Silvia Pree

Der Samenspender

 
Horst saß in seinem Stammlokal.
Allein.
An einem Tisch weiter hinten.
Ganz gezielt gewählt.
Er wollte niemanden sehen.
Er wollte nicht reden.
Nein.
Horst nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
Wischte sich den Schaum vom Mund.
Und konnte sich trotzdem kaum beruhigen.
Alle Gedanken waren vorhin wild in ihm durcheinander gegangnen.
Er hatte kaum klar denken können.
Jetzt formte sich langsam ein Wort in seinem Kopf.
Scheidung!
So konnte er nicht weiterleben.
Als Lisas Hampelmann.
Die mit ihm Katz und Maus spielte.
Wer war er denn?
Horst ballte die Fäuste.
Ohnmächtige Wut in ihm…

Wer ist das?
Horst deutete auf das pummelige Mädchen.
Er war bei einer privaten Party.
Sein Freund Ferdinand hatte Geburtstag.
Ferdinand drehte sich um.
Die?
Ich glaube das ist
Lisa.
Die jüngere Schwester von Mona.
Du weißt schon…
Er grinste anzüglich.
Horst musterte das Mädchen.
Eher oberflächlich.
Vor zwei Monaten hatte ihn Dorli verlassen.
Und seither war das Leben ziemlich langweilig.
Morgens allein aufwachen machte auch keinen Spaß.
Vielleicht konnte er die Kleine ein wenig anbraten.
Für eine gemeinsame Nacht würde es wohl reichen.
Er ging auf das Mädel zu.
Magst du ein Cola-Rum?
Ich bin Horst!
Lisastrahlte…

Horst fuhr in die Wohnung.
Lisastarrte ihn mit großen Augen an.
Was ist los mit dir?
Es ist schon spät!
Horst warf den Wohnungsschlüssel auf den Tisch.
Das ist los.
Ich gehe.
Ich verlasse dich.
Ich habe genug von dir.
Nenn es ruhig böswilliges Verlassen.
Ich werde die Scheidung einreichen.
Und ich werde Recht bekommen.
Was du tust, ist nämlich besonders mies…
Mich nur auszunutzen…
Zu missbrauchen.
Horst stutzte.
Sein kleiner Sohn Tobias kam in den Flur.
Rieb sich die Augen.
Was ist los, Papa?
Horst schnürte es die Kehle zu.
Er ging auf den Kleinen zu.
Papa muss gehen.
Küss deine kleine Schwester von mir.
Tobias riss die Augen auf.
Wann kommst du wieder, Papa?

Das Telefon klingelte.
Horst hob ab.
Heute Abend?
Aber sicher!
Wo treffen wir uns?
Ich bin dabei!
Bis dann!
Er sah auf die Uhr.
Es war noch Zeit.
Wo würde er zum Vorglühen hinfahren?
Zu Hans?
Die Türglocke ließ ihn zusammen zucken.
Er öffnete die Tür mit Schwung.
Lisastand da.
Lächelte ihn an.
Horst wich überrascht zurück
Du?
Nach der Nacht neulich hatte er sie schon wieder vergessen gehabt.
Woher wusste sie überhaupt, wo er wohnte?
Eine Frage, die ihm eine Minute später schon wieder entfallen war.
Lisalegte die Arme um seinen Nacken und küsste ihn.
Streichelte sein Gesicht.
Horst wusste kaum wie ihm geschah…

Du gehst?
Lisas Stimme zitterte.
Was denkst du dir dabei?
Was wird aus mir und den Kindern?
Horsts Blick wurde kalt.
Ich sage jetzt nichts.
Nichts vor dem Buben.
Aber du solltest wieder zu deinen Eltern ziehen.
Für die Kinder werde ich zahlen.
Aber sicher keinen Cent für dich.
Tobias begann zu weinen.
Ich fürchte mich!
Lisakämpfte mit den Tränen.
Hob den Kleinen hoch.
Papa ist böse…
Horst unterbrach sie wütend.
Papa ist böse?
Wie einfach.
Wie einfach für dich!
Und sag, was bist du?
Sag doch unserem Sohn was du bist!
Und wie du mich zum Narren gehalten hast.
Mich benutzt hast.
Als Samenspender!

Horst fiel aus allen Wolken.
Du bist schwanger?
Verdammt!
Ich dachte, du nimmst die Pille!
Horst hatte sich noch nie um Verhütung gekümmert.
Wozu auch?
Das war nicht seine Sache.
So selbstverständlich hatte er das genommen.
Dass er Lisa nie gefragt hatte.
Lisalächelte.
Das macht doch nichts.
Ich wollte immer schon ein Kind.
Jetzt heiraten wir.
Nicht wahr?
Horst flüchtete ins Bad.
Heiraten?
Er wusste nicht einmal, wie man das schreibt.
Und überhaupt.
Musste er Lisa jetzt wirklich heiraten?
Obwohl er gar nicht wollte?
Sie würden jedenfalls eine größere Wohnung brauchen.
Seine Junggesellenbude reichte nicht für eine Frau.
Und ein Kind.

Das Baby schrie.
Schon die ganze Zeit.
Horst stöhnte.
Keine Zeit mehr für Feten und Partys.
Er musste Überstunden machen.
Um die größere Wohnung bezahlen zu können.
Regelmäßig.
Und wenn er daheim war, weinte der Kleine.
Nervtötend.
Tobias zahnt.
Lisalächelte wie immer.
Ja, sie lächelte.
Und ihn hielt sie seit Monaten auf Distanz.
Sie hatte seit mehr als einem halben Jahr nicht mit ihm geschlafen.
Oder war es länger her?
Lisawollte einfach nicht mehr.
Und vorher war sie Tag und Nacht mit ihm ins Bett gehüpft.
Hatte gar nicht genug bekommen können von ihm.
Das hatte ihm geschmeichelt.
Umso weniger verstand er ihre jetzige Kälte.
Sein Frust wurde immer größer.
Die ganze Situation ödete ihn an.

Horst erwachte.
Lisahatte ihn geküsst.
Zärtlich.
Horst räkelte sich wohlig.
Die letzten Wochen hatten ihn für vieles entschädigt.
Lisahatte plötzlich ihre Meinung wieder geändert.
Und ihn nach Herzenslust verwöhnt.
Vor allem auch im Bett.
Frauen!
Wer konnte sie verstehen?
Er frühstückte.
Lisaverschwand im Bad.
Fünf Minuten später lief sie ns Wohnzimmer!
Schatz, ich habe eben einen Schwangerschaftstest gemacht.
Ich bin schwanger!
Ist das nicht herrlich?
Horst erstickte fast an seinem Toast.
Er starrte Lisa an.
Und begriff.
Im Bruchteil einer Sekunde.
Darum hatte sich
Lisaan ihn herangemacht.
Sich ihm an den Hals geworfen.
Und mit ihm geschlafen.
Nur um schwanger zu werden.
Und sonst aus keinem Grund.
Er durfte sie nur vögeln.
Wenn sie ein Kind wollte.
War sie schwanger.
Ließ sie ihn nicht mehr an sich heran.
Was war er für ein Idiot gewesen!

Nach einer wahren Begebenheit

Vivienne

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.08.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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