Jessica Fischer

I C Q, I See You Part 4

Meine Überraschung muss mir im Gesicht gestanden haben. „Sie?“, fragte ich, immer noch heiser. Er nickte. „Es ist jetzt zwei Tage her. Ich hatte Angst, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Ich meine Sie.“ Er wandte seinen Blick zur Decke. „Nein. Du ist völlig okay“, sagte ich. Sekundenlang trat Stille zwischen uns. Ich beschloss, das Gespräch aufrecht zu erhalten. „Und hast du Verletzungen?“ Er starrte immer noch nach oben. „Auch eine Gehirnerschütterung. Bin mit dem Kopf aufs Lenkrad geprallt, allerdings ist es bei mir nicht so schlimm. Ich bin in ein paar Tagen hier wieder raus. Ich denke morgen oder so. Mein Zimmer ist gleich nebenan.“ Wieder wurde es ruhig. Er holte Luft, um etwas zu sagen, in dem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein gleißender Lichtstrahl fiel direkt auf mein Gesicht. Wieder spürte ich den Schmerz im Kopf und hob meinen Arm vor die Augen. „Entschuldigung“, hörte ich eine männliche Stimme sagen. Das musste der Arzt sein. Als die Tür zu war, sah ich ihn an meinem Bett stehen. Meine Mutter stand an der Tür. Er erzählte mir, er hieße Dr. Zimmermann und wäre mein behandelnder Arzt. Er sei sich sicher, dass ich vollkommen genesen werde, nun, da ich aufgewacht war. Ich wäre noch an der Unfallstelle ins Koma gefallen und man hätte sich Sorgen gemacht, wie lange es anhalten würde. Aber jetzt wäre alles in Ordnung. Sein Piepser ertönte und er verabschiedete sich rasch mit einem freundlichen Lächeln. Meine Mutter sagte, sie müsste jetzt gehen, würde aber bald wieder vorbeikommen. Als auch sie weg war, war ich wieder allein mit dem Typen. Keiner sagte etwas. Er deutete auf ein Buch auf meinem Nachttisch. „Was liest du da?“, fragte er. „Anne Rice“, sagte ich und nahm es in die Hand. Meine Mutter musste es mir gebracht haben. Anne Rice war eine meiner Lieblingsautorinnen. Ich lugte auf den Buchumschlag und erkannte, dass es „Armand, der Vampir“ war. „Das Buch habe ich auch gelesen. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen.“ Er schaute mich lächelnd an und ich schaute verdutzt zurück. „Wirklich? Ich kenne Armand aus einigen anderen Büchern von Anne und deswegen lese ich es.“ So kamen wir also endlich in ein Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er Nick hieß und genauso verrückt nach Filmen war wie ich und dass er auch ab und zu mal las. Zwar nicht so oft wie ich, aber immerhin. Er arbeitete als Verkäufer und war der Sänger einer Band. Ich merkte schnell, dass er echt in Ordnung war und ich war ihm auch nicht böse, dass er mich angefahren hatte. Er erklärte, seine Scheinwerfer am Auto wären kaputt und entschuldigte sich alle zwei Minuten bei mir. So kam es also, dass ich mich schon am ersten Tag recht gut mit ihm anfreundete.

Am darauf folgenden Morgen bekam ich wieder Besuch. Es war ein Typ mit dunklen Haaren und stechend grünen Augen. In diesen Augen konnte ich mich verlieren, sie strahlten so eine Ruhe und Verständnis aus. Vom ersten Moment an kam es mir vor, als würde ich ihn schon ewig kennen. Er trug einen dunklen Mantel, den er auch komischerweise nicht ablegte. „Hallo, Jessi. Ich hoffe, dir geht’s gut?“, sagte er und setzte sich neben mich. „Wer bist du?“, fragte ich erstaunt. „Du kennst mich. Wir haben uns an deinem Unfalltag unterhalten.“

 

ja, ich glaub ich brauch jetzt nix zu sagen ^^Jessica Fischer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.08.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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