Reinhard Schanzer

Bayrischer Sprachkurs

Bayrische Wörter und Ausdrücke.

Eine kleine Auswahl von „Urbayrischen" Ausdrücken, die ganz sicher kein norddeutscher „Saupreiß´", aber auch kein Bayer, der seinen Sprachschatz bereits „eingepreißt", d.h. akklimatisiert hat, mehr versteht.
Aus dieser Akklimatisation hat sich z.B. auch der sogenannte „Münchner Dialekt" entwickelt, der mit dem ursprünglichen Bayrisch nicht mehr viel gemeinsam hat, von vielen Außenstehenden jedoch als der Inbegriff der bayerischen Sprache gesehen wird.
Aber gerade die als besonders „urwüchsig" geltende bayerische Sprache ist von Fremdwörtern durchsetzt wie selten eine andere Sprache.
Besonders viele - sogenannte „adoptierte" - Ausdrücke finden sich aus dem französischen, viele aber auch aus dem slawischen oder dem welschen Wortschatz.
Nebenbei gibt es auch noch sogenannte „Sprachinseln", wie z.B. in der „Neuen Welt" (Nöwöd), d.h. die Gegend um Breitenberg im Bayr. Wald, wo sich ein ganz eigenständiger Dialekt entwickelt hat, der mit dem bayrischen oft nur noch sehr wenig zu tun hat.
Diese Sprachinseln gibt es aber auch anderswo, z.B. in der Niederlausitz (Sorbisch), im Südschwarzwald (Alemannisch), oder auf den Friesischen Inseln (Platt).
Als persönliche Anrede ist im allgemeinen das „Du" üblich. Ferner ist sowohl in Österreich und Südtirol, als auch in einigen Gegenden Bayerns durchaus noch die Anrede in der dritten Person üblich. (Er, Ihm, Ihr, Euch, [Ea, Eam, Ös, Enk,] usw.)
Diese Anrede wird überwiegend für Fremde oder bei höhergestellten Persönlichkeiten verwendet.
Einige Begriffe haben auch mehrfache Bedeutungen, je nach deren Zusammenhang im Satz.
Obwohl das Bayrische mit dem Österreichischen sehr verwandt ist, haben doch einige Ausdrücke verschiedene Bedeutungen.
Anbei einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit und alphabetische Reihenfolge:

Dazu noch ein bezeichnender Witz:
Unterhalten sich ein Engländer, ein Franzose und ein Bayer über die Einfachheiten der Aussprache Ihrer Muttersprache.
Der Engländer: „Bei uns ist das sehr einfach: Wir schreiben Tower Bridge, sagen aber Tauer Bridsch".
Meint der Franzose: „Aber bei uns ist das noch viel einfacher, denn wir schreiben Bordeaux, Renault, und Peugeot, sagen aber Bordo, Reno und Püscho".
Lächelt der Bayer: „Dös ist no goa nix, mia schreim z.B. Ja bitte, was wünschen Sie?, aber frag´n tun mir Hä??".

Bayrische Wörter und Ausdrücke in alphabetischer Reihenfolge
Ausdruck  / Bedeutung
 
