Rebekka Zirnabauer

Verlernt zu leben

Sie war immer fröhlich... ja das war sie einmal...
doch zur Zeit gab es sie nicht. Sie saß da, und war da und doch war sie nicht
da. Sie wurde leise, sagte was, lachte, machte Späße, doch das war nicht sie.
Bis zu einem Tag: Als sie ihn kennen lernte! Ihn... was war er? Wer war er? Das
interessierte sie alles nicht! Sie sah in und wollte ihn! Sie wollte nur ihn!
Alles andre war egal! Alles andre... was andre sagten... sollten die doch
reden! Sie bekam ihn! Er war 22 Jahre alt, doch das war ihr egal! Sie hasste
die, die sie warnten! Sie hasste sie dafür, dass sie sie beschützen wollten!
Wieso sollte sie das brauchen! Er war lieb, süß und alles, was sie davor so
vermisste! Und endlich war sie wieder glücklich! Ihre Freundinnen sahen es ihr
an! Sie sagten, dass sie endlich wieder fröhlich sei! Sie machte wieder Späße,
lachte! Sie lachte! Sie begann wieder Spass am Leben zu finden! Sie war ja so
verliebt! Dieses Gefühl! Sie kannte es nicht! Und sie genoss es! Sie genoss
alles mit ihm! Doch ihre Eltern waren wieder mal skeptisch! Sobald die Zahl 22
fiel... wieso? Wieso haben alle Vorurteile gegen ihn, nur weil er 22 ist? Sie
kennen ihn doch alle gar nicht! Sie kennen nur sein Alter, was sagt das schon
über einen Menschen aus? Sie kennen diesen Menschen gar nicht! Sollen sie doch
alle reden! Sie kannte ihn, und es war ihm nicht leicht gefallen, diese
Entscheidung zu treffen! Doch er sagte er liebte sie! Und sie glaubte es ihm!
Da sollten doch die anderen sagen was sie wollten! Sollten sie doch über ihn und
sie reden! Das war ihr so was von egal! Denn sie war endlich wieder glücklich!
Er gab ihr alles, sie fühlte sich endlich wieder geliebt und gebraucht, nicht
mehr um sonst auf dieser Welt! Es gab jemanden, für den sie existierte! Und so
gab sie ihm alles! Alles was sie hatte, gab sie ihm! Sie vertraute ihm so sehr!
Und die Zeit ging vorbei, es gab immer wieder Streit zu Hause, er musste immer
zu ihr heim kommen, doch nicht mal die Stunde Fahrzeit war ihm zu weit! Das
nahm er auf sich, für sie! Alle redeten immer schlechter über sie, sie hasste
es, in der Schule zu stehen und zu merken, wie man über sie lästerte, doch das
musste sie wohl auf sich nehmen für ihn. Alles hat schließlich seinen Preis!
Sie begann wieder zu leben! Doch bei einem Treffen war nichts mehr wie es sein
sollte! Es lief nicht mehr so, wie sie es wollte! Das machte ihr Angst! Sie
sah, dass er nicht der war, den sie in ihm sehen wollte! Und sie wurde
abweisend! Nichts war an dem Tag wie sonst! Doch das merkte er erst spät! Sie
konnte es ihm nicht richtig erklärn, hatte Tränen in den Augen und fand keine
Worte! Er fuhr. Sie hatte Angst! Er war so durcheinander, hatte Tränen in den
Augen! Wie sollte er bei der langen Fahrt klar denken können! Wieso hatte sie
das gesagt? Wieso hatte sie es gesagt und weinte jetz? Ihr Herz blutete und sie
schrie auf vor Schmerz! Wollte alleine sein! Hatte Angst! Um ihn... vor sich...
vor der Wahrheit! Dass sie gerade Schluss gemacht hatte! Dass er wohl nie
wieder kommen würde! Doch wie sie sich irrte! Sie sperrte sich in ihrem Zimmer
ein und weinte! Warum weinte sie? Wieso tut es ihr weh, wo sie doch vorher gar
nichts mehr empfand? Wieso? Sie rief ihre Freundin an! Doch sie konnte nichts
sagen! Sie konnte nur weinen! Sie hatte den Hörer in der Hand, der immer nasser
wurde, voll von Tränen! Sie schluchzte und es tat so weh! Sie fühlte nur noch
Schmerz, Verlassenheit, Wut auf sich selbst! Warum hatte sie das getan? Sie
konnte nur ins Telefon weinen, doch es war gut zu wissen, dass jemand am
anderen Ende war! Egal, ob vom anderen Ende was kam oder nicht, es war jemand
da, der ihr zuhörte, auch wenn sie nur weinte! Sie spürte, wie gern diese sie
jetzt in dem Arm genommen hätte und sie konnte es fühlen, das tat gut! Sie
wollte sich beruhigen! Sie legte auf und war alleine! Alleine in ihrem Zimmer!
