einmal hin zu setzen und durch zu atmen. Dazu kam er dann ungefähr eine Sekunde.
 
Mein Angebot den Tisch zu decken, hielt ich zu
 
achtzig Prozent ein.
 
„Ach Marc, wenn du doch so lieb wärst, die Rotweingläser aus dem Schrank zu holen. Danke.“
 
„Bist du bitte so nett und öffnest schon mal die Flasche, und füllst den Wein in den Dekanter um. Dankeschön“
 
„Äh, Maaaarc, das Besteck liegt auch im Wohnzimmerschrank, wo du doch gerade dabei bist. Ganz lieben Dank.“
 
Ich füllte das mitgebrachte Essen auf Teller um, als mir noch das ein oder andere einfiel. Marc hatte sich gerade am Tisch niedergelassen.
 
„Sag mal, möchtest du, dass wir Kerzen anmachen, ist doch romantisch, oder? Sie liegen neben der Schublade mit dem Besteck. Das wäre so lieb von dir.“
 
„Wollen wir den Fernseher laufen lassen, oder bist du so lieb und legst uns was zu kuscheln auf? Och, du bist ein Schatz“
 
In der Zwischenzeit hatte Marc so ziemlich alles erledigt, was zu einem spontanen romantischen Essen gehörte und ich hatte aber das Essen auf die Teller umgefüllt.
 
Es war nicht zu übersehen, dass Marc mich dafür bewunderte wie fantastisch ich auch an einem Sonntagabend aussah, auch wenn er sich so kurzfristig anmeldete. Meine Kombination Outfit/Make up hatte ihr Ziel erreicht. Ich schätzte jedoch, dass die halterlosen Strümpfe einiges verraten würden und hasste mich dafür, die Dinger überhaupt angezogen zu haben.
 
Das Essen war vorzüglich. Mein Gegenüber konnte nicht umhin, mir schon vor dem Nachtisch mitzuteilen, dass er doch in irgendeiner Art und weise rattenscharf auf mich war. Er forderte mich mit einem eindringlichen Blicke und der dazugehörigen Geste dazu auf, von seiner Gabel zu kosten und von seinem Wein zu trinken (als hätte ich keinen eigenen gehabt).
 
Als der Hauptgang genüsslich verspeist war, fütterte er mich mit dem cremigen Inhalt der köstlichen Trüffel, wobei er keinen Versuch unternahm seinen Blick von mir zu wenden.
 
In meinem Wohnzimmer herrschten geschätzte 58°C und es war heiß. Abräumen konnten wir später.
 
Wir waren so wild aufeinander, dass die Flasche Rotwein unaufgefordert den Tisch verließ, als wir den Raum in Richtung Schlafzimmer verließen (Salz oder Mineralwasser soll helfen). Wie man spontan annimmt sind wir selbstverständlich nicht mehr dazu gekommen, tiefgeistige Konversation zu führen.
 
Statt dessen verleitete mich Marc dazu, seinen Zeigefinger in den Mund zu nehmen, welcher immer noch nach der unwiderstehlichen Füllung der Trüffel schmeckte. Er hielt meinem Blick stand.
 
Dann entfernte er sich, um nach kurzer Zeit mit unseren Weingläsern und dem Kerzenhalter zurück zu kehren. Das Kerzenlicht harmonierte mit der roten Bettwäsche. Es war himmlisch. Marc zog mir mit einem verführerischen Lächeln die Hosen aus und reagierte (unten rum) prompt auf meine Strümpfe. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, mich endlich zu küssen, knöpfte er mir das Hemd auf. Er nahm seinen Blick nicht aus einem. Der seidene Stoff glitt mühelos über meine Schultern auf das Kopfkissen. Ich wollte geküsst werden.
 
“Du bist eine Wahnsinnsfrau, Anna Sonntag“ ging dem ersten Kuss voraus. Der Sex mit ihm war wieder einmal betörend und so unverbindlich.
 

 
In den letzten fünf Monaten hatten wir so ziemlich alles ausprobiert, was uns beiden Spaß machte. Der positivste Aspekt unserer „Beziehung“ war, dass wir uns teilweise ohne ein Wort verstanden (Sex, Teilnahme am kulturellen Leben). Marc wusste genau, wie und wo ich es gern hatte. Er war der erste Geschlechtspartner, mit dem Sex unverbindlich, ohne Reue und lediglich zur Entspannung praktizierte. Kein „ich liebe Dich“, „Du mich auch“ „Wann kommst du nach hause“, „Mit wem gehst du aus“ etc. Was Marc am nächsten Tag tat, war mir quasi jetzt schon egal. Wichtig war nur, dass e gerade in diesem Moment bei mir war. Niemand musste dem anderen Rechenschaft ablegen. Die Dinge in denen wir grundsätzlich übereinstimmten, ließen sich an einer Hand abzählen. Wir liebten beide italienisches Essen, einen guten Rotwein, wir rauchten die gleiche Marke, gingen gern ins Kino und hatten hervorragenden Sex miteinander.
 
