Silvia Pree

Hundtstage

 
Ich spüre deine Wärme ganz intensiv.
Als ich aufwache.
Du liegst neben mir.
Schnarchst leise.
Und drehst dich im Schlaf auf die andere Seite.
Murmelst Unverständliches.
Ich sehe deinen Rücken nun vor mir.
Mit einer Unmenge Sommersprossen.
Braun bist du.
Wie ein Neger…
Deine Worte.
Was für eine Nacht!
Nicht nur weil wir zusammengefunden haben.
In dieser Nacht.
Die noch ein wenig in meinem Kopf steckt.
Vor meinen Augen ausgebreitet.
Sternenklar.
So mild.
Einfach Sommer…!
Als wir nach dem Essen beim Griechen durch die Altstadt spazierten.
Hand in Hand.
Kichernd.
Wie Teenager.
Und sehr glücklich…
Ist mir wieder eingefallen.
Wie das war.
Als wir uns kennen lernten.
Wenn du nicht allein bleiben willst.
Schaff dir einen Hund an.
Die Worte meines Bruders.
Hunde?
Hunde riechen…
Igitt.
Nie im Leben!
Also ging ich so spazieren.
Ohne Hund.
Und in Gedanken versunken.
Träumte.
Von einer besseren Welt.
Irgendwann setzte ich mich auf eine Parkbank.
Schloss die Augen.
Und versuchte mich nicht zu erinnern.
An das, was war.
Ich glaube, ich bin fast eingeschlafen.
Als ich plötzlich jemanden auf mir spürte.
Zwei feste Hände.
Und da küsste mich doch jemand!
Nicht ganz.
Ein riesiger Hund.
Ganz zottelig.
Gesprenkelt.
Hatte seine Pranken auf mich gelegt.
Und mein Gesicht geleckt.
Ungeniert.
Igitt!
Ich sprang auf.
Ich hörte ein paar betretene Worte.
Tut mir so leid…
Wissen Sie, er mag einfach alle Leute…
Ich drehte mich um.
Und da bist du gestanden.
Mit der Hundeleine in der Hand.
Mit treuherzigem Blick.
Wie der Hund.
Nur deine Haare waren kürzer.
Ich sagte nicht viel.
Keine Ursache!
Aber der Ekel würgte mich.
Ich ging einfach weiter.
Keine Träume mehr.
Nur das Bedürfnis mich zu waschen.
Schnell.
Doch das blieb nicht unsere einzige Begegnung.
Obwohl ich dein Gesicht schon fast vergessen hatte.
Aber dein Hund mich nicht.
Oder war es Zufall?
Ein paar Wochen später.
Jedenfalls sprang er mich diesmal von hinten an.
Als ich von der Arbeit heraus kam.
Zum Bus lief.
Die helle Jacke – voll mit Pfotenabdrücken!
Ich hätte schreien können.
Natürlich kam die Erinnerung.
Und mein Blick für dich war alles andere als freundlich.
Tut mir leid…
Du hast die Reinigung bezahlt.
Ohne ein Wort.
Hast mich noch auf einen Kaffee eingeladen.
Und der Hund war artig.
Eigentlich hieß er ja Napoleon.
Das hast du mir verraten.
Ich musste lachen.
Dieses Ungetüm – Napoleon?
Also diesmal war er wirklich brav.
Hatte sich eingerollt.
Den mächtigen Kopf auf die Pfoten gelegt.
Und döste.
Der Hund hatte das eingefädelt.
Das mit uns beiden.
Ich bin überzeugt davon.
Als er merkte.
Die Dinge gehen ihren Gang.
Hat er sich nicht mehr eingemischt.
Cupido sollte man ihn nennen…
Seither haben wir zwei uns öfter gesehen.
Es ging fast wie von selbst.
Und der Hund kam nicht immer mit.
Aber wenn er dabei war.
Hielt er sein Draufgängertum in Schach.
Zeigte sich von der Zuckerseite.
Benahm sich gut.
Letzte Nacht waren wir dann allein.
Da hatten wir zwei dann Zeit für uns selbst.
Ausgiebig.
Für den üblichen romantischen Kram…
Zum Verlieben schön.
Als du mich mit in deine Wohnung genommen hast.
Hat Napoleon geschlafen.
Ja, er rührte sich nicht einmal.
Als wir vorbeigingen.
Ins Schlafzimmer.
Was für eine Nacht!
Du schläfst noch immer.
Atmest gleichmäßig.
Napoleon schart an der Tür.
Er möchte wohl rein.
In alter Gewohnheit.
Aber er kommt nicht mehr ins Bett.
Diese Zeiten sind wohl vorbei.
Ich hab hier ab nun meine Zelte aufgeschlagen.
Und für Napoleon ist kein Platz mehr.
Das hätte er sich früher überlegen müssen.
Bevor er uns zwei verkuppelt hat!
 
Mein Bruder hatte jedenfalls Recht…
 
Und wenn du nicht zum Hund kommst.
Dann kommt der Hund zu dir!
 
 
Vivienne

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.06.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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