Gerald Weichseldorfer

Die Kunst des animalischen Herrschertums; besseres Leseformat

(Ich bitte um Benotung und Kommentare; Vielen Dank) Einleitung

Einleitung

 

Willkommen in meinem zu Hause. Und das will ich betont wissen: In MEINEM zu Hause. Wenn du dich anständig benimmst, darfst du auch länger bleiben. Ich könnte dich auch ein wenig herumführen, aber danach ist mir momentan nicht. Vielleicht, wenn ich wieder meine Runden drehe. Wenn du länger dableiben solltest, stört es mich nicht, vorausgesetzt du sorgst dafür, dass genügend Nahrung in meinem Etablisement vorhanden ist. Ach ja, eines gleich vorweg: Das ist mein Teppich. Hörst du? MEINER! Du darfst ihn nur betreten, wenn ich gerade nicht darauf obweile. Das heißt: Nie! Denn wenn ich es mir gerade nicht darauf bequem mache, könnte ich es jederzeit, und dann will ich partout nicht, dass ich warten muss, bis du deine schmutzigen Füße weg bewegst. Also, mein Freund. Teppich ist tabu für dich. Mein Teppich. Sei ordentlich und anständig und ich werde dich nicht aus meinem zu Hause werfen. Anbei, ich hab Hunger. Bereite mir sofort ein Mahl zu. Worauf wartest du noch? Hunger!!! Na, endlich! So und jetzt mach schnell. Noch schneller! Mein Gott, bei dir dauert alles so lang. Ich bin überrascht, du bist also doch in der Lage eine Dose Katzenfutter zu öffnen. So, und jetzt gib schon endlich her. Du willst doch die Hausherrin nicht verhungern lassen, oder? Egal, was du jetzt denkst, vergiss es. Ich bestimme, wann es was zu fressen gibt. Ich bestimme, was du an Nahrung zu dir nehmen darfst. Das sind die Regeln. Du weißt es bereits, nicht wahr? Eine Nichteinhaltung hat eine fristlose Kündigung deinerseits zur Folge. Andererseits ist es nicht gut sein Fußvolk nur zu schikanieren. Gut hast du mein Katzenfutter gemacht. Braver Mensch! Du bist also nicht zu blöd dafür eine Dose aufzumachen. Wenn du einen Bezug darauf machen willst, dass !ich! zu blöd wäre, dann kannst du auch sofort die Koffer packen. Du hast es nicht, das spricht für dich. Du bist ab jetzt fix angestellt. Noch mal zum Thema Dose aufmachen. Meine Pfoten sind hochempfindlich, ich kann mich nicht mit Schnickschnack abmühen, der weit unter meiner Würde liegt. Jetzt mag ich nicht mehr fressen. Das reicht schon. Schließlich muss ich auf meine Linie achten. Komm mit, du darfst mich streicheln. Setz dich! Hopp! Da bin ich auch schon. Jetzt fang an. Na, mach schon! Hmmmmmmmm, Schnurrrrrrrrr. Hey! Nicht so wild. Was hast du eigentlich? Hände oder Klobürsten? Bevor ich es vergesse. Für dieses Vergehen, musst du bestraft werden. Ein kleiner Kratzer hat noch niemandem geschadet. Ich muss jetzt gehen. Du langweilst mich bereits. Ich werde jetzt ein kleines Nickerchen halten. Verhalte dich leise, meine Ohren sind empfindlich.

 

 

Kapitel 1

 

„Klaus!“ hallte es durch die ganze Wohnung.

„Klaus, wo ist der rote Kugelschreiber? Ich brauche ihn für die Einladungen von Bettinas Geburtstagsfeier.“ Der betroffene Mann sah sich um, und schien zu überlegen.

„Welchen meinst du, Schatz?“ fragte er schließlich.

„Den Roten!“. Klaus zuckte etwas verärgert.

„Das weiß ich, mein Schatz“ Sie kam jetzt aus dem Wohnzimmer und sah ihm wohl wissend in die Augen.

„Warum fragst du dann, Klaus?“ Er begann unruhig zu werden, ließ sich aber nichts anmerken.

„Ich habe gar nicht gefragt. Du hast gesagt den Roten und ich habe gefragt ‚welchen?’.“ Der Triumph den sie verspürte nahm förmlich Gestalt an.

„Also hast du mich doch gefragt“, forderte sie auf. Nun war Klaus bereits sichtlich verärgert.

„Lass endlich diese feminine Spielerei Martha, du weißt genau, dass ich dafür nichts, aber auch gar nichts über habe.“

Das Prinzip hieß Spiel nach Punkten, und sie hatte gewonnen. Außerdem wusste sie es sehr genau. Sie sah zu ihm auf, und genoss es die Worte zu sagen, die ihn zerschmettern würden.

„Es ist keine feminine Spielerei, ich habe dich nur nach dem roten Kugelschreiber gefragt, das ist alles. Es ist nicht meine Schuld, dass du jedes Gespräch sofort als Konfrontation ansiehst. Außerdem solltest du nicht mit Fremdwörtern um dich werfen, nur um deine Intelligenz zu beweisen.“ Klaus tat sichtlich unwissend.

„Welche Fremdwörter?“ fragte er.

„Na, welches wohl?“ Er versuchte noch unwissender zu wirken, doch allem Anschein nach, gelang es ihm nicht sonderlich.