Wir sprachen nie über die Zukunft, denn in einem Gespräch, dass „aus Versehen“ entstanden war, stellte ich fest, dass Marc mich nach kürzester Zeit anbrechen und nerven würde, für den Fall, dass wir zusammen lebten.
 
Er war begeisterter Snowborder, ich hatte die Dinger bisher nur im Fernsehen gesehen. Der Aufmerksame Leser hat auch mitbekommen, dass ich den Bergen (inklusive Wintersport) nicht viel abgewinnen kann.
 
Mit seinem besten Freund war er einmal im Jahr im Elbsandsteingebirge, zu klettern. Nichts für mich. Marc liebte Kinder (so hatte er es mir erzählt).
 
Mir persönlich konnte man alle Menschen unter sechzehn Jahren auf den Rücken binden, ich würde renne bis sie abfallen. Er liebte einen geordneten, sauberen Haushalt (Thema: gebrauchte Bettwäsche im Schrank, hatte ihn nicht wirklich amüsiert), ich ließ auch gern mal alle fünfe gerade sein. Ich vertrat die Meinung Wochenenden ( wenn man frei hatte) sind dazu da, sich zu entspannen, auch ohne das haus zu verlassen. Marc nutzte jede freie Minute, um ins Fitnessstudio zu rennen.
 

 
Noch Fragen ??
 

 
Nach zwei Stunden heftigen Turnens, fielen wir erschöpft nebeneinander. Rauchend und Rotwein trinkend, sprach Marc über seine Wochenplanung (da ich nicht da sein würde, war seine Wochenplanung so interessant und aufregend, wie der Staub auf meiner Deckenlampe). Kurz entschlossen und ihn seinem Wortschwall unterbrechend, erzählte ich ihm von meinem Trip an die Ostsee.
 
Auch wie toll ich es mir vorstellte fünf Tage mal so richtig abzuschalten, über gar nichts nachzudenken (nicht Nervenaufreibendes) und volle Lotte zu entspannen. Alleine. Ohne ihn. Nur mit mir.
 
 Männer hören ja „manchmal“ nur das, was sie hören wollen, der Rest prallt unbemerkt ab. Selbst das Schwärmen von e i n s a m e n Spaziergängen am Strand (meinetwegen auch bei Windstärke acht) und die Aussage, dass SPORT, in jedweder Form nicht in Frage käme und der Hinweis darauf, dass ich von
 

 
a l l e m
 

 
hier mal Abstand gewinnen wollte, hinderte ihn nicht daran, fest zu legen, dass er mitfahren würde. Er wollte krank feiern, so was hätte er zwar noch nie gemacht, aber für mich würde er das ohne mit der Wimper zu zucken tun (auch, wenn ich das gar nicht wollte?).
 
Nun blieb mir, leider, nichts anderes übrig, als ihm auf barsche Art klar zu machen, dass ich ihn definitiv nicht dabei haben wollte.
 
Hiermit war für mich auch unser romantischer Abend beendet und ich bugsierte Marc mit knappen Worten und zwei, drei flüchtigen Streicheleinheiten und Wangenküsschen aus meiner Behausung (wie müde ich doch plötzlich wäre, einen Arzttermin müsste ich am nächsten morgen wahr nehmen, dann noch die lästigen Wohnungsbesichtigungen, ach so und ich würde mir jetzt in aller Ruhe noch schnell einen Vanillepudding kochen.
 

 
Was? Schon wieder? Dabei hatte ich doch heute bereits eine ordentliche Portion des dickflüssigen gelben Zeugs in mich aufgenommen. Um nicht weiter darüber nachzudenken, ging ich ins Bad um mich schnell ab zu duschen und legte mich mit einem frischen karierten Kuschelschlafanzug ins Bett.
 
Ich hatte Hunger, aber die Reste des italienischen Essens interessierten mich nicht die Bohne. Ich wollte Pudding, war aber zu schwach zum kochen.
 
Einige krampfhafte Momente später (in denen ich Schlaf suchte, aber keinen fand) raffte ich mich auf., schwang meinen Hintern in die Küche und kochte Vanillepudding. Ich war so gierig auf das Gelumpe, dass ich mir erst mal ordentlich die Zunge verbrannte. Geschmeckt hat er trotzdem.
 

 

 

 
Montag
 
Bin aufgewacht, die Sonne lacht.
 
Aber nicht mehr lange!!! (gesungen ist es noch lustiger)
 

 
Der Anruf beim Pflaumendoktor war fruchtbar, ich durfte in drei Stunden vorstellig werden.
 
Die Termine für die Wohnungsbesichtigung sagte ich, bis auf den lukrativsten, ab. Dieser war in der besten Lage, zentrumsnah, zur Arbeit konnte ich spucken und hatte Aussicht auf Grünfläche. Toll, wollte ich haben.
 
