Maren Frank

Star Trek: Der Inspekteur

Scotty hatte die Maschinen auf Impulsantrieb herunter geschaltet und so bekamen die Anwesenden auf dem Aussichtsdeck reichlich Gelegenheit, sich die Planeten, an denen sie vorbei flogen, genauer anzusehen. Sie waren mit ihrer letzten Mission – einer Lieferung landwirtschaftlicher Geräte nach Shermans Planet – eher fertig geworden als gedacht und wurden erst in zwei Tagen an der Raumstation 37 erwartet.
Da keine weiteren Befehle eingegangen waren, das All ruhig ohne Notrufe um sie herum war, nirgends Sichtungen klingonischer oder romulanischer Schiffe gemeldet wurden, hatte Kirk seiner Mannschaft zwei Tage extra Urlaub gewährt. Natürlich wurden die Maschinen auch weiterhin überwacht und die Brücke blieb nie unbemannt, doch von diesen normalen Notwendigkeiten abgesehen, ging die Crew ihren Freizeitbeschäftigungen nach. In der Sporthalle übte Sulu fechten mit Chekov, den er endlich dazu überredet hatte, es mal mit dieser Kampfkunst zu versuchen. Scott hatte sich einen Stapel der neuesten technischen Zeitschriften in den Maschinenraum mitgenommen, saß neben dem Warpkern und schmökerte in dessem floureszierenden Licht. Für ihn das Äquivalent zum Paradies, denn so konnte er seine Leidenschaft für die neuesten technischen Berichte in der Nähe seiner geliebten Maschinen genießen. Jeder, der zufällig oder dienstlich dort vorbei kam, bemerkte den seligen Gesichtsausdruck des sonst fast schon ein wenig schroffen Ingenieurs.
Auf der Brücke saß Kirk gemütlich die Arme verschränkt in seinem Kommandosessel und schaute auf den Hauptschirm, der eine Ansicht des Weltraums zeigte. Er mußte aufpassen, daß es nicht zu einschläfernd wirkte, wie die Sterne langsam da vorbei glitten. Es war ein gleichbleibendes, monotones Bild. Er unterdrückte ein Gähnen und wandte sich dann Spock zu, der an seiner wissenschaftlichen Station saß und gerade irgendeinen Text vom Bibliothekscomputer abrief. „Wollen Sie nicht auch mal langsam Feierabend machen, Spock? Ein bißchen Freizeit würde Ihnen auch nicht schaden. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Crew, jeder geht seinen Hobbies nach. Ich versichere Ihnen, das ist sehr entspannend. Wie wäre es mit einer Partie Schach auf dem Freizeitdeck?“
„Wie Sie sehr wohl wissen, Captain, die Wissenschaft ist mein Hobby, wenn Sie es so ausdrücken wollen.“ Spocks Tonfall klang wie immer ein wenig arrogant und das er solch hochtrabende Worte wählte war nichts ungewöhnliches.
Uhura gluckste leise. Sie hatte sich ein Stück vorgebeugt und so die Überschrift lesen können. „Unser guter Mr. Spock findet das Paarungsverhalten der andorianischen Nacktschnecken eben faszinierender als so banale Beschäftigungen wie Fechten, Schach spielen oder Musik hören. Damit müssen Sie sich wohl abfinden, Captain.“
Kirk griff den Faden auf und in seinen haselnußbraunen Augen blitzte der Schalk. „Aha, Sie finden andorianische Nacktschnecken also interessanter als mich.“
„Das habe ich so nicht gesagt, Captain“, erwiderte Spock todernst.
Auf ihrem Platz kicherte Uhura in die vorgehaltene Hand. Der Captain sah sie schmunzelnd an. „Und wie ist es mit Ihnen Lieutenant, bekomme ich von Ihnen auch einen Korb?“
„Wenn es um ein Schachspiel geht, fürchte ich, daß meine Antwort ja lautet“, gab Uhura gutgelaunt zurück.
Kirk lachte. „Nein, keine Sorge, eigentlich wollte ich Sie nur fragen, ob Sie mit aufs Aussichtsdeck kommen, eine Tasse Kaffee trinken. Oder haben Sie etwa auch gerade furchtbar wichtige Texte auf ihrem Computer?“
Mit einer raschen Handbewegung schaltete Uhura den Monitor aus und stand auf. „Ich begleite Sie gern, Captain.“
Kirk warf seinem Ersten Offizier einen triumphierenden Blick zu. „Nach Ihnen.“ Die Turbolifttüren öffneten sich automatisch, doch galant ließ er Uhura vorgehen. Mit einer hochgezogenen Braue sah der allein auf der Brücke zurück bleibende Spock seinen Kollegen nach. Er hatte oft Probleme, den menschlichen Humor zu verstehen, doch er hatte durch Erfahrungen gelernt, ihn zu erkennen. Was aber so lustig daran war, daß Kirk und Uhura seine Faszination für Nacktschnecken nicht verstanden ( dabei waren diese Tiere in ihrem Verhalten einzigartig ), entzog sich seinem Verständnis.
Auf den Fluren begegneten ihnen weniger Crewmitglieder als sonst, dafür war das Aussichtsdeck umso voller. Kirk hätte zwar leicht einen Platz bekommen – für den Captain sprang schließlich jeder auf – doch er entdeckte noch einige wenige freie Tische im hinteren Teil und geleitete Uhura dorthin.
Sie hatten gerade aus einem der Replikatoren Kaffee und Kuchen geholt, da tauchte McCoy auf. „Ist das eine private Party oder darf ich mich setzen?“
„Setz dich, Pille.“ Kirk nahm seine Gabel zur Hand. „Du solltest diese Kirschtorte versuchen, schmeckt phantastisch.“
„Später“, winkte McCoy ab und holte sich nur schnell einen Kaffee. „Wo ist denn Spock? Nicht, daß ich ihn vermissen würde...“
Jim grinste breit. „Konnte sich mal wieder nicht von seinem Computer trennen und liest gerade irgendeine Abhandlung über andorianische Nacktschnecken.“
Das kam dem Bordarzt gerade recht. Er schnaubte leise. „Nacktschnecken also, so so. Wette, die sind genauso gefühllos wie Vulkanier.“
„Lassen Sie ihn das lieber nicht hören, Doktor.“
Kirk nickte in gespieltem Ernst. „Sie hat recht, das grenzt fast an Beleidigung.“
McCoy hob abwehrend die Hände. „Lag nicht in meiner Absicht – die Nacktschnecken zu beleidigen meine ich.“
Uhura prustete los und bemerkte aus den Augenwinkeln, daß Kirk krampfhaft den Kaffee schluckte, den er im Mund hatte, was ihm nur mit äußerster Konzentration gelang. Er keuchte leise und Röte zeigte sich auf seinen Wangen. „Pille, du schaffst es eines Tages noch, daß ich ersticke.“
„Warte damit bitte, bis ich wieder im Dienst bin. Es ist momentan so herrlich ruhig auf der Krankenstation. Es reicht mir schon, wenn ich daran denke, daß wir morgen auf Starbase 37 andocken und sich gedankenlose Crewmitglieder dort an exotischen Speisen den Magen verderben oder gar in Schlägereien geraten.“
„Oh, besser nicht, besonders letzteres wäre sehr ungünstig.“ Auf seinen fragenden Blick fuhr Kirk fort: „Du weißt doch, daß dieser Inspekteur von Starfleet in Starbase 37 auf uns wartet. Wenn der mit dem Schiff und der Mannschaft nicht zufrieden ist, fällt das auf mich zurück und dann...“
„Kannst du dir ein neues Schiff suchen.“ McCoy grinste. „Vielleicht gibt dir Starfleet ja einen schönen Frachter. Dann heuer ich dort auch an und wir verbringen den Tag damit, mit Warp 2 durchs All zu kriechen.“
Doch diesmal lachte Kirk nicht. Seine Miene verdüsterte sich. „Ich darf gar nicht dran denken, daß dieser Typ alles inspizieren wird. Und ich derjenige bin, der ihm alles erklären und zeigen darf.“
„Das kann doch irgendein anderer Offizier übernehmen. Janice Rand zum Beispiel, schließlich ist sie deine Adjutantin. So was fällt doch sicher in ihren Aufgabenbereich.“
Jim schüttelte den Kopf. „Das muß schon ein Führungsoffizier sein, aber Spock kann ich dafür wirklich nicht gebrauchen, der würde ihm womöglich alle Mängel und Unzulänglichkeiten genau beschreiben.“
„Dann nimm Chekov“, schlug McCoy vor. „Oder Sulu.“
„Pavel würde ihm vermutlich erzählen, daß die Enterprise zum Großteil in Rußland entworfen und gebaut wurde“, schloß Kirk den jungen Navigator aus. „Und Sulu? Nun ja, der ginge schon, aber ob er der richtige ist?“
„Wenn sich der Inspekteur für antike Kampfsportarten und Waffen begeistern kann, bestimmt“, antwortete McCoy.
Kirk seufzte, dann hellte sein Gesicht sich plötzlich auf. „Ich weiß was viel besseres. Sie Lieutenant Uhura, Sie sind perfekt für diesen Job.“
„Was, ich?“ Ungläubig starrte Uhura ihren Vorgesetzten an.
„Natürlich, Sie kennen das Schiff in und auswendig, wissen, was der Inspekteur sehen soll und was Sie ihm besser nicht zeigen. Und in Gesellschaft einer schönen Frau taut er sicher viel eher auf“, schmeichelte Kirk.
Uhura durchschaute ihn sofort. Die Vorstellung einen peniblen und nervigen Inspekteur tagelang zu begleiten gehörte nicht gerade in ihre Wunschliste. Kirk würde es ihr nicht befehlen, wenn sie ablehnte, das wußte sie. Andererseits war ihr aber auch klar, welche Folgen das haben konnte, wenn der Inspekteur sah, wie im Maschinenraum schwarz gebrannt wurde oder ihm irgendetwas anderes auffiel, daß nicht ganz dem Protokoll entsprach. Und die Folgen würden auch sie betreffen, denn unter Kirks Kommando fühlte sie sich sehr wohl und einen anderen Captain konnte sie sich für die Enterprise nicht vorstellen.
„Außerdem ist das doch wie ein verlängerter Urlaub“, wandte McCoy ein. „Schließlich werden Sie den Inspekteur die meiste Zeit des Tages begleiten, also sind Sie vom Brückendienst freigestellt. Ist doch so, oder Jim?“
„Selbstverständlich.“
Sie mochte ihre Arbeit als Kommunikationsoffizierin gern. Außerdem war ein Tag im Dienst sicher einfacher, als ein Tag mit einem Inspekteur. Doch sie empfand ehrliche Sympathie für ihre Kollegen und so sagte sie: „Also gut, ich nehme an.“
Ungeachtet der anderen Personen im Raum drückte Kirk ihr herzlich die Schultern. „Sie sind wahrlich ein Engel, Lieutenant.“
„Hoffentlich glauben Sie das auch noch, wenn der Inspekteur seinen Bericht schreibt“, murmelte Uhura. Welche Verantwortung sie sich da aufgeladen hatte, war ihr durchaus bewußt. Außerdem konnte sie sich wahrlich schöneres vorstellen als einen von Starfleets Bürohengsten durch das Schiff zu führen und dabei jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen.
„Ach, Sie schaffen das doch spielend“, winkte McCoy ab. Insgeheim war er natürlich ebenfalls froh, daß Uhura den Schwarzen Peter, den sie ihr zugeschoben hatten, ohne Protest akzeptierte.

Am Nachmittag des nächsten Tages dockte die Enterprise an Starbase 37 an und Uhura wartete nervös an der Luftschleuse. Damit sich alle normal verhielten und der Inspekteur einen wirklichen Eindruck vom Ablauf bekam, war außer ihr, McCoy, Spock und Kirk niemand eingeweiht. Das konnte von Vorteil sein, bedeutete nun aber auch, daß sie gar nicht genau wußte, wo und wie sie den Inspekteur finden sollte. Kirk hatte ihr nur mitgeteilt, daß er in Starbase 37 darauf wartete, an Bord zu gehen und sich schon zu erkennen geben würde. Verdammte Bürohengste bei Starfleet, dachte Uhura grimmig, die hatten selbst keine Ahnung vom Alltag auf einem Raumschiff, nahmen sich aber die Freiheit darüber zu urteilen.
Zischend öffneten sich die Schleusentüren und zusammen mit einer Handvoll anderer Besatzungsmitglieder betrat Uhura die Starbase. 37 war eher klein, drei Decks, von denen eines nur als Lager für Frachtgut diente, auf den anderen mehrere Bars, Restaurants, Läden und eine Sporthalle. Die Enterprise war das einzige Schiff, die anderen vier Andockpylonen waren frei und leuchteten weiß vor der Schwärze des Alls.
An den Geschäften ging Uhura vorbei, bei den Restaurants schaute sie je nur kurz rein. Das erste war völlig leer und der dreiarmige Wirt putzte gerade mit all seinen Händen die Tische. Im zweiten saß ein junges, ziemlich verliebt scheinendes Pärchen bei einer Portion Spaghetti, außerdem eine Gruppe laut schwatzender Frauen.
Mit dem Lift fuhr Uhura auf das oberste Deck, das wegen der Aussicht besser besucht war. Die unterschiedlichen Etablissements bildeten einen Halbkreis um die in der Mitte stehenden Tische und Stühle ( in allen nur erdenklichen Formen, denn schließlich war nicht jeder, der hierher kam humanoid ). Exotische Pflanzen mit bizarr geformten Blättern, die nicht immer im bekannten Grün waren, standen in großen Kübeln als Dekoration zwischen den Tischen. Ein paar von denen sahen ziemlich gefährlich aus und Uhura duckte sich unter einer Ranke, die klebrig glitzernde Saugnäpfe aufwies. Wie lebendig zumindest eine der Pflanzen war, sah sie gleich darauf: An einem Tisch nahe dem Fenster stand eine mannshohe Palmenart und kaum war der Gast – ein junger Andorianer – aufgestanden, machte sie sich über die Reste auf seinem Teller her; ein halbes Stück Streuselkuchen, die Serviette und schließlich der ganze Teller wurden von den Ranken geschnappt und verschwanden im grünen Schlund.
Die Dachkuppel war durchsichtig, was einen phantastischen Blick auf die Sterne erlaubte. Uhura konnte sich gut vorstellen, daß man hier beim Blick in die Unendlichkeit die Zeit vergaß. Planeten gab es zwar nicht zu sehen, doch die Sterne in ihrer unterschiedlichen Größe und Leuchtkraft besaßen einen ganz eigenen Zauber.
