Yves Fischer

Was für ein schöner Tag

 
Der Tag fing bereits schrecklich an. Seid drei Tagen lag ich jetzt schon wegen einer unerträglichen Grippe flach. Ich konnte kaum aufrecht im Bett sitzen, geschweige denn stehen. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte ein Baseballspieler ihn mit seinem Schläger verdroschen. Meine Beine waren wie aus Gummi, so das jeder versuch zu gehen, mir nicht nur ein schwindliges Gefühl bereitete, sondern ich mich auch noch überall krampfhaft festhalten musste, um nicht der Länge nach hin zu fliegen. Meine Nase war von dem vielen Putzen bereits wund gescheuert und jede Berührung daran ließ mich das gesicht verziehen. Und dabei heißt es doch immer in der Werbung, die Taschentücher seien so sanft. Aber wer sich schon mal mehr als 50 Mal am Tag die Nase putzen musste, weiß das kein Wort davon war ist. Dann werden die Taschentücher regelrecht zu Schleifpapier. Jedenfalls fühlte ich mich einfach furchtbar, und alles was ich wollte, war in meinem Bett liegen und vor mich hin wimmern, und mich beklagen, so wie es sich für einen Mann gehört wenn er erkältet ist. Doch als ich an diesem Morgen in meinem Abgedunkelten Zimmer aufwachte, wusste ich noch nicht dass das Grauen bereits seinen Lauf genommen hatte. Und es sich mit schnellen Schritten näherte. Und dann stand es neben meinem Bett, in der gestallt meiner Frau die ich irgendwann mal geliebt haben musste, woran ich mich allerdings nicht mehr erinnerte. Was vielleicht daran lag das meine so Mitfühlende Frau, die Vorhänge aufriss, genau in dem Augenblick als ich die Augen öffnete, und das helle sonnenlicht sich in meine Augen bohrte wie ein Dolch, und jede Faser meines Körpers aufschreien ließ vor schmerzen. Ich kniff die Augen wieder zu und drückte das gesicht in mein Kissen, in der Hoffnung das Brummen in meinem Schädel würde so schneller nachlassen. Meine Frau schien über Nacht wohl zur Komikerin geworden zu sein denn sie sagte „Los, du musst aufstehen.“ Aufstehen? Dachte ich, klar kann ja nicht so schwer sein. Bis auf die Tatsache das mein Körper sich vollkommen Stur stellte und keinen meiner Befehle befolgte. Also tat ich das was jeder tun würde wenn er sich dem Tod näher fühlte als dem leben. Ich tat so als hätte ich sie nicht gehört und bewegte mich nicht. Allerdings hatte ich vergessen wie Stur meine Frau sein konnte. Und die kleine Sadistische Ader an ihr hatte ich nie bemerkt. Denn hätte ich sie bemerkt hätte ich kommen sehen was als nächstes passierte. Sie griff sich meine Decke und zog sie mit einem Ruck von mir herunter und rief „Los, aufstehen.“ Hatte ich irgendwann mal, die Stimme meiner Frau als liebreizend und Süß empfunden, so kam sie mir jetzt eher vor wie eine Stimme aus den Tiefen der Hölle. Ihre Stimme drang durch meinen Körper und löste eine unglaublich Welle des Schmerzes in meinem Kopf aus. Ich stöhne leise auf und versuchte die Augen zu öffnen um das Wesen zu sehen das mich da so quälte. „Warum tust du mir das an?“ fragte ich sie, und erschrak beim Klang meiner eigenen Stimme. Es war mehr ein raues Flüstern das aus meinem Mund drang, als die üblich laute Stimme. Ich hatte gewusst dass meine Stimme leicht angegriffen sei, da sich mein Hals anfühlte als hätte ich eine Wüste mit der Zunge abgeleckt, aber dass sie sich so schlimm anhören würde, hatte ich nicht geahnt. Meine Frau blickte lächelnd auf mich herab und sagte „Ich habe vorhin mit meiner Mutter gesprochen.