Nach dem Besuch beim Arzt für unten rum, hoffte ich im Reisebüro kurzfristig etwas günstiges, welches meinem Reisewunschziel nahe kam, buchen zu können. Ostsee, keine Frage, am besten mittelgroße Pension mit Frühstück und wenig interessanten Menschen. Das musste doch wohl gehen.
 

 
Siedend heiß viel mir noch ein, dass ich für Harry noch ein Versöhnungspräsent besorgen sollte, denn ihn hatte ich ja (weil es m i r  beschissen ging) ohne Grund besonders herzlich angefurzt.
 

 

 
Das Wartezimmer war gefüllt mit Frauen. Bot sich an, denn ich war ja auch beim selbigen. Sechs Frauen drapierten sich um eine ausrangierten Couchtisch, welcher voll gepackt war mit Informationsmaterial rund um und in der Frau, sowie Illustrierten.
 
Vier dieser potentiellen Patienten waren mehr oder weniger schwanger.
 
Die Oma, die mir gegenüber saß, nachdem ich Platz genommen hatte, eher weniger.
 
Erst vermutete ich in der Oma den Wackelkopp, vom Samstagmorgen wieder zu erkennen, beschloss aber, dass das nicht sein konnte, denn die war Samstag schon so alt, die musste einfach schon verschieden sein.
 
Eine der Damen keuchte, bei jeder Bewegung, unter der Last ihres rieseigen, mächtigen Bauches. Die musste kurz davor sein. Das „ich passe auch in keine Größe 58 mehr – Kleid“ spannte wie irre über ihrem prallen Geburtstempel. Entweder waren Sechslinge im Anmarsch oder die Frau würde ein megafettes Kind zur Welt bringe, welches vom ersten Tage an Übergrößen tragen müsste. Aus einem Gespräch der, überaus enthusiastischen, trächtigen Ladies erfuhr ich ungewollt, dass die Dickste von allen immer noch fast zwei Monate vor sich hatte.
 
Zeitgleich verlor ich jegliches Interesse in welchem Monat die anderen drei wohl seien. Das da, passte in den nächsten zwei Dekaden nun mal gar nicht in meinen geplanten Lebenslauf.
 
Bei dem Tempo, was hier vorgelegt wurde, konnte es sich nur noch um Stunden handeln (Siehste Anna, wat drängelste dich och überall dazwischen).
 
Ich sah auf die Uhr und beschloss, dass ein Plan her musste, wenn ich heute noch vorstellig werden wollte.
 
Falls es in den nächsten Minuten nicht voran gehen sollte, würde ich vordrängeln oder einen Anruf meines Arbeitgebers, bezüglich eines früheren Schichtbeginns erschwindeln und erlügen. G lücklicherweisestelltesichschnellheraus,dassdieWonneproppenallenureinBecherchenfrischesPippibeimDoktorabgebensolltenumgespanntaufdessenPippi-Diagnosezuwarten.br  
Stern und Spiegel hatten heute nicht die Themen inne, die mich vom Wartezimmerstuhl gerissen hätten.
 
Somit wand ich mich den Klatschblättern zu. Hier erfuhr ich die intimsten Details unserer Promis und der Adel klagte, wie fürchterlich schwer doch das Leben wäre, mit soooo viel Geld und Besitztümern. Ferner wären diese ewigen Partys mit Champagner und Kaviar ja super anstrengend. Millionäre sahen neidisch zu Milliardären auf, nicht ohne noch einmal die Langeweile in so viel Reichtum zu preisen. Um einen erneuten Kotzreiz zu vermeiden, legte ich das Heft beiseite.
 
Just im selben Moment schrie die Sprechstundenhilfe meinen Namen durch den Flur. Überglücklich brüllte ich zurück, dass ich anwesend und auf dem Weg zu ihr sei. Mit steigender guter Laune lief ich ins Sprechzimmer.
 
„Na Frau Sonntag, was wollen wir denn heute machen?“ fragte mich Schwester Uschi, unterdes sie mir meine Krankenkassenkarte abknöpfte.
 
„Das Übliche. Ein bisschen untersuchen lassen, ein freundliches „Alles OK“ und die Pillenration für das nächste halbe Jahr abholen.“ Antwortete ich ihr und lächelte freundlich und sichtlich entspannt in Schwester Uschis Gesicht.
 
„Machen wir heute auch die Vorsorgeuntersuchung“ bemerkte sie beiläufig, indessen sie einige Daten in meine Patientenakte schreib.
 
Einen Moment später rannte sie um den Tisch, um meinen Blutdruck zu messen.
 
„Wenn’s hilft. Ist das die Brustkrebsvorsorge?“ dabei beobachtete ich, wie Uschi pumpte, freundlich zu mir runter sah und pumpte (wenn sie in diesem Tempo weiterpumpte, würde sich mein Arm rasant blau einfärben, rasch anschwellen und kurze Zeit später mit einem Rums zerplatzen). Es pochte, wie wild, in meiner Armbeuge. Schwester Uschi las unbekümmert die Werte ab. Dann wiegte sie zustimmend den Kopf und trug auch dies es mit geschürzten Lippen in meine Akte ein.
 