Der Duft von frischem Backwerk stieg ihr in die Nase und Uhura entdeckte gleich am Eingang ein großes Schild mit der Aufschrift Velmas Backstube. Zwei Frauen, eine davon humanoid, die andere mit mehr Tentakeln als Uhura auf den ersten Blick zählen konnte, verkauften Kuchen und Teilchen mit farbenfrohem Belag an die bereits anstehenden Leute.
Langsam ging Uhura weiter, es war unwahrscheinlich, daß der Inspekteur für süße Teilchen anstand. Auch in den Survivalbedarf-Laden, der sich der Bäckerei anschloß, brauchte sie erst gar nicht zu gehen und die Modebotique konnte sie ebenfalls ignorieren ( noch dazu, wo es ein Geschäft war, das im Schaufenster dafür warb ausschließlich Kleidung für Vielfüßer und –armer zu führen ).
Die kleine Bar daneben betrat Uhura allerdings. An der Theke stand ein Mann allein, er war Terraner oder sah zumindest so aus und trug einen eleganten Anzug. Irgendwie sah er wichtig aus, Uhura hätte es nicht spezifizieren können, doch er unterschied sich schon von den sonstigen Lebensformen. Außerdem war er der einzige Terraner, die wenigen anderen Gäste waren durchweg Außenweltler. Er war in den Fünfzigern, das Haar an den Schläfen bereits ergraut und etwas über mittelgroß. An Taille und Hüften zeigten sich Ansätze zur Beleibtheit. Doch wirkte er keinesfalls behäbig. Sein Gesichtsausdruck war ernst, ein wenig nachdenklich vielleicht und er holte einen tragbaren Datencomputer hervor, tippte kurz darauf herum.
Uhura zögerte nicht länger und eilte mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Sie versicherte sich rasch, daß der Wirt gerade mit dem Bedienen einer blauhäutigen Frau beschäftigt war und sie nicht hören konnte. „Guten Tag, mein Name ist Lieutenant Nyota Uhura, vom Raumschiff Enterprise. Sie haben sicher den Captain erwartet, oder?“
Sein Blick glitt über die schlanke Gestalt der Kommunikationsoffizierin. Das kurze rote Uniformkleid zeigte viel von ihren langen Beinen und saß so eng, daß jede ihrer wohlgeformten Rundungen betont wurde. Seine Augen verweilten bei ihrem attraktiven Gesicht. „Ist er denn hübscher als Sie?“
Uhura lächelte charmant. „Der Captain hat mich damit beauftragt, Ihnen unser Schiff zu zeigen. In den nächsten Tagen – beziehungsweise so lange Sie an Bord bleiben werden – werde ich Ihre Begleiterin sein.“
„Eine wunderbare Vorstellung“, erklärte er und neigte dann leicht den Kopf. „Gordon Rattlay, sehr erfreut, Sie kennen zu lernen.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, log Uhura und behielt ihr Lächeln bei. Nun ja, direkt unsympathisch wirkte der Inspekteur ja nicht und er schien über die Verzögerung nicht verärgert. „Wir haben gerade erst angedockt, tut mir leid, daß Sie warten mußten.“
„Das fiel mir nicht schwer, bei dieser herrlichen Aussicht.“ Er machte eine das Panorama des Decks umfassende Handbewegung. Seine Augen allerdings ruhten vor allem auf Uhura.
„Ich hoffe dennoch, daß Sie nicht all zu lange schon hier standen.“ Ob er da eben wohl den ersten Minuspunkt eingegeben hatte? Sie mußte sich unbedingt Mühe geben, daß er keinen Grund bekam, weitere zu sammeln.
„Auf eine Frau wie Sie würde ich bis in alle Ewigkeit warten“, schmeichelte er.
Sie beschloß nicht darauf einzugehen. Möglicherweise war dies auch ein Test, er probierte vielleicht, ob sie für Flirts empfänglich war. Bis sie ihn besser einschätzen konnte, hieß es Distanz zu bewahren und so professionell wie irgend möglich aufzutreten. Sie deutete auf das leere Glas vor ihm. „Möchten Sie noch etwas trinken oder lieber gleich an Bord der Enterprise gehen, Mr. Rattlay?“
Er überlegte einen Moment, beugte sich dann ein Stück ( etwas zu nah für Uhuras Geschmack ) weit zu ihrem Ohr herunter. „Im Vertrauen, die Drinks hier sind nicht ganz so gut, wie man vermuten würde. Aber eine kleine Stärkung würde mir nicht zum Nachteil gereichen und es gibt ja noch andere Lokale hier. Und nennen Sie mich doch bitte Gordon.“
„Nyota“, erlaubte sie.
„Nyota“, wiederholte er und rollte die Silben über die Zunge. Die Betonung war falsch, doch Uhura würde sich hüten, ihn zu korrigieren. Außerdem hatten viele Besatzungsmitglieder Probleme mit der Aussprache ihres Namens, besonders die, deren Heimatplanet nicht Terra war. „Darf ich Sie einladen?“
„Gern“, stimmte sie zu und ging neben ihm auf die Promenade hinaus. Dort war es inzwischen belebter geworden, die meisten Besatzungsmitglieder der Enterprise hatten den Weg nach oben gefunden und nickten Uhura freundlich zu. Das sie mit einem ihnen unbekanntem Mann im Gespräch war, verwunderte keinen. Jeder wußte, daß die Kommunikationsoffizierin ein sehr offener Mensch war und leicht in Kontakt kam. Durch ihre warmherzige Art und ihr hübsches Äußeres war es ohnehin schier unmöglich, sie nicht gern zu haben.
„Sie scheinen bei Ihren Kollegen sehr beliebt zu sein“, registrierte Rattlay.
„Wir verstehen uns alle miteinander sehr gut“, sagte Uhura. „Sie werden sehen, daß die Mannschaft sehr harmonisch zusammen arbeitet. Probleme werden im Team gelöst, wir besprechen gemeinsam das Vorgehen in Krisen, beraten uns. Captain Kirk fällt nicht einfach so Entscheidungen, er ist da sehr umsichtig und hält sich an die Vorschriften Starfleets.“
„Das werde ich ja später selbst sehen.“ Er strebte zu der Backstube hin. „Erstmal brauche ich jetzt ein Stück Kuchen, ich darf Sie doch einladen?“
„Gern.“ Uhura reihte sich neben ihm in die Schlange ein. Durch die vielarmige Verkäuferin mußten sie nicht lange warten. Außerdem war es faszinierend, zuzusehen, wie sie ihre vielen Arme koordinierte. Sie geriet nicht mal Ansatzweise in Gefahr, ihre Gliedmaßen zu verknoten, ein wahres Kunststück. Oder auch nicht, dachte Uhura, schließlich war sie ja von Geburt an die vielen Arme gewöhnt, vermutlich hätte sie eher ein Problem damit, nur zwei zu haben. Unwillkürlich blickte Uhura auf ihre Hände. Nein, das war schon richtig so, mehr davon wollte sie für sich persönlich gar nicht haben.
„Geben Sie mir bitte zwei von denen da.“ Rattlay deutete auf längliche Eclairs, die mit einer dunkelroten Creme gefüllt waren. „Was macht das?“
„Vier Credits“, erwiderte die Extraterristrierin und hielt eine ihrer dreifingrigen Hände hin, während sie mit den anderen das Gebäck in Papier einschlug.
Rattlay holte seine Brieftasche hervor und drehte sich dann mit schuldbewußter Miene zu Uhura um. „Oh das ist zu dumm. Ich habe doch tatsächlich nicht einen einzigen Credit bei mir. Den ganzen letzten Monat war ich auf Tellurius, da wird nur mit Dublonen bezahlt. Ich Dummkopf habe nicht daran gedacht, die Währung umzutauschen.“
Die Verkäuferin hatte ihn natürlich gehört und lächelte freundlich. „Wir akzeptieren auch Kreditkarten; Federation Express, Starfleet Gold, Planet Visa, eben die gängigen Marken.“
„Es ist mir schrecklich peinlich, aber meine ganzen Kreditkarten – und ich besitze von nahezu jeder der großen Unternehmen eine – liegen zu hause, in meinem Apartment in San Franzisco, auf Terra.“ Mit traurigen Augen blickte er Uhura an. „Ich weiß, daß mein Verhalten unverzeihlich ist, aber könnte ich Sie wohl bitten mir aus dieser mißlichen Lage zu helfen?“
Schon hatte Uhura das nötige Kleingeld hervorgeholt und reichte es der Verkäuferin. „Das macht doch gar nichts, kann doch jedem mal passieren. Und bei einem Mann, der so viel unterwegs ist wie Sie nur zu verständlich.“
„Sie sind nicht enttäuscht von mir?“ fragte er.
„Nein, keine Sorge.“ Uhura biß von dem Teilchen ab. „Und nun reden wir nicht mehr davon, ist doch wirklich unwichtig.“
„Sie haben recht. Und danke, Sie sind wirklich eine außergewöhnliche Frau.“ Bei diesen Worten blickte er ihr tief in die Augen.
Sie setzten sich an einen der freien Tische auf der Aussichtsplattform und weil der Kuchen allein doch sehr trocken war, ging Rattlay – mit Uhuras Geld – los und kaufte zwei Becher Milchkaffee. Den Likör, den er außerdem noch mitbrachte, lehnte Uhura höflich ab – nicht, daß sie den Pfirsichschnaps nicht gern probiert hätte, aber sie würde sich hüten im Dienst vor den Augen eines Starfleetinspekteurs Alkohol zu konsumieren. Rattlay hielt sich nicht zurück, sprach dem Likör zu und erzählte munter von seinem letzten Auftrag.
Uhura ließ ihn reden und hörte zu, was allerdings nicht so schwer war, denn Rattlay hatte eine fesselnde Art zu erzählen, unterhielt sie mit kleinen Anekdoten und witzigen Bemerkungen. Uhura lachte über den Präsidenten von Tellurius, der seine Mahlzeiten stets nur mit blauen Gabeln aß und dazu gelbe Teller verlangte. Gleichzeitig dachte sie allerdings daran, was Rattlay wohl über die Enterprise und ihre Crew bei seinem nächsten Auftrag erzählen würde.
Plötzlich schlug Rattlay die Hände zusammen. „Meine Güte, ich rede und rede und langweile Sie damit vermutlich ganz schrecklich.“
„Nicht doch, ich finde fremde Welten und Kulturen immer interessant“, beeilte sie sich ihm zu versichern.
„Wohl eine der Grundvoraussetzungen für den Dienst auf Raumschiffen.“
„Ja, das stimmt. Und Toleranz ist natürlich sehr wichtig, aber da gibt es bei uns ebenfalls keine Probleme. Sie werden sehen, daß unsere Crew sehr multi-kulturell ist, die meisten sind zwar Terraner, doch wir haben auch Andorianer, Rigelianer, Caitianer und Aurelianer dabei. Und der Erste Offizier ist Vulkanier, aber das wissen Sie ja sicher schon.“
Er nickte. „Verzeihen Sie mir, wenn ich da ein wenig durcheinander komme. Natürlich habe ich von allen Führungsoffizieren die Akten zur Einsicht bekommen, doch es war schon reichlich, was ich mir da einprägen mußte.“
Uhura blickte ihn fest an. „Dürfte ich Sie um etwas bitten?“
„Was immer es ist, meine Liebe, wenn es irgendwie in meiner Macht steht, wird es mir eine Freude sein, Ihnen jeden Wunsch zu erfüllen.“
Sie lächelte. Manchmal war es halt doch von Vorteil, eine Frau zu sein, jedenfalls wenn das Gegenüber männlichen Geschlechts war. Hätte Starfleet eine Inspekteurin geschickt, hätte sie es nicht so leicht gehabt. „Ich weiß nicht, wie Sie ansonsten vorgehen bei Ihren Inspektionen, doch ich denke, es wäre besser, wenn die Crew nichts von Ihrer Anwesenheit weiß.“
„Ich soll also in meinem Gästequartier bleiben?“
„Nein, so habe ich das nicht gemeint“, sagte sie rasch. „Es ist nur so, daß die Gegenwart eines Inspekteurs bei vielen Leuten Nervosität hervorruft. Nicht, daß unsere Leute schnell nervös werden oder gar unter Streß keine volle Leistung vollbringen, nein, sie arbeiten wirklich unter jeder Bedienung so gut sie können, geben immer ihr bestes.“
„Ich verstehe, ich soll mich also nicht als Inspekteur zu erkennen geben.“ Rattlay lächelte. „Kein Problem. Als was werde ich dann auftreten?“
Eine gute Frage, die eine noch bessere Antwort verlangte. Es kam durchaus vor, daß die Enterprise Gäste an Bord hatte. Da sie oft Starbases anflog, nutzten Reisende sie als Passagierschiff. Solange keine wichtigen Notfälle vorlagen und genügend Gästequartiere frei waren, stellte das kein Problem da. Die Passagiere meldeten sich beim Captain an, ließen sich vom Quartiermeister eine Kabine zuweisen und gingen an ihrem gewünschten Zielort von Bord. Meist fielen sie nicht weiter auf, außerdem war ihnen der Zutritt zu so wichtigen Stationen wie Brücke und Maschinenraum untersagt. Rattlay als Passagier auszugeben ging daher nicht, denn so würde er nur das Aussichtsdeck besichtigen können, kam er auf die Brücke, würden entweder die meisten Verdacht schöpfen, daß er kein einfacher Passagier war oder ihn schlicht bitten zu gehen – und zwar mit Nachdruck wenn es sein mußte. Gab sie ihn als Admiral aus, würde das sofort Verdacht erregen, denn ein Admiral reiste normalerweise nicht ohne Grund an Bord eines Sternenschiffes. Wenn ein Admiral unterwegs war, so nahm er seine von Starfleet gesponserte Yacht. Eines blieb aber noch. „Sie werden unser Ehrengast sein. Wenn jemand fragt, erzählen wir, daß Sie ein Berater sind, von der Erde stammen und oft eingesetzt werden, um auf neu gegründeten Kolonien Verbesserungsvorschläge zu geben. In gewissem Sinne stimmt das ja sogar, ein Inspekteur verfaßt schließlich auch Berichte, lobt oder weist auf Mängel hin.“
„Damit bin ich einverstanden“, erklärte Rattlay und hob sein Glas. „Also dann, auf gute Zusammenarbeit.“
Uhura hatte ihren Kaffee bereits ausgetrunken, hob dennoch die Tasse leicht an, um die Geste zu erwidern. „Auf gute Zusammenarbeit.“
„Soll ich Ihnen noch einen Kaffee holen, Nyota?“
„Nein danke“, lehnte sie ab. Da er den Likör ausgetrunken hatte, stand sie auf. „Wir sollten jetzt zur Enterprise gehen.“
Er lachte. „Wieso, fliegt sie sonst ohne uns ab?“
„Oh nein, keine Sorge. Wegen der routinemäßigen Wartungschecks bleibt sie sowieso bis etwa morgen vormittag angedockt. Zwar sind die Maschinen alle in perfektem Zustand, aber Sie kennen das ja, Vorschrift, alle 200 Lichtjahre muß ein Raumschiff der Constitution-Klasse zur Inspektion.“
„Natürlich, die Bestimmungen der intergalaktischen Raumfahrt. Freut mich sehr zu sehen, wie sehr sich ihr Captain daran hält. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich da an den Frachter denke, auf dem ich hierher gekommen bin...“
„Sie sind mit einem Frachter angereist, Gordon?“ fragte Uhura ungläubig. Normalerweise unterlagen die Frachtschiffe keinen Kontrollen von Starfleet-Inspekteuren.
