Hans Pürstner

Die Forelle

In einem Bächlein helle...so beginnt das bekannte Lied von Franz Schubert, und besingt für uns die launische Forelle. Von deren Launen hätte ich auch ein Lied singen können, ich der junge Koch von achtzehn Jahren, in  meinem ersten Job weg von zuhause.
In ein Ferienhotel am Wörthersee hatte es mich verschlagen, der große Meister war ich noch nicht, so blieben hauptsächlich die ungeliebten Aufgaben an mir hängen, die mein Küchenchef selbst nicht machen wollte. Die Forelle war ja nicht nur bei Schubert Fans beliebt, sondern auch bei kulinarischen Feinschmeckern.
Für diese war an unserem Haus ein großes Aquarium angebaut, und da unsere Bächlein bekanntlich ja nicht mehr so helle sind wie im Lied, waren sie dort wesentlich besser untergebracht. Allerdings nur solange, bis einer unserer Gäste Lust auf ein Exemplar dieser Spezies verspürte. Dann hieß es "Hans, geh nach draußen Forellen fangen!".
Die Dame hatte sich bereits eine schöne ausgesucht und so waltete ich meines Amtes. Dass ein Fischernetz Löcher hat, liegt in der Natur der Sache. Unseres hatte leider mindestens eines das zu groß war. Und kaum hatte sich der Fisch darin verfangen und ich das Netz herausgeholt, nutzte er das unverhoffte Schlupfloch und hüpfte raus.
Direkt gegenüber begann ein kleiner Waldweg, den unsere Gäste für kurze Spaziergänge nutzten. Auf diesem schlängelte sich nun unsere launische Forelle, beseelt von einem einzigen Gedanken. Bloß weg von hier, von diesem bösen Koch, der ihr im wahrsten Sinne des Wortes das Messer an die Kehle setzen wollte. Und ich natürlich hinterher, mit einem nassen Handtuch, mit dem ich den Fisch festhalten und meine Scharte wieder auswetzen wollte.
Der Begleiter der Dame hielt das Geschehen zu allem Überfluss auch noch auf seiner Videokamera fest.
Ich fürchte, auf diversen privaten Filmvorführungen in Deutschland wird das Video auch heute noch gezeigt, mit dem augenzwinkernden Kommentar:
 Die spinnen, die Ösis, die fangen die Fische im Wald.

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