„O K, dann gehen sie mal in Kabine drei, sie kennen das ja. Ach, Moment, wir haben Einweghandtücher für den Untersuchungsstuhl, wenn sie möchten, können sie diese nehmen.“ Ihre Freude über diese neue Errungenschaft für die Praxis war schwer zu übersehen.
 
Das konnte mir egal sein, denn meine Mutti hatte mir schon beim ersten Frauenarztbesuch gepredigt, dass es sich schickte ein frisches, sauberes, helles Handtuch und einen feuchten Waschlappen( Aufbewahrungsort: Butterbrottüte) dabeizuhaben, wenn man den Frauenarzt besuchte. Das machte immer einen ordentlichen, von haus aus hygienischen Eindruck.
 
Mir lag es immer daran frisch zu riechen, egal wo mein Weg mich hin führte. Da es im November oft zu kalt für einen Rock war, hatte ich mich für einen Pullover entschieden, der mir bis über den Hintern reichte. Schwester Uschi ließ das Licht in meiner Kabine aufleuchten. Das war mein Startzeichen. Ich durfte die Kabine verlassen und mich der Untersuchung aussetzen.
 

 
Ich war guter Dinge, denn anders als viele Bekannte von mir, die den Weg zum Frauenarzt scheuten (zur Schau stellen? Wahrscheinlich!), ging ich lieber sieben mal zum selbigen, als einmal zu Zahnarzt.
 

 
Dr. Rasum, ein Mann in den besten Jahren, saß auf seinem Drehschemel, als ich das Sprechzimmer betrat. Er erhob sich und freute sich mich zu sehen.
 
„Guten Tag Frau Sonntag, wie geht es ihnen, alles in Ordnung oder plagen sie irgendwelche Wehwehchen?“ er lugte wirklich interessiert über seine Brille.
 
„Alles O K. Wir machen nur die Standartuntersuchung und eine Vorsorge. Die hat Schwester Uschi mir empfohlen. Die Kasse zahlt es und mir soll es helfen“ teilte ich ihm aufgeschlossen mit.
 
„Na dann setzen sie sich mal“ Dr. Rasum zeigte auf den Untersuchungsstuhl. „Witzig“ dachte ich „sitzen in der Wagerechten“. Aber hier hatte der Doc das Wort. Schon mehrfach hatte ich mich gefragt, wer diese unbequemen Stühle erfunden hat. Stimmt, war ich erst einmal in der richtigen Position, hätte ich locker „Vom Winde verweht“ geschafft. Aber erst mal dahin kommen.
 
Während ich also den Bock erklomm, fragte mich Dr. Rasum, ob ich mit dem derzeitigen Pillenmodell zufrieden sei. Ich verharrte kurz in meiner Besteigung und dachte mir „welches Modell?“. Diese Pillen sollten mich davor schützen, so auseinander zu gehen, wie die Werdenden, mit denen und dessen Aussagen ich meine Zeit im Wartezimmer absitzen musste.
 
„Ja, bin zufrieden. Keine Pickel, keine überflüssigen Pfunde“ Puh, geschafft. Ich hatte mich eingeklinkt.
 
Dr. Rasum schielte noch einmal höflich über den Brillenrand und tat die Dinge die er tun musste.
 
„Sonst irgendwelche Beschwerden, Frau Sonntag?“
 
Das hatte er doch schon mal gefragt. Ich wollte die Frage überhören. Ging nicht, denn er wiederholte sich gern auch noch einmal.
 
Ich überlegte angestrengt, welche Beschwerde ich liefern sollte, damit er beruhigt in und auf mir herum untersuchen konnte.
 
„Ja, mein Busen spannte in der letzten Zeit ein wenig,
 
aber das kenne ich ja. Kurz vor der Periode ist das doch normal.“
 
Dr. Rasum zog sich die sterilen Gummihandschuhe über, dann kam Schwester Uschi, um ihm verlangtes Instrument zu reichen.
 
„Wann hatten sie denn ihre letzte Periode?“ fragte er und verschwand zwischen meinen Beinen.. Ich legte entspannt den Kopf nach hinten und gab brav Antwort. „Wie geplant, vor zwei Wochen“ ein kleiner schwarzer Punkt an der Decke, direkt über mir, hatte nun meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
 
„Mm. Mm… war sie so stark wie immer oder eher etwas schwächer?“ wahrend er mich befragte schob und untersuchte er weiter in mir herum.
 
„Na ja, sie wissen doch, ich hab mal mehr und mal weniger. Letztes Mal war es eher weniger.“ Er drückte freundlich über meinen Bauch und sah dabei in die Luft, als würde dort die Antwort auf seine Fragen stehen.
 
„Wie war denn die Periode davor?“ (War ich hier beim Quiz)
 
„Da sollten wir Schwester Uschi fragen. Ihr habe ich vorhin meinen Menstruationskalender gegeben.“ Soviel Aufmerksamkeit hatte noch niemand meinen monatlichen Blutungen geschenkt.
 