Rattlay zuckte leicht mit den Schultern. „Es gab keine andere Transportmöglichkeit. Und ich bin ja kein hochrangiger Lamettaträger für den Starfleet extra eine Yacht durchs All schickt.“
Frachter verfügten nicht annähernd über den Komfort der Enterprise, wie Uhura wußte und so freute sie sich, weitere Pluspunkte sammeln zu können. „Kommen Sie, dann stelle ich Sie gleich Captain Kirk vor, er wartet sicher schon auf uns.“
„Dann sollten wir ihn wirklich nicht unnötig länger warten lassen“, meinte Rattlay gutgelaunt und lief neben Uhura zur Luftschleuse.
Auch Uhura war in froher Stimmung, bisher war alles gut gelaufen, einen besseren Anfang hatte sie sich nicht wünschen können. Und so unsympathisch wie man sich landläufig einen Inspekteur vorstellte, war Rattlay eigentlich gar nicht.
Sie fanden Kirk wie erwartet in seinem Bereitschaftsraum, wo er, flankiert von Spock und McCoy bei ihrem Eintreten aufsprang. Uhura übernahm die Vorstellung. „Mr. Rattlay - Captain Kirk.“
Die Männer schüttelten sich die Hände und Kirk lächelte. „Es ist mir eine Freude und Ehre Sie an Bord meines Schiffes begrüßen zu können, Mr. Rattlay. Dies ist mein Erster Offizier, Commander Spock und mein Bordarzt Dr. Leonard McCoy.“
„Freut mich ebenfalls.“ Rattlay drückte ihnen nacheinander die Hand – auch Spock, was dieser sich kommentarlos gefallen ließ. Als Vulkanier vermied er körperliche Berührungen von Natur aus, doch er wußte natürlich von den Gebräuchen der Menschen. Umgekehrt wußten zwar die meisten anderen Spezies, daß Händeschütteln bei seinem Volk nicht üblich war, doch er hatte den warnenden Blick seines Captains bemerkt, der ihm ganz deutlich sagte, jetzt ja keinen Fehler zu begehen.
„Mein Schiff steht Ihnen ganz zur Verfügung, Mr. Rattlay“, erklärte Kirk. „Ich habe den Quartiermeister bereits angewiesen ihnen die Suite zu richten, hier ist die Codekarte, Kabine 11 auf Deck 3.“
„Danke.“ Rattlay nahm den elektronischen Schlüssel entgegen. „Und bitte, nennen Sie mich doch Gordon.“
„Sicher wollen Sie erstmal Ihr Quartier beziehen, doch ich hoffe sehr, Ihre Gesellschaft zum Abendessen genießen zu dürfen. Wäre Ihnen 19:00 Bordzeit wohl recht?“ fragte Kirk.
„Es wird mir eine Ehre sein.“ Rattlay verneigte sich leicht und ging davon.
Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, atmete Uhura erleichtert auf. Sie wußte um die erwartungsvollen Blicke der drei Männer, die natürlich schon gespannt auf ihren Bericht waren. „Ich denke bisher lief es ganz gut. Mr. Rattlay ist schon ziemlich herum gekommen, eine Reise durchs All wird ihn daher wohl kaum beeindrucken, doch möglicherweise stimmt ihn der Komfort an Bord der Enterprise gnädig.“
Kirk nickte. „Eigentlich bin ich recht zuversichtlich. Und wir sollten nicht solche Vorurteile haben, schließlich macht er ja auch nur seinen Job.“
Spock hob tadelnd eine Braue. „Ich habe keine Vorurteile, Captain, das sollten Sie wissen.“
Jim seufzte. Die Tatsache, daß Spock ihn mit seinem Rang und nicht wie sonst mit seinem Vornamen angesprochen hatte, deutete darauf hin, daß der Vulkanier beleidigt war. Aufgrund des Handschlags vermutlich, was er aber niemals zugeben würde. „Hören Sie auf Spock, Sie wissen genau, was ich meine.“
McCoy rieb sich die Hände. „So unsympathisch scheint er ja wirklich nicht zu sein. Wie lange bleibt er eigentlich an Bord?“
„Das kommt darauf an, wann er mit seinem Bericht fertig ist. Und natürlich hängt es auch von unseren Befehlen ab, wenn wir zum Beispiel überraschend zu einer Notfallsituation gerufen werden, wird er – soweit das möglich ist – selbstverständlich sofort von Bord gehen“, erklärte Kirk.
„Wie lauten denn unsere Befehle, Captain?“ erkundigte Uhura sich.
„Als nächste Mission fliegen wir Eminiar VII an. Spock soll dort routinemäßig die Computer durchchecken.“
„Was bei einer Reisegeschwindigkeit von Warp 5 exakt 4 Tage, 17 Stunden, und 23 Minuten dauern wird“, ergänzte Spock die Erklärung Kirks. Wäre er unter Vulkaniern gewesen, hätte er auch noch die genaue Sekundenzahl genannt, doch er wußte inzwischen, daß Kirk darauf keinen Wert legte. Und McCoy hatte schon bei der Minutenangabe die Augen verdreht.
„Wunderbar“, freute sich Uhura. „Das klingt nach einem problemlosen einfachen Auftrag, bei dem Rattlay dennoch die Effizienz der Crew und des Schiffes sehen kann.“
Kirk lächelte sie an, nun nicht mehr so angespannt und gezwungen wie noch vor einigen Minuten. „Ich danke Ihnen jetzt schon, Lieutenant. Sie können gehen, bis nachher, denn selbstverständlich werden Sie uns doch beim Abendessen ebenfalls Gesellschaft leisten?“
„Natürlich Captain“, stimmte sie zu. Unbedingt nötig war sie dabei zwar nicht, doch wenn Kirk es für eine gute Idee hielt, würde sie kommen. Doch bis dahin hatte sie frei und so nutzte sie die Gelegenheit um noch ein wenig über die Starbase zu bummeln. Besonders groß war die Auswahl an Geschäften ja nicht, die meisten Läden boten verschiedene Produkte für Abenteurer an, denn viele der anlegenden Schiffe hatten Forscher an Bord und Handlungsreisende. Uhura hatte keinen bedarf für Moskitonetze, Schlafsäcke oder multifunktionelle Taschenmesser, doch es war schön, mal etwas anderes zu sehen.
Sie sah ein bißchen beim Parises Square-Spiel zu, das unter den johlenden Anfeuerungsrufen des Publikums auf dem Sportplatz ausgetragen wurde. Dann noch ein kurzer Bummel über die Promenade, an den Fenstern vorbei, wo sie stehen blieb und die Aussicht genoß. Zwar war sie praktisch jeden Tag im All, doch es hatte seine Faszination für sie in keinster Weise verloren.
Auf dem Rückweg zur Enterprise traf sie auf Sulu und Chekov. Beide trugen Zivilkleidung, was recht ungewöhnlich war. Auch, wenn sie dienstfrei hatten, behielten die meisten Offiziere ihre Uniform an. „Wo wollt ihr denn hin?“
„Parises Square spielen“, antwortete Sulu strahlend. „Das wollte ich schon lange mal ausprobieren.“
„Ich auch“, erklärte Chekov. „Schließlich ist es eine russische Erfindung.“
Sulu verdrehte die Augen und verzichtete darauf, näher auf dieses Thema einzugehen. Das würde – so wußte er aus Erfahrung – nur zu langwierigen Diskussionen führen. „Haben Sie Lust uns zu begleiten, Uhura?“
„Ich muß zurück zur Enterprise, Abendessen mit dem Captain und Spock.“
„Oh, welche Ehre. Oder haben Sie etwas angestellt?“ fragte Chekov.
„Nein“, grinste Uhura. Seine unverblümte Art machte den Russen einfach liebenswert und bildete ein schönes Gegenstück zu dem eher beherrschten Sulu. „Kein besonderer Anlaß, nur ein Abendessen mit unserem Ehrengast.“
Die beiden fragten nicht weiter nach, wünschten Uhura einen schönen Abend und zogen Richtung Sportplatz davon. Abendessen mit Ehrengästen waren nichts ungewöhnliches, besonders nicht, wenn das Schiff an einer Starbase angedockt lag. Oft kam dann auch der jeweilige Stationskommandant zu einem Plausch mit Kirk auf die Enterprise und ließ sich von den neuesten Abenteuern berichten. Wer auf einer Station fest saß, freute sich in der Regel über jede Abwechslung und das Flaggschiff der Föderation war da noch viel willkommener als die gewöhnlichen Frachter.
Uhura zog sich nicht um, Zivilkleidung erschien ihr nicht angemessen, Galauniform hätte unnötig Fragen hervorgerufen. Sie frischte lediglich kurz ihr Make up auf, kontrollierte ihre perfekt sitzende Frisur und begab sich dann zum Aussichtsdeck, wo bereits Kirk und Spock saßen.
Rattlay kam kurz darauf, strahlte über sein ganzes sonnengebräuntes Gesicht. „Ich muß schon sagen, Captain, ein feines Schiff haben Sie da. Und mein Quartier, also so luxuriös habe ich schon lange nicht mehr gewohnt.“
„Freut mich, daß es Ihnen so gut gefällt.“ Kirk wußte zwar um die Ausstattung seines Schiffes, aber auch, wie verwöhnt manche Hintern der Bürohengste waren. Doch Rattlay hatte keine Spur herablassender Arroganz an sich und wirkte sehr zufrieden. Er sprach mit gesundem Appetit dem Essen zu und ließ sich Wein nachschenken.
Sie waren schon beim Dessert, da tauchte McCoy auf. „Entschuldigt, aber es ging nicht eher, hatte einen Notfall in der Krankenstation.“
„Macht doch nichts Pille, sind wir gewohnt.“
McCoy bemerkte den Blick des Captains, der eine nähere Erklärung forderte. „Magenverstimmung, einer von Scottys Technikern, hat den Jungen ziemlich erwischt. Ich sag ja immer, daß sie vorsichtig sein sollen, bei dem, was sie auf Starbases an exotischen Zeug probieren, aber hört einer auf mich?“
„Das klingt ja schrecklich, ich hoffe doch, Sie konnten dem Offizier helfen?“ fragte Rattlay.
McCoy winkte ab und goß sich ein Glas Wasser ein. „Dem geht´s schon wieder besser, schläft jetzt.“ Das der junge Mann dem Hochprozentigen etwas zu sehr zugesprochen hatte und infolge dessen nicht mehr so sicher auf den Beinen gewesen war, was dazu führte, daß er eine Glastür übersah und deshalb in der Krankenstation landete, würde er Rattlay sicher nicht auf die Nase binden.
„Der Wein ist ausgezeichnet, Doktor, Sie sollten ihn versuchen“, forderte Rattlay auf.
„Ich bin noch im Dienst“, lehnte McCoy ab. „Aber fragen Sie mich morgen Abend mal, da hat M´Benga die Spätschicht.“
„Immer ganz pflichtbewußter Offizier.“ Rattlay lächelte Kirk an. „Sie haben Ihre Crew gut im Griff, das habe ich schon bemerkt.“
„Das hat nichts mit im Griff haben zu tun, es sind allesamt Starfleet-Offiziere, die ihre Pflichten genau kennen. Sie werden bemerken, daß jeder hier auf dem Schiff seinen oder ihren Job sehr ernst nimmt.“
„Wirklich schön ein solches Verantwortungsgefühl zu sehen, das findet man wahrlich nicht überall. Sie können versichert sein, daß ich das positiv in meinem Bericht vermerken werde. Und überhaupt konnte ich bisher nichts negatives feststellen.“ Rattlay nahm einen großzügig bemessenen Schluck aus seinem Glas. „Ich muß Ihnen gestehen, daß ich mich auf unsere Reise sehr freue. Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, wo soll es noch mal hingehen?“
„Nach Eminiar VII“, gab Kirk Auskunft. „Wie sie ja wissen, eine Routinemission, doch ich verspreche Ihnen, daß Ihnen dennoch nicht langweilig werden wird.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Rattlay hob sein Glas und prostete Kirk zu. „Auf eine spannende und unterhaltsame Reise.“

Für Uhuras Geschmack klang das Wecksignal viel zu laut und hartnäckig. „Aus, Computer“, murmelte sie, mußte den Befehl gleich darauf wiederholen, da der Computer ihre verschlafene Stimme nicht akzeptierte. Als der Weckton dann endlich verstummte, war Uhura hellwach.
Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr zerwuscheltes Haar und tappte in die Hygienezelle. Gestern Abend war es reichlich spät geworden und entsprechend kurz war die Nacht ausgefallen. Rattlay hatte die Offiziere mit kleinen Anekdoten von verschiedenen Planeten unterhalten, auch Kirk und McCoy hatten viel zu erzählen gehabt. Es war sehr amüsant gewesen und sie hatte gar nicht mehr auf die zeit geachtet ( außerdem hätte es irgendwie einen komischen Eindruck gemacht, wenn sie plötzlich gegangen wäre ).
Zwanzig Minuten später sah Lieutenant Nyota Uhura wieder so aus, wie alle sie kannten; eine attraktive Frau mit perfekt sitzender Frisur und pflichtbewußtem Auftreten. Sie grinste ihrem Spiegelbild zu. Was für Wunder eine ausgiebige Schalldusche und Make up doch bewirken konnten!
Wie verabredet betätigte sie den Türmelder an Rattlays Suite. Eine volle Minute verging, bis er auftauchte, das Gesicht noch zerknautscht, die kurzen haare strubbelig. „Oh, Lieutenant, guten Morgen.“ Er rieb sich über die Augen. „Sie sehen hinreißend aus, wie schaffen sie das bloß?“
Uhura lachte. „Soll ich wieder gehen? Dann können Sie noch etwas schlafen, ich bin nur hier, weil Sie gestern Abend sagten...“
Er winkte mit einer recht schwachen Handbewegung ab. „Nein, nein, schon in Ordnung. Geben Sie mir nur ein paar Minuten. Wie wäre es, wenn Sie schon mal vorgehen und uns was leckeres zum Frühstück bestellen?“
„Natürlich. Die Mess Hall ist auf Deck 7.“
„Ich werde den Weg schon finden“, versicherte er.
