(Ich bitte um Benotung und Kommentare; Vielen Dank)
Einleitung
Willkommen in meinem zu Hause. Und das will ich betont
wissen: In MEINEM zu Hause. Wenn du dich anständig benimmst, darfst du auch
länger bleiben. Ich könnte dich auch ein wenig herumführen, aber danach ist mir
momentan nicht. Vielleicht, wenn ich wieder meine Runden drehe. Wenn du länger
dableiben solltest, stört es mich nicht, vorausgesetzt du sorgst dafür, dass
genügend Nahrung in meinem Etablisement vorhanden ist. Ach ja, eines gleich
vorweg: Das ist mein Teppich. Hörst du? MEINER! Du darfst ihn nur betreten,
wenn ich gerade nicht darauf obweile. Das heißt: Nie! Denn wenn ich es mir
gerade nicht darauf bequem mache, könnte ich es jederzeit, und dann will ich
partout nicht, dass ich warten muss, bis du deine schmutzigen Füße weg bewegst.
Also, mein Freund. Teppich ist tabu für dich. Mein Teppich. Sei ordentlich und
anständig und ich werde dich nicht aus meinem zu Hause werfen. Anbei, ich hab
Hunger. Bereite mir sofort ein Mahl zu. Worauf wartest du noch? Hunger!!! Na,
endlich! So und jetzt mach schnell. Noch schneller! Mein Gott, bei dir dauert
alles so lang. Ich bin überrascht, du bist also doch in der Lage eine Dose
Katzenfutter zu öffnen. So, und jetzt gib schon endlich her. Du willst doch die
Hausherrin nicht verhungern lassen, oder? Egal, was du jetzt denkst, vergiss
es. Ich bestimme, wann es was zu fressen gibt. Ich bestimme, was du an Nahrung
zu dir nehmen darfst. Das sind die Regeln. Du weißt es bereits, nicht wahr?
Eine Nichteinhaltung hat eine fristlose Kündigung deinerseits zur Folge.
Andererseits ist es nicht gut sein Fußvolk nur zu schikanieren. Gut hast du
mein Katzenfutter gemacht. Braver Mensch! Du bist also nicht zu blöd dafür eine
Dose aufzumachen. Wenn du einen Bezug darauf machen willst, dass !ich! zu blöd
wäre, dann kannst du auch sofort die Koffer packen. Du hast es nicht, das
spricht für dich. Du bist ab jetzt fix angestellt. Noch mal zum Thema Dose
aufmachen. Meine Pfoten sind hochempfindlich, ich kann mich nicht mit Schnickschnack
abmühen, der weit unter meiner Würde liegt. Jetzt mag ich nicht mehr fressen.
Das reicht schon. Schließlich muss ich auf meine Linie achten. Komm mit, du
darfst mich streicheln. Setz dich! Hopp! Da bin ich auch schon. Jetzt fang an.
Na, mach schon! Hmmmmmmmm, Schnurrrrrrrrr. Hey! Nicht so wild. Was hast du
eigentlich? Hände oder Klobürsten? Bevor ich es vergesse. Für dieses Vergehen,
musst du bestraft werden. Ein kleiner Kratzer hat noch niemandem geschadet. Ich
muss jetzt gehen. Du langweilst mich bereits. Ich werde jetzt ein kleines
Nickerchen halten. Verhalte dich leise, meine Ohren sind empfindlich.
Kapitel 1
„Klaus!“ hallte es
durch die ganze Wohnung.
„Klaus, wo ist der
rote Kugelschreiber? Ich brauche ihn für die Einladungen von Bettinas Geburtstagsfeier.“
Der betroffene Mann sah sich um, und schien zu überlegen.
„Welchen meinst du,
Schatz?“ fragte er schließlich.
„Den Roten!“. Klaus
zuckte etwas verärgert.
„Das weiß ich, mein
Schatz“ Sie kam jetzt aus dem Wohnzimmer und sah ihm wohl wissend in die Augen.
„Warum fragst du
dann, Klaus?“ Er begann unruhig zu werden, ließ sich aber nichts anmerken.
„Ich habe gar nicht
gefragt. Du hast gesagt den Roten und ich habe gefragt ‚welchen?’.“ Der Triumph
den sie verspürte nahm förmlich Gestalt an.
„Also hast du mich
doch gefragt“, forderte sie auf. Nun war Klaus bereits sichtlich verärgert.
„Lass endlich diese
feminine Spielerei Martha, du weißt genau, dass ich dafür nichts, aber auch gar
nichts über habe.“
Das Prinzip hieß
Spiel nach Punkten, und sie hatte gewonnen. Außerdem wusste sie es sehr genau.
Sie sah zu ihm auf, und genoss es die Worte zu sagen, die ihn zerschmettern
würden.
„Es ist keine
feminine Spielerei, ich habe dich nur nach dem roten Kugelschreiber gefragt,
das ist alles. Es ist nicht meine Schuld, dass du jedes Gespräch sofort als
Konfrontation ansiehst. Außerdem solltest du nicht mit Fremdwörtern um dich
werfen, nur um deine Intelligenz zu beweisen.“ Klaus tat sichtlich unwissend.
„Welche Fremdwörter?“
fragte er.
„Na, welches wohl?“
Er versuchte noch unwissender zu wirken, doch allem Anschein nach, gelang es
ihm nicht sonderlich.
„Also welches
Fremdwort?“ wiederholte er sich.
„Du sagtest feminin’ “,
klärte sie ihn auf.