Der Doktor war fertig mit mir. Er wollte nur noch einen schnellen Abstrich machen und sich mit mir unterhalten.
 
Meine Alarmglocken schrillten. Wie unterhalten? Was meinte mein Lieblingsonkel Doktor damit? Bestimmt hatte ich irgendeine fiese Krankheit (ich werde dich erschlagen Marc!!!). Eigentlich war ich bereit aufzubrechen. Ich legte keinen Wert auf nähere Informationen.
 
„Herr Dr. Rasum, geben sie mir doch einfach das Rezept für meine Pillenration und dann können sie mir ja schreiben, was mir fehlt.“ Ich sah ihn ängstlich an.
 
„Frau Sonntag, ich befürchte sie werden ihre Pillenration im Moment nicht brauchen. Sie sind schwanger.“
 

 
S C H W A N G E R ???????
 

 
S C H W A N G E R!!!
 
S C H W A N G E R !!!!!
 

 
U N W I E D E R R U F L I C H     S C H W A N G E R!
 

 

 
Dieses Wort hallte wie das Echo in den Alpen. Mein körperlicher Reflex wollte es so, dass ich meinen Doktor nur noch ein lautes WAAAAS??!! entgegen schreien konnte.
 

 

 

 
Sonnenuntergang im Hause Sonntag.
 
Ich war zu zweit!!!
 

 
Das konnte nicht sein, ich hatte meine Tage wie sich das gehört und habe immer artig meine Pille eingenommen. Mein Vorschlag den Bock noch einmal zu erklimmen und die Untersuchung zu wiederholen, blockte mein Arzt ab (war schon dreißig Jahre im Dienst).
 
Erbarmungslos sah er auf die Untersuchungsergebnisse, die er gerade in meine noch eben blütenweiße Akte eingetragen hatte und forderte mich auf ihm eine Pippiprobe zu bringen. Blut wollte er auch noch. Und ich sollte zum Ultraschall.
 
Den Wohnungsbesichtigungstermin konnte ich mir unter diesen U m s t ä n d e n von der Backe putzen. Dr. Rasum sagte mir auch, ich wäre schon ganz schön weit, aber das würden wir nach dem Schall besprechen. Was sollte das eigentlich heißen?
 

 
GANZ SCHÖN WEIT.
 

 
Achter Monat oder was?
 

 
Dann musste ich noch einkaufen.
 

 
Die Farbe in meinem Gesicht Hatte beschlossen sich zurück zu ziehen. Mir war grottenschlecht und ich hatte das Gefühl nie wieder von diesem Stuhl aufstehen zu können.
 
Irgendwann (keine Ahnung wie) schaffte ich es doch. Betäubt ging ich in die Kabine zurück und beobachtete mich selbst wie ich mich anzog.
 
Der nächst Weg führte an Schwester Uschi vorbei, die mich aufmunternd anlächelte und mir einen Plastikbecher in die Hand drückte. Der Weg zur Toilette schien schier endlos zu sein.
 
Als ich endlich auf dem Klo saß, musste ich kein bisschen. Benommen stand ich auf und versuchte es mit fließendem Wasser. Das half und ich verschloss die Probe mit einem passenden Deckel.
 
Bei dem Gedanken an die Blutabnahme hatte ich die Hosen voll. Spritzen kann und werde ich nie in meinem Leben dulden.
 
Nach dem Gepiekse und Gesteche schickte mich Schwester Uschi frisch verpflastert runter zum „Schall“ (natürlich).
 

 
Begriffe gab es hier!
 

 
Da saß ich nun in der mir zugewiesenen Abteilung und tausend Gedanken prallten plötzlich auf mich ein.
 
Neben „Scheiße, Scheiße, Scheiße…., dat war doch allet so nich jeplant.“ fiel mir aber vorerst nichts dazu ein. Ich versuchte, aufgewühlt und apathisch wie ich war, zu ordnen und dann ging es los.
 
(Jetzt wäre ich gern ein Pillendreher-Käfer gewesen, die denken nicht, die legen ihre Eier und haun dann ab)
 

 

 

 
10000000 und eine Frage – keine Antwort.
 
Sonnenfinsternis im Hause Sonntag!!!
 

 

 
Zum Glück war es ja heute nicht mehr schwer, mit einem operativen Eingriff meinem Leben wieder Normalität zu verleihen.
 
Aber kann ich das so einfach machen?
 
Meiner Mutter würde ich was erzählen, wenn sie das mit mir gemacht hätte.
 
Ich bin kein Muttertyp. Ich liebe Kinder so sehr, wie eine Wurzelbehandlung.
 
Ich gehe viel zu gern arbeiten. Gastronomie kann ich mit Kind knicken.
 
Ich hatte nicht nach Schwangerenkodex gelebt.
 
Rauchen – Saufen - Feiern!!! Das Kind würde völlig beschränkt sein.
 