Uhura nickte knapp und begab sich in den Aufenthaltsraum. Da die Schicht schon begonnen hatte, war er fast leer, nur wenige der dienstfrei habenden Offiziere waren zu der noch recht frühen Stunde hier. Sie nickten Uhura grüßend zu, was sie mit freundlichem Lächeln erwiderte. Allerdings bemerkte sie auch das fragende Stirnrunzeln. Uhura war zwar ein häufiger und gern gesehener Gast hier, doch normalerweise war sie zur Frühschicht auf der Brücke, sie hatte eigentlich immer mit Kirk und Spock zusammen Dienst. Um nicht in die Verlegenheit einer Erklärung zu gelangen, stellte Uhura sich vor einen Replikator und studierte ausgiebig das Angebot. Zumindest sah es so aus, denn sie tat nur so, schließlich kannte sie die Liste mit Speisen und Getränken auswendig.
Nach etwa zehn Minuten tauchte Rattlay auf, nun wacher aussehend, lediglich die noch eine winzige Spur blutunterlaufenden Augen zeugten davon, daß er nicht ausreichend Schlaf bekommen hatte. „So, da bin ich. Haben Sie schon bestellt?“
„Nein, ich wußte ja nicht, was Sie mögen.“ Uhura deutete auf die Liste des Replikators. Neben verschiedenen irdischen Frühstückskreationen bot das Gerät auch vullkanische und andorianische Spezialitäten an, die allerdings nicht jedermans Geschmack waren.
„Ach, ich bin nicht wählerisch. Nur zu, suchen Sie einfach was aus.“ Mit lässigen Schritten schlenderte Rattlay an einen Fenstertisch und setzte sich.
Rasch gab Uhura die Bestellung für ein amerikanisches Standard-Frühstück ein, das bot ein breites Spektrum verschiedener Lebensmittel und Getränke. Kaum hatte sie das Tablett in der Hand, tauchte Rattlay neben ihr auf und nahm es ihr ab. „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
„Aber nicht doch“, lächelte er. „Sie sind schließlich nicht mein Dienstmädchen. Auch wenn das eine schöne Vorstellung wäre.“
„Ach ja?“ Sie konnte nicht ganz verhindern, daß unterdrückter Ärger in ihrer Stimme klang.
„Nur ein Scherz“, winkte Rattlay grinsend ab und goß erst ihr Kaffee ein und schenkte dann seine eigene Tasse randvoll.
„Wir legen in einer Stunde von der Starbase ab. Also, wenn Sie noch etwas dort erledigen wollen, sollten Sie sich beeilen“, sagte Uhura, nachdem er sich mit einer Serviette die letzten Brötchenkrümel aus den Mundwinkeln wischte.
„Ich wüßte nicht was, hier an Bord gibt es doch alles für den täglichen Bedarf, oder?“
„Sie könnten Ihre Golddublonen in Credits umtauschen“, erinnerte Uhura an die Schwierigkeiten beim Bezahlen gestern.
„Das lohnt nicht“, winkte er ab. „Früher oder später bin ich sowieso wieder auf einem Planeten, wo noch mit Dublonen gezahlt wird und Credits hab ich reichlich in meinem Apartment in San Franzisco. Und hier an Bord brauche ich doch wohl keine.“
„Natürlich nicht“, bestätigte Uhura, wenngleich ihr klar war, daß es eigentlich keine richtige Frage gewesen war. Als Inspekteur stand ihm jede Einrichtung des Schiffes offen. Auch Offiziere mußten nicht bezahlen, wenn sie die Einrichtungen wie das Sportdeck mit seinen Geräten benutzten, ebenso waren Lebensmittel frei, durch die moderne Technik der Replikatoren machte es keinen Unterschied in den kosten, ob man Hummer oder Tomatensuppe bestellte.
Das schien ihm nun auch klar zu werden, denn er klatschte in die Hände. „Also, wo gehen wir zwei Hübschen jetzt hin?“
Sein Ton war schon wieder recht anzüglich, was Uhura gar nicht gefiel. Sie lächelte kühl. „Möchten Sie den Maschinenraum besichtigen? Oder die Krankenstation?“
„Fangen wir mit dem Maschinenraum an“, beschloß er nach kurzem Überlegen.
Dort ging es bereits recht hektisch zu, Scotty scheuchte seine Techniker umher, ließ sie Maschinen überprüfen und begrüßte den Ehrengast, den Uhura ihm vorstellte nur sehr knapp. „Der Captain will pünktlich starten, kommen Sie später wieder, da erkläre ich Ihnen alles gern bis ins kleinste Detail. Und nun möchte ich Sie bitten zu gehen, Sie stehen hier nur im Weg.“
Uhura führte Rattlay zur Seite. „Nehmen Sie es ihm bitte nicht übel, Gordon, Mr. Scott ist der beste Ingenieur in der ganzen Sternenflotte, ich kenne niemanden sonst, der so viel von der Enterprise und ihrem Antrieb versteht wie er.“
Doch Rattlay wirkte nicht beleidigt. „Aber gar kein Problem, ich freue mich doch, wie pflichtbewußt Mr. Scott ist. Und das er pünktlich starten will, ist nur zu verständlich, schließlich muß auch er sich an die Befehle des Captains halten.“
Er schien trotzt Scottys schroffem Tonfall wirklich nicht verärgert zu sein. Dennoch, gut war es nicht, welche Behandlung er gerade von dem Ingenieur erfahren hatte. Das Scotty gewöhnlich schon immer in leicht schroffem Ton sprach ( Uhura vermutete, daß er den selbst bei romantischen Treffen beibehielt, vielleicht sollte sie bei Gelegenheit mal Carolyn danach fragen, wie die Gerüchteküche wußte, hatte die sich in letzter zeit öfter außerhalb der Dienstzeit mit dem Schotten getroffen ), konnte jemand, der ihn nicht kannte ja nicht wissen. „Wir könnten zur Brücke gehen“, schlug Uhura vor. „Oder aufs Aussichtsdeck, von dort sehen wir den Start auch sehr gut.“
„Die Brücke würde mich natürlich mehr interessieren.“ Rattlay wippte leicht auf den Zehen. „Aber würden wir da nicht ebenfalls die anderen Offiziere stören?“
„Nein, keine Sorge, bei einem Startmanöver herrscht – genau wie beim Andocken – nur im Maschinenraum eine gewisse Hektik. Was übrigens normal ist, schließlich ist das alles eine hochempfindliche Technik, eine falsche Berechnung oder etwas zu viel Schub und wir krachen in die Starbase.“ Uhura sah ihn erblassen und hätte sich die Zunge abbeißen können. Wie kam sie bloß dazu, derartiges zu sagen? Mit ihren Offizierskollegen waren solche Scherze was anderes, die verstanden sie, doch sie konnte nicht erwarten, daß jemand, der nicht seit Jahren überwiegend auf einem Raumschiff lebte, diese Art Humor verstand. „Entschuldigen Sie, es lag absolut nicht in meiner Absicht, Sie zu erschrecken.“
„Nicht doch.“ Rattlay hatte seine Fassung wiedergefunden und lächelte, wenngleich auch reichlich verkrampft. „Ich weiß ja, daß es nur ein Scherz war, schließlich habe ich bisher noch nie davon gehört, daß ein Sternenschiff beim Andocken einen der Pylone oder ein anderes Schiff gerammt hat.“
„Also, wollen wir nun zur Brücke?“ fragte sie.
„Wo immer Sie hin wollen, folge ich.“ Er zwinkerte ihr zu und neigte sich galant in einer angedeuteten Verbeugung ein Stück zu ihr.
Uhura ging nicht auf seine Flirterei ein und trat vor in den Turbolift. Die Brücke zu zeigen war sicher die beste Möglichkeit, Rattlay davon zu überzeugen, wie reibungslos die Enterprise und ihre Crew funktionierten. Außerdem würde er dort seine weniger professionellen Bemerkungen ihr gegenüber unterlassen.
„Mr. Rattlay, guten Morgen, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht“, begrüßte Kirk den Gast.
„Hätte kaum besser sein können“, erklärte Rattlay jovial. Interessiert beugte er sich zu Spock und blickte auf den Bildschirm, auf den der Vulkanier schaute. Die Zahlen und Punkte dort sagten ihm gar nichts, doch Spock schien genau zu wissen, was er tat. Routiniert flogen seine langen schlanken Finger über die Tastatur und mit der den Menschen überlegenen Physiologie der Vulkanier, las er schneller als Rattlay gucken konnte.
Kirk warf Uhura einen fragenden Blick zu und sah, wie sie andeutungsweise die Schultern hob. So gut ihre Kommunikation ohne Worte ansonsten auch funktionieren mochte, sehr genaue Auskünfte konnte er so natürlich momentan nicht von ihr bekommen. Aber zumindest wirkte sie nicht besorgt und Rattlay war munter und guter Laune.
Rattlay schaute nacheinander Spock, Sulu und Chekov über die Schulter. Uhura hingegen behielt die Kom-Station im Auge, die von Fähnrich Jabler besetzt war. Der junge Mann war erst letzten Monat auf die Enterprise gekommen, frisch von der Akademie und zählte man die Trainingsflüge nicht mit, war dies sein erster Einsatz im All.
„Gut gemacht.“ Rattlay klatschte strahlend in die Hände und nickte den Offizieren zu, als wäre er der Captain und hätte selbst den Befehl zum Ablegen gegeben. „Wie ich sehe fliegen wir nun also nach Eminiar 7, tja, das wird ja noch dauern, bis wir ankommen und der Weltraum sieht von meiner Kabine nicht anders aus als von hier. Ich werde mich also nun zurückziehen.“
Uhura huschte neben ihn zum Turbolift. „Gordon...“
Er gebot ihr mit einer leicht gehobenen Hand zu schweigen und lächelte gütig. „Ihre Anwesenheit ist nicht von Nöten, ich werde einen ersten Bericht abfassen.“ Er beugte sich nah an ihr Ohr und sprach noch leiser weiter. „Aber natürlich dürfen Sie mich dennoch gern in mein Quartier begleiten, Nyota.“
Ohne ein Wort und den Ärger mühsam unterdrückend, drehte sie sich um und stiefelte zur Kom-Station. Sie stieß den angehaltenen Atem erst aus, als das Zischen der Turbolifttüren zum zweiten mal erklang und Rattlay damit von der Brücke – und somit aus ihrem Sichtfeld – verschwunden war. „Gehen Sie, Fähnrich, ich übernehme.“
Marco Jabler sprang auf, erschrocken über den schroffen Tonfall. Die schöne Kommunikationsoffizierin hatte noch nie so mit ihm gesprochen. Ja eigentlich war ihm vorher keine andere Frau begegnet, die so verständnisvoll, geduldig und warmherzig war, wie sie. Jabler hatte sie vom ersten Moment an mit größter Hochachtung bewundert und war überglücklich, daß er eine derart tolle Vorgesetzte bekommen hatte. Nun schluckte er hastig und sah sie aus großen Augen an. „Natürlich Lieutenant, setzen Sie sich. Aber es ist kein Schiff in Rufweite.“
„Danke, das werde ich schon selbst fest stellen“, sagte sie eisig. Das der junge Mann seine Arbeit gewissenhaft erledigte, wußte sie. Mit seiner baumlangen dünnen Gestalt und dem noch ein wenig kindlichen Gesicht, wirkte er unbeholfen, doch an der Kom-Station war er voll in seinem Element. Außerdem hatte er ein gutes Ohr für Sprachen und beherrschte fließend ein halbes Dutzend der gängigsten.
Unter ihrem Blick zögerte er noch für ein paar Sekunden, dann drehte er sich um, um fluchtartig die Brücke zu verlassen. Dummerweise hatte Janice Rand Kirk gerade einen Becher Kaffee bringen wollen. Die Brücke der Enterprise war nicht sonderlich groß, besonders nicht, wenn sie mit sieben Personen bemannt war, außerdem gab es in der Mitte eine Stufe, denn der Sessel des Kommandanten stand leicht erhöht. Einen Fuß auf jener Stufe befand sich Janice, Kirk saß, Jablers Sturmschritt erfaßte Janice, brachte sie aus dem Gleichgewicht.
Mit einem kleinen Aufschrei versuchte die blonde Frau einen Halt zu erwischen, doch da sie Jablers Uniformshirt erwischte und der, noch im Lauf, sich auch nirgends festhalten konnte ( ganz davon abgesehen war er zu überrumpelt, um daran zu denken ), zog sie ihn mit sich und beide landeten auf dem Boden. Den Becher hatte Janice vor Schreck losgelassen und Kirk, nicht darauf gefaßt, hatte den heißen Inhalt über Hose und Shirt bekommen.
Uhura, die sich konzentriert mit den Frequenzen befaßt hatte, drehte sich bei dem Gepolter um und zog den Sender aus ihrem Ohr. Auch ohne es gesehen zu haben wußte sie ganz genau, was passiert war – und das sie an dem Geschehen nicht ganz unschuldig war.
Janice hatte sich inzwischen aufgerappelt, puterrot im Gesicht, die blonden etwas überschulterlangen Haare wirr um den Kopf hängend, da sich ihre Hochsteckfrisur gelöst hatte. Irgendwoher hatte sie plötzlich ein Taschentuch und begann an Kirk herumzuwischen. „Captain, es tut mir schrecklich leid“, stammelte sie.
Kirk seufzte und stand auf, Janice folgte mit dem Taschentuch jeder seiner Bewegungen. „Schon gut, Yeoman, Sie konnten ja nichts dafür.“
Nun stand auch Jabler wieder auf den Beinen, mindestens genauso rot in dem jungenhaften Gesicht. Uhura hatte schon bemerkt, daß er in Gegenwart von Vorgesetzten leicht nervös wurde, sie war deshalb immer besonders einfühlsam und vorsichtig mit ihm umgegangen. Nun sah er jedenfalls so aus, als wünsche er sich nichts sehnlicher, als daß der Boden sich öffnen und ihn verschlucken würde.