„Na und, darf man
heutzutage nicht einmal feminin sagen, ohne dass es jemand als beleidigend
auffasst?“
Klaus fühlte sich nun
etwas besser, er dachte das Blatt wäre wieder in seiner Hand.
„Nein, das meinte ich
nicht, und das solltest du auch wissen. Es sollte nur so sein, dass Menschen
Fremdwörter verwenden, die sie auch verstehen.“
„Ich verstehe jedes
Wort, dass ich sage!“ konterte er.
„Das glaubst du“,
sagte sie herablassend. Dann fügte sie hinzu:
„Es gibt einen
profunden Unterschied zwischen verstehen und verstehen!“
„Und du verstehst das
bestimmt“, ließ er sich ironisch vernehmen, mit der Betonung auf ‚du’.
„So ist es“,
beschloss sie das Thema. Aus dem Schlafzimmer hörte man ein kurzes Schreien.
Kevin kam heraus gerannt.
„Was ist los?“
versuchte ihn die Mutter sofort zu besänftigen. „Minka …“ jammerte Kevin. „Was
hat die Katze gemacht?“ verfolgte Klaus weiter. Kevin hob die Hand, und zum
Vorschein kam ein kleiner Kratzer.
„Was hast du mit ihr
gemacht?“ fragte Martha.
„Nichts!“ kam als
Antwort.
„Von nichts kommt
nichts!“ schaltete sich Klaus im strengen Ton wieder ein. „Ich hab sie
gefüttert und dann gestreichelt, das ist alles.“ sagte Kevin. Danach schob er
die Hand in die Hosentasche.
„Zeig noch mal her“,
sagte die Mutter im beruhigenden Tonfall.
„Da!“ Kevin nahm die
Hand aus der Hosentasche.
„Die böse Katze hat
mich gekratzt.“
„Die Katze ist nicht
böse, sondern nur launisch“ klärte ihn seine Mutter auf. „Launisch….“ sinnierte
Klaus. „Das weiß sicher niemand besser als du!“ ergänzte er seine Überlegung.
Martha bedankte sich bei ihm mit dem von ihr eigens erfunden Blick. Der
todbringende Blick, so nannte ihn Klaus immer.
Zeit zum schlafen. Mein Teppich ist frei. Der dumme Junge
hat mich also verstanden. Mein Teppich. Oh, was ist das den? Ein Bällchen. Dem
werde ich gleich die Regeln der hiesigen physikalischen Prinzipien beibringen.
Dann wollen wir mal. Hey! Physik folgt meinen Regeln, nicht deinen, du
ungezogenes Runddings. Ich werde ihn kratzen, so dass er meine Obmacht
anerkennt. Das wäre erledigt. Jetzt spure! Gehorche! Was soll das? Ach, ich
darf mich nicht aufregen, das ist nicht gut für mein schönes Fell. Am besten
ich lege mich wirklich für ein kleines Nickerchen nieder.
Igitt, da sind ja überall meine Haare. Ich muss dem Fußvolk
nahe legen dass öfters für Reinigung gesorgt wird. Wenn es so weiter geht,
werde ich ausziehen. So darf man mich
nicht behandeln. Was bin ich den? Wie heißen diese Kreaturen, die überall
nachlaufen und mit dem Schwanz wedeln? Ach ja, Hunde. Sie mögen ja nett sein,
aber definitiv wissen sie nicht wie man sich sein Volk untertan macht. Ich fühl
mich schon wieder schmutzig. Zeit für die Pflege, obwohl es egal wäre, denn der
Teppich ist sowieso wieder voller Haare. Na ja, sind meine Haare. Immerhin,
meine Haare. Dumme Menschen. Schaut mal her, so funktioniert eine ordentliche
Toilette. Erst der linke Fuß, dann der rechte, dann das Fell. Und dann….
Kusch…das ist intim. Wieso ist draußen so ein Krach? Sag bloß der dumme Junge
regt sich wegen dem kleinen Kratzer auf.
In meinem Revier herrscht Zucht und Ordnung. Wer sich danebenbenimmt,
wird bestraft; so sind die Regeln. Das Fell glänzt jetzt wieder schön. Das muss
ich sofort im Spiegel betrachten. Vielleicht sollte ich den Ball mitnehmen?
Nein, er muss bestraft werden, und darf meine Schönheit nicht im Spiegelbild
sehen. So, da bin ich. Ja. Ja! Ich sehe gut aus. Nein, nicht gut. Das ist eine
Untertreibung. Ich sehe aus wie eine Grazie. Mein Fell glänzt so wunderschön,
ich könnte einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Was soll das heißen ich könnte?
Ich kann! Jederzeit! Ich will sofort zu einem Schönheitswettbewerb. Miau!
Hallo! Unterbelichtete Zweibeiner. Miaou!!! Hört ihr nicht?
Schönheitswettbewerb!!! Na wartet, es erfolgt Züchtigung.
Aber später, jetzt muss ich mich um meinen Schönheitsschlaf
kümmern.
„Ich hab ihn
gefunden, Schatz!“
ließ sich nun auch
Klaus durch die gesamte Wohnung vernehmen. Martha kam sichtlich überglücklich
angerannt, und hätte fast ihren Ehemann gerammt. Kevin war bereits versorgt,
und spielte in seinem Zimmer. Alles bestens, dachte sich Klaus. Vielleicht
sollte er den roten Kugelschreiber öfters verstecken und dann ‚zufällig’ wieder
finden. Das wäre eine Idee, um sie glücklich zu machen, überlegte er.