„Also welches Fremdwort?“ wiederholte er sich.

„Du sagtest feminin’ “, klärte sie ihn auf.

„Na und, darf man heutzutage nicht einmal feminin sagen, ohne dass es jemand als beleidigend auffasst?“

Klaus fühlte sich nun etwas besser, er dachte das Blatt wäre wieder in seiner Hand.

„Nein, das meinte ich nicht, und das solltest du auch wissen. Es sollte nur so sein, dass Menschen Fremdwörter verwenden, die sie auch verstehen.“

„Ich verstehe jedes Wort, dass ich sage!“ konterte er.

„Das glaubst du“, sagte sie herablassend. Dann fügte sie hinzu:

„Es gibt einen profunden Unterschied zwischen verstehen und verstehen!“

„Und du verstehst das bestimmt“, ließ er sich ironisch vernehmen, mit der Betonung auf ‚du’.

„So ist es“, beschloss sie das Thema. Aus dem Schlafzimmer hörte man ein kurzes Schreien. Kevin kam heraus gerannt.

„Was ist los?“ versuchte ihn die Mutter sofort zu besänftigen. „Minka …“ jammerte Kevin. „Was hat die Katze gemacht?“ verfolgte Klaus weiter. Kevin hob die Hand, und zum Vorschein kam ein kleiner Kratzer.

„Was hast du mit ihr gemacht?“ fragte Martha.

„Nichts!“ kam als Antwort.

„Von nichts kommt nichts!“ schaltete sich Klaus im strengen Ton wieder ein. „Ich hab sie gefüttert und dann gestreichelt, das ist alles.“ sagte Kevin. Danach schob er die Hand in die Hosentasche.

„Zeig noch mal her“, sagte die Mutter im beruhigenden Tonfall.

„Da!“ Kevin nahm die Hand aus der Hosentasche.

„Die böse Katze hat mich gekratzt.“

„Die Katze ist nicht böse, sondern nur launisch“ klärte ihn seine Mutter auf. „Launisch….“ sinnierte Klaus. „Das weiß sicher niemand besser als du!“ ergänzte er seine Überlegung. Martha bedankte sich bei ihm mit dem von ihr eigens erfunden Blick. Der todbringende Blick, so nannte ihn Klaus immer.

 

Zeit zum schlafen. Mein Teppich ist frei. Der dumme Junge hat mich also verstanden. Mein Teppich. Oh, was ist das den? Ein Bällchen. Dem werde ich gleich die Regeln der hiesigen physikalischen Prinzipien beibringen. Dann wollen wir mal. Hey! Physik folgt meinen Regeln, nicht deinen, du ungezogenes Runddings. Ich werde ihn kratzen, so dass er meine Obmacht anerkennt. Das wäre erledigt. Jetzt spure! Gehorche! Was soll das? Ach, ich darf mich nicht aufregen, das ist nicht gut für mein schönes Fell. Am besten ich lege mich wirklich für ein kleines Nickerchen nieder.

Igitt, da sind ja überall meine Haare. Ich muss dem Fußvolk nahe legen dass öfters für Reinigung gesorgt wird. Wenn es so weiter geht, werde ich ausziehen. So darf man mich nicht behandeln. Was bin ich den? Wie heißen diese Kreaturen, die überall nachlaufen und mit dem Schwanz wedeln? Ach ja, Hunde. Sie mögen ja nett sein, aber definitiv wissen sie nicht wie man sich sein Volk untertan macht. Ich fühl mich schon wieder schmutzig. Zeit für die Pflege, obwohl es egal wäre, denn der Teppich ist sowieso wieder voller Haare. Na ja, sind meine Haare. Immerhin, meine Haare. Dumme Menschen. Schaut mal her, so funktioniert eine ordentliche Toilette. Erst der linke Fuß, dann der rechte, dann das Fell. Und dann…. Kusch…das ist intim. Wieso ist draußen so ein Krach? Sag bloß der dumme Junge regt sich wegen dem kleinen Kratzer auf. In meinem Revier herrscht Zucht und Ordnung. Wer sich danebenbenimmt, wird bestraft; so sind die Regeln. Das Fell glänzt jetzt wieder schön. Das muss ich sofort im Spiegel betrachten. Vielleicht sollte ich den Ball mitnehmen? Nein, er muss bestraft werden, und darf meine Schönheit nicht im Spiegelbild sehen. So, da bin ich. Ja. Ja! Ich sehe gut aus. Nein, nicht gut. Das ist eine Untertreibung. Ich sehe aus wie eine Grazie. Mein Fell glänzt so wunderschön, ich könnte einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Was soll das heißen ich könnte? Ich kann! Jederzeit! Ich will sofort zu einem Schönheitswettbewerb. Miau! Hallo! Unterbelichtete Zweibeiner. Miaou!!! Hört ihr nicht? Schönheitswettbewerb!!! Na wartet, es erfolgt Züchtigung.

Aber später, jetzt muss ich mich um meinen Schönheitsschlaf kümmern.