Natürlich öffnete sich der Boden nicht, auch Jablers zweiter Wunsch – Verwandlung in eine Maus und dazu ein Mauseloch in Reichweite – ging nicht in Erfüllung. Er hielt den Blick gesenkt, flüsterte nur „Captain...“
Kirk hatte viel zu viel Mitleid mit dem jungen Tolpatsch, so daß er seinen Ärger unterdrückte. Er hatte seit drei Jahren das Kommando über die Enterprise und erinnerte sich noch gut daran, wie peinlich ihm manche Auftritte vor Vorgesetzten in seiner Zeit als Fähnrich und teilweise auch später noch als Lieutenant gewesen waren. Paragraphenreitende Sturköpfe waren ihm seit je her zuwider und er hatte sich fest vorgenommen, nie so zu werden. Disziplin war wichtig, doch seine Crew sollte ihm gehorchen, weil sie ihn respektierte und vertraute und nicht, weil sie ihn fürchtete. „Gehen Sie in Ihr Quartier, Fähnrich.“
Jabler schluckte, rührte sich aber keinen Zentimeter von der Stelle. Stattdessen hob er nun den Kopf und sah Kirk endlich in die Augen. „Ich werde den Arrest solange einhalten, wie Sie es für angemessen halten, Sir.“
„Arrest?“ Kirk schüttelte den Kopf, wollte er ihn etwa absichtlich falsch verstehen? Doch ein Blick ins Gesicht des jungen Mannes zeigte ihm, daß er wirklich damit rechnete, vor einem Kriegsgericht zu landen und bis zur Verhandlung in einer Zelle zu sitzen. „Fähnrich, ich meinte lediglich, daß Sie die Brücke verlassen sollen. Und wenn Sie nicht in Ihr Quartier wollen, dann gehen Sie meinetwegen in die Sporthalle oder aufs Aussichtsdeck. Und damit das klar ist, Sie stehen nicht unter Arrest.“
„Sir, wenn ich fragen darf...“
„Was denn noch, Fähnrich“, seufzte Kirk gequält.
„Welche Strafe haben Sie dann für mich vorgesehen?“
Uhura sah, daß Kirk nun wirklich am Rande seiner Beherrschung angelangt war. Der Geduldigste war er ohnehin noch nie gewesen. Warum zum Teufel gehorchte Jabler nicht einfach? Merkte dieser Narr denn nicht, daß er alles noch verschlimmerte? Sie versuchte ihm unbemerkt von den anderen ein Zeichen zu geben, doch Jabler sah nur Kirk an.
„Gar keine, aber wenn Sie nicht bald gehen, fällt mir sicher was ein!“ fauchte Kirk, dann schob er grob Janice Hände zur Seite. „Und Sie hören bitte damit auf an mir rumzuwischen.“
Verschreckt durch den Tonfall drehte Jabler sich auf dem Absatz um, rempelte im Rausstürmen noch Spock an ( der aber auf den Beinen blieb, so leicht warf ihn nichts um, wenngleich die geballte Ladung Emotionen, die er bei dem körperlichen Kontakt abbekam, ihn schaudern ließ ), entschuldigte sich murmelnd und war dann endlich im Turbolift.
Spock hob eine Braue. „Viel zu emotional. Aber das ist ja ein weit verbreiteter Fehler der Menschen.“
„Danke Mr. Spock, doch ich kann mich nicht erinnern, Sie um Ihre Meinung gebeten zu haben“, sagte Kirk eisig.
Spock hob auch die andere Braue und für einen Moment schien es, als würde er noch etwas hinzufügen wollen. Auch wenn er immer bestritt sich mit Gefühlen aus zu kennen, das Minenspiel seines Captains kannte er genau und so reichte ihm ein ganz kurzes Studium von Kirks Gesicht, um sich kommentarlos wieder dem Bildschirm zuzuwenden, an dem er gerade las.
„Captain...“, begann Uhura.
„Was immer Sie sagen wollen, Lieutenant, später.“ Kirk wandte sich zum Turbolift. „Erst will ich mich umziehen und dann sollten wir alle den Göttern danken, an die wir jeweils glauben, daß unser Gast diesen Auftritt nicht mitbekommen hat.“
Eigentlich hatte Uhura sich entschuldigen wollen, schließlich war sie ja die Ursache für Jablers Flucht und die daraus resultierende Szene gewesen. Sie stand auf, half Janice den verschütteten Kaffee vom Kommandantensessel und Boden zu wischen ( wieviel Kaffee war denn bloß in dem verflixten Becher gewesen ) und brachte mit einem strengen Blick Sulu und Chekov zum Schweigen, die leise, aber recht lebhaft angefangen hatten, miteinander zu plaudern.
Eine Viertelstunde später kam Kirk zurück, in frischer Uniform. In seinem Sessel waren keine Spuren Kaffee mehr zu entdecken, auch Janice war verschwunden, ohne Kaffee da zu lassen. Nun ja, nicht schlimm, irgendwie war ihm die Lust auf Kaffee für heute sowieso vergangen. „Statusbericht.“
„Alle Decks melden volle Bereitschaft“, gab Uhura nach einem kurzen Moment in dem sie einige Tasten drückte, Auskunft.
„Gut, Geschwindigkeit beibehalten. Uhura, Sulu, Chekov, in den Besprechungsraum. Spock, Sie haben die Brücke.“
Der Erste Offizier nickte auf Kirks Worte hin knapp und nahm in dem frei gewordenen Kommandantensessel platz.
Uhura bemerkte, daß Sulu und Chekov einen fragenden Blick miteinander tauschten und hörte, wie der Russe flüsterte: „Vielleicht eine Geheimmission. Ob es was mit Romulanern zu tun hat? Oder vielleicht Klingonen? Immerhin bringt uns unser Kurs doch recht nah an die entmilitarisierte Zone heran.“
Doch der junge Asiate kam nicht zu einer Antwort, denn sie hatten den Besprechungsraum erreicht und Kirk drückte eine Taste auf dem Sprechgerät, das in den Tisch eingelassen war. „Kirk an Maschinenraum.“
Nach einigen Sekunden erklang der Bestätigungston. „Maschinenraum, Fähnrich Romaine.“
„Schicken Sie bitte umgehend Mr. Scott in den Besprechungsraum“, befahl Kirk.
„Aye Sir“, bestätigte die Technikerin. Mit einem leisen Klicken schaltete sich das Sprechgerät ab. Gleichzeitig drückte auch Kirk die Taste zum Abschalten, so konnte nichts versehentlich von dem, was hier gesprochen wurde, in andere Räume gelangen.
Während sie warteten konnte Uhura in den Gesichtern der beiden jungen Offiziere genau lesen, was in ihnen vorging. Beide waren davon überzeugt, daß es irgendwas ganz geheimes, enorm wichtiges und furchtbar spannendes war. Spock war natürlich schon längst eingeweiht, deshalb hielt er die Stellung auf der Brücke, überwachte möglicherweise allein die Daten, um die Mannschaft nicht durch die Meldung zu beunruhigen, daß feindliche Schiffe im Anflug waren.
„Da bin ich Captain, was gibt´s denn?“ fragte Scott sofort beim Eintreten. Er war kein Freund großer Worte und haßte es, um den heißen Brei herum zu reden.
„Setzen Sie sich doch bitte.“ Kirk deutete auf einen der freien Sessel. Dann blickte er in die Runde; drei gespannte Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Und Uhuras dunkle Augen natürlich auch, doch bei ihr glitzerte nicht die Aufregung in Erwartung eines Abenteuers wie bei Sulu und Chekov. „Wie Sie ja vermutlich alle schon mitbekommen haben, haben wir einen Gast an Bord, Mr. Gordon Rattlay.“
„Aye, der war heute Morgen schon bei mir im Maschinenraum“, fiel ihm Scott ins Wort. „Was ist das eigentlich für ein komischer Kauz, jedenfalls stand er mir und meinen Technikern im Weg herum.“
„Das haben Sie ihm aber doch wohl nicht gesagt?“ Kirk schwante ungutes. So wenig, wie Scott große Reden mochte, so direkt war er auch, was mitunter recht taktlos wirken konnte.
„Na, aber Captain, Sie kennen mich doch, wenn mich einer bei meiner Arbeit stört, dann mach ich dem schon Beine.“
Kirk verkniff sich ein Aufstöhnen, das hätte er sich denken können. Verdammt, warum hatte Uhura das nicht verhindert? Doch vermutlich traf sie daran gar keine Schuld, wenn Rattlay in den Maschinenraum gewollt hatte, hatte sie gar keine andere Möglichkeit gehabt. „Mr. Rattlay ist nicht einfach nur ein Passagier.“
Chekov strahlte. „Er ist ein Geheimagent, richtig?“
„Tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen, Pavel“, sagte Kirk mit mildem Lächeln. „Allerdings ist Mr. Rattlay wirklich in einer Art geheimen Mission unterwegs. Doch nicht als Agent, sondern als Inspekteur.“
„Inspekteur?“ wiederholte Chekov. Das klang weder abenteuerlich noch interessant, ja ließ ihn viel eher an lange, trockene Berichte denken, gewürzt mit vielen unverständlichen Paragraphen.
Kirk nickte. „Ganz genau, Gordon Rattlay ist ein Inspekteur und steht in den Diensten der Föderation. Er inspiziert Starfleet-Schiffe – und ihre Crew natürlich. Daher werden nur wenige Offiziere über seine wahre Identität unterrichtet sein, außer Ihnen wissen es nur Mr. Spock und Dr. McCoy. Lieutenant Uhura war so freundlich, sich für die Zeit von Rattlays Aufenthalt als seine persönliche Führerin zur Verfügung zu stellen.“
„Wie lange wird er die Enterprise denn inspizieren?“ fragte Chekov. Begeistert klang er dabei nicht gerade. Wenn Rattlay wenigstens Russe gewesen wäre... Ja, ein russischer Inspekteur, das wäre schon klasse, aber so interessierte ihn der Mann kein bißchen.
„Bis er sich ein umfassendes Bild vom Ablauf gemacht hat. Wie Sie alle wissen ist unser nächstes Ziel Eminiar 7, vermutlich wird er schon dort von Bord gehen.“
„Und bis dahin uns allen über die Schulter gucken, na herzlichen Dank“, schnaufte Scott.
„Das ist genau der Punkt, Mr. Scott.“ Die Tatsache, daß Kirk den Ingenieur nicht bei seinem Spitznamen nannte, zeigte allen, wie wichtig und heikel die Situation war. „Mr. Rattlays Job ist es, genau dies zu tun. Er wird alle wichtigen Stationen des Schiffes besichtigen und natürlich den Offizieren bei der Arbeit zu sehen. Bisher hat er – so glaube ich jedenfalls – ein recht positives Bild von uns gewonnen. Und ich möchte, daß das so bleibt.“
Bei den letzten Worten hatte Kirk den Schotten streng angesehen. „Aye Captain“, bestätigte er seufzend. „Wenn er darauf besteht, werde ich ihm jedes Molekül der Dilithiumkristalle einzeln vorstellen.“
Gegen seinen Willen mußte Kirk schmunzeln. „So weit wird es sicher nicht kommen, Scotty. Aber wie auch immer, denken Sie stets daran, wie wichtig Mr. Rattlays Bericht für die Zukunft dieser Crew ist. Das wäre alles, wegtreten.“
Uhura blieb noch, während die anderen Offiziere davon strebten. „Captain, wegen Fähnrich Jabler...“
Kirk winkte ab. „Ist doch nicht der Rede wert. Außer einem Kaffeefleck auf meinem Shirt ist doch nun wirklich nichts passiert und wir haben wahrlich schon schlimmeres überstanden.“
„Schon, aber Jabler...“ Uhura wollte ihm sagen, daß den Fähnrich keine Schuld an dem Unglück traf.
„... ist halt noch ein wenig tolpatschig. Aber aus ihm wird bestimmt ein guter Offizier. Ich habe ihn durchaus in den letzten Wochen beobachtet, er ist pflichtbewußt und zuverlässig.“ Auch wenn sie ihm nicht direkt unterstanden, versuchte Kirk stets alle seine Offiziere im Blick zu behalten. „Und die ganze Situation war ihm viel peinlicher als mir.“
Uhura sah ein, daß es besser war, nicht länger darauf herum zu reiten. „Sicher haben Sie recht, Captain. Ich werde nachher mal nach Jabler schauen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt und ihm sagen, daß Sie ihm wirklich nicht böse sind. Das ist doch so, oder?“
„Ist schon vergessen“, erklärte Kirk.
Uhura ging aus dem Besprechungsraum, nahm ihre Station wieder ein. Sie lauschte in den Weltraum hinaus, routinemäßig, denn wie erwartet waren sie das einzige Schiff in diesem Quadranten. Auch lagen keinen Sternenbasen auf ihrem Weg, denen sie eine Grußbotschaft hätte zukommen lassen müssen. Das verlangte die intergalaktische Höflichkeit.
Auf Rattlay traf sie erst am frühen Nachmittag, eher zufällig. Sie hatte sich nach dem Gespräch mit Jabler – was reichlich Geduld erfordert hatte, da der junge Mann kaum davon zu überzeugen war, daß ihm kein Verfahren vor dem Kriegsgericht drohte und Prozeduren wie Kielholen schon seit Jahrhunderten nicht mehr praktiziert wurden – zu Rattlays Kabine auf den weg gemacht, begegnete ihm allerdings schon im Flur.
„Was für ein schöner Anblick.“ Er wirkte selbstzufrieden und unternehmungslustig. „Kommen Sie gerade von der Brücke Nyota? Sagen Sie bloß, Sie hatten bis jetzt Dienst, da werde ich aber wohl ein ernstes Wörtchen mit Ihrem Captain reden müssen, daß er Sie so lange arbeiten läßt, wo Sie mir doch zusicherten, meine persönliche Begleitung zu sein. Oder braucht er Sie etwa so dringend?“
Uhura dirigierte ihn ein Stück zur Seite, um zu vermeiden, daß vorbei gehende Besatzungsmitglieder ihr Gespräch mitbekamen. Rattlay sprach meist nicht gerade leise. „Ich bin die erfahrenste Kommunikationsoffizierin an Bord und auch wenn meine Station momentan von einem anderen Besatzungsmitglied bemannt ist, so werfe ich doch gern ab und zu einen Blick auf seine Arbeit. Das müßten Sie doch verstehen?“
„Natürlich, natürlich.“ Er rieb sich die Hände. „Also, wohin gehen wir zwei Hübschen nun?“
„Wenn Sie es wünschen, so können Sie nun den Maschinenraum besichtigen. Das wäre momentan günstig.“
„Maschinenraum“, wiederholte er und kratzte sich nachdenklich am glattrasierten Kinn. „Läuft da etwa noch dieser unfreundliche Schotte herum?“
Das tat er sicher, denn Scotty befand sich quasi rund um die Uhr im Dienst und Uhura hegte den stillen Verdacht, daß er am liebsten neben dem Warpkern ein Feldbett aufstellen würde. „Mr. Scott ist gar nicht so schlimm, wie es der erste Eindruck vielleicht vermuten läßt. Ein bißchen ruppig, ja, sicher, aber im Grunde seines Herzens ist er sehr nett. Außerdem ist er der beste Ingenieur der ganzen Flotte. Haben Sie letztes Jahr seinen Artikel im Starfleet-Technik-Journal gelesen?“
„Ich glaube nicht, worum ging es denn da?“
„Mr. Scott schrieb über die Aufbereitung von Dilithiumkristallen, ein geradezu revultionäres Verfahren, daß Starfleet – und natürlich auch allen privaten Besitzern von Raumschiffen – Milliarden von Credits spart.“
„Ah, verstehe und das hat Ihr Mr. Scott erfunden.“
Er ist nicht mein Mr. Scott, hätte sie am liebsten gesagt, verschluckte die Worte aber gerade noch rechtzeitig. Scotty und sie waren gute Freunde und arbeiteten schon seit Jahren zusammen. Auf romantischer Ebene lief da nichts. Aber das konnte Rattlay ja nicht wissen, außerdem ging es ihn nichts an. „Er hat maßgeblich daran mitgearbeitet und ein Patent darauf bekommen.“
„Interessant, wirklich, äußerst beeindruckend.“ Rattlay schnalzte mit der Zunge. „Aber so sehr interessieren mich die Antriebe von Raumschiffen nicht. Mr. Scott werde ich sicher noch begegnen, doch erst werde ich mich mal den Führungsoffizieren und ihren Stationen zuwenden. Die Brücke habe ich ja schon ausreichend bewundert, wie wäre es nun mit der Krankenstation?“
Mit diesem Vorschlag war Uhura sehr einverstanden. Christine und McCoy hatten sicher nichts weiter zu tun, als Akten zu vervollständigen. Auch bestand keinerlei Gefahr, zufällig auf ein betrunkenes Besatzungsmitglied zu treffen. „Eine sehr gute Idee.“
Ob McCoy und Christine Chapel diese Meinung teilten, war nicht zu erkennen. Doch McCoy begrüßte ihn freundlich und stellte ihm Christine vor.
