Jörg Hofmann

Der Besuch bei einer alten Dame

Es ist kein tückischeres und boshafteres Geschöpf unter der Sonne als eine Hure, da sie sich Alters wegen genötigt sieht, eine Betschwester zu werden.

(Georg Christoph Lichtenberg)


"Kaaariiin!", Julia schrie ihre Begeisterung in den Telefonhörer, "Du
und Martin! Mensch, ich freu' mich so für euch. Ich wünsche wünsche alles,
alles Glück der Welt. Los, sag' schon, wie kam das denn?"

"Das wüßte ich ja selbst gerne. - Nimm' die Finger da weg!" Sanft schob
Karin Martins Hand zurück. Eine Geste die allerdings mehr Aufforderung als
Zurückweisung war. "Ich konnte es ja selbst kaum fassen, daß ich einen
fremden Kerl so einfach zu mir einlade. Aber nachdem du mir gesagt hast,
daß er harmlos ist, hatte ich keine Bedenken mehr. Ja, und dann ist
plötzlich der Blitz eingeschlagen."

"Ach Karin, das finde ich so geil, ich hüpf' hier vor Freude durch die
Wohnung. Los, erzähl' mir mehr, ich will einfach alles wissen!"

"Das hab' ich mir schon gedacht, und Martin auch. Wir würden dich gerne
besuchen, schließlich hast du uns zusammengebracht. Wie wär's denn
nächstes Wochenende?"

"Ach Gott, weißt du wie weit das ist?"

"Alleine würde ich das auch nicht fahren, aber Martin sagt, es macht ihm
nichts aus."

"Na gut, aber bitte nicht an den nächsten zwei Wochenenden, da bin ich
schon total ausgebucht."

"Du und dein Terminkalender", Karin grinst, "du hast dich nicht geändert.
Also in drei Wochen?"

"Wenn ihr euch das unbedingt antun wollt."

"Na klar, wollen wir, schließlich bist du für unser Glück verantwortlich.
Sollen wir was zum Kaffee mitbringen?"

"Nein, nein, das mach ich dann schon."

"Also dann, bis in drei Wochen. ich freu' mich drauf. - Du sollst das
lassen!"

Die letzten Worte waren natürlich nicht an Julia gerichtet.

"Ich auch. Und jetzt geht besser mal ins Schlafzimmer, ihr Turteltäubchen.
Mach's gut und grüß' deinen Martin von mir."

"Das mach' ich. Tschüß Julia."


Drei Wochen später. Es war fast elf Uhr als Karin und Martin endlich im
Auto saßen und auf der Autobahn Richtung Ingolstadt fuhren.

"Ich freu' mich riesig darauf Julia mal wieder zu treffen", meinte Karin,
während sie sich eine Zigarette anzündete.

"Wie lange habt ihr euch denn nicht gesehen?", wollte Martin wissen.

"Knapp sieben Jahre. Damals war mein Ex noch mit dabei."

"Du hast sie doch während deiner Kur kennengelernt?"

"Genau! Sie hatte ein Einzelzimmer und, was viel wichtiger war, eine
Kaffeemaschine. Wir stellten schon in der ersten Woche fest, daß wir uns
sympathisch sind. Ab da habe ich fast jeden Morgen bei ihr im Zimmer den
ersten Kaffee getrunken. Leider haben wir uns nach der Kur ein wenig aus
den Augen verloren. Viehundert Kilometer sind doch eine ganz schöne
Strecke. Mein Ex war ja nicht vor seine Tür zu bekommen. Und dann noch der
Streß mit meiner Scheidung. Aber ich habe sie regelmäßig angerufen, dann
haben wir manchmal stundenlang gequasselt."

"Das hat mir Julia auch erzählt. Sie hat überhaupt sehr viel von dir
erzählt, vor allem über dein Buch. Sie ist wohl mächtig stolz darauf, eine
richtige Schriftstellerin zu kennen und in deren Buch erwähnt zu werden.
Und das auch noch unter ihrem richtigen Namen. Ich glaube, inzwischen hat
sie all ihren Freunden und Bekannten dein Buch geschenkt."

"Das glaube ich auch. Immer wenn wir miteinander telefoniert haben, hat
sie mir erzählt, daß sie mal wieder zehn Bücher verschenkt hat. Das mit
dem Namen war übrigens garnicht so einfach. Julia wäre am liebsten mit
ihrem vollen Namen erschienen. Da war der Verlag dagegen. Aber da alle
Personen ohnehin nur mit den Vornamen genannt werden, habe ich alle Namen
bis auf ihren geändert."