 

„Ich hab ihn gefunden, Schatz!“

ließ sich nun auch Klaus durch die gesamte Wohnung vernehmen. Martha kam sichtlich überglücklich angerannt, und hätte fast ihren Ehemann gerammt. Kevin war bereits versorgt, und spielte in seinem Zimmer. Alles bestens, dachte sich Klaus. Vielleicht sollte er den roten Kugelschreiber öfters verstecken und dann ‚zufällig’ wieder finden. Das wäre eine Idee, um sie glücklich zu machen, überlegte er. Anderseits würde es auffallen, wenn immer der rote Kugelschreiber wegkäme. -> Klaus, wo ist mein roter Kugelschreiber? Hier ist er mein Schatz … Klaus wo ist mein roter Kugel….-< Das wäre dann sozusagen ein Perpetuum Mobile. Seine Frau der Antrieb, und er das Hilfsmittel. Oder umgekehrt? Egal, er würde es auf alle Fälle wieder zur Geltung kommen lassen. Wie kam er bloß auf wieder? Heute war es purer Zufall. Eine weitere Überlegung wäre natürlich auch noch andere Dinge zu dieser Gunst verschwinden zu lassen. Klaus würde bald als Held dastehen. Der Mann im Haus. Derjenige der alles findet. Eine Hand klopfte ihm auf die Schulter und meinte ‚Gut gemacht!’. Er erschrak. Es dauerte ein bis zwei Sekunden, bis er konstatierte, dass es seine eigene war. Seine Frau war bereits mit dem Kugelschreiber in der Hand ins Wohnzimmer. Sofort zog er die Hand zurück, obwohl ihm keiner zusah. Ausgenommen die Katze, aber die zählte nicht. Klaus ging aus dem Zimmer um ganz sicher zu gehen. Die Katze hatte für ihn schon immer etwas Aristokratisches an sich. Ihm war nicht geheuer vor Tieren die sich wie Menschen benahmen. Vor allem nicht vor einer Katze die so tat als wäre sie vornehm.

 


Kapitel 2

 

Luft, ich brauche Luft! Hier kann es eine Schönheit wie ich nicht aushalten. Mir ist schon ganz übel von diesen vielen Ausdünstungen. Die Balkontür ist offen. Sehr schön. Irgendwie stinkt es von draußen auch abscheulich. Was ist das? Die Regentin wird dem jetzt auf den Grund gehen. Das Fußvolk möge mich begleiten. Wo ist es schon wieder? Ach, Ich Adelgunde von Katzenschleck kann das auch allein. Ich benötige nicht die Hilfe von Unterpriviligierten. Das ungezogene Runddings möge mich begleiten. Folge mir Ball, deine Herrscherin wird diese Räumlichkeit jetzt verlassen. Du bist auserwählt mich zu begleiten. Bewege dich! Los! Na mach schon! Nein, eine Adelgunde von Katzenschleck muss sich das nicht bieten lassen. Fortan sollst du nicht mehr unter meine Augen treten dürfen. Verschwinde Verräter. Na los, verschwinde! Kusch! Bewege dich von dannen! Entferne dich, ich will dich nie wieder meinem wunderschönen Antlitz nahe sehen. Das reicht jetzt. Meine Strafe wirst du später zu spüren bekommen, Elender. Mögest du für immer verdammt sein als unbeachtetes Runddings herumzuliegen, unbeachtet und unbedarft. Ich werde meine Schönheit jetzt der Öffentlichkeit kundtun, und du darfst mich nicht begleiten. Wohlan, Welt erwarte deine Königin.

 

Ich muss etwas mit Klaus tun, dachte Martha. Es ist zwar schön, dass er mich immer beeindrucken will, aber auch sehr anstrengend. Zum Teil ist er noch wie ein kleines Kind, oder auch ein Tier. Er muss ständig sein Territorium abstecken. Immer muss er sich beweisen, dass er der Mann im Haus ist. Dabei ist dieses Dominanzverhalten vollkommen überflüssig. Ich sollte wirklich mit ihm darüber reden. Keine Ahnung wie ich das machen soll. Er ist so verletzlich. Wehe, man macht eine Andeutung auf seine Integrität. Oder soll ich alles so weiterlaufen lassen wie es ist? Das könnte ich, immerhin können kleine Streitereien die Ehe verschönern. Streit? Eigentlich streiten wir gar nicht. Klaus ist nur unfähig seine Fehler einzugestehen. Und ebenfalls unfähig sich die Fehler von anderen anzuhören. Hoffentlich gerät Kevin nicht zu stark nach ihm, dann habe ich zwei Kinder zu betreuen. Moment, das hab ich ja. Kevin gab der Katze die Schuld, dabei ist Minka gar nicht in der Lage die menschliche Welt zu verstehen. Sie reagiert spontan, ihrem Instinkt angepasst. Warum muss ich als Frau auf mein Kind und! meinem Mann aufpassen, das ist doch die Aufgabe meines Mannes. Nein, so stimmt das nicht! So würde ich Klaus direkt in das hineintreiben, was ich sowieso befürchte. Vielleicht sollte ich in Zukunft auch etwas ruhiger reagieren, wenn zum Beispiel etwas verschwindet. Tja, ich könnte, aber es wird bestimmt schwer werden aus einem fixen Muster auszusteigen.

 

So, da wäre ich. Begrüße mich Welt. Verneige dich vor meinem Zepter, und beweise mir deine Loyalität.

Hey du! Was bist’ n du für ne Mietze?“

Wer wagt es so mit mir zu sprechen? Wer wagt es überhaupt mit mir zu sprechen, ohne sich vorher mit meinem Sekretär beraten zu haben? Außerdem, wie stinkt es hier absonderlich?