Rattlay neigte leicht den Kopf und dabei glitt sein Blick über Christines langgliedrigen schlanken Körper. In dem kurzen blauen Uniformkleid kam ihre gute Figur voll zur Geltung. „Meine Güte, bei einer so hübschen Schwester kann man sich ja fast wünschen, in einem ehrenhaften Gefecht verletzt zu werden – am besten natürlich, wenn es dabei um Ihre Ehre ging.“
Uhura bemerkte, daß ihre Freundin nah daran war, die Augen nach oben zu verdrehen. Nach einer etwas unglücklichen Geschichte mit ihrem früheren Verlobten hatte Christine erst mal die Nase voll von Männern gehabt. Inzwischen ließ sie sich ab und zu von Uhura dazu überreden, in Gesellschaft mitzukommen, doch war sie eher kühl und zurückhaltend. Außerdem wußte Uhura, daß Christine im Geheimen schon länger für Spock schwärmte. Darüber verlor Christine allerdings nie ein Wort und Uhura war taktvoll genug, den Ersten Offizier nicht zu erwähnen, wenn ihr Gesprächsthema Männer waren.
Auch McCoy bemerkte ihr Unbehagen und verwickelte Rattlay rasch in ein Gespräch über das erst letzten Monat völlig neu überholte Labor, das, wie er ihm versicherte, einzigartig an Bord von Sternenschiffen war und Forschungen aller Art erlaubte.
Die beiden Frauen blieben zurück und Christine beugte sich ein Stückchen zu Uhura hinab. „Ist irgendwas mit diesem Ehrengast?“
„Wieso, was hast du gehört?“ fragte Uhura alarmiert. Neuigkeiten und Gerüchte verbreiteten sich an Bord von Raumschiffen mit Lichtgeschwindigkeit, selbst bei so großen Schiffen wie der Enterprise mit ihren 400 Besatzungsmitgliedern.
„Nichts.“ Christine musterte die Freundin kritisch. „Was hat es denn mit ihm auf sich? Ist er etwa ein Geheimagent?“
Uhura kicherte leise und winkte dann rasch ab. „Nein, er ist nichts besonderes, naja, jedenfalls nichts außergewöhnliches halt, mehr so ein Handlungsreisender des 23. Jahrhunderts, verstehst du?“
Chapel nickte. „Hm, ja, verstehe, wenngleich Spion mir lieber wäre, das hätte was aufregendes.“
„Ach, soll das etwa heißen, du findest unser Leben langweilig“, neckte Uhura sie.
„Natürlich nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber ein Agent in geheimer Mission wäre doch wirklich mal eine Abwechslung zu verirrten Planeten, Löchern im Weltraum und feindlichen Außerirdischen.“
Uhura hätte ihr zwar gern die Wahrheit über Rattlays Identität gesagt, doch Chapel gehörte nicht zum Stab der Führungsoffiziere. Zwar war Christine verschwiegen, doch Uhura würde ihr niemals etwas erzählen, was der Geheimhaltung unterlag. Da war es besser, die Freundin auf andere Gedanken zu bringen, ehe sie sich in Notlügen verstrickte. „Kommst du mit zu mir? Die neue CD von Alujin ist angekommen und du magst seinen Gesang doch auch.“
„Mögen?“ Ihre blauen Augen verklärten sich ein wenig. „Er singt himmlisch, besonders in Anbetracht der Tatsache, daß er Klingone ist.“
„Ja und dann dieses Gefühl, das er in jedem seiner Lieder in seine Stimme legt“, schwärmte Uhura. Von Musik verstand sie eine Menge und war selbst auch eine leidenschaftliche Sängerin.
„Zu schade nur, daß die Texte alle auf klingonisch sind“, meinte Christine. „Ich wüßte zu gern, was die Worte bedeuten, besonders diese nur gehauchte bei klinz... ach, verdammt, ich kann es ja doch nicht aussprechen.“
„Klinzhai kontai, das meinst du doch, oder?“
Die Krankenschwester nickte. „Ja, es klingt wie ein Liebeslied, so sehnsuchtsvoll und zärtlich.“
„Ich würde mich nicht darauf verlassen, daß es eines ist.“ Uhura beherrschte die klingonische Sprache nicht, verstand aber das eine oder andere Wort. „Klingonen pflegen eher über ihre Heldentaten im Kampf zu singen.“
„Alujin aber ist anders, ich könnte mir schon vorstellen, daß er Liebeslieder schreibt.“ Sie seufzte leise und ein wenig sehnsuchtsvoll. Für einen Moment waren ihre blauen Augen in unendliche Fernen gerichtet. „Wie kommst du bloß immer an die CDs von ihm, ich dachte, die sind auf dem freien Markt verboten?“
„Das bleibt mein Geheimnis“, lächelte Uhura und geleitete sie zum Ausgang.
Unterdessen bemühte sich McCoy nach Kräften, Rattlay davon zu überzeugen, daß es in der ganzen Flotte kein Schiff mit besseren medizinischen Einrichtungen als die Enterprise gab. Er erklärte ihm den hochmodernen Diagnosecomputer, der Bioprofile aller bekannten Spezies gespeichert hatte, ließ ihn durch eines der Mikroskope sehen und zeigte ihm die Nährbodenkulturen. Letztere befanden sich in einem gesonderten Labor und McCoy stellte ihm zwei Biochemiker vor, die gerade in hellster Freude über den ersten Trieb ( so winzig, daß er mit dem bloßen Auge kaum erkennbar war ) einer Pflanze waren, die einen so komplizierten Namen hatte, daß Rattlay ihn sofort wieder vergaß.
„Dr. McCoy, Dr. McCoy!“ erscholl es plötzlich aus der Krankenstation. Panik vibrierte in der Stimme.
McCoy sprintete los, Rattlay auf den Fersen. Die beiden Biochemiker sahen sich nur an und zuckten kurz mit den Schultern. Irgendein Notfall eben, daran waren sie gewöhnt, denn ihre Forschungsräume schlossen sich direkt an den Behandlungsraum an. Ohne nach zu sehen, was passiert war, widmeten sie sich wieder ihrer Wissenschaft. Von solchen Situationen ließen sie sich nicht stören, andernfalls wäre es kaum möglich gewesen, eines der Experimente zu Ende führen zu können.
Keuchend ( und davon überzeugt einen neuen persönlichen Rekord im Sprint aufgestellt zu haben ), erreichte McCoy den Eingangsbereich der Krankenstation. Dort erwarteten ihn Sulu und Chekov, die gelben Uniformoberteile mit Blut besudelt, das sich in großen Flecken ausbreitete. Wer wen stützte war auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. „Können Sie laufen? Ja? Dann los, hier rüber.“
Sulu geleitete den sehr blassen Fähnrich zu einer der Diagnoseliegen und sofort beugte sich McCoy, in der Hand bereits mehrere Instrumente, hinab. Sulu schluckte und zwang sich, nicht weg zu sehen. Der metallische Geruch stach ihm in die Nase und er atmete flach durch den Mund. „Ist er schwer verletzt?“
McCoy hatte inzwischen den Ursprung des Blutes gefunden; ein tiefer Schnitt im linken Oberarm, verursacht durch einen sehr scharfen, spitzen Gegenstand. Solche Verletzungen bekam er eigentlich nur zu sehen, wenn die Landetrupps in Gefechte mit primitiveren Kulturen verwickelt wurden, die noch mit Stichwaffen kämpften. „Wie zum Teufel ist das passiert?“
Der junge Asiate schluckte ein weiteres mal. In der Krankenstation hielt er sich nur sehr ungern auf. Trotz der biologischen Filter lag immer ein leicht antiseptischer Geruch in der Luft, jedenfalls empfand Sulu es so. Als er mit Christine mal darüber gesprochen hatte, hatte sie ihn nur seltsam angeschaut. Klar, sie bemerkte es vermutlich gar nicht mehr, doch Sulu empfand den Geruch in diesem Moment noch stechender. Dennoch hielten seine Finger die Hand von Pavels unverletztem Arm. „Es war ein Versehen, ehrlich.“
„Hikaru kann nichts dafür“, murmelte Chekov leise. „Es war mein Fehler.“
„Ich fragte nach dem wie“, knurrte McCoy ohne von seiner Arbeit auf zu sehen. Dank den modernen Geräten war die Blutung rasch zum Stillstand gebracht. Die Verletzung war nicht lebensbedrohlich und es würde nicht weiter kompliziert sein, sie zu schließen, kein Grund also Christine zu rufen. Denn das die Schwester fehlte, war ihm schon beim Betreten des Behandlungsraums aufgefallen.
„Wir haben auf dem Sportdeck mit den Schwertern gekämpft. Ich habe Pavel ein paar Tricks gezeigt und zuerst ging auch alles gut“, erklärte Sulu leise.
„Seid ihr eigentlich wahnsinnig“, zischte McCoy. „Ohne die entsprechende Schutzkleidung mit derartig gefährlichen Waffen aufeinander los zu gehen.“
„Wir sind nicht aufeinander los gegangen“, sagte Chekov leise, doch mit Nachdruck in der Stimme. „Hikaru hat mir alles genau gezeigt und es lief ja auch prima, doch dann habe ich mit dem falschen Arm pariert.“
„Das sehe ich“, knurrte McCoy. Er sah kurz hoch und musterte den Steuermann. Der war noch etwas blasser als sonst, aber das Blut auf seiner Uniform trocknete bereits in dunklen Flecken. „Sind Sie auch verletzt?“
Sulu schüttelte den Kopf. Er schien sich erst jetzt der Flecken auf seiner Uniform bewußt zu werden. „Nein, das Blut stammt von Pavel. Ist er sehr schwer verletzt?“
„Er hat Glück gehabt.“ McCoy hielt in der Bewegung inne. „Verdammtes Glück sogar, keine Muskeln und Sehnen sind verletzt, eine reine Fleischwunde.“
Der junge Russe schaffte es die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln zu verziehen. „Super, dann bin ich ja bald wieder voll einsatzfähig.“
„Nicht so schnell“, schränkte McCoy ein. Er sah das erschrecken in den Gesichtern der beiden Freunde ( wobei nicht zu sagen war, wer mehr litt ). „Aber Sie haben gute Aussichten Ende der Woche Ihr Training wieder aufzunehmen, allerdings würde ich Ihnen dringend zu Schutzkleidung raten. Diesmal war es nur Ihr Arm...“
„Schon verstanden Doktor.“ Pavel wollte sich aufrichten, doch McCoy drückte ihn energisch zurück.
„Liegenbleiben.“ Er drehte sich zu Sulu um. „Und Sie gehen sich umziehen. In einer Stunde können Sie wiederkommen und Pavel abholen.“
„Aye Sir.“ Sulu machte auf dem Absatz kehrt und floh geradezu aus der Krankenstation.
McCoy seufzte leise, während er dem jungen Mann nachsah. Dann fiel sein Blick auf Rattlay, der nah bei der Wand stand und sehr interessiert aussah. Er hatte die ganze Zeit geschwiegen, aber zweifellos alles mitbekommen. „Sie gehen besser auch. Sie sehen ja, daß ich hier noch zu tun habe.“
„Ja, das ist wirklich eindeutig“, sagte Rattlay mit einem Hauch von Spott in der Stimme. Doch auch er verließ die Krankenstation, ohne einen weiteren Kommentar.
Das hätte er nun wirklich nicht mitkriegen müssen, dachte McCoy grimmig und nahm den Hautregeneratur zur Hand, um den Schnitt an Chekovs Oberarm zu schließen. Das ein Offizier im Dienst verletzt wurde, kam schon mal vor, doch diese dumme Situation würde sicher keine positive Bemerkung im Bericht des Inspekteurs bringen. Warum hatte er bloß nicht darauf geachtet, daß Rattlay ihm gefolgt war? McCoy ärgerte sich über sich selbst. Den Inspekteur raus zu schicken wäre wirklich nicht schwer gewesen und hinterher hätte er dann bei der Ursache von Chekovs Verletzung irgendeine schöne Ausrede erfinden können.
Chekov hörte das Geräusch der schließenden Türen. „Werden wir nun Ärger bekommen?“
„Wegen Rattlay?“ Eigentlich war die Frage überflüssig, denn Kirk würde eine solche Bagatelle nicht erwähnenswert finden. Kleinere Blessuren gehörten eben dazu und wenn die beiden so dumm gewesen waren, ohne Schutzanzüge mit scharfen Waffen zu trainieren, so war es ihre eigene Schuld. Auf jeden fall nichts, was Kirk im Logbuch vermerkt hätte.
„Ja. Ich meine, er hat doch alles mitbekommen.“ Chekov klang so unglücklich, daß McCoy Mitleid hatte.