Aba (Aper) / Schneefrei
Abort, Scheißheisl / Toilette, WC
adau, wegdau / anschieben, wegschieben
aflus´n, lus amoi / zuhören, hör mal zu
ament, ebba / vielleicht, etwa
Antn / Ente
aschlöng / rückwärts
Auswärts / Frühling
Bankert, Bastak / uneheliches Kind
Bazi, Gribbe / frecher (gewiefter) Kerl
Beem / stammt a. Böhmen/ Mähren
beidln / schütteln
Beit´n / Warten
Bemsl / Pinsel
Beodkira / Kirchenempore, -balkon
Bitsch´n / Kanne
Bixn / Dose, Gewehr, Frau
Blampfa / Holzschuhe, Stallschuhe
blanga / gelüsten, Appetit haben
Boadada / bärtiger Mann
Boana / Knochen
Bodawaschl / Friseur
Braman, Bramabör / Brombeeren
Bräman / Bremsen, Mistfliegen
Breod / Brot
Briadei / Freundchen
Bruada / Bruder
Bua / Sohn, Junge
Bugl / Rücken
Buschnscheam / Blumentopf
Dachl, Dachei / Dohle (Vogel), kleines Dach
Dauglpfist / Kartoffelbovist (Pilz)
dawei / inzwischen, jedoch, deshalb
daze, dazig / kleinlaut, unterwürfig
Degl / Topf, Kochtopf
Depp / dummer Mensch
derisch, derrisch / massiv, klobig (in Österreich schwerhörig, taub)
Diezl / Schnuller
Dobernigl / Steinpilz
Doik / Unbeholfener Mensch
doik / Ausgereift (Birnen)
doikad / unbeholfen
Dreglogga / Pfütze
Duchad / Federbett
Dün / Dachboden, Dörrboden, Speicher
Ea, eam, enk / Er, ihm, euch (auch als Anrede)
egas / früher
Eio / Ja
eireim / einreiben, lenken
Erapfe / Kartoffeln
Faggei / Schweinchen
Feida / Fichte, Feiertag
Ferd / Voriges Jahr
Foda / Vater
Fotz´n, Babb´m / Mund
Freida / Freitag
G´föll / Schutthalde, Gerümpel
G´lump, G´raffe / Schrott, Gerümpel
G´wampad / Dick (Leibesfülle)
G´wixda / hinterhältiger Kerl
G´wixda Mostschel / Schimpfwort für Rottaler
Gasara / Gänserich
Ged / Pate
Glezn / gedörrte Birnen
Gloife, Riape / unfeiner Mensch
gloim, Hoizgloim / spalten, Holz hacken
Godan / Lattentüre
Godarad / engmaschiger Zaun
Goggl Hanagoggl / Hahn
Goibfiassla / Schimpfw, f. Badenser
Goisl, Goasl / Peitsche
Gon, Gondei / Patin
Gosch´n / Mund, Schimpfworte
Grandlböer / Preiselbeeren
Grantla / unzufriedener Mensch
greisle, schiach / häßlich, unschön
Griach Griachal / Mirabellen
Griasknon, -knöl / Grießklöße (Ez, Mz.)
Groamad / Gras aus 2. Mahd
Grong / Hals, Kragen (auch an der Bekleidung)
Gsogarad / Gerücht
Gsteck´n / Böschung
Gugatza / Kuckuck
hää?, haa? / Wie bitte?
Habara / Bandit, Freischärler (österreichisch)
Haum / Mütze
hei, Hei / glatt, rutschig, Heu
heid / heute
herdan, dana, fiera / hervor
herum, heruma, uma / herüber
Hiagst / Herbst
Hiawan / altes Haus
hiebei, zure / an dem, daran
hinum, hinume, ume / hinüber
Hoawa (Hoiböer) / Heidelbeeren
Hogabuachana / Uriger Typ
Huit, dahuit / Heim, zuhause
Hundlin / toller (schlauer) Kerl
iawads / manchmal
Iax´n, Irx´n, Oxl / Achsel
in samsön / Vorwand, vermeintlich
Irda / Dienstag
Jo, Joo / Doch, Ja doch!
Kadarin / Katze (weibl.)
Kampe / junger (fescher) Bursche
Kampe / Kamm, Haarkamm
Katzlmocha / Schimpfw. f. Italiener
Keiwe / Kälbchen
Koda / Kater
Kodalaf / große Umstände
Koud / Humus, Erde
Kracherl, Grachal / Limonade
Kunt, Kunt´n / Mann, Männer
Lan / Fensterläden
Lauwad / Laub
Lauwadbam 7 Laubbaum
Leid / Person, Personen
Leiddn / steiler Hang
Lett´n / Lehm, Dreck
Loadbatz´n / verdrießlicher Mensch
loade / mißgestimmt, verdrießlich
Loamsiada / Langeweiler
Loiwe, Semme / Brötchen
Lon / Kaufhaus, Ladengeschäft
Lon / dickes Brett, Bohle
Luada, Flitschei / leichtes Mädchen
lus´n / horchen
Mada / Montag
Medei, Mäsch / Tochter, Mädchen
mia / wir
Midicha / Mittwoch
Millibitschn / Milchkanne
Mistschwamma / Schopftintlinge (Pilze)
moang / morgen
Moing!, Gumoing! / Guten Morgen!
Muada / Mutter
Nagei / Nelken, kleine Nägel
Noda / Schlange, Natter
Noderin / Näherin, Schneiderin
Nöwöd / Gegend um Breitenberg (neue Welt)
O Greiz! / Ausruf des Erstaunens
Oa / Ei, Eier, ein
oa Oa / ein Ei
Oache Schoin Grosn / Farben b. Kartenspiel
Oan / Ohren, Einen
Oanheula, Oanschloiffa / Ohrwurm (Tier)
oft / dann
Oida, Oide / Ehemann, Ehefrau
ois / alles
owe / hinunter
Ös / Ihr (auch als Anrede)
Pfeiffadeckl / von wegen, hast Du gedacht
pfiat di / Auf Wiedersehen.
Pfinsta / Donnerstag
Pfoid / Hemd, Nachthemd
Ranz´n, ranzn / Bauch, sich strecken
Rehgoaßl / Pfifferling (Pilz)
Reibaknon, -knöl / rohe Kartoffelklöße
Reim / Kurve, Kehre
Riwisl (Ribisl) / Johannisbeeren
Ruasch´n / schusselige Frau
Samsta / Samstag
Saupreiß / Schimpfwort für Norddeutsche
Schandi / Polizist
schbeim / sich erbrechen
Scheazl / Brotanschnitt
Scheer / Maulwurf
Scheibdrong / Schubkarre mit Lattenrost
schia / scheu
schiach / häßlich, unschön
Schiang / jemanden verpetzen
Schmankerl / Besonderheit
Schmatzn / Sprechen
Schmoiz / Schmalz, Kraft
Schnodan, Mei / Mund
Schoas / Furz
Schpeidl / Stückchen Obst
Schroud, Aldan / halboffener Balkon
Schual / Schimpfwort f. Österreicher
Schüwe / Ansammlung, Büschel
Schuxn / Schmalzgebäck
Schwamma / Pilze
schwian / eitern, schwören
Schwiazza / Schmuggler
Schwombeil / Schimpfwort f. Schwaben und Württemberger
Singal, Singei / Küken
Soafalen / Speichel, Spucke
Söchda / Bottich
Sogdiachl / Taschentuch
Soibèrn / Buttermilch, Kefir
spanna / bemerken, erkennen
Sperl / Sicherheitsnadel
Sperlbam / Sperln Nadelbaum, Nadeln
Spezl, Speze, Spezi / guter Freund, Cola- Mischgetränk
Steimal, Steimei / Halm
Stessl / Habicht
Stiewe / Schlafzimmer
Stodara / Stadtmensch
Sunda / Sonntag
ume / hinüber
Urable / Ungepflegt
vareckta Hundling / wiefer Kerl
Wadsch´n, Schoin / Ohrfeige
Waidla / Ureinwohner d. Bayerwaldes
Wamp´m / Bauch
Weada / Wörter, Werktag
Weawads / Vorwand, Grund
Weda / Gewitter, Wetter
Wei / Frau, Wein
Weisad / Taufgeschenk
Werdl, Weadei / Wörtchen
Woiss´n / Wespe
Wouwou / Schimpfw. f. Oberpfälzer
wückern / hart arbeiten
Ziach / Akkordeon, Bettbezug
Zon / (ungepflegtes) Haar
zruckaus / rückwärts
zwida / gereizt, verdrießlich