Anderseits würde es auffallen, wenn immer der rote Kugelschreiber wegkäme.
-> Klaus, wo ist mein roter Kugelschreiber? Hier ist er mein Schatz … Klaus
wo ist mein roter Kugel….-< Das wäre dann sozusagen ein Perpetuum Mobile.
Seine Frau der Antrieb, und er das Hilfsmittel. Oder umgekehrt? Egal, er würde
es auf alle Fälle wieder zur Geltung kommen lassen. Wie kam er bloß auf wieder?
Heute war es purer Zufall. Eine weitere Überlegung wäre natürlich auch noch
andere Dinge zu dieser Gunst verschwinden zu lassen. Klaus würde bald als Held
dastehen. Der Mann im Haus. Derjenige der alles findet. Eine Hand klopfte ihm
auf die Schulter und meinte ‚Gut gemacht!’. Er erschrak. Es dauerte ein bis
zwei Sekunden, bis er konstatierte, dass es seine eigene war. Seine Frau war
bereits mit dem Kugelschreiber in der Hand ins Wohnzimmer. Sofort zog er die
Hand zurück, obwohl ihm keiner zusah. Ausgenommen die Katze, aber die zählte
nicht. Klaus ging aus dem Zimmer um ganz sicher zu gehen. Die Katze hatte für
ihn schon immer etwas Aristokratisches an sich. Ihm war nicht geheuer vor
Tieren die sich wie Menschen benahmen. Vor allem nicht vor einer Katze die so
tat als wäre sie vornehm.
Kapitel 2
Luft, ich brauche Luft! Hier kann es eine Schönheit wie ich
nicht aushalten. Mir ist schon ganz übel von diesen vielen Ausdünstungen. Die
Balkontür ist offen. Sehr schön. Irgendwie stinkt es von draußen auch
abscheulich. Was ist das? Die Regentin wird dem jetzt auf den Grund gehen. Das Fußvolk möge mich begleiten. Wo ist es
schon wieder? Ach, Ich Adelgunde von Katzenschleck kann das auch allein. Ich
benötige nicht die Hilfe von Unterpriviligierten. Das ungezogene Runddings
möge mich begleiten. Folge mir Ball,
deine Herrscherin wird diese Räumlichkeit jetzt verlassen. Du bist auserwählt
mich zu begleiten. Bewege dich! Los! Na mach schon! Nein, eine Adelgunde von
Katzenschleck muss sich das nicht bieten lassen. Fortan sollst du nicht mehr
unter meine Augen treten dürfen. Verschwinde Verräter. Na los, verschwinde!
Kusch! Bewege dich von dannen! Entferne dich, ich will dich nie wieder meinem
wunderschönen Antlitz nahe sehen. Das reicht jetzt. Meine Strafe wirst du
später zu spüren bekommen, Elender. Mögest du für immer verdammt sein als
unbeachtetes Runddings herumzuliegen, unbeachtet und unbedarft. Ich werde meine
Schönheit jetzt der Öffentlichkeit kundtun, und du darfst mich nicht begleiten.
Wohlan, Welt erwarte deine Königin.
Ich muss etwas mit
Klaus tun, dachte Martha. Es ist zwar schön, dass er mich immer beeindrucken
will, aber auch sehr anstrengend. Zum Teil ist er noch wie ein kleines Kind,
oder auch ein Tier. Er muss ständig sein Territorium abstecken. Immer muss er
sich beweisen, dass er der Mann im Haus ist. Dabei ist dieses Dominanzverhalten
vollkommen überflüssig. Ich sollte wirklich mit ihm darüber reden. Keine Ahnung
wie ich das machen soll. Er ist so verletzlich. Wehe, man macht eine Andeutung
auf seine Integrität. Oder soll ich alles so weiterlaufen lassen wie es ist?
Das könnte ich, immerhin können kleine Streitereien die Ehe verschönern.
Streit? Eigentlich streiten wir gar nicht. Klaus ist nur unfähig seine Fehler
einzugestehen. Und ebenfalls unfähig sich die Fehler von anderen anzuhören.
Hoffentlich gerät Kevin nicht zu stark nach ihm, dann habe ich zwei Kinder zu
betreuen. Moment, das hab ich ja. Kevin gab der Katze die Schuld, dabei ist
Minka gar nicht in der Lage die menschliche Welt zu verstehen. Sie reagiert
spontan, ihrem Instinkt angepasst. Warum muss ich als Frau auf mein Kind und!
meinem Mann aufpassen, das ist doch die Aufgabe meines Mannes. Nein, so stimmt
das nicht! So würde ich Klaus direkt in das hineintreiben, was ich sowieso
befürchte. Vielleicht sollte ich in Zukunft auch etwas ruhiger reagieren, wenn
zum Beispiel etwas verschwindet. Tja, ich könnte, aber es wird bestimmt schwer
werden aus einem fixen Muster auszusteigen.
So, da wäre ich. Begrüße mich Welt. Verneige dich vor meinem
Zepter, und beweise mir deine Loyalität.
„Hey du! Was
bist’ n du für ne Mietze?“
Wer wagt es so mit mir zu sprechen? Wer wagt es überhaupt
mit mir zu sprechen, ohne sich vorher mit meinem Sekretär beraten zu haben?
Außerdem, wie stinkt es hier absonderlich?
„Hey du! Was ist’ n
nu? Willst du mit mir um die Häuser ziehen?“
Verschwinde du Scheusal.