“ Trotz des hohen Fiebers das mein Körper glühen ließ, als läge ich auf einem Grill, spürte ich plötzlich wie ein Kalter Schauer mir über den Rücken lief und sich langsam einen Weg zu meinem Herzen Bannte. „Sie will heute Abend mit uns Essen.“ Sagte meine Frau und mein herz wurde zu einem Eisklumpen. Meine liebe Schwiegermutter, war schon ein Mensch der Marke unerträglich, wenn ich mich gesund fühlte also mochte ich mir nicht vorstellen wie sie erst jetzt auf mich wirken würden. Ich stöhnte laut und sagte „Ich habe sehr hohes Fieber, und wenn mich das, deiner Meinung nach, nicht schnell genug fertig macht, dann bitte, such etwas das mich auf einen Schlag tötet und mich nicht zu Tode redet.“ Meine Frau trat gegen das bett und lachte „Hör auf dich so anzustellen, und steh endlich auf.“ Ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Meine Schwiegermutter, von Menschen wie mir auch die Braut des Teufels genannt, wollte uns erst am Abend sehen. Warum also musste ich jetzt aufstehen? Auf meiner Stirn bildeten sich die ersten Schweißperlen und die wurden sicher nicht durch das Fieber verursacht, sonder von der Angst die mich gepackt hatte. Angst vor dem was meine Frau von mir erwarten würde. Ich traute mich nicht sie zu fragen denn die Antwort würde mir sicher nicht gefallen. Aber meine Frau ließ es sich nicht nehmen es mir auch so zu sagen. „Ich brauche ein passendes Kleid für heute Abend.“ Ich setzte mich mit einem Ruck auf und vergaß darüber jeden Schmerz und das Schwindelgefühl in meinem Inneren und sah meine Frau erschrocken an „Das ist ein Witz.“ Sagte ich mit rauer stimme und verdrängte das ungeheure Kratzen dass jedes Wort in meiner Kehle verursachte. „Bitte, sag mir das du mich einfach nur töten willst, und da ich keinen Herzinfarkt bekommen habe als du gesagt hast das deine Mutter uns sehen will, versuchst du es jetzt auf die Weise.“ Als ich jedoch sah dass meine Frau die Hände in die Hüften stemmte und mich vorwurfsvoll ansah, wusste ich dass sie es ernst meinte. Ich hoffte zwar immer noch, dass ich in der Nacht an dem Hohen Fieber gestorben war und jetzt meine eigene Hölle erlebte, aber mir war klar, dass nicht mal der Teufel persönlich, so grausam sein konnte. Die nächste Zeit versuchte ich meine Frau zu überreden eines ihrer Kleider zu nehmen die sie im Schrank hatte, doch dieser Versuch, war so wirkungsvoll, wie die Hölle mit einem Glass Wasser zu löschen. Also ergab ich mich einfach meinem schrecklichen Schicksaal und verließ das Bett. Nachdem ich mich endlich umgezogen hatte sah mich meine Frau fragend an und meinte „Du willst doch nicht so gehen oder?“ Ich sah an mir runter und sagte „Als wir geheiratet haben hast du versprochen mich zu lieben, an guten wie auch in schlechten Tagen. Und heute ist ein schlechter Tag. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlecht dieser Tag ist. Also entweder liebst du mich wie ich bin, oder ich schleiche wieder in mein bett.