Nun sitze ich vor diesem Bild. Vor einem Bild, das mein
kleiner Sohn für mich malte. Es ist ein wenig krickelig und wirr und sehr bunt,
es sieht ihm ähnlich. Lächelnd sehe ich ihn vor mir, wie er mit seinen
strahlenden Kinderaugen und einigen abgekauten Buntstiften um sich herum auf
dem Fußboden kniend immer tiefer in seine Malerei versinkt und sich schon freut
über die Freude, die er damit geben will.
Ich denke zurück an eigene Malereien. Sie alle waren Gaben,
waren Gefühle. Oder Träume. Immer, wenn ich als Kind für jemand anderen malte,
habe ich ihm nicht nur ein Bild, sondern ein Stück von mir geschenkt und damit
meine Liebe erklärt.
So wird auch langsam das Bild meines Sohnes deutlicher, ohne
daß ich die Zeichnung betrachten muß. Denn es steckt so sehr viel mehr im Bild
eines Kindes, als man sehen kann.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.09.2005.
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