„Hey du! Ich hab mich
noch nicht vorgestellt, mein Name ist Raudi“
Wie ordinär, aber das ist ein passender Name für ein Untier
wie dich.
„Hey du! Du musst
mich nicht beleidigen. Die Miezen rundherum stehen nämlich alle auf mich, weißt
du.“
Von Wissen darfst du nicht reden, du heruntergekommenes
Pelzknäuel. Wissen bedeutet Macht und von beidem bist du
in keiner Weise in Besitz.
„Hey du! Willst du,
dass ich dir was vorsinge?“
Nein danke, ich verzichte.
„Hey du! Dir kann man
es nie recht machen, oder?“
Schluss jetzt mit ‚Hey Du!’. Lerne deine Königin richtig zu
behandeln und ich werde dich zumindest nicht bestrafen.
„Hey du! Darf ich
dich wenigstens beglücken?“
Nein!!! Meine Nachkommen werden nicht dein Blut in sich
tragen. Soweit käme es noch, dass ich mich auf dieses Niveau herablassen würde.
Und jetzt verschwinde.
„Hey du! Du darfst
mich nicht fortschicken. Ich bin so verliebt in dich“
Ich sagte verschwinde!
„Hey Du! Ich besorge
dir auch einen Fisch aus der Mülltonne.“ Verschwinde!
„Hey Du! Ich werde
dich für immer glücklich machen!“
VERSCHWINDE!!!
„Hey Du! Ich glaub du
magst mich gar nicht.“
So ist es, und jetzt lass mich allein du stiehlst mir das
Sonnenlicht.
„Hey Du! Ich werde
jetzt gehen!“
Du bist noch immer hier. Zu meiner Unterhaltung bist du mir
zu minder.
„Hey Du! Ich geh
jetzt wirklich!“
Vielleicht sollte ich mich deiner Sprache bedienen um dich
loszuwerden. Also: Zieh Leine, Kratz die Kurve, hau ab!
„Hey Du! Ich weiß
genau, du meinst das nicht so. Du liebst mich auch.“
Nein, denn es gibt keinen Grund dazu, warum ich mich mit dir
abgeben sollte. „Hey Du! Das
machst du doch schon!“
Da hast du nicht Unrecht. Allerdings ist es Zeit für mich
diese Unterhaltung schleunigst zu beenden.
„Hey Du! Was wirst du
jetzt machen?“
Ich werde mich wieder der Hygiene widmen. Der Umgang mit dir
schadet meinem Teint.
„Hey Du! Das versteh
ich nicht!“
Das wundert mich keinen Moment. Deine Intelligenz reicht
bestimmt nicht über ‚Wie kann ich sie rumkriegen?’ und ‚Was ist das für eine
Fischsorte’ hinaus. Außerdem riecht es hier auch sehr stark nach einer
qualitativ minderwertigen Sorte. Ich werde jetzt wieder in mein Schloss
zurückkehren.
„Hey Du! Wir sehen
uns wie…“
Kapitel 3
Wo ist dieser kleine Junge? Dieser Nichtsnutz! Er soll mir
nochmals mein schönes weißes Fell kraulen. Ich werde ihm verzeihen! Ich bin so
großzügig, ich sollte mich als Präsidentin für Amnesty International anmelden;
aber als Adelgunde von Katzenschleck habe ich schon genug Aufgaben. Bevor ich
es vergesse, das ungezogene Runddings benötigt noch Züchtigung. So, Kratz!
Halt! Du verdienst deine Strafe. Einmal meine Krallen zu spüren, heißt nicht,
dass ich schon fertig bin mit dir. Das Dienstpersonal soll ihn mir
zurückbringen. Ich sagte DIENSTPERSONAL! Typisch, die Herrin des Hauses muss
wieder alles alleine vollbringen. Und noch mal. Hier bleiben, ungezogener
Untertan! Widersetze dich mir nicht, oder es wird dir schlecht ergehen. Ich
werde dich am besten verhungern lassen, du ungezogenes Runddings. Oder noch
besser: Ich werde dich nicht mehr beachten, das wird dir eine Lehre sein, meine
Autorität zu missachten. Wo ist also dieser Junge? Am besten mache ich mich auf
die Suche. Die Kinder heutzutage kann und darf man keine Sekunde aus den Augen
lassen. Nichts als Unsinn haben sie im Kopf. Ah, da ist er ja. Lobenswert,
zumindest macht er die Hausaufgaben.
„Na Minka, willst
du spielen, oder möchtest du mich wieder
kratzen?“
Minka? Wer ist Minka? Ich sehe keine Minka. Mein Name ist
Adelgunde von Katzenschleck, du dummer Junge.
„Ich sehe schon, du
willst mir sicher bei meinen Hausaufgaben helfen. Komm du darfst hier
raufhüpfen, aber nicht auf meine Bücher bitte.“
Ich, Adelgunde von Katzenschleck habe es nicht nötig mich
herum kommandieren zu lassen. Ich bleibe sitzen.
„Na komm schon, hopp!“
Nein danke, es ist unter meiner Würde Befehle von einem
achtjährigen Zweibeiner entgegen zu nehmen.
„Du willst nicht? Na
gut, meinetwegen. Bleib unten“
Genau so ist es. Ich bleib unten. Pasta. Und welche
Hausaufgaben hast du jetzt?
„Du musst aber leise
sein Minka, ich muss mich konzentrieren.“
MIAU! Ich werde mir meine Stimme nicht verbieten lassen, du
ungehobelter Knabe. MIAOU!
