Werner Gschwandtner

Invasion gegen den Mars

Die Kassen des Filmpalastes klingelten. In Scharen strömten die Besucher in die Kinos. Der neue Sci Fi Streifen « Invasion gegen den Mars » war angelaufen.

„Popkorn, frisches Popkorn.“

Gegen zwanzig Uhr sollte die Vorführung starten, zuvor versuchten die Fastfood Verkäufer ihre Ware an den Mann zu bringen.

„Coke, Burger. Ganz billig.“

Zehn Säle hatte dieses Kino, in allen wurde zur Premiere derselbe Film gespielt. Alle zehn Vorführungen waren ausverkauft.

Endlich war Einlass. Das Volk stürmte die Sitzreihen. In wenigen Minuten schlug es acht Uhr abends.

„Hey, gib das Popkorn rüber. Bin schon echt neugierig.“

Lautes Stimmengewirr redete durch einander, die Webung lief an.

„Auch das noch“, raunte einer der Besucher, „jetzt kommen die intelligent Werbungen.“

Nach fünf Minuten startete der Hauptfilm, im Saal wurde es ruhig. Gespannt hielt man den Atem an.
Nach der Schriftsequenz etablierte sich der Weltraum auf der Breitbandleinwand, das Abenteuer begann.

„Der Weltraum“, ein Sprecher kommentierte den Film, „mitten in dieser friedlichen Galaxie, der rote Planet, auch Mars genannt.“

Der rot schimmernde Planet erschien im Bild, powergeladene Filmmusik bekleidete die Szene.

„Harmonie und Zusammenhalt regierte auf dieser Welt, bis an jenen 2. Juli, bis an jenen Tag – wo fremdartige Invasoren unsere Heimat heim suchten.“

Ein riesiges Raumschiff verdunkelte den Planeten, fünfzehn kleinere Schiffe spalteten sich von dieser gigantischen Scheibe ab. Im Kino verstummte jeder Laut, kein Geflüster mehr, kein Knistern vom Popkorn. Nur noch anhaltende Spannung.

„Diese Wesen verwenden unser System um ihre Absichten zu verschleiern, Mister Präsident.“

„Aber was haben sie vor?“

Die Situation war bizarr, über allen wichtigen Merkmalen des Mars standen die fremden Flugkörper. Noch konnte ein Dialog hergestellt werden.

„Mister Präsident, ich habe erkannt welche Absicht hinter diesem Vorgehen steckt. Sie benutzen unsere Abwehrsysteme um den Countdown unserer Vernichtung zu verbergen.“

„Wie können wir uns verteidigen?“

„Ich sehe keine Möglichkeit im Moment, deswegen schlage ich die Evakuierung vor.“

Der Präsidentensitz wurde geräumt, ebenso das Verteidigungsministerium und das Hauptquartier des Militärverbandes. Die Einwohner flüchteten aus den Städten, die Regierung sammelte sich auf einem geheimen Stutzpunkt.

„Die Stunde Null des Countdowns näherte sich“, der Sprecher dokumentierte wieder, „und die Frage blieb, wer waren diese Wesen? Was wollten sie?“

Die Angreifer hatten ganze Arbeit geleistet, ihre Primärwaffe aktivierte sich und ohne eine Vorwarnung feuerten sie und zerstörten alles was sich ihnen in den Weg stellte. Der Mars stand in Flammen. Jede Gegenmaßnahme scheiterte, selbst ihre stärkste Waffe, die Atombombe versagte. Die Schutzschirm Barrikade war unüberwindbar.

„Mister Präsident, einer dieser Wesen verlangt mit uns zu sprechen.“

„Wie?“

„Über unseren letzten noch funktionierenden Televisionskanal.“

„Schalten Sie auf die angegebene Frequenz.“

Auf dem Fernsehschirm zeigte sich eine unheimliche Gestalt, irgendwie Marsianer ähnlich, aber dennoch vollkommen unterschiedlich. Das Wesen hatte zwei Arme, zwei Augen, eine Nase und einen Mund. Haare auf dem Kopf und an jeder Hand genau fünf Finger.