„Hey du! Was ist’ n nu? Willst du mit mir um die Häuser ziehen?“

Verschwinde du Scheusal.

„Hey du! Ich hab mich noch nicht vorgestellt, mein Name ist Raudi“

Wie ordinär, aber das ist ein passender Name für ein Untier wie dich.

„Hey du! Du musst mich nicht beleidigen. Die Miezen rundherum stehen nämlich alle auf mich, weißt du.“

Von Wissen darfst du nicht reden, du heruntergekommenes Pelzknäuel. Wissen bedeutet Macht und von beidem bist du in keiner Weise in Besitz.

„Hey du! Willst du, dass ich dir was vorsinge?“

Nein danke, ich verzichte.

„Hey du! Dir kann man es nie recht machen, oder?“

Schluss jetzt mit ‚Hey Du!’. Lerne deine Königin richtig zu behandeln und ich werde dich zumindest nicht bestrafen.

„Hey du! Darf ich dich wenigstens beglücken?“

Nein!!! Meine Nachkommen werden nicht dein Blut in sich tragen. Soweit käme es noch, dass ich mich auf dieses Niveau herablassen würde. Und jetzt verschwinde.

„Hey du! Du darfst mich nicht fortschicken. Ich bin so verliebt in dich“

Ich sagte verschwinde!

„Hey Du! Ich besorge dir auch einen Fisch aus der Mülltonne.“ Verschwinde!

„Hey Du! Ich werde dich für immer glücklich machen!“

VERSCHWINDE!!!

„Hey Du! Ich glaub du magst mich gar nicht.“

So ist es, und jetzt lass mich allein du stiehlst mir das Sonnenlicht.

„Hey Du! Ich werde jetzt gehen!“

Du bist noch immer hier. Zu meiner Unterhaltung bist du mir zu minder.

„Hey Du! Ich geh jetzt wirklich!“

Vielleicht sollte ich mich deiner Sprache bedienen um dich loszuwerden. Also: Zieh Leine, Kratz die Kurve, hau ab!

„Hey Du! Ich weiß genau, du meinst das nicht so. Du liebst mich auch.“

Nein, denn es gibt keinen Grund dazu, warum ich mich mit dir abgeben sollte. „Hey Du! Das machst du doch schon!“

Da hast du nicht Unrecht. Allerdings ist es Zeit für mich diese Unterhaltung schleunigst zu beenden.

„Hey Du! Was wirst du jetzt machen?“

Ich werde mich wieder der Hygiene widmen. Der Umgang mit dir schadet meinem Teint.

„Hey Du! Das versteh ich nicht!“

Das wundert mich keinen Moment. Deine Intelligenz reicht bestimmt nicht über ‚Wie kann ich sie rumkriegen?’ und ‚Was ist das für eine Fischsorte’ hinaus. Außerdem riecht es hier auch sehr stark nach einer qualitativ minderwertigen Sorte. Ich werde jetzt wieder in mein Schloss zurückkehren.

„Hey Du! Wir sehen uns wie…“

 


Kapitel 3

 

Wo ist dieser kleine Junge? Dieser Nichtsnutz! Er soll mir nochmals mein schönes weißes Fell kraulen. Ich werde ihm verzeihen! Ich bin so großzügig, ich sollte mich als Präsidentin für Amnesty International anmelden; aber als Adelgunde von Katzenschleck habe ich schon genug Aufgaben. Bevor ich es vergesse, das ungezogene Runddings benötigt noch Züchtigung. So, Kratz! Halt! Du verdienst deine Strafe. Einmal meine Krallen zu spüren, heißt nicht, dass ich schon fertig bin mit dir. Das Dienstpersonal soll ihn mir zurückbringen. Ich sagte DIENSTPERSONAL! Typisch, die Herrin des Hauses muss wieder alles alleine vollbringen. Und noch mal. Hier bleiben, ungezogener Untertan! Widersetze dich mir nicht, oder es wird dir schlecht ergehen. Ich werde dich am besten verhungern lassen, du ungezogenes Runddings. Oder noch besser: Ich werde dich nicht mehr beachten, das wird dir eine Lehre sein, meine Autorität zu missachten. Wo ist also dieser Junge? Am besten mache ich mich auf die Suche. Die Kinder heutzutage kann und darf man keine Sekunde aus den Augen lassen. Nichts als Unsinn haben sie im Kopf. Ah, da ist er ja. Lobenswert, zumindest macht er die Hausaufgaben.

„Na Minka, willst du spielen, oder möchtest du mich wieder kratzen?“

Minka? Wer ist Minka? Ich sehe keine Minka. Mein Name ist Adelgunde von Katzenschleck, du dummer Junge.

„Ich sehe schon, du willst mir sicher bei meinen Hausaufgaben helfen. Komm du darfst hier raufhüpfen, aber nicht auf meine Bücher bitte.“

Ich, Adelgunde von Katzenschleck habe es nicht nötig mich herum kommandieren zu lassen. Ich bleibe sitzen.

„Na komm schon, hopp!“

Nein danke, es ist unter meiner Würde Befehle von einem achtjährigen Zweibeiner entgegen zu nehmen.

„Du willst nicht? Na gut, meinetwegen. Bleib unten“

Genau so ist es. Ich bleib unten. Pasta. Und welche Hausaufgaben hast du jetzt?