„Hast du schon wieder
Hunger? Ich hab dich doch gerade erst gefüttert! Na, du weißt ja wo dein
Fressen steht….okay, fünfzehn Mal sieben ist…. “
Tsts, Was sind das bloß für einfache Aufgaben? Was ist mit
Kosinus und Tangens, junger Mann? Ich sehe schon, in der Schule lernt ihr gar
nichts fürs Leben. Mir scheint, da muss ich mal nachhelfen. Und hopp! Huch, das
ist gar nicht gut. Vom Springen kommen meine Haare immer so aus der Form. Was
ist den das für ein Geschmiere, Junge? Das kann doch keiner lesen.
„Minka, runter von
meinen Hausaufgaben.“
Ich werde meinen ehrenvollen Namen jetzt nicht mehr
wiederholen. Und was fällt dir Flegel überhaupt ein, mir Befehle zu erteilen?
„Minka, runter!“
Das sind die Kinder von heute; wollen sich nichts sagen lassen, und können
ihr vorlautes Mundwerk nicht halten.
„Ich sag es nur noch
einmal. Runter!!“
Na gut, ich gehe, allerdings mit Protest. Jemand mit Anzug
und Aktenkoffer wird sich bei dir melden. Volkstümlich auch Rechtsanwalt
genannt.
Adelgunde von Katzenschleck wird jetzt den Thron betreten.
Das Gefolge zu mir. Pause. Ich werde das Gefolge auspeitschen lassen,
wenn es nicht augenblicklich erscheint. Martha kam gerade vorbei.
„Na Minka, musst du
aufs Kistchen?“
Miao! Bemächtige dich der deutschen Sprache. Wie kannst du
es wagen, meinen Thron in solcher Weise zu reduzieren? Eine Fanfare für eure
Königin, sie besteigt jetzt den Thron.
„Ich werde dich jetzt
allein lassen Minka. Ungestört geht’s sicher besser.“
Nein, du musst mich beobachten und bewundern. Kniet nieder,
und beachtet wie eure Herrscherin ihres Amtes waltet. Oh, da tut sich was, und
was sich da tut. Die Geschäfte laufen in großer Anzahl. Sehet die Regentin
hat ihre Amtsgeschäfte bereits vollbracht. Es darf applaudiert werden.
„Klaus, kannst du das
Katzenkistchen ausräumen? Ich muss noch die Einladungen fertig schreiben.“
„Aber sicher Schatz!
Welche Einladungen meinst du?“ Wie es bei dieser Familie üblich ist, läuft
Martha jetzt von einem Zimmer ins nächste um die Verständigung zu verbessern.
„Kannst du dich noch
an das Thema ‚roter Kugelschreiber’ erinnern?“ fragte sie, als sie bei Klaus
ankam.
„Ja sicher. Nur, was
hat dieser ominöse Kugelschreiber mit irgendwelchen Einladungen zu tun?“ Sie
schien zu überlegen.
„Klaus“, sagte sie.
„Hier spricht dein Schatz, ist jemand zu Hause?“ Es war offensichtlich, dass
seine Gehirnzellen rotierten, und ebenfalls leicht festzustellen, dass Klaus in
seinem Speicher die Daten nicht abrufen konnte.
„Welche Einladungen?“
fragte er schließlich.
„Die Einladungen für
Bettinas Geburtstagsfeier, sie hat mich darum gebeten sie zu machen, weil sie
meinte ich hätte eine schönere Schrift als sie.“
„Aha“, war Klaus
Antwort.
„Aha?“ kam es von
seiner Frau zurück.
„Wir haben doch einen
Computer mein Schatz, wieso schreibst du die Einladungen nicht dort?“ erklärte
er seine Überlegungen.
„Klaus, das wäre viel
zu unpersönlich. Man kann doch eine Einladung nicht am PC schreiben. Wie sähe
das denn aus?“
„Besser?“ ließ sich
Klaus vernehmen.
„Besser? Na hör mal….“
„Ich höre!?“
„Willst du etwa
behaupten, dass ich eine schlampige Schrift hätte? Na los Klaus, sag es mir
ruhig.“
„Wenn du mich schon
so fragst….“
„Ich habe eine
schlampige Schrift?...“
„Das sagte ich doch
gar nicht.“
„Aber du meintest es
so.“
„Aber ich hab es
nicht gesagt. Außerdem kann man niemanden etwas vorwerfen, für das was er
meint.“
„Das meinst ‚du’,
Klaus! Wie kann man nur derart verletzend sein?“
„Keine Ahnung, mein
Schatz.“
„Nenn mich nicht
Schatz, das ist jetzt vorbei.“
„Wegen irgendwelcher
blöden Einladungen?“
„Nenn meine Einladungen
nicht blöd.“
„Tu ich doch gar
nicht!“
„Ich hör es an deinem
Tonfall.“
„Soll ich es etwa für
dich singen?“
„Nein danke.“
Kapitel 4
Eine Frechheit, was man sich von solchen Halbwüchsigen
bieten lassen muss. Dies wird ein Fall sein, der bis in die obersten Instanzen
der Gerichte gehen wird. Jawohl! Eine Adelgunde von Katzenschleck weist man
nicht den Weg vom Tisch runter. Dummer Junge. Er wird schon noch sehen was er
davon hat. Soll er sich doch mit meinen Rechtsanwälten herumplagen. Wo ist mein
Telefon? Es wird immer schlimmer mit dem Gefolge. Jemand reiche mir das
Telefon. Ungezogenes Runddings, du reichst mir sofort das Telefon. Spure! Du
setzt dich also nicht für deine Königin in Bewegung. Na gut, es wird dir nicht
bekommen. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen? Rede, rollendes Etwas!
