Nina Scarlet Manok

No Name Teil 8

Kapitel 3.)

„Es ist wirklich eine Überraschung, dass du mich mal wieder Besuchen kommst. Nach dem - na ja, du weißt schon, was ich meine!“, gluckste Rigo in seine grauen Bartstoppel.
Terrie ignorierte seinen Scherz und sah ihn vertrauenswürdig an.
„Rigo! Es ist wirklich wichtig. Bist du dir im Klaren, dass du dich auch in Gefahr bringen kannst?“
„Gefahr?“, der ältere Mann band seine langen, grauen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, als er sich auf seinen alten Drehstuhl setzte und Terrie neugierig ansah.
Terrie hielt Inne.
„Es ist nicht so, wie du denkst!“.
„Es ist immer, wie ich denke. Du solltest langsam bemerkt haben, dass ich eine Nase für Geheimnise habe!“, Rigo beugte sich vor.
„Los, was treibt dich hierher in meine Werkstadt?“.
„Ich brauche deine Hilfe. Du sollst etwas für mich reparieren! ...“, sagte Terrie und lehnte sich mit dem Rücken gegen ein Regal, welches mit vielen Stücken Technik zu gestapelt war. Kleine Erfindungen, Cyborgs und auch wiernomische Waffen stapelten sich aufeinander. Rigo verstand sein Handwerk und war wahrscheinlich der beste Mechaniker und Techniker der gesamten Wellt. Die meisten aber hielten ihn für geisteskrank und gefährlich, da er Ersatzteile und kaputte Telefone, sowie Fernseher, Radios, MP3-Player, Fernbedienungen, Toaster und andere kleine Stücke Technik, die niemand mehr haben wollte, aus Mülltonnen und Müllkippen barg. Was ihn aber immer am meisten faszinierte waren die Wiernometh und ihre Technik.
Immer, wenn ein Angriff stattgefunden hatte, fuhr er mit seinem alten BMW auf die Strassen und plünderte die toten Außerirdischen aus, um dessen Technik studieren zu können.
Nun saß er in seinem Drehstuhl, mit einer seltsam aussehenden Brille auf der Nase, die herunter klappbare Linsen eines Mikroskops hatten und sah Terrie scharf an.
„Ich brauche dein Versprechen, dass du nichts von dem erzählst, was du gleich sehen wirst! Niemandem, hast du verstanden?“, sagte der Soldat ruhig und ging zur Tür, die von Rigos Büro in seine Werkstatthalle führte.
„Aber ja doch! Jetzt spann mich nicht auf die Folter!“, der Mechaniker wurde schon sehr ungeduldig.
Terrie nickte, öffnete die Tür und schien jemanden herbei zu winken. Rigo konnte die Tür eines Vans hören, wie sie geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. Er beugte sich vor und saß nun grade in seinem Stuhl.
Herein kamen schließlich eine Vhiadd, Maidron seines Wissens nach, eine Halbvhiadd, an deren verführerischen Figur er sich vorerst labte, aber sofort seine Augen weit aufriss, als dann die eigentliche Überraschung in sein Büro herein trat und die Tür hinter sich schloss.
Er hatte überall böse Wunden, die ihn aber nicht zu stören schienen, und er sah ihn mit seinen saphirblauen Augen an.
Rigo rutschte seine schwere Brille von der Nase, als er einen waschechten Wiernometh vor sich sah. Er wusste nicht, ob er Angst oder Faszination verspüren sollte.
„Terrie, mein Junge?“, keuchte er. „Ich schweige, wie ein Grab!“
Er zuckte unsicher zusammen, als der Wiernometh leise knurrte und den Kopf senkte.
„Das sind Maidron, du solltest sie kennen, Odme und schließlich Prae!“
Der alte Demi stand auf und näherte sich etwas dem Neuankömmling und schob seine Brille auf seinen Nasenrücken zurück.
„Du kannst so alt werden, wie du willst ... Es passieren immer seltsamere Dinge.“, murmelte er sich in seine Stoppel.
„Nun, was muss ich reparieren?“
„Das Ding hier!“, Odme deutete auf Praes Maske in ihrer Hand. Sie war eigentlich überhaupt nicht davon überzeugt, dass dieser Rigo irgendeine Ahnung von der wiernomischen Technologie hatte. Sollte er scheitern, hatte die Halbvhiadd vor ihn und Terrie einfach zur Strecke zu bringen. Prae hatte ihr die Erlaubnis schon erteilt gehabt, als sie gerade in Warschau angekommen waren und durch die völlig verlassenen Straßen gefahren waren.
„Denn zeig mal her!“, sagte Rigo und begutachtete die Überreste der Maske von Nahem. „Hm ...Da lässt sich noch was machen.“