“ Meine Frau ärgerte sich immer noch über mich, als wir einen Parkplatz vor dem Kaufhaus suchten. Obwohl mein Kopf zu platzen drohte und meine Ohren klingelten, war ich stolz darauf dass ich mich durchgesetzt hatte. Doch ich wusste das dass schlimmste mir noch bevor stand. Wir betraten das Kaufhaus und wären wir in einem Zeichentrickfilm hätte ich sicher nur noch eine Staubwolke von meiner Frau gesehen. So schnell war sie plötzlich zwischen den Kleidern verschwunden und ließ mich allein zurück. Ich ging mehr oder weniger sicher durch die Gänge und sah mich halbherzig um. Ich fühlte mich einfach Elend und die Tatsache dass ich mich in einem Kaufhaus befand, in dem sich mehr Menschen befanden, als Platz vorgesehen war, half mir nicht wirklich dabei, mich besser zu fühlen. Wenn ich nicht gerade einen Einkaufswagen in die Hacken bekam wurde ich von einer Tollwütigen Kriegerprinzessin zur Seite gestoßen, weil ich gerade vor Tischen stand, wo sich die Herabgesetzte Kleidung befand. Ich torkelte von einer Ecke zur anderen und vertrieb mir die Zeit damit dem Anstürmen der Einkaufswütigen Furien zu entgehen. Nach einiger Zeit fand ich endlich eine Ecke an der nicht die Gefahr bestand von einer Wildegewordener Masse überrollt zu werden. Ich sah mich ein wenig um und stellte fest dass ich in die Männer Abteilung geraten war. Mir fiel auf das sich hier nur sehr weniger Männer befanden. Was daran lag das die meisten Männer sich einfach nahmen was sie brauchten, zur Kasse gingen und nach Hause fuhren. Ich atmete erleichtert auf und spürte plötzlich die Gegenwart eines Aufdringlichen Wesens. Ich blickte zu Boden und sah einen Schatten der sich mir von hinten näherte. Ich konnte sehen wie sich der Schatten die Hände rieb und mein Ungutes Gefühl verstärkte sich Zunehmens. Ich drehte mich langsam um und da stand er. Ein kleiner Verkäufer mit Halbglatze und Brille, hinter dessen Gläsern zwei Gierige Augen mich ansahen. Die ganze Erscheinung dieses Mannes schrie förmlich nach Profitmacherei. Er kam langsam auf mich zu und mit seiner, freundlichen von Helfersyndrom befallenen Stimme fragte er „Kann ich ihnen Helfen?“ Oh mir fielen so viele Antworten ein. Zum Beispiel „Ja. Töten Sie mich“ oder „Ja, und zwar in dem Sie sich umdrehen und verschwinden.“ Aber ich sagte nichts von dem, sondern nur „Nein danke. Ich sehe mich nur etwas um.“ Wie Naiv war ich eigentlich? Hatte ich wirklich gehofft ihn so loswerden zu können? Denn wenn ja, so wurde ich bitter enttäuscht. „Suchen, Sie etwas Bestimmtes? Vielleicht kann ich ihnen ja einiges Zeigen.“ Wie gerne hätte ich ihn angeschrieen er solle mich in ruhe hier leiden lassen. Aber ich war einfach nicht in der Fassung für Streit also winkte ich einfach ab und sagte „Danke, ist nicht nötig. Ich warte nur auf meine Frau.“ Der Verkäufer blickte mich an und sagte „Wo ist denn ihre Liebreizende Frau? Vielleicht kann ich ja behilflich sein.“ Mir schossen zwei Sachen durch den Kopf. Erstens: Liebreizende Frau? Meinte er damit etwa meine Frau? Dieselbe Frau die mich an dem Morgen zweimal zu Tode erschreckt hatte, und mich daraufhin in diese Hölle verschleppt hatte? Und zweitens: Warum zum Teufel konnte der Typ nicht locker lassen? Was hatte ich ihm getan, damit er mich so sehr quälte? Ich riss mich zusammen ich wollte nicht schreien, aber ich konnte den Kerl auch nicht ungestraft davon kommen lassen, also sagte ich so trocken wie möglich „Ich habe keine Ahnung wo meine Frau ist. Das letzte Mal das ich sie gesehen habe, hat sie gerade mit einer anderen Kundin um ein schwarzes Oberteil gekämpft.“ Der Verkäufer sah mich verständnislos an und versuchte seine Verlegenheit mit einem lächeln zu verbergen. „Nun“ sagte er „Wenn Sie ihre Frau gefunden haben und Hilfe benötigen, ich stehe gerne zur Verfügung.