Würde ich ein Mädchen oder einen Jungen bekommen?
 
Was, um Gottes Willen, mache ich, wenn es mehr ist als eins?
 
Was würde meine Mutti dazu sagen?
 
Ich wünsche mir, dass dein Kind genauso wird, wie du eins warst? (Zusatz: Ich würde mich erschießen)
 
Musste ich Marc darüber in Kenntnis setzen?
 
Er liebte Kinder, im Gegensatz zu mir! (Später sollte ich eines Besseren belehrt werden)
 
Was zum Geier kostet so ein Kind auf achtzehn Jahre gerechnet?
 
Ich finde Kinder zum kotzen.
 
Die sind laut und blökten, wenn sie nicht bekamen was sie wollten. Sie fesselten dich an dein zu hause.
 
Kinder machten alt und unflexibel.
 
Ich wollte nicht alt sein.
 
Wer will das schon.
 
Entbinden, werfen, gebären…, egal, tut alles höllisch weh.
 
Ob meine Freunde mich unterstützen?
 
Mach ich einen Abbruch, mach ich keinen.
 
Hört mich irgendwer? Ich bräuchte Unterstützung!!
 

 

 

 

 
H   I   L   F   E   !!!
 

 

 
Die große Entscheidung
 

 

 
Nach dem Schall, durch dessen mir nun gänzlich der Stromstecker gezogen war, schlurfte ich zurück zu ehemaligen Arzt meines Vertrauens.
 
Dr. Rasum erklärte mir unaufgefordert, ich wäre schon in der zehnten Woche. Somit ergab sich folgende entspannte Lage:
 

 
         Ich hatte satte zehn Tage Zeit mich zu entscheiden, ob ich in circa       sieben Monaten einen Kühlschrank aus mir herauspressen,
 

 
oder
 

 
mich mittels ärztlicher Unterstützung und schwerem Gerät aussaugen und abpumpen lassen wollte.
 

 
Ich weinte mir noch schnell die Augen aus dem Kopp, ob der neuen Situation in der ich mich wand und erhielt diverse Adressen von Hilfsorganisationen, an die ich mich aufgelöst wenden sollte, um mir die Entscheidung (siehe oben) leichter zu machen.
 
Völlig high von der Heulerei, bedankte ich mich auch noch bei Dr. Rasum und suchte das Weite, ohne Schwester Uschi auch eines Blickes zu würdigen.
 
Befruchtet und ohne Ahnung wie es weiter gehen sollte, taumelte ich zur Straßenbahnhaltestelle. Taxi konnte ich mir nicht mehr leisten, denn egal wie ich mich entscheiden würde, Kosten würde beides verursachen.
 
Nachdem ich eine halbe Stunde Löcher in die Luft gestarrt hatte und die halbe Stadt bereits an mir vorüber gezogen sein musste, nahm ich irgendeine Bahn und ließ mich durch die Gegend fahren.
 
Mein Kopf war leer gepustet und ich fühlte mich, als sei ich einen Marathon gelaufen. Meine Knie waren so weich, wie der Pudding, den ich mir in den letzten Tagen kontinuierlich rein gepfiffen hatte.
 
Wollte ich erste ein Mal unter Leute oder niemanden sehen?
 
Ich entschied, das Reisebüro aufzusuchen und mich nach meinem Kurzurlaub zu erkundigen. Geld gespart hatte ich, da ich auf das Taxi verzichtete. Bei dem Sparstrumpf war bestimmt etwas auf  einem Bauernhof zu holen (aktiver Erlebnisurlaub mit Kühe melken und Scheiße schippen, deswegen freie Kost und Logis).
 
Natürlich saß ich in der falschen Bahn und erkundete Stadtteile, die ich vorher nie sah und sehen wollte. Wieder einmal nutzte ich die Gelegenheit nicht direkt an mein Ziel zu kommen (war aber dieses Mal meine Schuld). Nach zwanzig Minuten erreichte ich die Innenstadt und von mir avisiertes Reisebüro. Der Servicemensch taxierte mich aufmerksam und winkte mich zu sich. Seiner Aufforderung nach setzte ich mich (höchste Zeit, der Pudding in meinen Knien wollte mich nicht länger aufrecht halten).
 
Erwartungsvoll sah der Servicemensch mich an und lächelte geübt zu mir herüber.
 
„Mein Name ist Lutz Bruch. Wie kann ich ihnen behilflich sein“ Lutz war zwei Meter groß, sehr korpulent und hatte eine Mädchenstimme. Wäre es mir nicht so schlecht gegangen, hätte ich ihn dafür ausgelacht. Automatisch sprach ich etwas tiefer.
 
„Mein Ziel ist ein Kurzurlaub für maximal 250 – 300 Euro, wenn möglich an der Ostsee, aber anderes Wasser reicht mir auch. Ich dachte an eine ruhige kleine Pension mit Frühstück und wenig Gästen“ (und einer lieben alten Pensionsinhaberin der ich mein Leid in die Kittelschürze schnäuzen könnte).
 