„Du musst aber leise sein Minka, ich muss mich konzentrieren.“

MIAU! Ich werde mir meine Stimme nicht verbieten lassen, du ungehobelter Knabe. MIAOU!

„Hast du schon wieder Hunger? Ich hab dich doch gerade erst gefüttert! Na, du weißt ja wo dein Fressen steht….okay, fünfzehn Mal sieben ist…. “

Tsts, Was sind das bloß für einfache Aufgaben? Was ist mit Kosinus und Tangens, junger Mann? Ich sehe schon, in der Schule lernt ihr gar nichts fürs Leben. Mir scheint, da muss ich mal nachhelfen. Und hopp! Huch, das ist gar nicht gut. Vom Springen kommen meine Haare immer so aus der Form. Was ist den das für ein Geschmiere, Junge? Das kann doch keiner lesen.

„Minka, runter von meinen Hausaufgaben.“

Ich werde meinen ehrenvollen Namen jetzt nicht mehr wiederholen. Und was fällt dir Flegel überhaupt ein, mir Befehle zu erteilen?

„Minka, runter!“

Das sind die Kinder von heute; wollen sich nichts sagen lassen, und können ihr vorlautes Mundwerk nicht halten.

„Ich sag es nur noch einmal. Runter!!“

Na gut, ich gehe, allerdings mit Protest. Jemand mit Anzug und Aktenkoffer wird sich bei dir melden. Volkstümlich auch Rechtsanwalt genannt.

 

Adelgunde von Katzenschleck wird jetzt den Thron betreten. Das Gefolge zu mir. Pause. Ich werde das Gefolge auspeitschen lassen, wenn es nicht augenblicklich erscheint. Martha kam gerade vorbei.

„Na Minka, musst du aufs Kistchen?“

Miao! Bemächtige dich der deutschen Sprache. Wie kannst du es wagen, meinen Thron in solcher Weise zu reduzieren? Eine Fanfare für eure Königin, sie besteigt jetzt den Thron.

„Ich werde dich jetzt allein lassen Minka. Ungestört geht’s sicher besser.“

Nein, du musst mich beobachten und bewundern. Kniet nieder, und beachtet wie eure Herrscherin ihres Amtes waltet. Oh, da tut sich was, und was sich da tut. Die Geschäfte laufen in großer Anzahl. Sehet die Regentin hat ihre Amtsgeschäfte bereits vollbracht. Es darf applaudiert werden.

 

„Klaus, kannst du das Katzenkistchen ausräumen? Ich muss noch die Einladungen fertig schreiben.“

„Aber sicher Schatz! Welche Einladungen meinst du?“ Wie es bei dieser Familie üblich ist, läuft Martha jetzt von einem Zimmer ins nächste um die Verständigung zu verbessern.

„Kannst du dich noch an das Thema ‚roter Kugelschreiber’ erinnern?“ fragte sie, als sie bei Klaus ankam.

„Ja sicher. Nur, was hat dieser ominöse Kugelschreiber mit irgendwelchen Einladungen zu tun?“ Sie schien zu überlegen.

„Klaus“, sagte sie. „Hier spricht dein Schatz, ist jemand zu Hause?“ Es war offensichtlich, dass seine Gehirnzellen rotierten, und ebenfalls leicht festzustellen, dass Klaus in seinem Speicher die Daten nicht abrufen konnte.

„Welche Einladungen?“ fragte er schließlich.

„Die Einladungen für Bettinas Geburtstagsfeier, sie hat mich darum gebeten sie zu machen, weil sie meinte ich hätte eine schönere Schrift als sie.“

„Aha“, war Klaus Antwort.

„Aha?“ kam es von seiner Frau zurück.

„Wir haben doch einen Computer mein Schatz, wieso schreibst du die Einladungen nicht dort?“ erklärte er seine Überlegungen.

„Klaus, das wäre viel zu unpersönlich. Man kann doch eine Einladung nicht am PC schreiben. Wie sähe das denn aus?“

„Besser?“ ließ sich Klaus vernehmen.

„Besser? Na hör mal….“

„Ich höre!?“

„Willst du etwa behaupten, dass ich eine schlampige Schrift hätte? Na los Klaus, sag es mir ruhig.“

„Wenn du mich schon so fragst….“

„Ich habe eine schlampige Schrift?...“

„Das sagte ich doch gar nicht.“

„Aber du meintest es so.“

„Aber ich hab es nicht gesagt. Außerdem kann man niemanden etwas vorwerfen, für das was er meint.“

„Das meinst ‚du’, Klaus! Wie kann man nur derart verletzend sein?“

„Keine Ahnung, mein Schatz.“

„Nenn mich nicht Schatz, das ist jetzt vorbei.“

„Wegen irgendwelcher blöden Einladungen?“

„Nenn meine Einladungen nicht blöd.“

„Tu ich doch gar nicht!“

„Ich hör es an deinem Tonfall.“

„Soll ich es etwa für dich singen?“

„Nein danke.“

 

Kapitel 4

 

Eine Frechheit, was man sich von solchen Halbwüchsigen bieten lassen muss. Dies wird ein Fall sein, der bis in die obersten Instanzen der Gerichte gehen wird. Jawohl! Eine Adelgunde von Katzenschleck weist man nicht den Weg vom Tisch runter. Dummer Junge. Er wird schon noch sehen was er davon hat. Soll er sich doch mit meinen Rechtsanwälten herumplagen. Wo ist mein Telefon? Es wird immer schlimmer mit dem Gefolge. Jemand reiche mir das Telefon. Ungezogenes Runddings, du reichst mir sofort das Telefon. Spure! Du setzt dich also nicht für deine Königin in Bewegung. Na gut, es wird dir nicht bekommen. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen? Rede, rollendes Etwas! Keine Stellungnahme deinerseits? Auch gut, das Gericht mit dem Vorsitz der ehrenwerten Adelgunde von Katzenschleck verkündet jetzt das Urteil: Lebenslange Nichtachtung des Angeklagten. Dies wird dir eine Lehre sein, meinen Befehlen keine Rechnung zu tragen. Jetzt sagst du nichts mehr, was? Und wage es ja nicht um meine Gunst zu flehen, du hattest deine gerechte Chance.