Keine Stellungnahme deinerseits? Auch gut, das Gericht mit dem Vorsitz der
ehrenwerten Adelgunde von Katzenschleck verkündet jetzt das Urteil: Lebenslange
Nichtachtung des Angeklagten. Dies wird dir eine Lehre sein, meinen Befehlen
keine Rechnung zu tragen. Jetzt sagst du nichts mehr, was? Und wage es ja nicht
um meine Gunst zu flehen, du hattest deine gerechte Chance.
Es wird Zeit, dass ich mich in die Burg begebe um nach dem
Rechten zu sehen. Frau Maus und Herr Elefant werden bestimmt schon sehnsüchtig
meine Ankunft erwarten. Da bin ich auch schon angelangt. Wie es aussieht, hat
sich nichts verändert. Meldung! Es wird geschwiegen, das ist gut. Die Beiden
sind nur zum Reden aufgefordert, sobald es Neuigkeiten gibt. Ich könnte
eventuell auch das ungezogene Runddings dieser Aufgabe nachkommen lassen. Als
Herrscherin muss ich auch Gnade walten lassen können. Ich halte mir diese
Option offen. Wenn ich es mir recht überlege, ist Gnade nicht so meine Art.
Seine Strafe bleibt aufrecht. Soll er unbeachtet bleiben und jeder der nach
einer Unterhaltung mit ihm trachtet soll
meinen Zorn zu spüren bekommen. Ja, so gefällt mir das. Ich werde jetzt meine
Krallen am Gemäuer schärfen. Es darf nicht der Gedanke entstehen ich würde Milde
zeigen. Blitzblank und scharf müssen sie sein. Erledigt. Frau Maus und Herr
Elefant, sie leisten hervorragende Dienste. Nur weiter so, und ich werde sie
bald befördern zu den Wächtern meines gesamten Reiches. Ich werde sie nun
wieder verlassen. Die Anwesenheit meiner Person wird anderwärtig erwartet.
Es ist schon spät. Soll ich ein Nickerchen halten, oder
herumstreifen? Ich werde besser mein Herrschaftsgebiet inspizieren. Auf mein
Fußvolk ist kein Verlass. Frau Maus und Herr Elefant bewachen die Burg. Die
Einzigen die verlässlich sind. Und schweigsam. Ausgenommen das ungezogene
Runddings, das ist trotz meiner Bemühungen schweigsam. Zweifel an meinen
psychologischen Fähigkeiten dulde ich nicht. Es wird nicht umsonst immer
behauptet Katzen sind pädagogisch wertvoll. Oh, meine hochempfindlichen Ohren
vernehmen Geräusche. Stimmen. Es klingt wie… eigenartig…stöhnen!? Schreien?
Beides? Ungezogenes Runddings du wirst mir Rückendeckung geben. Du widersetzt
dich mir noch immer? Meine Strafe kann gar nicht härter sein. Langsam beginne
ich deine Sturheit zu bewundern. Von nun an darfst du schalten und walten wie
es dir beliebt. Du bist jetzt frei. Lauf, lauf in die Freiheit kleiner Freund.
Verdammtes Mistding, jetzt lauf endlich. Ich hab jetzt keine Zeit für so etwas.
Womöglich ist Gefahr in Verzug. Das Schreien wird immer lauter, immer
eingehender. Das geht einem durch Mark und Bein. Womöglich eine Jungfer die
meiner Hilfe bedürftig ist. Die Krallen sind geschärft. Der Knappe möge mir
mein Schild bringen. Gut, ich gehe ohne Schild. Es ist eure Schuld wenn mir was
zustoßen sollte. Wohlan, auf ins Gefecht. Es kommt aus dem Schlafzimmer. Ich
muss mich beeilen. Trotzdem darf ich nichts überstürzen. Am besten ich pirsche
mich langsam an. Ganz leise, Gefahr kann überall lauern.
Hier bin ich also und blicke der Gefahr wacker ins Auge. Ich
kann es nicht fassen, was meine Augen da erblicken müssen. Der weiblich
erwachsene Untertan liegt unter dem erwachsenen männlichen Untertan und beide
bewegen sich gar sonderbar. Miau. Ich meine Aufhören. Schluss jetzt. Die arme
Frau, sie schreit sich die Kehle aus dem Leib. Ich muss eingreifen. Adelgunde
von Katzenschleck bläst zur Attacke! Ich befreie dich, armer schreiender
weiblich erwachsener Untertan. AAAAAANNGRIIIIIIIFFFFF!
Fauch, Kratz, Fauch. Ich werde dir beibringen die Finger von
meinen Untertanen zu lassen. Sie zu Quälen und Foltern obliegt nur mir.
Dies wäre erledigt, nun kann ich getrost schlafen gehen.
„Die Katze wird immer
eigenartiger, mein Schatz!“
„Eigenartig reicht
noch gar nicht aus, Klaus.“
„Vielleicht sollten
wir sie kastrieren lassen?“
„Es ist eine Katze
Klaus!“
„Ach so, ja genau. Du
hast recht.“
So, die Ehre der Frau wäre wieder hergestellt. Man muss mir
nicht danken, ich bin mir der Ehre die ich zuteil kommen ließ vollkommen
bewusst. Ich habe auf einmal so eine dringende Unternehmungslust. Anscheinend
meint mein wunderbarer Körper ich müsste etwas Fitness betreiben. Ja, das ist
eine gute Idee. Ich werde ein wenig laufen. Ich laufe als erstes zum Teppich.