“ Danach verschwand der gute Mann wieder und ich suchte nach meiner Frau. Ich fand sie, als sie kurz davor war eine der Umkleidekabinen, mit einem berg an Kleidung im Arm, zu betreten. Sie hatte sich alles gekrallt was sie tragen konnte und schleppte jetzt alles mit sich rum. Und sie würde erst aus der Kabine kommen, wenn sie alles anprobiert hatte. Ich sah den laufenden Kleiderberg an fragte „Willst du das alles kaufen?“ Der Kleiderberg, drehte sich zu mir um und ich hörte die Stimme meiner Frau, die von irgendwo darunter an mein Ohr drang „Nein, ich will nur sehen was am besten zu mir passt.“ Ich wusste was das bedeutete. Ich würde die nächste halbe Stunde vor der Kabine stehen und auf Außenstehende, wie ein perverser Wirken, der nur darauf wartet, einen Blick in die Kabine zu werfen. Und dann würde früher oder später ein Verkäufer auftauchen und mich fragen ob er mir helfen kann. Und wenn ich ihm dann sagen würde das ich nur auf meine Frau warten würde, würde er mich mit diesem Blick ansehen als glaube er mir kein wort, und mich deswegen im Auge behalten würde. Während meine Frau drinnen ein Teil nach dem anderen anprobierte und mich bereits drei Verkäufer im Auge behielten, stand ich einfach nur da, zitterte und lächelte vor mich hin wie ein irrer. Endlich nachdem sie ihren neuen Rekord in der Kabine aufgestellt hatte kam sie strahlend heraus. Ich seufzte innerlich, denn ich hatte es fast überstanden. Jetzt mussten wir nur noch an die Kasse und ich war erlöst. Doch dann schlug das Schicksaal erneut hart und gnadenlos zu. Um an die Kasse zu kommen, mussten wir an den Schuhen Vorbei laufen. Und noch bevor ich wusste wie mir geschah sah ich das strahlen in den Augen meiner Frau, als ihr Blick auf die große Auswahl fiel. Es war erschreckend, wie eine liebe und schöne Frau sich verändern konnte, bei dem bloßen Anblick von Schuhen. Dann wurden sie zu Detailsüchtigen Monstern. Die konnten schon ähnliche Schuhe zuhause haben, und doch waren es ganz andere, da hier eine Schlaufe mehr war, oder hier ein Riemen. Es war einfach furchtbar das Mitahnzusehen. Die armen Schuhe. Es gab keine Rettung mehr für sie nachdem meine Frau sie erblickt hatte. Jedes Paar das nicht schnell genug verkauft werden konnte, und meiner Frau gefiel, wurde von ihr anprobiert. Das ganze erinnerte mich an ein richtiges Massaker. Nachdem sie sich endlich für ein Paar entschieden hatte, von denen ich ähnliche schon bei ihr im Schrank gesehen hatte, machten wir uns endlich zur Kasse auf. Dort angekommen sah ich mit großem Erschrecken, das sich eine Lange Schlange gebildet hatte, und es jetzt noch eine Ewigkeit dauern würde bis ich hier raus kam. Und natürlich waren lauter Menschen vor uns in der Schlange, von denen man hört, aber von denen man immer dachte dass es sie nicht geben würde. Diese Menschen die mit abgelaufenen Gutscheinen ankommen und dann streit anfangen weil der Schein nicht mehr angenommen wird, und dann diese Lieben Menschen die immer und überall, auf den Cent genau bezahlen wollen, und erst dann zufrieden sind, wenn sie ihre Brieftasche, Taschen und sogar die Socken nach Kleingeld abgesucht haben. Und meistens stellen sie dann fest, dass sie es doch nicht passend haben. Dann wollen sie natürlich mit einem sehr großen Schein bezahlen, und das bedeutet dass die Kassiererin die Kasse verlassen muss um Wechselgeld zu finden. Das