Es wird Zeit, dass ich mich in die Burg begebe um nach dem Rechten zu sehen. Frau Maus und Herr Elefant werden bestimmt schon sehnsüchtig meine Ankunft erwarten. Da bin ich auch schon angelangt. Wie es aussieht, hat sich nichts verändert. Meldung! Es wird geschwiegen, das ist gut. Die Beiden sind nur zum Reden aufgefordert, sobald es Neuigkeiten gibt. Ich könnte eventuell auch das ungezogene Runddings dieser Aufgabe nachkommen lassen. Als Herrscherin muss ich auch Gnade walten lassen können. Ich halte mir diese Option offen. Wenn ich es mir recht überlege, ist Gnade nicht so meine Art. Seine Strafe bleibt aufrecht. Soll er unbeachtet bleiben und jeder der nach einer Unterhaltung mit ihm trachtet soll meinen Zorn zu spüren bekommen. Ja, so gefällt mir das. Ich werde jetzt meine Krallen am Gemäuer schärfen. Es darf nicht der Gedanke entstehen ich würde Milde zeigen. Blitzblank und scharf müssen sie sein. Erledigt. Frau Maus und Herr Elefant, sie leisten hervorragende Dienste. Nur weiter so, und ich werde sie bald befördern zu den Wächtern meines gesamten Reiches. Ich werde sie nun wieder verlassen. Die Anwesenheit meiner Person wird anderwärtig erwartet.

 

Es ist schon spät. Soll ich ein Nickerchen halten, oder herumstreifen? Ich werde besser mein Herrschaftsgebiet inspizieren. Auf mein Fußvolk ist kein Verlass. Frau Maus und Herr Elefant bewachen die Burg. Die Einzigen die verlässlich sind. Und schweigsam. Ausgenommen das ungezogene Runddings, das ist trotz meiner Bemühungen schweigsam. Zweifel an meinen psychologischen Fähigkeiten dulde ich nicht. Es wird nicht umsonst immer behauptet Katzen sind pädagogisch wertvoll. Oh, meine hochempfindlichen Ohren vernehmen Geräusche. Stimmen. Es klingt wie… eigenartig…stöhnen!? Schreien? Beides? Ungezogenes Runddings du wirst mir Rückendeckung geben. Du widersetzt dich mir noch immer? Meine Strafe kann gar nicht härter sein. Langsam beginne ich deine Sturheit zu bewundern. Von nun an darfst du schalten und walten wie es dir beliebt. Du bist jetzt frei. Lauf, lauf in die Freiheit kleiner Freund. Verdammtes Mistding, jetzt lauf endlich. Ich hab jetzt keine Zeit für so etwas. Womöglich ist Gefahr in Verzug. Das Schreien wird immer lauter, immer eingehender. Das geht einem durch Mark und Bein. Womöglich eine Jungfer die meiner Hilfe bedürftig ist. Die Krallen sind geschärft. Der Knappe möge mir mein Schild bringen. Gut, ich gehe ohne Schild. Es ist eure Schuld wenn mir was zustoßen sollte. Wohlan, auf ins Gefecht. Es kommt aus dem Schlafzimmer. Ich muss mich beeilen. Trotzdem darf ich nichts überstürzen. Am besten ich pirsche mich langsam an. Ganz leise, Gefahr kann überall lauern.

Hier bin ich also und blicke der Gefahr wacker ins Auge. Ich kann es nicht fassen, was meine Augen da erblicken müssen. Der weiblich erwachsene Untertan liegt unter dem erwachsenen männlichen Untertan und beide bewegen sich gar sonderbar. Miau. Ich meine Aufhören. Schluss jetzt. Die arme Frau, sie schreit sich die Kehle aus dem Leib. Ich muss eingreifen. Adelgunde von Katzenschleck bläst zur Attacke! Ich befreie dich, armer schreiender weiblich erwachsener Untertan. AAAAAANNGRIIIIIIIFFFFF!

Fauch, Kratz, Fauch. Ich werde dir beibringen die Finger von meinen Untertanen zu lassen. Sie zu Quälen und Foltern obliegt nur mir.

Dies wäre erledigt, nun kann ich getrost schlafen gehen.