Zu Meinem! Teppich. Und sofort wieder retour. Jetzt zur Burg. Guten Abend Frau
Maus und Herr Elefant, keine Zeit. Ich muss weiter. Nun zur Badewanne.
Hineinhüpfen. Heraus. Und wieder zurück zur Burg, die Krallen schärfen. Das
genügt, ich hab keine Zeit, hab es eilig. Ich muss ins Schlafzimmer. Sehr gut.
Ja, ich bin gut in der Zeit. Muss dem bösen männlichen Erwachsenen in die Zehe
beißen. Beiß! „Au!!“ Und weiter, wieder zurück zum Teppich. Er liegt viel zu
ordentlich. Ich muss das sofort korrigieren. So ist es besser. Ah, ein
passendes Hindernis. Der Tisch. Die legendäre Adelgunde von Katzenschleck nimmt
Anlauf und… Moment … ich brauch doch keinen Anlauf…springt. Jaaaaaaa, sie hat
es wieder geschafft. Ist sie nicht großartig? Verdammtes Volk, wo bleibt mein
Applaus? Das war es, heute genug getan für meine kostbare Gesundheit.
Schlafenszeit. Welcher Idiot hat meinen Teppich so zerknautscht?
Endlich wieder einmal ausgeschlafen. Ich fühl mich so
entspannt. So, rasch die Regierungsmiene aufgesetzt. Ich muss mich noch schnell
schminken, sonst kann ich nicht unters Volk. Schleck, Schleck, Kratz, Au! Beim
rasieren sollte ich besser aufpassen. Schon wieder vernehme ich sonderbare
Geräusche. Ich muss dem sofort auf den Grund gehen. Das ist wirklich
eigenartig, hört sich an wie etwas das meine Sprache spricht. Oh, da ist ja
eine Katze. Na, dir werde ich Manieren beibringen in meinem Revier
herumzustreifen. Komm sofort herunter und stelle dich. Sprich deutlicher,
deinen Dialekt kann keiner verstehen. Komm schon du Feigling. Gut, dann werde
ich dich eben vertreiben. Ich kann ja springen. Und los geht’s. Sprung und
Kratz und zurück und Sprung und Kratz und zurück. Bevor ich es vergesse: Fauch!
Noch mal. Sprung und zurück und… Hey Was ist los?! Wo ist dieses Biest und was
macht auf einmal dieses motorisierte Vehikel anstelle meines Revierbeschmutzers
hier? Ah da ist sie ja wieder. Stell dich! Der nächste Angriff erfolgt. Manöver
Adelgunde von Katzenschleck Omega 1. Sprung, Doppelkratz, Salto rückwärts,
Fauch!
„Minka, die Katze ist
nicht echt, das ist der Fernseher“, erklärte Kevin.
Ah, Minka heißt das Vieh. Zur Attacke! Angriffsmuster
Adelgunde von Katzenschleck Delta 4. Sprung, Fauch!..., Kratz, Luftdrehung,
Aufsetzen, Sprung, Doppelkratz, Aufsetzen, Katzenbuckel. Das wird dich lehren
mein Revier nie wieder zu betreten. Ah, dieses Mistvieh ist einer Frau
gewichen. Ich habe Hunger, sie soll mir ein köstliches Mahl zubereiten. Vorher
mache ich aber einen Schönheitsschlaf.
Kapitel 5
Mein Teppich wird gerade nicht von einem Zweibeiner besetzt.
Das ist vorzüglich. Dann nutze ich die Gunst der Stunde und… Moment mal…Das ist
mein Teppich. Nur meiner, meiner ganz allein. Punkt. Ich lege mich also auf
meinen Teppich. Ah, das zweibeinige Personal dachte daran für Hygiene zu
sorgen. Eine Beförderung werde ich deshalb nicht aussprechen. Dies ist das
Mindeste, das ich von meinen Untertanen erwarte. Vielleicht sollte ich noch
einen kurzen Moment ausharren, denn ich rieche ein exquisites Eau de Toilete.
Es kommt vom Balkon her. Adelgunde von Katzenschleck wird
dieser Verführung auf den Grund gehen. Was mag das wohl sein? Es ist ein so
angenehmes Flair. Sauber gewählt, nicht zu penetrant, und doch bestätigend.
Huch, mein Herz hüpft wie verrückt. Oh, dann könnte es auch
ein Kater sein.
Adelgunde halte an dich. Lasse dich nicht von der
Katzenslust verführen.
Bist du bereit Adelgunde? Nein. Dann geh!
Jaaaaaaaaaa! Es ist ein Kater. Adelgunde beherrsche dich,
denk an deine Manieren. Als erstes also: Räusper. Und jetzt sprich.
„Ich heiße dich willkommen namenloser Kater im Reiche der
ehrenvollen Regentin Adelgunde von Katzenschleck. Sag was führt dich in meine
prunkvollen Gefilde?“
„So namenlos bin ich
nicht. Mein Name ist Sir Archibald von Futtershausen.