„Weshalb haben sie uns angegriffen?“ der Präsident richtete ohne jegliche Begrüßungsfloskel diese Frage an den Invasor. „Wir haben keine feindliche Absicht Ihnen gegen über gezeigt.“

„Wir nennen uns selber Menschen, wir kommen von einem Planeten der Erde heißt. Unsere Ressourcen sind verbraucht, unsere Welt stirbt. Deswegen benötigen wir neuen Lebensraum, Ihr Planet sagt uns einigermaßen zu.“

„Aber weshalb dann diese Zerstörung? Wir könnten einen Weg zur friedlichen Koexistenz finden.“

„Nein“, donnernd schwoll dieses Wort aus den Lautsprechern, „Keine Koexistenz, wir dulden keine anderen Spezies an unserer Seite. Uns ist niemand gleich, wir nehmen uns was wir benötigen und wir müssen erobern um unsere Art zu erhalten.“

„Und was sollen wir dann tun?“

„Sterben.“

Das Bild verschwamm, dann schaltete sich die Verbindung ab. Minutenlang herrschte absolute Stille im Kino, der dramatische Effekt hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

„Die letzten Überlebenden, darunter der Präsident, besprachen eine letzte Offensive. Die zufällige Erkenntnis, dass ein Virus das Verteidigungssystem der Menschen stören könnte, gab den Kämpfern wieder frischen Mut.

„An alle, die mich hören können“, der Präsident hielt seine Abschlussrede, „heute, an unseren Unabhängigkeitstag, an diesen 4. Juli schlagen wir zurück. Wir werden für unsere Freiheit einstehen, für unser Überleben. Bis hier her und keinen Schritt weiter.“

Ein Computerexperte spielte den Virus in den Televisionskanal ein, dieser würde sich rasend schnell über alle Raumschiffe der Menschen verteilen. Das Ziel war zum greifen nahe, die Schutzschirme versagten.

„Feuer.“

„Die Abfangjäger starteten“, der Sprecher erhöhte die Spannung, „Bis zum äußersten Entschlossen stellte sich die planetarische Abwehr dem Feind. Die Rückeroberung hatte begonnen.“

Die Panzerraketen schlugen endlich in den Raumschiffen der Menschen ein, gezielte Salven zerstörten die Primärwaffen und durch diese Detonation wurde eine Kettenreaktion ausgelöst. Das Schiff explodierte, kreischend zerbrach die Scheibe und stürzte brennend in die Atmosphäre des Planeten.

„Macht sie fertig.“

Die Stärke der Menschen war gebrochen, ihre Überheblichkeit wurde nun zum Verhängnis. Selbst der Rückzug war ihnen verwert, es gab jetzt nur noch die Entschlossenheit der vermeintlich Besiegten.

„Ein Raumschiff nach dem anderen wurde abgeschossen“, der Sprecher kommentierte, „selbst das Mutterschiff befand sich in akuter Gefahr. Die Invasion war im aller letzten Moment abgewendet worden.“

Die Abfangjäger schossen bis zur letzten Rakete, schwer beschädigt und bis auf wenige hundert Menschen dezimiert gelang dem Mutterschiff die Flucht. Ein gewaltiger Sieg für den Mars, diese Welt war frei geblieben.

Der Abspann folgte, Feuerwerk schoss in den Himmel und die Schrift kündigte das Ende des Films an. Das Licht im Kino wurde aktiviert, die Besucher entspannten sich und einige zeigten ihre Freude über diesen Sci-Fi Action Streifen, den der Regisseur Roland Emmerich ins Leben gerufen hatte.

„Mann, ein wirklich starker Film.“

„Wie wahr, stehlt euch mal vor, so etwas würde uns wirklich passieren. Wie würden wir in Echt handeln?“

„Keine Ahnung, aber solche Spekulationen führen eh zu nichts. Wir sind alleine im Universum, nach uns kommt nichts mehr.“

Die Marsianer erhoben sich, einige schlüpften in Mäntel, andere waren nur im Hemd. Es war nun kurz nach Zweiundzwanzig Uhr, die Premiere war vorbei und sie war ein voller Erfolg gewesen. Der Alltag kehrte nun wieder ein.

 

 

Satire auf « ID4 »

Werner Gschwandtner

www.litterarum.at

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.04.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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