„Die Katze wird immer eigenartiger, mein Schatz!“

„Eigenartig reicht noch gar nicht aus, Klaus.“

„Vielleicht sollten wir sie kastrieren lassen?“

„Es ist eine Katze Klaus!“

„Ach so, ja genau. Du hast recht.“

 

So, die Ehre der Frau wäre wieder hergestellt. Man muss mir nicht danken, ich bin mir der Ehre die ich zuteil kommen ließ vollkommen bewusst. Ich habe auf einmal so eine dringende Unternehmungslust. Anscheinend meint mein wunderbarer Körper ich müsste etwas Fitness betreiben. Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde ein wenig laufen. Ich laufe als erstes zum Teppich. Zu Meinem! Teppich. Und sofort wieder retour. Jetzt zur Burg. Guten Abend Frau Maus und Herr Elefant, keine Zeit. Ich muss weiter. Nun zur Badewanne. Hineinhüpfen. Heraus. Und wieder zurück zur Burg, die Krallen schärfen. Das genügt, ich hab keine Zeit, hab es eilig. Ich muss ins Schlafzimmer. Sehr gut. Ja, ich bin gut in der Zeit. Muss dem bösen männlichen Erwachsenen in die Zehe beißen. Beiß! „Au!!“ Und weiter, wieder zurück zum Teppich. Er liegt viel zu ordentlich. Ich muss das sofort korrigieren. So ist es besser. Ah, ein passendes Hindernis. Der Tisch. Die legendäre Adelgunde von Katzenschleck nimmt Anlauf und… Moment … ich brauch doch keinen Anlauf…springt. Jaaaaaaa, sie hat es wieder geschafft. Ist sie nicht großartig? Verdammtes Volk, wo bleibt mein Applaus? Das war es, heute genug getan für meine kostbare Gesundheit. Schlafenszeit. Welcher Idiot hat meinen Teppich so zerknautscht?

 

Endlich wieder einmal ausgeschlafen. Ich fühl mich so entspannt. So, rasch die Regierungsmiene aufgesetzt. Ich muss mich noch schnell schminken, sonst kann ich nicht unters Volk. Schleck, Schleck, Kratz, Au! Beim rasieren sollte ich besser aufpassen. Schon wieder vernehme ich sonderbare Geräusche. Ich muss dem sofort auf den Grund gehen. Das ist wirklich eigenartig, hört sich an wie etwas das meine Sprache spricht. Oh, da ist ja eine Katze. Na, dir werde ich Manieren beibringen in meinem Revier herumzustreifen. Komm sofort herunter und stelle dich. Sprich deutlicher, deinen Dialekt kann keiner verstehen. Komm schon du Feigling. Gut, dann werde ich dich eben vertreiben. Ich kann ja springen. Und los geht’s. Sprung und Kratz und zurück und Sprung und Kratz und zurück. Bevor ich es vergesse: Fauch! Noch mal. Sprung und zurück und… Hey Was ist los?! Wo ist dieses Biest und was macht auf einmal dieses motorisierte Vehikel anstelle meines Revierbeschmutzers hier? Ah da ist sie ja wieder. Stell dich! Der nächste Angriff erfolgt. Manöver Adelgunde von Katzenschleck Omega 1. Sprung, Doppelkratz, Salto rückwärts, Fauch!

„Minka, die Katze ist nicht echt, das ist der Fernseher“, erklärte Kevin.

Ah, Minka heißt das Vieh. Zur Attacke! Angriffsmuster Adelgunde von Katzenschleck Delta 4. Sprung, Fauch!..., Kratz, Luftdrehung, Aufsetzen, Sprung, Doppelkratz, Aufsetzen, Katzenbuckel. Das wird dich lehren mein Revier nie wieder zu betreten. Ah, dieses Mistvieh ist einer Frau gewichen. Ich habe Hunger, sie soll mir ein köstliches Mahl zubereiten. Vorher mache ich aber einen Schönheitsschlaf.

 


Kapitel 5

 

Mein Teppich wird gerade nicht von einem Zweibeiner besetzt. Das ist vorzüglich. Dann nutze ich die Gunst der Stunde und… Moment mal…Das ist mein Teppich. Nur meiner, meiner ganz allein. Punkt. Ich lege mich also auf meinen Teppich. Ah, das zweibeinige Personal dachte daran für Hygiene zu sorgen. Eine Beförderung werde ich deshalb nicht aussprechen. Dies ist das Mindeste, das ich von meinen Untertanen erwarte. Vielleicht sollte ich noch einen kurzen Moment ausharren, denn ich rieche ein exquisites Eau de Toilete.

Es kommt vom Balkon her. Adelgunde von Katzenschleck wird dieser Verführung auf den Grund gehen. Was mag das wohl sein? Es ist ein so angenehmes Flair. Sauber gewählt, nicht zu penetrant, und doch bestätigend.

Huch, mein Herz hüpft wie verrückt. Oh, dann könnte es auch ein Kater sein.

Adelgunde halte an dich. Lasse dich nicht von der Katzenslust verführen.

Bist du bereit Adelgunde? Nein. Dann geh!

Jaaaaaaaaaa! Es ist ein Kater. Adelgunde beherrsche dich, denk an deine Manieren. Als erstes also: Räusper. Und jetzt sprich.

„Ich heiße dich willkommen namenloser Kater im Reiche der ehrenvollen Regentin Adelgunde von Katzenschleck. Sag was führt dich in meine prunkvollen Gefilde?“

„So namenlos bin ich nicht. Mein Name ist Sir Archibald von Futtershausen.