"Du solltest ihr mal Prozente anbieten. Eine bessere Werbung kannst du
nicht bekommen."

Karin lachte: "Ja, das sollte ich mal probieren. aber erst bei der
nächsten Auflage. - Wie war das denn, als ihr euch kennengelernt
habt?"

"Das war Mitte letzten Jahres, ich war mit Astrid im ICQ, und die hat
Julia mit dazugeholt. Julia ging gleich mächtig ran, hat mich mit 'Hallo
Süßer' begrüßt, und mich sofort nach meinem Familienstand gefragt."

Karin grinste: "Dann hat sie sich nicht sehr verändert. In der Kur
schwärmten auch alle Männer von ihr. Aber das du auf solche Frauen
fliegst."

"Nicht sofort. Wir haben dann öfters miteinander gechattet, eMails
geschrieben, und schließlich auch miteinander telefoniert. Da habe ich
dann gemerkt, daß hinter ihrer robusten Schale ein sehr empfindlicher Kern
steckt. Ich glaube, sie war damals genauso einsam wie ich."

"Sag mal, du schwärmst ja richtig von ihr. Muß ich mir Sorgen machen? Dann
fahren wir sofort zurück."

"Nein, nein, das ist nun wirklich geklärt. Da war noch ein dynamischer
Witwer mit einem 300SL, da konnte ich nicht mehr mithalten. Außerdem habe
ich mich inzwischen in Julias beste Freundin, du weißt doch, die
Schriftstellerin, verliebt. Und die ist wirklich ein Prachtweib."

Martin erwiederte Karins verliebten Blick, dann konzentrierte er sich
wieder aufs Fahren.


Noch eine gute Stunde bis Ingolstadt. Karin wurde immer
schweigsamer.

"Was ist denn los, mein Schatz? Du bist so still geworden."

"Ach, du glaubst garnicht, wie nervös ich bin. Sieben Jahre ist es jetzt
her. Ob sie sich sehr verändert hat?"

"Ich glaube nicht. Als ich sie damals besucht habe, hat sie mir auch ein
Bild aus der Kur gezeigt. Nur die Haare sind noch etwas kürzer, und
feuerrot."

Noch zehn Kilometer bis Ingolstadt, gleich mußte die Ausfahrt kommen,
hinter der die Tankstelle liegt, an der sie sich mit Julia treffen
wollten. Martin verließ die Autobahn und folgte den Schildern Richtung
Innenstadt. Nach etwa drei Kilometern sah er die Tankstelle auf der
rechten Seite. Nachdem er vollgetankt hatte, stellte er das Auto ein wenig
auf die Seite. Karin lief wie ein gehetztes Tier auf und ab. Sanft legte
er seinen Arm um ihre Schultern.
"Mach dich doch nicht so verrückt. Julia ist bestimmt schon
unterwegs."

Schließlich tauchte Julias grüner Corsa auf, fuhr auf die Tankstelle und
stopte. Julia stieg aus. Es war Samstag, also hatte sie sich nicht
geschminkt. Die hüftkurze schwarze Lederjacke und die gleichfarbige
Lederhose brachte ihren kirschförmigen Hintern sehr vorteilhaft zur
Geltung, und die Absätze ihrer Stiefeletten streckten die Beine um zehn
Zentimeter. Es war immer noch die Figur und das Outfit einer Dreißigerin,
aber die Falten um Augen und Mund konnten nicht nur von der Sonnenbank
sein, und ein Blick auf die Hände offenbarte endgültig, Julia war
vierundvierzig.


Karin standen die Tränen in den Augen, als sie Julia um den Hals fiel,
doch Julia erwiederte die Umarmung nur halbherzig, ihre blauen Augen waren
merkwürdig kalt. Von ihrem Überschwang am Telefon war hier nichts zu
spüren. Martin beschränkte sich deshalb auf einen festen Händedruck.

"Wißt ihr was", sagte er, "ihr zwei habt euch doch sicher viel zu
erzählen. Fahrt doch zusammen vor, ich fahre hinterher."

Mit einem dankbaren Lächeln stieg Karin in Julias Auto. Julia wartete an
der Ausfahrt bis Karins Auto in ihrem Rückspiegel erschien, damit sich
beide in den fließenden Verkehr einordnen konnten.