Und alles war so leer! Sie wollte gegen die Wände laufen, wollte gegen den
harten Stein boxen, bis die Hände versagten, doch sie konnte nicht! Sie hatte
keine Kraft mehr! Keine Kraft mehr aufzustehen! Sie sah sich im Spiegel an! Wer
war dieses Mädchen, dass um einen Mann weinte, den sie selber weggeschickt
hatte? Wem gehörten diese Augen, die vor ein paar Tagen noch voller Freude und
Lebenslust steckten und jetz nur noch voller Schmerz waren! Schmerz und Leere!
Leere.... nichts ist mehr da! Sie lag im Bett und konnte nicht mehr! Sie hatte
keine Tränen mehr, keine Kraft mehr zu weinen. Sie war nur noch leer! Sie
konnte an nichts denken und doch fragte sie sich immer wieder: Warum habe ich
das getan? Wieso, wenn ich jetz darum weine? Am nächsten Tag wachte sie auf...
sie war leer, fühlte sich einsam und verlassen... sie wollte nicht aufstehen,
wollte nicht weitermachen! Sie wollte einfach aufgeben! Sich geschlagen geben!
Sie wollte niemanden sehn! Sie konnte niemanden sehen! Und doch musste sie! Sie
musste in die Schule, musste weitermachen... doch für was? Was hatte das für
einen Sinn? Die war kein Leben mehr! Dies war ein dasein ---- da sein,
mitmachen, mitreden... aber kein Leben! Jeden Abend im Bett weinte sie um ihn!
Warum das? Sie dachte sie würde ihn nie wieder sehen! Das dachte sie... doch
sie sah in wieder... er stand da... vorne... in seinem Auto saß er... nur 7
Meter weit weg von ihr und doch so unerreichbar! Er stand da und redete mit
ihren zwei besten Freundinnen! Und sie? Sie saß nun da, ganz alleine und fing
an zu weinen! Sie hatte sich geschworen nie in der Schule zu weinen! Nie vor
den allen! Doch das war ihr egal! Sie konnte es nicht mehr stoppen! Sie saß da
und weinte, ließ sich von Leuten trösten, die sie nicht kannte und sah zu wie
die zwei Freundinnen mit IHM redeten! Wie sie nicht merkten, wie es ihr ging,
wie gut es ihm dabei ging, es ihr heim zu zahlen! Es machte ihm Spass sie so zu
sehen! Es machte ihm weiter Spass ihre Freundinnen von der Schule abzuholen, und
mit ihnen rumzumachen! Sie bereuten es, doch er war stolz auf sich! Er wusste,
wie weh es ihr tat! Er wusste wie er sie immer wieder verletzen konnte und das
doch, wo er eh schon alles von ihr hatte! Was wollte er denn noch von ihr? Er
hatte ihr doch schon alles genommen, was sie hatte! Alles was sie ihm gegeben
hatte, anvertraut hatte! Wieso konnte er einfach nicht aufgeben! ... Nur ihre
Tränen hatte er ihr gelassen, die konnte ihr niemand nehmen... niemand... und
unendlichen Schmerz! Ab jetzt ging es ihr immer schlechter... sie verlor alles,
was sie vor kurzer Zeit erst wieder gelernt hatte! Sie konnte nicht mehr
lachen, konnte an nichts anderes mehr denken... es zerfraß ihr alles, alles
gute, was sie einmal hatte... all die schönen dinge... sie hatte sie verlernt...
nun war sie hier... jeden Abend lag sie ihn ihrem Bett und immer noch musste
sie jeden Abend weinen... niemand konnte sie ganz verstehen... und sie fühlte
sich einsam... sie wusste, dass es viele Menschen gibt, die ihr helfen wollten,
die sie lieben, doch das half ihr nichts... sie fühlte sich einsam,
verlassen.... sie fühlte sich wieder nutzlos... warum war sie auf dieser Welt?
Einfach um dazusein? Um zu sagen, dass der Name existiert? Um irgendwann mal
wieder glücklich und anschließend wieder verletzt zu werden? Da konnte sie auch
so bleiben... so konnte ihr niemand etwas tun... so kam niemand mehr an sie ran
und konnte sie verletzen... doch so blieb sie einsam... mit der Zeit wollte sie
nicht mehr! Sie wollte so nicht mehr leben! Sie wollte wieder lachen, nicht
immer weinen, wenn sie alleine war! Doch nun konnte sie es nicht mehr! Sie
versuchte es! Und ab und zu gelang es ihr! Doch immer wieder fiel sie zurück...
zurück in das tiefe, schwarze Loch! Zurück in ihre Einsamkeit... sie schaffte
es einfach nicht mehr... denn sie hatte es verlernt! .... sie hat es
verlernt!....

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