ist meistens der Augenblick wo ich Amok laufen und Geiseln nehmen will. Dann endlich, nach einer Zeit, die mir wie Drei Tage erschien, konnten wir endlich bezahlen und das Kaufhaus verlassen. Nachdem ich mich den ganzen Mittag zum schlafen hingelegt hatte, fühlte ich mich etwas besser. Allerdings wusste ich nicht ob ich stark genug war, um es mit dem Drachen aufzunehmen dem ich gleich gegenüber stehen würde. Doch nach jeder Begegnung mit diesem Vieh in Menschengestalt musste ich mich einige Tage erholen, und ich hoffte dass ich nicht zu schwach für den Kampf war. Als wir vor der Höhle des Löwen standen, fragte ich meine Frau „Wann erwartet sie uns eigentlich?“ „Um halb acht“ sagte meine Frau. Ich sah auf meine Uhr und mir gefror das Blut in den Adern. Es waren schon drei Minuten nach halb Acht. Ich wusste das mich hinter der Tür ein richtiger Sturm erwarten würde, der bereits seid drei Minuten tobte. Ich wünschte mir, ich hätte mein Testament schon gemacht. Denn ich war so gut wie tot. Meine Frau klingelte und sofort wurde die Tür aufgerissen. Der Schwiegerdrache funkelte mich böse an und sein lächeln erinnerte mich mehr an ein Zähnefletschen als an ein Lächeln. Meine Frau bekam einen Liebevollen Blick und eine Umarmung. Ich bekam nur einen Blick als Stünde mein Name auf der Speisekarte. Ich schluckte schwer und betrat die Einganshalle. Meiner Frau wurde aus dem Mantel geholfen, und zwar vom Schwiegermonster Persönlich. Als meine Frau das Esszimmer betrat warf meine Schwiegermutter mit den Mantel meiner Frau zu und sagte „Du weißt ja wo die Mäntel hinkommen. Aber beeil dich. Und lass Uns nicht wieder drei unnötige Minuten warten.“ Ich biss mir auf die Zähne und hing den Mantel meiner Frau auf, wobei ich mir vorstellte dass es sich dabei um meine Schwiegermutter handelte. Ich schleppte mich ins Esszimmer und musste zu meinem entsetzten feststellen, das meine Frau nicht da war, sondern nur meine Schwiegermutter. Ich setzte mich an den Tisch und versuchte so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Doch warum sollte mich meine Schwiegermutter heute verpassen? Das wäre ja mal was ganz neues. Sie sah mich an und ich wünschte ich hätte ein Kruzifix oder Weihwasser bei mir. „Und wie geht es dir, Schwiegersohn?“ Ich hasse es wenn sie mich Schwiegersohn nennt. Allerdings hätte ich mich daran gewöhnen müssen. Denn seid ich ihre Tochter geheiratet hatte, nannte sie mich so. „Ich bin ein wenig erkältet. Aber sonst ganz gut. Und wie geht es dir?“ „Ganz gut, und ich hoffe das es auch so bleibt, also huste hier bitte nicht rum, ja.“ Als ob sie Angst davor haben müsste Krank zu werden. Jedes Virus würde bei ihrem Bloßen Anblick schon Reißausnehmen. „Und verkaufst du immer noch Bücher?“ fragte sie mich in einem Ton der mir jedes Mal klar machte, dass sie sich etwas Besseres für ihre Tochter gewünscht hatte. Ich nickte langsam „Ja.“ Sie sah mich mit einem Blick aus Mitleid und Verachtung an „Tja manche Menschen, geben sich eben mit sehr wenig zufrieden.