Jens Schriwer
In Ewigkeit...
Schwingen wie aus schwarzem Gold glänzten in der trüben Sonne. Am
Himmel hingen zerrissene Wolken wie Dünen aus Schnee und der Wind
verwehte sie stetig. Langsam wogten die Federn wie flüssiges Pech in
den leichten Böen des Morgens.
Eine Stimme sprach, samten und dunkel: "Wie lange willst du noch umherziehen? Wie lange? Glaubst du, du hättest eine Chance?"
Keine Antwort, nur ein neuerlicher Windstoß, der mit rabenschwarzen Haaren spielte.
"Du hast keine! Keine Zukunft, keine Richtung und kein Ziel!"
Zwei Augen blickten milde, doch in ihrer Düsternis konnten sich Seelen verlieren.
"Deine Herrschaft ist zu Ende!"
Schmale, rote Lippen zeichneten ein Lächeln.
"Du bist nicht länger!"
Die Klinge eines Schwertes blitzte im Licht, von grausigen Formen wie
selbst Albträume sie nicht erschaffen könnten. Die leichenblasse Hand
schloss sich fester um den Griff.
"In nomine patri..." Dunkle Augen glänzten.
Der Wind erhob sich stärker als zuvor und Sand und Staub erfüllten
alsbald die Luft. Die geflügelte Gestalt wurde verschlungen. Ein Sturm
tobte nun mit ihr als Zentrum. Brausendes Toben.
"...et filii..." Schwarze Schwingen wogten sanft im Chaos.
Ein Blitz, so hell das der Tag kaum wie ein Glimmen schien, fuhr auf
sie hernieder. So heiss, dass er den Sand schmolz. Und es regnete
Tränen aus Glas.
"...et spiritu sancti." Eine leise Stimme.
Dann herrschte Windstille und die Ruhe rauschte in der Luft.
Der Rauch legte sich.
Die Gestalt stand noch immer; ihre schmalen, roten Lippen zeichneten ein Lächeln.
Die Augen der Düsternis blickten ohne Gnade. Und die größte Seele von allen verlor sich darin.
"Amen!"
Nun herrscht Luzifer, der Morgenstern. Diese Welt ist sein auf ewig.
Als letztes Geschenk wurde SEIN Sohn gesandt, doch wir erkannten nicht
die Botschaft. In uns sollte er leben, auf das uns die Hölle erspart
bliebe - doch es war unser Schicksal sie zu errichten. Damit müssen wir
leben, denn einen Tod gibt es nicht.
Flucht ist Illusion - in Ewigkeit...
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Diesen Text muss man langsam lesen, sonst wirkt er nicht, denke ich.
Mich
würde sehr interessieren, was Sie jetzt empfunden haben... beim Lesen,
nach dem Lesen... vielleicht nach einem zweiten Mal. Schreiben Sie mir
bitte, was sie dazu denken... selbst wenn es Sie völlig kalt lässt,
dann schreiben sie mir genau das!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2005.
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