„Warten wir erstmal ab, es war ja wirklich keine große Sache und ich bin sicher, daß auch auf anderen Raumschiffen Unfälle passieren. Und ich habe noch nie gehört, daß ein Offizier degradiert wurde, weil er leichtsinnig im Training war.“ McCoy bemerkte die Erleichterung, die sofort in das junge Gesicht trat und blickte den Fähnrich nun streng an. „Das heißt aber nicht, daß das ein Freibrief für derartigen Blödsinn ist. Wie sind Sie bloß auf die Idee gekommen, ohne Schutzanzüge zu trainieren? Noch dazu, wo Sie sich doch gar nicht mit Stichwaffen auskennen, das ist Hikarus Gebiet.“
„Ja“, bestätigte Chekov. „Und er hat heute endlich sein bestelltes Samurai-Schwert bekommen, ein phantastisches Teil, die Klinge ist zweischneidig.“
„Davon konnte ich mich überzeugen.“ Den Hautregenerator noch in der Hand wies McCoy auf den versehrten Oberarm.
Leichte Röte erschien auf Chekovs Wangen, doch davon abgesehen fühlte er sich recht gut. Richtig geschmerzt hatte die Verletzung sowieso nicht, dazu war er zuerst viel zu sehr überrascht und schließlich geschockt gewesen. „Jedenfalls hat mir Hikaru dieses Schwert gezeigt und da wir, wie Sie ja wissen, schon ein paarmal zusammen trainiert haben, beschlossen wir aufs Sportdeck zu gehen, nur für ein paar Minuten. Normalerweise tragen wir beide immer Schutzkleidung, doch wie gesagt, wir wollten das Schwert ja nur eben kurz ausprobieren.“
„Den Test hat es wohl bestanden, schätze ich“, meinte der Bordarzt trocken. Er griff zu einem Pad, stoppte dann aber in der Bewegung. Was sollte er bloß in den Bericht schreiben? Er legte den elektronischen Block zurück, das konnte Christine später erledigen, sollte sie sich halt was einfallen lassen.

Gordon Rattlay schlenderte, die Hände gemütlich auf dem Rücken, durch das Schiff. Die Enterprise war mit Abstand der angenehmste Ort, den er in den letzten Monaten betreten hatte. Ja, hier konnte man sich wohl fühlen. Ein weiblicher Lieutenant – erkennbar an dem schmalen Goldstreifen auf dem roten Stoff ihres Uniformkleides – ging an ihm vorbei und er schaute ihr nach. Tolle Figur, lange Beine, schmale Taille und damit war sie beileibe nicht die einzige. Dazu kam, daß er in einer geradezu luxuriösen Kabine schlief, das Essen war gut, die Leute zuvorkommend. Oh ja, hier konnte man es wirklich aushalten.
„Ah, Mr. Rattlay, hatten Sie einen angenehmen Tag?“ Kirk kam auf ihn zu.
„Ich kann nicht klagen, Jim. Es war - wie soll ich sagen? – aufschlußreich.“
Kirk bekam keine Gelegenheit darüber nachzudenken, was der Inspekteur meinte, denn in diesem Moment trat Scott aus dem Turbolift. Er winkte ihn rasch näher. „Scotty, wie sieht es im Maschinenraum aus?“
„Alles in bester Ordnung Captain.“
Kirk lächelte. „Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Dann wäre es jetzt doch eine günstige Gelegenheit, Mr. Rattlay das Herz der Enterprise zu präsentieren.“
„Es wäre mir ein Vergnügen“, erklärte Scott mit stolzgeschwellter Stimme.
Und so hörte sich Gordon Rattlay in der nächsten Stunde die Erklärungen Scotts an, der anscheinend jede Schraube persönlich kannte. Begeistert schilderte er ihm den Einbau des Interphasenzusatzschalters, der die Warpkapazität verbesserte. Unbedingt ansehen mußte Rattlay sich natürlich auch den Rotationsregler, modifiziert nach Scotts Ideen. Die dunkelbraunen Augen des Schotten leuchteten wie bei einem Vater, der gerade seinen Sprößling als Jahrgangsbesten von der Universität abgeholt hatte. Rattlay allerdings konnte sich nicht erinnern, sich jemals so gelangweilt zu haben.
Er unterdrückte ein Gähnen, sagte ab und zu mal „ja“ und „wirklich erstaunlich“, wenn er das Gefühl hatte, daß Scott in seinen Monologen eine Meinung von ihm erwartete. Er verstand nicht ein Wort von dem, was Scott erklärte, die meisten Begriffe hatte er nie vorher gehört und wenn, dann wußte er nicht um ihre Bedeutung.
„Und hier der Warpkern.“ Scott redete bei jeder Maschine, als stelle er ein Besatzungsmitglied vor, dem man ganz besondere Aufmerksamkeit schenken mußte. Und so wie er sich benahm, waren die Maschinen für ihn tatsächlich auf eine gewisse Art lebendig.
Bevor er ihm noch jede Spule einzeln erklärte, beschloß Rattlay zu handeln. „Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber meine Kehle fühlt sich ein wenig trocken an. Ich könnte durchaus einen Schluck vertragen.“
„Aye, da sagen Sie was wahres.“ Scott schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
Rattlay bemühte sich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Schotte war zwar nur knapp mittelgroß, verfügte aber über Bärenkräfte und sein freundschaftliches Klopfen preßte Rattlay fast die Luft aus den Lungen. „Dann darf ich davon ausgehen, daß auch Sie was vertragen könnten? Ich meine, so einen richtigen Schluck, Sie sind doch nicht mehr im Dienst, oder?“
„Bin ich nicht und ein guter Scotch wäre jetzt genau das richtige.“ Scott überlegte, natürlich hatte er mehrere Flaschen von dem Schwarzgebrannten im Geheimversteck hinter dem Warpkern. Die allerdings hervor zu holen, stand außer Frage, dann hätte er gleich einen Antrag auf Degradierung ans Hauptquartier schicken können.
„Gibt es hier denn so etwas?“ Rattlay senkte leicht die Stimme, obgleich das unnötig war, denn sie waren allein im Maschinenraum. „Nichts gegen das Syntheol aus dem Replikator, es schmeckt durchaus, aber gegen einen echten Whiskey kommt es einfach nicht an.“
„Genau meine Meinung“, strahlte Scott. „Kommen Sie, in meinem Quartier habe ich noch eine Flasche Glen Fiddich, ein Geschenk meiner Schwester.“
Nur zu gern folgte Rattlay ihm und nach den ersten zwei Gläsern des wirklich ausgezeichneten Whiskeys wechselte Scott von den Schwärmereien des Antriebs zu den anschaulichen Beschreibungen seiner Heimat. Seine Schwester kam dabei auch oft vor, doch Rattlay interessierte mehr der Whiskey. Aber wie auch immer, nach mehreren Gläsern – er zählte nie seine Drinks – war es ihm ziemlich egal, was Scott erzählte. Viel bekam er sowieso nicht mit. Das lag zum einen nicht unerheblich am steigenden Promillegehalt seines Blutes, zum anderen an Scotts schottischem Akzent. Mit dem fortschreiten des Abends wurde der immer ausgeprägter und dazu den Whiskey – Rattlay vermutete, daß selbst ein Landsmann aus Scotts Gegend ihn bestenfalls teilweise verstanden hätte.
Irgendwie kam er nach ungewisser Zeit dann in sein Quartier. An den Weg dorthin hatte er keine Erinnerung mehr, nur wage wußte er noch, daß Scott ihn gestützt hatte, nachdem er abgelehnt hatte, auf dem Sofa im Quartier des Chefingenieurs zu übernachten.
Mit bleischweren Gliedern und einem benebelten Gehirn war ihm das Einschlafen nicht schwer gefallen.
Das Aufwachen allerdings war eine andere Sache. Sein Kopf schien Tonnen zu wiegen und unter seiner Schädeldecke befand sich ein Kobold, der unbarmherzig dort Schlagzeug spielte. Im Mund hatte er einen fahlen Geschmack, der sich auch nicht vertreiben ließ, nachdem er vom Replikator ein großes Glas kaltes Wasser geordert hatte.
Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, daß er so aussah, wie er sich fühlte; blaß, übernächtigt, mit blutunterlaufenden Augen. Ob es Scott wohl ähnlich ging? Der Ingenieur hatte mindestens genauso viel von dem Glen Fiddich getrunken wie er. Wage dachte er daran, daß Scott nachdem die Flasche Glen Fiddich leer gewesen war, einen Malt Whiskey hervorgezaubert hatte, ein mindestens ebenso guter Tropfen, mit entsprechendem Alkoholgehalt. Ob sie die Flasche auch geleert hatten, wußte er allerdings nicht mehr, seine Erinnerung setzte erst in seinem Quartier wieder ein, wo er es irgendwie geschafft hatte, die Schuhe aus zu ziehen und in sein Bett zu kommen.
Nach zwei Duschen – einmal echtes Wasser – todesmutig auf kalt gestellt – einmal Schalldusche, sah er wieder einem Menschen ähnlich, fühlte sich allerdings nicht bedeutend besser. Der Kobold trommelte weiter und durch seine bleischweren Glieder ( allein sein Kopf schien Tonnen zu wiegen, auf jeden Fall aber zu viel ) wurde jede Bewegung zur Qual.
Nun, dagegen ließe sich was unternehmen, also begab er sich auf den Weg zur Krankenstation. Auf den Fluren begegnete ihm diesmal niemand, was ihm sehr recht war.
„Guten morgen“, begrüßte McCoy ihn und erkannte sofort, was los war. Aber zugegeben, um das zu merken war kein Medizinstudium nötig, Rattlays Brummschädel war offensichtlich. „Sie brauchen was gegen einen handfesten Kater, stimmt´s?“
Rattlay nickte schwach. „Mein Kopf fühlt sich etwa so groß an.“ Mit den Händen deutete er den dreifachen Umfang seines Schädels an.
McCoy grinste, griff in ein Regal und reichte ihm ein kleines Döschen. „Hier, die werden Ihnen helfen, nehmen Sie zwei davon, aber mit Wasser.“
„So bald rühre ich sicher keinen Whiskey oder anderes Hochprozentiges mehr an“, murmelte Rattlay.
„Lassen Sie mich raten, Scotty hat Ihnen gestern den einen oder anderen Drink spendiert.“
„War er auch schon bei Ihnen?“ Wundern würde es ihn nicht, der Schotte hatte mindestens ebenso viel getrunken wie er.
„Nein, Scotty kriegt so schnell keinen Kater.“ Fast im selben Moment hätte McCoy sich am liebsten auf die Zunge gebissen. So, wie er das sagte, hörte es sich so an, als wäre der schottische Ingenieur ein Gewohnheitstrinker. Er wollte das schnell richtig stellen, bemerkte dann aber, daß Rattlay noch viel zu sehr mit den Nachwirkungen des Alkohols beschäftigt war, um klar denken zu können. Seinen Kommentar über Scottys Trinkfestigkeit ( die an Bord allgemein bekannt war, niemand wäre so dumm, sich auf ein Wettsaufen mit ihm einzulassen ) hatte er gar nicht registriert.
Rattlay füllte sich an einem der Waschbecken ein Glas Wasser und schluckte die Tabletten. Die Wirkung setzte fast sofort ein, der Kopf wurde leichter und der Kobold löste sich in Luft auf. Ein Strahlen glitt über Rattlays Gesicht. „Ich danke Ihnen zutiefst, Doktor.“
„Keine Ursache“, erklärte McCoy jovial. „Und wenn ich Ihnen sonst noch zu Gefallen sein kann, sagen Sie es nur.“
Rattlay trank den Rest des Wassers aus seinem Glas. Was auch immer in den Tabletten war, sie wirkten, er konnte sogar schon wieder denken. „Ja da fällt mir ein, wo ich gerade mal hier bin, es gebe da tatsächlich was.“
„Nur nicht schüchtern“, forderte McCoy ihn auf und erwartete, daß Rattlay ihn um einen Vorrat der Anti-Kater-Pillen bitten würde. Die waren heiß begehrt und McCoy gab sie normalerweise nicht einfach so raus. Aber bei Rattlay würde er schon eine Ausnahme machen.
Rattlay gestikulierte verlegen. „Wissen Sie, ich habe da solche Hühneraugen und da ich ja in meinem Beruf viel auf den Beinen bin, machen sie mir schon einige Beschwerden.“
„Hühneraugen?“ McCoy glaubte sich verhört zu haben. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einen Fall davon hatte. Sicher gab es Besatzungsmitglieder, die aufgrund neuer Stiefel über Blasen oder Druckstellen klagten, doch Bagatellen dieser Art behandelte normalerweise Christine.
Rattlay nickte bekräftigend und sah ihn treuherzig an. „Ja, ganz schreckliche Druckstellen. Aber sicher können Sie mir da doch helfen, oder?“
„Sicher doch.“ Und so behandelte McCoy in der nächsten Viertelstunde Rattlays Füße. Die Anti-Kater-Pillen bekam er dann auch noch, da er – wie erwartet – um ein kleines Döschen davon bat, nur zu Sicherheit, wie er meinte, da er ja doch oft zu dem einen oder anderen Umtrunk mit Hochprozentigem eingeladen wurde und es schlicht unhöflich wäre, nicht mitzuhalten.
So versorgt gönnte Gordon Rattlay sich ein großes Frühstück in der Mess Hall. Er war dort völlig allein, denn es war bereits später Vormittag, alle Offiziere waren entweder im Dienst oder gingen ihre sonstigen Beschäftigungen nach. Aber Replikatoren war es egal, um welche Uhrzeit was bestellt wurde und Rattlay stellte erfreut fest, daß das Angebot besser als auf den meisten Starbases war – und er war schon auf genügend gewesen, um das beurteilen zu können.
„Hier sind Sie.“ Uhura kam an seinen Tisch. „Ich war zuerst an Ihrem Quartier, doch da niemand reagierte, fürchtete ich schon, Sie würden ausschlafen wollen.“
„Ich war schon unterwegs“, sagte Rattlay und tupfte sich die Mundwinkel mit einer Serviette ab. „Möchten Sie etwas? Es wäre mir eine Freude, etwas für Sie zu bestellen.“
„Nein danke, ich habe bereits gefrühstückt“, lehnte Uhura ab und nahm ihm gegenüber Platz. „Scotty erzählte mir, daß er Ihnen gestern den Maschinenraum gezeigt hat.“
„Wie? Oh ja, hat er. Netter Mann, wirklich und hat ja immens Ahnung von seinem Fach.“ Hoffentlich erwartete sie nun nicht, daß er näher ins Detail ging. Alles, was noch in seinem Gehirn haften geblieben war, war, daß die Enterprise über einen leistungsstarken Warpkern verfügte – und das hatte er schon vorher gewußt.
Doch Uhura hatte keine Fragen, nur die eine, ob er Pläne für den heutigen Tag hätte. Als er verneinte, schlug sie ihm eine weitere Schiffstour vor, schließlich hatte er bisher ja nur einen Bruchteil der Enterprise inspizieren können.