Lutz hackte auf seine Computertastatur ein um nach meinen Wünschen zu fahnden. Nach eineigen Minuten schien etwas passendes dabei gewesen zu sein. Lutz straffte sich und sah entschieden zu mir runter.
 
„Ja, in Prora (Insel Rügen), um diese Jahreszeit auch direkt am Strand, in einem Kiefernwäldchen, für fünf Tage mit reichhaltigem Frühstück, habe ich gefunden.“ piepste er und zeigte mit seinem Wurstfinger das Bild auf dem Monitor. „Das ganze können wir für Sie inklusive Bahnfahrt buchen für 320 Euro. Wäre das so in Ordnung“ piepste er abermals.
 
Ich schaute zu ihm auf und handelte das Paket auf 300 Euro runter, weil ich mir ja vorgenommen hatte nicht mehr aus zu geben und die restlichen 20 Euro eventuell ja für Maloxan bräuchte, denn Schwangere haben ja ewig Sodbrennen, sagt man. Meine kleine Reise war gebongt und es sollte schon am nächsten Tag los gehen. Das hieß noch das ein oder andere besorgen.
 
Etwas munterer frönte ich dem Shopping und stand mit einem Mal ganz unbegründet und überraschend im Zeitungskiosk der Ladenkette in der ich eben mein schwer verdientes Geld auf Dauer hinterlegt hatte.
 
„Eltern“, „Schwanger & Schön“, Der Ratgeber für werdende Mütter“, „Familie & Co“ und die „Freundin“ mit dem Sonder Thema „Junge Mütter“ waren die Illustrierten die mich direkt aus den Regalen anschrieen, kauf mich, kauf mich, du wirst es nicht bereuen. Da ich heute der Fähigkeit des klaren Denkens beraubt war, kaufte ich den ganzen Batzen Zeitungen und ging gebückt unter der Last meines Einkaufes aus dem Geschäft ins nächste Cafe.
 
Angekommen und Platz genommen, bestellte ich einen großen Milchkaffe und rauchte die erste Zigarette an diesem verfluchten Tag. Als ich den Rauch inhalierte, erschrak ich mich so sehr, das mir vor Husten fast das Kotzen kam. Ich hatte gleichfalls die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Gäste des Cafes auf mich gezogen (hätte ich doch was weltbewegendes zu sagen gehabt, Gehör würde mir jetzt verschafft, aber mir fiel nichts ein). Meine Augen tränten und in meinem Hals lagen Schneeketten. Jetzt kapierte ich auch den Schreck, der mir wie ein Wilder durch die Glieder gefahren war. I
 
Ich konnte doch nicht rauchen, wenn ich schwanger war.
 

 
O K, der Wahnsinn der Schwangerschaft hatte mich überraschend überfraut. Ging das jetzt schon los. Der Entschluss, den Uterusinhalt wachsen und gedeihen zu lassen war übrigens noch gar nicht gefasst, also wollte ich in Ruhe Nikotin in mich rein inhalieren. Vorher war ich auch schon befruchtet, wusste es aber nicht und die Zigarette hat geschmeckt. Nochmals versuchte ich mich rauchend beim Kaffee zu entspannen.
 
Es ging nicht. Also drückte ich die Kippe aus, verschmähte den Kaffee und bestellte mir einen Fencheltee. Wenn dann richtig.
 
Mir juckten die Finger nach den gekauften Zeitungen, aber ich riss mich zusammen, denn die Zugfahrt sollte auch drei Stunden dauern, da hatte ich dann wenigstens zu tun.
 
Das Cafe und dessen Insassen waren so interessant und mitreißend wie Heiner Bremer. Ich wollte nach hause und die Koffer packen. Bloß weg hier. Melden würde ich mich bei niemanden vor meiner Abfahrt. Die wichtigsten Leute waren über meine kurzzeitige Abwesenheit in Kenntnis gesetzt und das sollte genügen.
 

 
Zu hause angekommen, lud ich meinen Einkauf ab und setzte mich vor das Telefon um den Anrufbeantworter ab zu hören. Es waren drei Nachrichten drauf, eine von Harry (So´n Mist, den hatte ich unter den ganzen Neuigkeiten vergessen),  Hanna wünschte mir eine schöne und erholsame Reise und Marc fragte, ob wir uns nicht noch einmal sehen könnte, bevor ich abfuhr und einen Kurzurlaub – ohne ihn- hatte.
 

 
Mir wurde schon wieder flau im Magen und das Kaffe-Fenchelteegemisch bahnte sich seinen Weg rückwärts aus mir heraus. Das Klo war nicht rechtzeitig erreicht worden, daher ergoss sich die Suppe quer über den Korridor. Fantastisch! Ich müsste mir eine Kotztüte mit auf die Fahrt nehmen, wäre ich geflogen, wären die im Preis mit inbegriffen gewesen.
 
Der Korridor blitzte wieder und meine Wenigkeit saß auf dem Sofa und haderte mit sich, ob sie Marc bestellen und einweihen sollte.
 