Breitenberger Dialekt:
Ausdruck: Bedeutung:
 
Beit´n : Warten
Beodkira : Kirchenempore / -balkon
Breod : Brot
Dahuit : Zuhause
Dün : Dachboden, Speicher
Eio : Ja
Eowascho : Ohr, Ohren
Kira : Kirche
Huit : Heim
Nöwöd : Neue Welt (Gegend um Breitenberg)
 
 
Adoptierte Ausdrücke: (f, s, w)
Herkunft Ausdruck Bedeutung
  
französisch            Alarm = Zu den Waffen! (All Arms)
welsch                   Beisl, Beisal = Weinstube, Kneipe
slawisch                Bude = Wohnung, Häuschen
welsch                  fleddan = ausrauben, stehlen
welsch                  g´scheada = rüpelhafter Mensch
welsch                  G´scher = Gesindel
slawisch                Haadan = mehrere Lappen, Lumpen
slawisch                Hodan (Hadern) = Lappen, Lumpen
französisch           Kanapee = gepolsterte Bank, Sofa
welsch                  Koidampf = Hunger
slawisch               Kukurutz = Mais
welsch                  ogratz´n = sterben
französisch           Paraplü = Regenschirm
französisch           Plafon = Zimmerdecke
slawisch                Schaluppe = altes kleines Haus
welsch                  Schmusa = Vermittler, Kuppler
welsch                  Schnurra = Bettler
slawisch                Spagert = Bindfaden, Schnur
slawisch                Stranitzl = Papiertüte
französisch            Trottoar = Gehsteig

f = französischer Ursprung,     s = slawischer Ursprung,     w = welscher Ursprung,     B = Breitenberger Dialekt

Copyright 1998 by Reinhard Schanzer
Institut für Sozialwissenschaften und Sprachforschung in Denkhof / Germany.
 

Diese Auflistung ist natürlich noch lange nicht vollständig.
Anregungen dazu, sowie weitere Ausdrücke und deren Bedeutung sind deshalb herzlich willkommen!
Nur keine falsche Zurückhaltung!
Reinhard Schanzer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.09.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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