"Mensch Julia, sieben Jahre ist das jetzt her."

"Was, sieben Jahre schon? Karin, ich bin ja so froh, daß du dich immer
wieder bei mir gemeldet hast. Sag mal, wie klappt das denn mit Martin und
dir?"

"Einfach super!" Karin war etwas verblüfft, mit dieser Frage hatte sie
nicht gerechnet. "Weißt du, Martin ist so zärtlich, so rücksichtsvoll,
einfach ganz anders als mein Ex."

"Paß lieber ein wenig auf, daß du nicht ausgenutzt wirst. Martin hat nicht
viel Geld."

"Also bis jetzt hat er immer darauf bestanden, seinen Teil selbst zu
bezahlen. Wenn er nicht gewesen wäre, ich wäre bestimmt nicht so gut durch
den letzten Monat gekommen."

Kurzes Schweigen.

"Dann ist es ja gut. Hat er dir eigentlich erzählt, daß er öfter mal
ausrastet?"

"Ausrastet?"

"Ja, so richtig ausrasten. Mit Sachen zerschlagen, und so. Das hat er mir
alles erzählt, als er noch an mir rumgebaggert hat. Sei bitte
vorsichtig."

Inzwischen waren sie vor Julias Haus angekommen. Sie warteten bis Martin
ebenfalls einen Parkplatz gefunden hatte. Karin war völlig durcheinander.
Was sollte das eben. Was wollte Julia erreichen. Hatte ihr Martin das
wirklich erzählt. Und wenn, dann bestimmt nicht, damit Julia es bei
nächster Gelegenheit weitererzählen würde. Oder wollte sie sie wirklich
warnen. Schließlich war Julia eine gute Freundin.


Inzwischen hatte Martin einen Parkplatz gefunden, und das Auto
abgestellt.

"Dann kommt mal rein.", sagte Julia, "Und entschuldigt bitte die
Unordnung, ich kam nicht mehr zum putzen. Am besten zeige ich euch gleich
euer Zimmer. Ihr nehmt mein Schlafzimmer, ich schlafe oben in Marions
Bett."

Sie hatte schon erzählt, daß ihre Tochter das ganze Wochenende bei ihrem
Freund verbringt war. Obwohl sie angeblich nicht zum Putzen gekommen war, war die Wohnung tiptop
aufgräumt. An der Gardrobe hingen alle Jacken auf einem Bügel, darunter
standen sauber aufgereiht die Schuhe. Als sie die Treppe zum Schlafzimmer
hinaufgingen, kamen sie an der Küchentür vorbei. Nicht mal ein gebrauchtes
Glas stand dort rum.

"Und hier schlaft ihr.", Julia schob sich an den beiden vorbei, ihre Hand
streifte über Martins Hüfte.

"Ach Martin, ich bin ja so froh, daß wir uns wieder so gut verstehen. - Ups, was liegt denn da noch?"

Das Schlafzimmer
war genauso aufgeräumt wie der Rest der Wohnung, nur auf dem Bett lag ein
rotes seidenes Nichts, ein winziges Dreieck mit zwei Schnüren.

"Guck mal Karin, hast Du sowas auch?", fragte Julia, und sah sie Martin
dabei bedeutungsvoll in die Augen. "Ich koch schon mal Kaffee. Martin,
trinkst du immer noch Tee?"

"Wenn du hast, trinke ich lieber Tee."


Zehn Minuten später saßen sie in Julias Wohnzimmer. Julia hatte den
Fernseher eingeschaltet: "MTV, damit wir ein wenig Hintergrundmusik
haben."

Der Tisch quoll über. Zwei belegte Tortenböden und noch sechs
Kaffeeteilchen. Julia rückte die Platten etwas zurecht, damit sie Tee- und
Kaffeekanne abstellen konnte.

"Wenn es nicht reicht, ich habe noch zwei Torten in der Kühltruhe."

Während der Kaffeestunde plauderten sie über ihre Erlebnisse im Internet,
über Dagmar, eine gemeinsame Bekannte, die Karin und Martin vor zwei
Wochen besucht hatten.

"Ich bin ja so aufgeregt", sagte Julia und schenkte sich eine neue Tasse
ein, "Dagmar und Frank wollen mich nächste Woche besuchen. Dagmar ist ja
so glücklich, daß Frank endlich bei ihr eingezogen ist. Hoffentlich geht
das gut, Frank scheint doch ein ziemlicher Hallodri zu sein."

"Du Frank ist ein ganz feiner Kerl.", erwiederte Martin, "Ruhig, überlegt,
genau der Richtige für Dagmar."

"Aber Martin", staunte Julia, "gerade du hast doch immer gesagt, sie soll
den Kerl abschießen."

"Und habe mich gründlich geirrt. Ich wünsche den beiden alles Gute."

"Ich auch.", meinte Karin, "Frank ist richtig sympathisch. Wenn ich nicht
schon etwas besseres gefunden hätte, ich könnte fast neidisch werden."

Karin kuschelte sich zärtlich in Martins Arm, was Julia ein kurzes Blitzen
in die Augen trieb. Doch sie hatte sich sofort wieder im Griff.

"Ich muß mich leider schon um das Abendbrot kümmern, es gibt meine geniale
Hühnersuppe. Hilfst du mir, Karin? Martin kann sich ja solange mal um meinen
PC kümmern. Seit dem letzten Absturz funktioniert der Messenger nicht
mehr."

"Gebt es nur zu, ihr wollt wieder über uns Männer lästern. Na gut, ich
seh' mir die Kiste mal an."

Die beiden Frauen gingen in die Küche. Julia fing an den Spargel zu
putzen.

"Karin, kannst du schon mal Zwiebeln schneiden? Messer sind in der
Schublade links. Weißt du, du bist wirklich meine allerbeste Freundin. Was
glaubst du wie neidisch die Leute werden, wenn ich ihnen erzähle, daß ich
eine echte Schriftstellerin kenne. Hatte ich dir eigentlich schon erzählt, daß ich
mir die Brust vergrößern lassen wollte?"

"Du wolltest was?" Karin wußte nicht, was sie sagen sollte. "Du hast doch
wirklich einen schönen Busen. Und genug ist es doch auch."

"Ach du hast gut reden, du hast ja 'nen Kerl. Die gucken doch nur auf
Arsch und Titten."

"Und, bist du jetzt zufrieden?"

"Das war eine Riesenpleite. Ich hab die Implantate nicht vertragen. Ich bekam
wahnsinnige Kreuzschmerzen, und Ende des Jahres hab ich sie wieder
rausnehmen lassen. Aber bitte behalte das für dich, ich habe es sonst
niemandem erzählt."

"Hat niemand gewußt, das du im Krankenhaus bist?"

"Nur das nicht! Ich habe immer erzählt, daß ich im Urlaub bin."


Nach dem Abendessen machten sie es sich im Wohnzimmer gemütlich. Karin
und Julia unterhielten sich über ihre Zeit in der Kur, über
Schwangerschaftskurse und über die Geburt ihrer Kinder, alles Themen zu
denen Martin nichts beitragen konnte. Dann erzählte Julia von ihrem
letzten Türkeiurlaub.

"Ihr hättet die Weiber dort erleben sollen, die schrecken vor nichts
zurück um von den Kerlen beachtet zu werden. Überall rennen sie 'oben
ohne' rum, selbst im Hotel. Einmal saß ich an der Poolbar, da kam so eine
alte Fregatte angerollt. Solche Hängetitten!"

Ihre Hände bewegten sich auf Höhe des Bauchnabels.

"Der Barkeeper sah nur zu mir rüber und grinste.
Natürlich war ich auch 'oben ohne', aber doch nicht wegen der Kerle. Nur
für mich!"

Wie zufällig zog sie den Pulli straff und zog ihre Schultern zurück, so
daß sich die Brustwarzen deutlich abzeichneten. Und wieder traf Martin ein
vielsagender Blick.


Am nächsten Morgen war Martin als erster wach. Er ging ins Bad, zog
sich an, schlich in die Küche und setzte Kaffee und Tee auf. Fünf Minuten
später stand Julia hinter ihm.

"Guten Morgen." Sie faßte von hinten um seinen Bauch und schmiegte sich
einen Moment an ihn. Ihre rechte Hand rutschte ein wenig nach unten.

"Guten Morgen Julia, gut geschlafen."

"Na klar, wo ist denn Karin?"

"Sie schläft noch. So früh am Morgen ist wirklich nicht ihre Zeit."

"Dann hab' ich ja auch mal was von dir. Trinken wir doch schon mal 'ne
Tasse Kaffee zusammen."

Der Kaffee war inzwischen durchgelaufen. Julia goß sich einen großen
Becher voll und ging ins Wohnzimmer. Martin nimmt sich einen Becher
Tee.

"Martin, du bist wirklich mein allerbester Freund, deshalb möchte ich
nicht, daß du enttäuscht wirst. Bist du dir sicher mit Karin?"

Etwas konsterniert schaute Martin sie an. Sie trug einen weißen
Bademantel, der wohl nur zufällig etwas verrutscht war. Ob sie wohl jede
Nacht einen schwarzen Spitzen-BH trägt, dachte Martin. Ihre Finger- und
Fußnägel waren frisch in rot lackiert.

"Weißt Du", Julia wartete seine Antwort garnicht ab, "ihr hattet beide
sehr lange keinen Partner mehr, und seid bestimmt ausgehungert. Das ist
völlig normal. Aber du bist jemand, der sehr viel Gefühl in eine Beziehung
legt. Und Karin ist nicht sehr wählerisch."

"Wie meinst du das?" Martin war sich nicht mehr sicher, ob er das nicht
träumte.

"Sie hat dir doch sicher von Horst erzählt, den sie überall als
väterlichen Freund hinstellt. Außer mir hat sie keinem erzählt, daß sie
mit dem gepennt hat."

Julia hatte sich inzischen etwas zurückgesetzt. Ein Fuß stand auf dem
Sofa, so daß der Bademantel aufklaffte, und Martin die kleine Rose
erkennen konnte, die auf ihren Oberschenkel tätowiert war.

"Doch, mir. Das war vor zwei Jahren, kurz nachdem sie bei ihrem Ex
ausgezogen war."

"Und letzten Dezember waren da noch drei Typen, einer war sogar
verheiratet."

"Ich weiß, Franz, Bruno und Karsten. Mit Bruno hatte sie eine kurze
Affäre, und der ist geschieden. Die anderen beiden hätten wohl gerne.
Außerdem, das war alles bevor wir uns kennenlernten, und Karin ist eine
normale Frau, die auch ihre Bedürfnisse hat."

"Und der Altersunterschied, hast du das mal bedacht?"

"Julia, was ist los mit dir? Karin ist gerade mal vier Jahre älter als
ich. Und hast du mir nicht letztes Jahr von deinem vierzehn Jahre jüngeren
Freund erzählt? Der den du abgeschossen hast, weil außer Sex nichts
gewesen ist?"

Julias Gesicht wurde zu einer steinernen Maske. Mit einem Ruck setzte sie
sich wieder auf und zog den Bademantel wieder zurecht.

" Wie auch immer, ich bin sicher, ihr seid nur deshalb zusammen, weil ihr beide lange nicht
mehr gevögelt habt. Das hält bestimmt nicht lange, denk mal an mich."


So endete der Besuch, der als freudiges Wiedersehen geplant war, in
einer sehr gespannten Atmosphäre. Karin und Martin konnten es nicht
fassen, und sprachen während der ganzen Rückfahrt darüber, was eigentlich
passiert war.

"Eins möchte ich noch wissen, Martin. Julia hat mir gesagt, du würdest ab
und zu ausrasten. Ist da was passiert? Und warum sagt sie dann zuerst, du
seist harmlos?"

"Was hat sie dir erzählt?"

"Das du ausrastest, Sachen zerschlägst und sowas. Martin, ich mach mir
Sorgen."

"Ich habe ihr mal erzählt, daß ich mit zwölf sehr jähzornig war, und
einmal sogar mein Spielzeug zerschlagen habe."

"Das machen doch viele Kinder in dem Alter. Sonst nichts?"

"Nö."

Wortlos legte Karin die Hand auf sein Knie, ihr Blick sagte mehr als alle
Worte es jemals könnten.


Eine Woche später waren dann wie angekündigt Dagmar und Frank bei
Julia. Und wieder gab es nach der Ankunft eine gemütliche
Kaffeestunde.

"Wie war es denn letzte Woche, als Karin und Martin hier waren?", wollte
Dagmar wissen.

"Erinnere mich nicht daran, die zwei haben sich unmöglich benommen. Martin
ist die ganze Zeit über dich hergezogen, und hat gesagt, du sollst endlich
mit Frank Schluß machen."


© Jörg Hofmann, 01/2002

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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