„Gut, wie lange dauert es?“, fragte Odme schroff und ohne einen Funken Respekt.
Rigo sah zu ihr auf und ignorierte ihren Ton. Er wusste, wann er die Klappe halten musste und wann nicht.
„Viele Energiekreise sind zerstört und der Regulator muss erneuert werden. Ich denke ihr werdet schon noch an die zwei Tage hier bleiben müssen.“
Prae verschränkte die Arme und wand knurrend seinen Kopf zu Odme. Sie nickte nur und fauchte noch, indem sie auf Rigo zuging: „Ein Tag und nicht länger! Sonst wirst du langsam und qualvoll sterben, haben wir uns verstanden?“.
Rigo schluckte und trollte sich, wie ein Welpe, um mit der Arbeit anzufangen.
Die Vhiadd setzte sich auf einen Stuhl und verschränkte etwas nervös die Finger. Sie sah sich um, da dieser Ort ihr nicht gefiel, vor allem mit der Gesellschaft dieser wiernomischen Soldaten nicht. Nur Terries Anwesenheit tröstete sie ein wenig, auch wenn sie nicht oft mit ihm redete. Er war genau, wie sie eine Geisel, nur betrachtete er diese Lage anders. Er zeigte keinerlei Angst oder Unruhe. Es schien, als würde er Vertrauen in Odme und Prae haben. Oder führte er etwas im Schilde, was nur er wusste?
Der Wiernometh sah sich ebenfalls in der seltsamen Stätte um und erkannte dort so einigen wieder. Er runzelte die Stirn und sah durch die durchsichtigen Kunststoffwände des Büros, dass sich auch dieser Tag allmählich dem Ende neigte.
Aus Rigos Richtung hörte man zischende Geräusche, die in einem unregelmäßigen Rhythmus anfingen und wieder aufhörten.
In dieser Nacht hatte Odme einen Traum von Feuer und dem weiten All. Sie hatte noch nie einen Alptraum gehabt, geschweige denn jemals geträumt. Die Bilder waren wirr und durcheinander und die Geräusche zerrissen und unverständlich. Doch aus all dem Lärm hörte sie eine Stimme deutlich heraus, die sagte: „All die Zerstörung halte ich nicht mehr aus! Das Leid wird ein Ende haben. Alles wird hier ein Ende haben dafür werde ich sorgen... Dann wird alles richtig.“
Dann wurde der Lärm lauter und ein unregelmäßiges Rauschen und Scharren riss sie aus dem Traum.
Odme richtete sich auf mit Schweißperlen auf der Stirn und hatte aus Verteidigungsreflex ihre Triamklinge, die mit einmal aus ihrem unteren Handschuh geschossen kam und sich in zwei rasiermesserscharfe Messer teilte, die mit den geschliffenen Kanten nach außen zeigten.
Sie keuchte und fuhr ihre Klingen erst wieder ein, als sie sich genau nach Gefahren umgesehen hatte. Ihr war heiß und war das nicht eine Wolldecke, die ihr jemand um die Schultern gelegt hatte?
Terrie und Maidron schliefen tief und fest, aber Prae war noch wach. Er saß seelenruhig neben ihr auf dem Steinboden und seine Augen lagen auf ihrem blassen Gesicht.
Sie hörte ihn leise in seiner Sprache knurren.
Ich habe geträumt.“, antwortete sie, ohne auch nur ein Wort auszusprechen und wich seinem Blick aus.
Prae hob den Kopf und sah zu Rigo hinüber, während sich Vi der Decke entledigte.
Ich verstehe das nicht!“, rief sie in deine Gedanken, worauf er sie fragend anschielte. „Ich kann seine Gedanken nicht lesen! Ich habe es versucht, aber es geht nicht!
Er sah erneut zu Rigo und knurrte wieder.
„Natürlich nicht!“, sie runzelte anscheinend wütend die Stirn. „Ich vertraue niemandem!“.
In dieser Unterhaltung bemerkte keiner der beiden, dass Rigo eine kleine Pause eingelegt hatte und sie beobachtete. Für ihn sah es aus, als würden sie sich nur mit ihren Blicken und ihren Gesichtsausdrücken verständigten.
Prae knurrte fast nicht hörbar und sah ihr in die Augen. Keine drei Sekunden dauerte es, da rümpfte sie die Nase und rappelte sich mit lauten Worten auf: „Das tue ich, weil ich es muss! Nicht freiwillig!“
Nun entdeckte sie Rigo, der in seinem Drehstuhl saß und seinen Blick auf sie richtete. Wut über sich selbst flackerte in ihr auf, sodass sie ihnen den Rücken kehrte und in die Tür zur Werkstadthalle hinter sich schloss.
Von irgendeiner Gewissheit überzeugt grinste Rigo und schlürfte an seiner Tasse Kaffee, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
 