Es war deine Schönheit, die mich zu dir geleitete, und fürwahr ich will kein Lügner sein.“

„Sie sind ein Schmeichler, Sir Archibald“

„Es heißt Sir Archibald von Futtershausen.“

„Oh nein, wie dumm von mir. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“

„Das möchte ich annehmen, denn ich bin in Erwartung eines höheren Niveaus als Sie es jemals sein könnten. Beachten sie bitte auch, dass dieses ‚sie’ in der dritten Person verstanden werden muss.“

„In meinem Regiment gelten meine Regeln nicht deine, du unnützes Getier. Somit verbiete ich dir mein Reich von jetzt und fortan zu betreten.“

„Teuerste, sie irren sich. Dies ist mein Reich, schon seit Generation ist es in Besitz meiner ehrenwerten Familie von Futtershausen.“

„Nein, ganz im Gegenteil. Sie unterliegen hier einem folgenschweren Fauxpas.

Den Überlieferungen zufolge wurden die von Katzenschlecks hier bereits vor etlichen Jahrzehnten angesiedelt. Folgerichtig ist dies mein Herrschaftsreich und nicht das ihre.“

„Mäßigen sie sich von Katzenschleck. Meine Rechtsanwälte werden sich um den Fall kümmern. Ich muss mich >>er gähnt >> um wichtigere Angelegenheiten kümmern.“

„Drohen sie mir nicht mit Rechtsanwälten, sie Aristokratenschwindler. Meine Rechtsanwälte werden die ihren in den Boden stampfen, bis sie nicht mehr Paragraph sagen können.“

„Ich bin höchster Bewunderung verehrte Frau von Katzenschleck, dass sie solch ein banales Wort wie Paragraph überhaupt verbal artikulieren können.“

„Diese Unterhaltung ist hiermit beendet.“

„So ist es.“

 

Es ist eine Unverschämtheit, was man sich von so Möchtegern-Neureichen bieten lassen muss. Der liebe Archie wird sich noch wundern, wenn die Justiz gesprochen hat. Ich lasse mir mein Land nicht abspenstig machen. Es ist mein Land. Nur meins. Meins, meins, meins. Ich muss mich dringend ablenken, solch Aufregung macht Hunger. Nach Katzenfutter ist mir momentan nicht. Wie kommt es eigentlich, dass eine Königin die Nahrung aus einem Fressnapf speisen muss, dies ist doch weit unter meiner Würde. Ich rieche, rieche Menschenfl… ja, das auch. Aber noch etwas. Hm, lecker. Es riecht nach Wurst.

Wie es scheint sind die unterbelichteten Zweibeiner gerade dabei zu Abend zu essen. Ich bin vollkommen damit einverstanden, dass ihr alles andere zu euch nehmen dürft, lediglich die Wurst ist mein. Sozusagen bin ich nicht anspruchsvoll. Wie denn auch? Das Volk ist arm. Selbst die Regentin muss aus einem Futternapf verköstigt werden. Ah, da ist ja das Volk.

Miau!

Kevin: „Minka will sicher ein Rädchen von der Wurst.“

Ein wissender Blick unter den Eltern könnte Bände sprechen.

Klaus: „Nein, lass es Kevin. Sobald du ihr etwas davon gegeben hast, kann sie nicht mehr aufhören.“

Martha: „Dein Vater hat recht mein Kleiner. Gib ihr lieber keine Wurst.“

Na, wie finde ich den das? Miau. Ich meine: Beschwerde. Ungehobelte Exemplare naiver Vorstadtbevölkerung. Ich werde jetzt ein paar Grundlegende Statuten klarstellen. Mein Land, mein Teppich, mein Volk, mein ungezogenes Runddings, meine Burg, mein Fressen, und das heißt somit auch: meine Wurst. Also her damit. Am besten ich helfe ihnen etwas. Es ist mir bewusst, dass die Katzensprache sehr komplex ist. Menschen haben nicht das Niveau sie zu verstehen. Dementsprechend werde ich jetzt auf den Tisch springen um meinen Standpunkt besser vertreten zu können. Och, mein schönes weißes Fell schon wieder. Damit werde ich mich später beschäftigen.

„Mein Volk! Hier spricht eure Regentin, die ehrenwerte Adelgunde von Katzenschleck. Ihr dürft euch nun zu meinem Wohlwollen verneigen. Das Plädoyer welches ich jetzt halten werde ist zwar nur kurz, aber…“

Hey! Unverschämter kleiner Rüpel. Wie kannst du es wagen mich vom Tisch zu heben? Korrigiere den Fehler. Hebe mich sofort wieder auf mein Podest. Na gut, ich springe von selbst wieder rauf. Schade um mein schönes weißes Fell.

So, da bin ich wieder. Und werde nun fortsetzen mit…. Unverschämtheit.

Martha: „Minka, du wirst überhaupt keine Wurst bekommen, wenn du ständig auf den Tisch springst.“

Wer ist nun schon wieder diese Minka? Immer höre ich diesen Namen. Das ist nicht mein Name. Wann lernt ihr das endlich? Ich werde jetzt gehen. Eine von Katzenschleck hat eure Almosen nicht nötig.

 

Am besten ich mache jetzt ein Nickerchen. Vorher muss ich natürlich noch für akkurate Reinigung sorgen. Vorher den linken Fuß, dann den rechten und dann … kusch das ist intim.

 

Minka, oder Adelgunde von Katzenschleck, wie sie sich selbst nennt, ist eine pseudoaristokratische Katze. Viel Spaß beim lesen.Gerald Weichseldorfer, Anmerkung zur Geschichte

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