Es war deine
Schönheit, die mich zu dir geleitete, und fürwahr ich will kein Lügner sein.“
„Sie sind ein Schmeichler, Sir Archibald“
„Es heißt Sir
Archibald von Futtershausen.“
„Oh nein, wie dumm von mir. Ich bitte vielmals um
Entschuldigung.“
„Das möchte ich
annehmen, denn ich bin in Erwartung eines höheren Niveaus als Sie es jemals
sein könnten. Beachten sie bitte auch, dass dieses ‚sie’ in der dritten Person
verstanden werden muss.“
„In meinem Regiment gelten meine Regeln nicht deine, du
unnützes Getier. Somit verbiete ich dir mein Reich von jetzt und fortan zu
betreten.“
„Teuerste, sie irren
sich. Dies ist mein Reich, schon seit Generation ist es in Besitz meiner
ehrenwerten Familie von Futtershausen.“
„Nein, ganz im Gegenteil. Sie unterliegen hier einem
folgenschweren Fauxpas.
Den Überlieferungen zufolge wurden die von Katzenschlecks
hier bereits vor etlichen Jahrzehnten angesiedelt. Folgerichtig ist dies mein
Herrschaftsreich und nicht das ihre.“
„Mäßigen sie sich von
Katzenschleck. Meine Rechtsanwälte werden sich um den Fall kümmern. Ich muss
mich >>er gähnt >> um wichtigere Angelegenheiten kümmern.“
„Drohen sie mir nicht mit Rechtsanwälten, sie
Aristokratenschwindler. Meine Rechtsanwälte werden die ihren in den Boden
stampfen, bis sie nicht mehr Paragraph sagen können.“
„Ich bin höchster
Bewunderung verehrte Frau von Katzenschleck, dass sie solch ein banales Wort
wie Paragraph überhaupt verbal artikulieren können.“
„Diese Unterhaltung ist hiermit beendet.“
„So ist es.“
Es ist eine Unverschämtheit, was man sich von so
Möchtegern-Neureichen bieten lassen muss. Der liebe Archie wird sich noch
wundern, wenn die Justiz gesprochen hat. Ich lasse mir mein Land nicht
abspenstig machen. Es ist mein Land. Nur meins. Meins, meins, meins. Ich muss
mich dringend ablenken, solch Aufregung macht Hunger. Nach Katzenfutter ist mir
momentan nicht. Wie kommt es eigentlich, dass eine Königin die Nahrung aus
einem Fressnapf speisen
muss, dies ist doch weit unter meiner Würde. Ich rieche, rieche Menschenfl… ja,
das auch. Aber noch etwas. Hm, lecker. Es riecht nach Wurst.
Wie es scheint sind die unterbelichteten Zweibeiner gerade
dabei zu Abend zu essen. Ich bin vollkommen damit einverstanden, dass ihr alles
andere zu euch nehmen dürft, lediglich die Wurst ist mein. Sozusagen bin ich
nicht anspruchsvoll. Wie denn auch? Das Volk ist arm. Selbst die Regentin muss
aus einem Futternapf verköstigt werden. Ah, da ist ja das Volk.
Miau!
Kevin: „Minka will
sicher ein Rädchen von der Wurst.“
Ein wissender Blick
unter den Eltern könnte Bände sprechen.
Klaus: „Nein, lass es
Kevin. Sobald du ihr etwas davon gegeben hast, kann sie nicht mehr aufhören.“
Martha: „Dein Vater
hat recht mein Kleiner. Gib ihr lieber keine Wurst.“
Na, wie finde ich den das? Miau. Ich meine: Beschwerde.
Ungehobelte Exemplare naiver Vorstadtbevölkerung. Ich werde jetzt ein paar
Grundlegende Statuten klarstellen. Mein Land, mein Teppich, mein Volk, mein
ungezogenes Runddings, meine Burg, mein Fressen, und das heißt somit auch:
meine Wurst. Also her damit. Am besten ich helfe ihnen etwas. Es ist mir
bewusst, dass die Katzensprache sehr komplex ist. Menschen haben nicht das
Niveau sie zu verstehen. Dementsprechend werde ich jetzt auf den Tisch springen
um meinen Standpunkt besser vertreten zu können. Och, mein schönes weißes Fell
schon wieder. Damit werde ich mich später beschäftigen.
„Mein Volk! Hier spricht eure Regentin, die ehrenwerte
Adelgunde von Katzenschleck. Ihr dürft euch nun zu meinem Wohlwollen verneigen.
Das Plädoyer welches ich jetzt halten werde ist zwar nur kurz, aber…“
Hey! Unverschämter kleiner Rüpel. Wie kannst du es wagen
mich vom Tisch zu heben? Korrigiere den Fehler. Hebe mich sofort wieder auf
mein Podest. Na gut, ich springe von selbst wieder rauf. Schade um mein schönes
weißes Fell.
So, da bin ich wieder. Und werde nun fortsetzen mit….
Unverschämtheit.
Martha: „Minka, du
wirst überhaupt keine Wurst bekommen, wenn du ständig auf den Tisch springst.“
Wer ist nun schon wieder diese Minka? Immer höre ich diesen
Namen. Das ist nicht mein Name. Wann lernt ihr das endlich? Ich werde jetzt
gehen. Eine von Katzenschleck hat eure Almosen nicht nötig.
Am besten ich mache jetzt ein Nickerchen. Vorher muss ich
natürlich noch für akkurate Reinigung sorgen. Vorher den linken Fuß, dann den
rechten und dann … kusch das ist intim.
Vorheriger TitelNächster TitelMinka, oder Adelgunde von Katzenschleck, wie sie sich selbst nennt, ist eine pseudoaristokratische Katze. Viel Spaß beim lesen.Gerald Weichseldorfer, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2005.
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