Warschau wurde stets von demischen Soldaten überwacht, die Tag wie Nacht dort patrouillierten. Denn jederzeit konnten sich die Wiernometh hier eingeschleust haben.
Der Nebel in den feuchten Gassen trieb den Wachen aber diesmal einen Schauer in den Nacken. Zwei Soldaten wechselten schlotternde und flüsternde Worte, denn sie wussten, sie wurden verfolgt. Rücken an Rücken standen sie und hielten starr ihre Waffen in den Händen.
Jeder Schatten konnte der Tod für sie sein. Eine Mülltonne wurde umgeschmissen und rollte scheppernd über den Asphalt der Straße. Sie rissen ihre Waffen herum. Schüsse fielen vergeblich.
„Hier Wachposten in Sektor Nr. 25! Verdächtige Person verfolgt uns; haben Jake verloren!“, rief der Demi in sein Funkgerät.
„Hier Basis!“, kam eine Antwort. „Stellung halten! Verstärkung wird geschickt!“
Doch das war nicht mehr nötig. Kurz nach der Antwort der Demibasis, wurden beide Soldaten mit bläulichen Plasmakugeln lautlos durchschossen und ihre Angreifer zeigten sich. Zwei Wiernometh stiegen aus dem Schatten der Nacht. Und das waren nur Vorboten eines größeren Trupps, welcher sie als Späher vorgeschickt hatte.
Der größere der beiden hob seine wuchtige Handfläche auf seine Augenhöhe und drückte auf eine Taste unterhalb seines Handgelenkes.
Grünlich schimmernde Energie wand sich um jeden seiner vier Finger und bündelte sich zu einer ovalen Scheibe. Dort im hologrammartigen Peilsender blinkten zwei Punkte auf. Sie sahen sich an, das Hologramm verschwand, sowie sich die Energie zurückzog, und ohne ein Wort oder eine weitere Geste gingen die zwei Neuankömmlinge die Gasse entlang in Richtung eines Gebäudes in ihrer Nähe. Rigos Werkstatt.
Aber kaum kamen sie um die Ecke des 25. Bezirks schon wurden sie einen nach dem anderen von einem Schatten verschluckt. Keinen Schrei hinterließen sie, nur das Geräusch von einem größeren Gullydeckel, der wieder über das passende Loch geschoben wurde, scharrte schallend durch die Straße. Ein Lagebericht, den die beiden Späher senden sollten, kam nie an.

Odme und die anderen sind in Warschau angekommen und Terrie stellt sie einen alten Freund vor, der große Geheimnise hütet.Nina Scarlet Manok, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Nina Scarlet Manok).
Der Beitrag wurde von Nina Scarlet Manok auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.08.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Nina Scarlet Manok als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Traumhaft schöne Wassersinfonien von Herta Nettke



Schöne Momente an der Ostsee, an der Elbe, am Teich, in der Prignitz sowie bei unterschiedlichen Wetterlagen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Science-Fiction" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Nina Scarlet Manok

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Noven von Nina Scarlet Manok (Rollenspiele / Adventures)
"Strg+Alt+Entf" von Johannes Schlögl (Science-Fiction)
1:0 für REICH und SCHÖN von Ingrid Grote (Satire)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen