Sokrates und das Gespräch an der Laterne

Herrchen: Jawohl. Das ist Sokrates.

Herr: Sokrates? Ein Grieche?

Herrchen: Nö. Ein Mischling.

Herr: Ah.

Herrchen: Aus Langhaardackel und Boxer.

Herr: Was du nicht sagst.

Herr: Und was kann er? Haaren und Boxen?

(Herr lacht, Herrchen und Sokrates nicht)

Herrchen: Sokrates philosophiert.

Herr: Ach was. Und was philosophiert er so?

Herrchen: Weiß nicht, er spricht nicht drüber.

Herr: Aber er philosophiert?

Herrchen: Klar, sieht man doch.

Herr: Woran?

Herrchen: Na am Schwanz.

Herr: Am Schwanz?

Herrchen: Und an den Augen.

Herr: Der träumt doch nur!

Herrchen: Ja richtig, vielleicht von einer besseren Gesellschaft.

Herr: Eher von Hündinnen, Knochen oder Hundekuchen.

Herrchen: Blödsinn. Oder denkst du nur ans Essen und an Frauen?

Herr: Sokrates denkt also über eine bessere Gesellschaft nach?

Herrchen: Vielleicht. Vielleicht aber auch über Goethes Faust, den wir gestern im Fernsehen gesehen haben.

Herr: Sokrates sieht fern?

Herrchen: Warum sollte er nicht? Deiner tut’s doch auch.

Herr: Aber er denkt nicht drüber nach!

Herrchen: Er ist ja auch nicht Sokrates.

Herr: Wer nicht spricht, denkt und träumt auch nicht detailliert.

Herrchen: Wie philosophisch! Könnte fast von Sokrates sein. Ist es aber nicht, denn Sokrates denkt sehr wohl. Und sprechen kann er quasi auch.

Herr: So?

Herrchen: Zumindest macht er sich gut bemerkbar, wenn er Hunger hat, oder aufs Klo muss.

Herr: Geschichten scheint er aber nicht zu erzählen. Und er wird auch kaum mit deinen Sofakissen Puppentheater spielen und Faust nachahmen.

Herrchen: Er ist eben nicht so’n aktiver Typ.

Herr: Aber wenn du nicht mit ihm Gassi gehst, macht er dir ganz aktiv auf den Teppich.

Herrchen: Nun, er ist da unkompliziert und beschäftigt sich ungern mit so einem Scheiß.

Herr: Und alles andere behält Sokrates für sich, ja?

Herrchen: Er ist halt nicht so redselig wie du.