Michael Glauer

Ohne Worte

Die Menschen kamen langsam aus ihren Kellern. Wahrlich, sie waren wie Ratten die ihre Löcher verließen. Schwarz und grau. Sie hatten Erfahrung, für heute war es vorbei. Das dachte auch er, der sich unter Bäumen Schutz suchte weil er die Sicherung verpasste. Wenigstens, dachte er sich, sei er nicht so dreckig geworden, kein Putz und Staub der ihn berieseln konnte, höchstens der Tod aber den fürchtete er schon ewig nicht mehr. Er lief entlang der Allee, welche vorbei an seinem Haus zu ihrem Haus führte. Er lief über Trümmer, vorbei an brennenden Ruinen. Am Rande der Straßen wurden Leichen gestapelt, so auch an seinem Haus, die Nachbarn weinten. Sie gingen auf ihn zu, in ihren Händen durchgenässte Taschentücher und Leinen. Er ging an ihnen vorbei, sein Heim stand nicht mehr. Er ging an der Totenliste vorbei als ob er sie nicht sah. Er ging unbeeindruckt weiter, der Straße folgend. Die Verwüstungen wurden von Ecke zu Ecke schlimmer, kaum gingen noch Menschen auf der Straße, der Geruch wurde strenger. Er sah die Sonne nicht mehr, stattdessen einen dichten Rauch der direkt aus der Hölle zu stammen schien. Er irrte ohne etwas zu sehen über die letzten Meter bis er mit seinen Füßen an etwas Klirrendes stieß. Als er sich bückte um nachzusehen hatte er Scherben in seiner blutenden Hand, keine zum durchsehen, diese waren gesplittert und mit Staub und Dreck belegt. Nach einigen Schritten verschwand der Dunst, als ob er selbst ihn hinfort schob. Vor ihm ein weiterer Trümmerberg ohne Leben, niemals hätte sie dies überleben können. Er setzte sich auf ein gebrochenes, längliches Holz, seine Hände seinen Kopf tragend und seine Augen geschlossen.

Er war der einzige Mensch dieses Blocks der mit scheinbar unversehrtem Körper Tot aufgefunden wurde.     

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.07.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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