“ Tja, dachte ich, und es gibt auch Leute die dich für einen Menschen halten, es gibt eben viele verrückte auf dieser Welt. Aber ich verkniff mir eine Antwort. Nachdem mich meine Schwiegermutter mehrer Minuten ausgefragt hatte kam meine Frau endlich wieder zu uns. Wir aßen zusammen aber reden taten nur die beiden Frauen. Ich saß einfach nur schweigen dabei und versuchte meinem Hals gut zu zureden, damit er dieses Zeug, was auch immer es sein mochte, hinunter würgte. Ich denke meine Schwiegermutter machte mir absichtlich etwas zu essen dass man nur unter einem Mikroskop identifizieren konnte. Und dass es Absicht war, erkannte ich daran, das dieses Ding auf meinem Teller, im Gegensatz zu dem was die Frauen aßen, noch zu leben schien. Als ich das Hühnchen endlich unten hatte, zumindest schmeckte es wie Hühnchen, hatte ich das ungute Gefühl das es sich einen Weg aus meinem Körper suchte. Und es wollte anscheinend keinen natürlichen Weg da raus suchen. Ich fragte mich ob meine Schwiegermutter das Hünchen vielleicht in der nähe eines Atomkraftwerks gekauft hatte. Einfach nur so aus spaß, um mich zu ärgern. Nach dem Essen standen die beiden Frauen auf und gingen ins Wohnzimmer. Da ich keine Lust hatte alleine sitzen zu bleiben folgte ich ihnen einfach. Als ich das Wohnzimmer betrat warf mir meine Schwiegermutter einen Blick zu, der selbst das Höllenfeuer erfroren hätte. Ich setzte mich auf das Sofa neben meine Frau und versuchte mich so klein und unauffällig zu machen wie es nur ging. Als wir dort zusammen saßen, erfuhr meine Frau und ich, zu meinem Grossen entsetzen, das meine Schwiegermutter einige Gäste eingeladen hatte, die sie uns vorstellen wollte. Ich zuckte innerlich zusammen. Denn ich kannte die Freunde meiner Schwiegermutter. Alte, reiche, verstaubte Mumien, die am Wochenende zu einem Dinner gehen und sich über Geschäfte unterhielten von denen ich noch nie etwas gehört hatte. .Und wenn sie nicht über die Arbeit sprachen dann redeten sie über Golf, was wohl jeder von ihnen spielte. Noch bevor ich ein Versteckt suchen, oder mich Unsichtbar machen konnte, klingelte es an der Tür. Meine Schwiegermutter ging zur Tür und meine Frau sah mich an und bemerkte dass ich blass geworden war. Allerdings nicht weil ich mich schlecht fühlte sondern aus Angst denen Menschen hinter der Tür zu begegnen. Ich fragte mich schon ob ich nicht einen Herzinfarkt vortäuschen sollte, oder vielleicht einen Anfall von Malariafieber. Doch so wie ich mein Glück einschätzte wäre unter den Gästen, sicher ein Arzt der merken würde das ich nur Simuliere. Und schon hätte meine Schwiegermutter wieder einen Grund mich mehr zu hassen. Nicht das es möglich wäre ihre Abneigung gegen mich noch zu Steigern, aber ich wollte lieber kein Risiko eingehen. Und dann kamen die Gäste ins Wohnzimmer. Und wie ich erwartet hatte, handelte es sich dabei um alte Männer in teuren Anzügen und noch ältere Frauen in teuren Kleidern. Eine von ihnen hatte sogar ihren Hund mitgebracht. Einen kleinen Mops mit eingedrücktem Gesicht. Und ich musste zugeben dass er seiner Besitzerin sehr ähnlich sah. Meine Frau stand auf und ich tat es ihr gleich. Meine Schwiegermutter stellte meine Frau vor, und mit dem kleinen Nebensatz „Das ist ihr Mann“ wurde auch ich vorgestellt. Und sofort wurde in jeder Ecke des Raumes über Geschäfte gesprochen. Zumindest die Männer sprachen über Geschäfte. Die Frauen standen oder saßen mit einem Glass Alkohol rum und tauschten den neuen klatsch aus. Meine Frau stand bei einer Gruppe von anderen Damen und unterhielt sich, während ich wieder auf dem Sofa saß und mich gelangweilt umsah. Das war mir auch nur Recht so, doch leider sollte ich nicht lange in Ruhe gelassen werden. Denn plötzlich stand eine Gruppe Männer vor mir uns verwickelten mich in ein Gespräch über Transaktionen und andere Möglichkeiten mit Geld umzugehen. Ich saß einfach nur da, nickte und grinste dumm vor mich hin, da ich keine Ahnung hatte worum es eigentlich ging. Alles ging gut, bis meine Schwiegermutter neben uns auftauchte, wie ein Geist des Verderbens und sagte „Ihr solltet nicht nur über Geschäfte reden. Mein Schwiegersohn, ist nämlich nur Buchverkäufer.