Ich entschied mich ihn anzurufen, war mir aber noch nicht klar darüber, wie ich es ihm sagen würde. Das Gespräch verlief kurz und knapp. Ungefähr folgender Wortlaut:
 
„Hallo Marc, Anna hier. Wir müssten dringend mal was bequatschen“
 
Zustimmung von anderer Seite, mit der Bitte um ein persönliches Treffen, untermalt mit kopulierenden Körpern.
 
„Marc, ich habe heute keine Lust zu vögeln (hätte ja meine Tage vorschieben können, ha ha), ich muss wirklich etwas dringendes besprechen.“
 
Enttäuschung von anderer Seite mit der Feststellung was denn so wichtig sein könne. Da kämen doch nur Tod, Arbeitslosigkeit, schwere Krankheiten und Schwangerschaften in Frage.
 
„Letzteres!“ innerlich tobte ich vor Spannung auf seine Reaktion.
 
Kurze Entrüstung von anderer Seite, mit der Festlegung, dass niemals ER mich in diese Situation gebracht hätte. (Klar, ich war selbst daran schuld. Wildes  Herumtollen auf Blumenwiesen. Endresultat: Windbestäubung, oder was)
 
„Wir reden noch einmal darüber, wenn ich wieder da bin, O K?“
 
Keine Zustimmung von anderer Seite, eher die Aussage ich solle mich doch bitte auch bei den A N D E R E N erkundigen, ob sie nicht aufgepasst hätten. Er käme überhaupt nicht in Frage und Kinder bräuchte er im Moment so dringend wie Prostatakrebs. Ach so, und ich soll es wegmachen, betonte er schlussendlich.
 
„Glaube mir Marc, wir werden noch von einander hören“ schrie ich in den Hörer um selbigen kurze Zeit später völlig genervt auf die Gabel zu knallen.
 

 
So ein Arsch. Unterstellte mir wildes Durcheinander im Umgang mit Männern und dessen Anhang. Ich war zehnte Woche. Die letzten fünf Monate hatte ich mich nur von ihm begatten lassen. Was fiel dem eigentlich ein? Wütend trat ich nach dem Couchtisch und verletzte mich. Der große Zeh schwoll geduldig an, während ich rannte einen Eisbeutel zu holen um dem Einhalt zu gebieten.
 
Mein Gott, ich kochte, wie nie zu vor in meinem Leben, denn diese, war die aller letzte Reaktion, die ich von Marc erwartet hätte.
 

 
Arsch, Idiot, Mann!!
 

 
Nach drei heißen Milch mit Honig und frisch gekochtem Vanillepudding übermannte mich der Schlaf. Ich träumte vorwiegend Müll und erwachte wenig entspannt um fünf Uhr morgens.
 
Mein Zug sollte erst zehn Uhr abfahren, also wie bis dahin die Zeit verprügeln?
 
Mit einem Bad brachte ich meinen Körper in Schwung und sortierte mit Handtuch umwickeltem Haupt noch einmal meine Reiseutensilien.
 
Die restliche Zeit schlug ich tot, indem ich die Wohnung noch einmal wienerte, einen Anruf bei meiner Maklerin erledigte und mich inbrünstig für mein Nichterscheinen zu den Besichtigungsterminen am Vortag, entschuldigte. Wir machten einen neuen Termin aus, indessen wir noch einmal meine Wünsche bezüglich der Ausstattung der Behausung besprechen wollten (ob nun mit eingebauter Milchpumpe oder ohne)
 
Um neun Uhr dreißig stand ich auf dem Bahnhof und spürte, dass die negative Anspannung beschlossen hatte mir den Rücken zu kehren. Vorerst.
 
Neun Tag sollten mir verbleiben, eine Entscheidung zu treffen, die eventuell mein ganzes Leben umkrempeln würde.
 

 
Ich eine Mutter, kann einer von euch das glauben? Lang und breit habe ich mich vorab über mein Verhältnis zu den Kleinen geäußert. Das konnte nur in die Hose gehen.
 
Plötzlich fiel mein Blick auf die Auslage, des Bahnhofbäckers. Mich lachten unverholen zwei saftige Puddingbrezeln an. War zwar nicht frisch gekocht, aber selbst gebacken. Lange Rede, zwei drei Happs und das Zeug schlängelte sich durch meinen Verdauungstrakt. Eine heiße Schokolade begeleitete die zwei auf ihrer Reise.
 
Mein Zug fuhr ein und ich begab mich auf eine der aufregendsten Reisen meines Lebens. Wie der Zufall es nun wollte, saß mir gegenüber eine junge Frau mit friedlich schlafendem Säugling im Kinderwagen.
 

 
Aha, die konnten also auch die Gusche halten. Später kamen wir beide über meine mitgebrachten Zeitschriften ins Gespräch und ich erfuhr einiges, was ich noch vor zwei Tagen überhaupt nicht wissen wollte.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.05.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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