“ Die Männer sahen mich plötzlich mit einer Mischung aus Mitleid und Eckel an und verloren auf einmal das Interesse daran mit mir zu reden. Ok jetzt war die Zeit der Rache gekommen, dachte ich. Ich hatte lange genug die Beleidigungen meiner Schwiegermuter erduldet, jetzt sollte der Spies mal umgedreht werden. Ich stand auf und ging auf eine Gruppe von Männern zu die sich ein wenig abseits hielten. Ich hörte wie jemand mit dem Namen Robert angesprochen wurde. Ich lächelte breit und stellte mich dazu und sagte „Entschuldigen sie die Störung, aber wer von ihnen ist Robert?“ Einer der Herren sah mich verwundert an und sagte er sei Robert. Ich lächelte fröhlich und meinte „Dann sind Sie also der Herr, von dem meine Schwiegermutter immer redet.“ Robert und die anderen sahen mich verständnislos an und ich sagte „Wussten sie das nicht? Sie redet dauern von ihnen, und was sie doch für einen Knackigen Hintern hätten.“ Sagte ich wobei ihn ihm freundschaftlich auf die Schulter boxte. Ohne ein weiteres Wort ging ich einfach zu einer Gruppe von Frauen und hörte mir den Fröhlichen Tratsch an den sie miteinander teilten. Ich räusperte mich leise und sah mich Verschwörerisch um, bis ich die Aufmerksamkeit der Damen auf mich gelenkt hat. Sie kamen näher an mich ran, begierig darauf etwas Neues zu hören, oder ein Geheimnis, das niemand erfahren durfte. Ich sagte „Haben sie schon gehört, dass meine Schwiegermutter ihre Haare färbt?“ Ein leises Raunen ging durch die kleine Gruppe von Frauen. „In Wirklichkeit, ist sie bereits so grau wie der Himmel an einem Wintertag.“ Daraufhin bat ich in dieser Sache um Verschwiegenheit und drehte mich breit grinsend weg, da ich genau wusste, dass meine Schwiegermutter es erfahren würde. Als meine Frau mich später am Abend darum bat nach Hause zu fahren, war ich wirklich erleichtert. Doch ich hatte mir gerade einen Plan für meinen Abgang zu Recht gelegt und den wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich sagte meiner Frau sie solle schon mal vorgehen, und ihren Mantel holen, ich möchte mich noch von Jemandem verabschieden. Nachdem meine Frau das Wohnzimmer verlassen hatte ging ich auf die Dame zu, die ihren Mops mitgebracht hatte. Sie saß, auf dem Sofa und der kleine hässliche Mops hatte auf ihrem Schoss platz genommen. Ich blieb vor dem Sofa stehen und sagte „Meine Schwiegermutter hat wirklich recht. Das ist echt ein Hässliches Vieh, da das sitzt.“ Die Dame sah mich schockiert an „Wie können Sie es wagen so von meinem Hund zu sprechen?“ Ich sah die Frau verwirrt an und sagte „Ich habe nicht ihren Hund gemeint.“ Und verließ das Wohnzimmer. Als ich später am Abend mit meiner Frau im Bett lag seufzte sie leise und zufrieden „Was für ein schöner tag.“ Ich sah sie an und fragte mich wie viel mich eine Scheidung wohl kosten würde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.05.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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