Vor dem Sportdeck trafen sie Lieutenant Sulu und Fähnrich Chekov. Rattlay erkannte den jungen Mann sofort. „Geht es Ihrem Arm wieder besser?“ erkundigte er sich höflich.
Leichte Verlegenheitsröte kroch Chekov auf die Wangen. „Dank Dr. McCoy ist mein Arm wie neu, ja eigentlich sogar besser. Dr. McCoy ist wirklich ein sehr guter Arzt, er hat schon phantastisches geleistet. Wußten Sie zum Beispiel, daß er der erste Starfleetarzt ist, der einen Horta behandelt hat?“
„Nein, das wußte ich nicht“, antwortete Rattlay und versuchte beeindruckt zu klingen. Was zur Hölle war denn bloß ein Horta? Aber besser nicht nachfragen.
Doch Chekov sprach schon weiter: „Und Mr. Spock und Captain Kirk hat er bereits mehrfach das Leben gerettet. Ja, wenn man es recht bedenkt, dann hat Dr. McCoy jeden hier an Bord schon mindestens einmal gerettet. Und auch wenn wir auf fremden Planeten waren, ohne ihn wären ganze Völker ausgestorben.“
„Interessant“, nickte Rattlay und hoffte, nun nicht endlose geshcichten über die Heldentaten des Bordarztes zu hören zu bekommen. Ihm hatte der Schotte mit seinem Warpantrieb gereicht. Von medizinischen Fachbegriffen würde er wohl etwa genauso viel verstehen wie von der Technik.
„Sie müssen sich unbedingt mal mit ihm unterhalten“, versuchte Chekov ihm den Bordarzt schmackhaft zu machen.
Nun befand sich Gordon Rattlay in einer Zwickmühle; sagte er, daß er das bereits erledigt hatte, würden unweigerlich Nachfragen auftauchen, die zu beantworten schwierig sein konnte. Verneinte er, würden die Offiziere ihn vermutlich direkt in die Krankenstation schicken. Also war es besser das Thema zu wechseln. „Wie ich mitbekommen habe, sind Sie beide Meister im Schwertkampf.“
„Das trifft nur auf Hikaru zu.“ Chekov nickte zu seinem Freund herüber.
Mit Waffen kannte er sich ein bißchen mehr aus. „Welche Schwerter verwenden Sie?“
„Meist benutze ich ein traditionelles japanisches Samuraischwert. Jedenfalls für Trainingskämpfe, aber das ist natürlich nur ein Hobby.“ Grinsend klopfte Sulu auf den Phaser an seinem Gürtel. „Für Einsätze habe ich – wie alle anderen Offiziere auch – einen Phaser Typ 2.“
„Natürlich, das war mir doch klar“, sagte Rattlay rasch.
„Ich sammle Waffen, besonders alte von der Erde. Hätten Sie Lust, sich meine Sammlung an zu sehen?“ fragte Sulu.
„Aber gerne doch.“ Rattlay wandte sich Uhura zu, die still neben ihm stand. „Sie haben doch nichts dagegen?“
„Gehen Sie nur, Sie werden es sicher spannend finden, Hikaru weiß sehr viel über Schwerter und Degen.“
„Wir sehen uns.“ Er nickte Uhura knapp zu und folgte dann dem Asiaten in dessen Quartier.
Sulus Räume waren viel kleiner als die Gästesuite, es gab nur einen Wohnbereich, einen seperaten Schlafraum und natürlich eine Hygienezelle. Die Schwerter und Degen hingen an den Wänden und stolz nahm Sulu ein Langschwert mit blankpolierter Klinge herab. „Das ist eines meiner Lieblingsstücke. Es stammt noch aus der Ming-Dynastie.“
Rattlay pfiff leise durch die Zähne. „Das ist ja phantastisch, wie die anderen übrigens auch. Wo haben Sie die bloß alle her?“
„Die meisten habe ich auf Terra erworben, aber es ist wirklich nicht leicht dran zu kommen. Von den Originalschwertern gibt es nur noch sehr wenige und dann sind sie fast immer im Besitz irgendeines Museums. Und die Museen geben ihre Artefakte nur selten raus.“
„Verständlich“, nickte Rattlay und wog das Schwert in der Hand, das Sulu ihm reichte. Es war kürzer, die Klinge schmaler, doch der Griff war reich verziert. Vorsichtig fuhr er mit dem Daumen über die Schmiedekunst. „Handarbeit nehme ich an?“
„Ja, etwa 12. Jahrhundert. Das ist mein neuestes Stück.“
In Ratlays Augen trat ein träumerischer Ausdruck. Was dieses Schwert in Kredits, Golddublonen oder jeder anderen Währung der ihm bekannten Galaxie darstellte, wagte er sich kaum auszumalen. „Eine wunderbare Waffe.“
Sulu glaubte einen anderen Liebhaber von längst vergangenen Kampfmitteln vor sich zu haben. „Ja, das ist es. Allein die Vorstellung, wie der Stahl für die Klinge geschmiedet wurde, glühend heiß auf einem Amboß bearbeitet, von Menschenhand.“
„Wenn Sie mich nicht verraten, erzähle ich Ihnen ein Geheimnis“, sagte Rattlay in verschwörerischem Tonfall.
„Meine Lippen sind versiegelt“, versprach Sulu und wartete gespannt auf die Enthüllung.
„Auch ich sammle Waffen, meine Leidenschaft sind Stich- und Feuerwaffen vergangener Jahrhudnerte. Zu hause in meinem Apartment in San Franzisco habe ich eine echte Winchester. Außerdem mehrere Colts und Flinten. Nur bei den Stichwaffen ist meine Sammlung leider viel kleiner als die Ihre.“
„Was haben Sie denn bisher?“ fragte Sulu interessiert.
Rattlay winkte ab. „Ach, nichts, was der Rede wert wäre, eine Excalibur-Nachbildung, sehr gut gemacht zwar, aber eben nur eine Kopie.“
„Die würde ich trotzdem zu gern mal sehen. Über Excalibur grassieren so viele Legenden, daß es oft sehr unterschiedlich dargestellt wird.“
„Das ist wohl war.“ Rattlay spürte, wie er zu schwitzen begann. Excalibur war der einzige Schwertname, den er wußte, er hatte ihn irgendwann mal aufgeschnappt. „Aber gegen Ihr Samurai-Schwert hier hält es natürlich keinem Vergleich stand.“
„Ich bin auch sehr froh, daß ich es bekommen habe, war wirklich nicht leicht“, erklärte Sulu.
„Davon bin ich überzeugt.“ Rattlay seufzte wehmütig und ließ seine Augen sehnsuchtsvoll auf der Klinge ruhen. „So ein Schwert ist schon lange mein absoluter Traum.“
„Es ist der Traum eines jeden Liebhabers antiker Waffen.“
„Sagen Sie“, Rattlay senkte ein wenig die Stimme. „Sie könnten nicht zufällig so eines für mich besorgen? Wo Sie doch scheinbar so gute Kontakte haben.“
Sulu spürte Hitze aufsteigen, die guten Kontakte waren nicht immer ganz legal gewesen. Das wußte Rattlay zwar nicht, eine Überprüfung allerdings würde es rasch ans Licht bringen. „Nun, natürlich gibt es da immer mal wieder Möglichkeiten an das eine oder andere Stück zu kommen. Ich verspreche Ihnen, meine Ohren und Augen offen zu halten. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben würden...“
Rattlay winkte mit schwacher Handbewegung ab. „Ach, ich bin doch so selten zuhause, in meinem schönen, gemütlichen Apartment in San Franzisko. Vermutlich weile ich gerade auf einem weit entfernten Planeten, wenn Ihr Anruf kommt und bis ich die Nachricht bekomme, ist das Schwert sicher schon an jemand anderen verkauft.“
„Ja, stimmt, bei solchen Gelegenheiten muß man schnell sein.“
Rattlay seufzte ein weiteres mal, tief und traurig. „Dann wird es wohl ein Traum bleiben, ein solch prächtiges Samurai-Schwert zu besitzen.“
In seinen Händen spürte Sulu das Gewicht des Schwertes. Es war ein wunderschönes Stück und verschmolz beim Kampf mit seiner Hand. Deshalb hatte er sich ja auch so schnell von Pavel überreden lassen, mal eben einen kurzen Stop auf dem Sportdeck einzulegen. Normalerweise bestand Sulu immer auf Schutzkleidung, doch in der Freude über das neue Kleinod seiner Sammlung hatte er sich leicht überzeugen lassen, daß bei einem kurzen Schlagabtausch schon nichts passieren würde. Das Ergebnis hatte er dann ja gesehen, eine wertvolle Lektion für sie beide, wirklich nie wieder ohne Schutzanzug die scharfen Waffen zur Hand zu nehmen. So schlimm war es zwar nicht gewesen, McCoy hatte Pavel gut zusammen geflickt und für morgen Abend hatten sie sich bereits für die nächste Lektion verabredet, allerdings mit Stöcken, damit Pavel zuerst die richtige Abwehr von Schlägen lernte. Das Samurai-Schwert in seiner Hand, das Rattlay mit dem gleichen begierigen Blick wie er selbst betrachtete, hatte Sulu viel Zeit, Mühe und Geld gekostet. Doch Rattlay wollte es, das war eindeutig. Sulu reichte es ihm. „Hier, nehmen Sie es.“
„Etwa als Geschenk?“ Der Inspekteur klang ungläubig und seine Augen weiteten sich leicht.
Sulu zuckte ein wenig mit den Achseln und versuchte gleichgültig aus zu sehen. In Wirklichkeit tat es ihm fast körperlich weh, das Schwert ab zu geben. Auch wenn es nur leblose Gegenstände waren, so hing er doch an jedem einzelnen Stück seiner Sammlung. Und dabei ganz besonders an jenen Waffen, die schwierig zu bekommen gewesen waren. „Ja, es wäre mir eine Ehre, wenn Sie es in Ihre Sammlung aufnehmen.“
Rattlay wog das Schwert in den Händen. „Es ist ein wunderschönes Stück, aber viel zu wertvoll, als das ich es annehmen könnte. Wenn Sie mir sagen, was es gekostet hat...“
„Nicht doch, das Schwert ist ein Geschenk. Sie würden mich tief beleidigen, wenn Sie mir Geld geben.“
„Ja in diesem Fall“, Rattlay lächelte, sehr dankbar und demütig und senkte die Augen, in denen es glitzerte ( von Geldgier, nicht von Tränen, doch das wußte der nette junge Mann ihm gegenüber glücklicherweise nicht ). „Dann bedanke ich mich auf das herzlichste. Und sollte es irgendetwas geben, daß ich für Sie tun kann, lassen Sie es mich bitte wissen.“
Darauf konnte Sulu nichts antworten, denn wenn er um einen positiven Bericht bot, gab er erstens zu erkennen, daß er um Rattlays wahre Identität wußte und zweitens roch das allzu arg nach Bestechung.

Commander Spock war derjenige unter den Führungsoffizieren, der bisher am wenigsten Kontakt mit Gordon Rattlay gehabt hatte. Das änderte sich schlagartig in den frühen Abendstunden, wo er im Turbolift auf den Inspekteur traf. „Mr. Rattlay.“ Die Hände auf dem Rücken verschränkt, nickte Spock ihm zu.
„Commander, wie schön Sie zu sehen.“ Rattlay tätschelte ihm überschwenglich den Arm und Spock hob eine Braue. „Haben Sie etwa jetzt erst Dienstschluß?“
„Ja“, sagte Spock knapp und wich ein Stück zur Seite. Berührungen waren ihm immer unangenehm. Seine Freunde wußten das und achteten darauf, ihn auch nicht zufällig zu streifen. Als Berührungstelepathen nahmen Vulkanier von Menschen ( und den meisten anderen Spezies ) sofort ein emotionelles Chaos war, das ihre eigene, durch und durch logische Denkstruktur leicht ins Wanken bringen konnte. Spock hatte die Mentaltechniken allerdings so gut verinnerlicht, daß ihm Rattlays Hand nichts ausmachte. Vom geistigen gesehen jedenfalls, angenehm fand er Berührungen dennoch nicht.
Doch Rattlay schien der Kontakt selbst unangenehm zu sein und er trat sogar einen Schritt von Spock weg. „Erzählen Sie doch mal ein wenig von sich, Mr. Spock, was machen Sie so in Ihrer Freizeit.“
Eine Braue berührte den akurat geschnittenen Pony des Ersten Offiziers. „Wenn Sie auf die menschliche Schwäche für Hobbys anspielen, so muß ich Sie enttäuschen, Vulkanier pflegen derartiges nicht.“
„Aber was machen Sie denn dann, wenn Sie gerade keinen Dienst haben?“ So leicht ließ sich ein hartnäckiger Charakter wie ihn Gordon Rattlay besaß, nicht entmutigen, auch von einem kühlen Vulkanier nicht.
„Ich meditiere.“ Spock blieb einsilbig, nicht mal bewußt, denn so führte er die meisten Gespräche. Lediglich bei wissenschaftlichen Erläuterungen konnte er schier endlos ins Detail gehen.
„Meditieren, interessant, das habe ich auch mal versucht. Aber irgendwie fehlt mir dazu die Geduld.“
„Das überrascht mich nicht“, sagte Spock trocken und ging an Rattlay vorbei durch die sich öffnenden Turbolifttüren.
Rattlay spielte weiter Klette. „Vielleicht könnten Sie mir ja den einen oder anderen Trick verraten.“
„Trick?“ Spock blieb so abrupt stehen, daß Rattlay fast gegen ihn geprallt wäre.
„Ja, beim Meditieren.“
„Da gibt es keine Tricks.“ Der Erste Offizier klang noch hochmütiger als sonst. „Doch wenn es Sie so interessiert, erlaube ich Ihnen, mich zu begleiten und es zu versuchen.“
„Gerne“, freute sich Rattlay und rieb sich die Hände. „Machen Sie das eigentlich schon lange, das Meditieren meine ich.“
„Vulkanische Kinder lernen bereits sehr früh derartige Techniken“, erläuterte Spock. Er blieb stehen, bis die Tür zu seiner Kabine aufglitt. Gesichert war sie nicht, auf Vulkan gab es keine elektronische Schlösser oder andere, altmodischere Maßnahmen, weil niemand auf den Gedanken käme, in die Privatsspähre eines anderen einzudringen. So war es Gewohnheit, daß Spock auch auf der Enterprise seine Tür nicht abschloß, davon abgesehen würde kein anderes Besatzungsmitglied sein Quartier freiwillig aufsuchen.
Rattlays Enthusiasmus wurde schon nach dem ersten Schritt in die Kabine erheblich gedämpft. Keuchend schnappt er nach Luft und zerrte am Kragen seines Hemdes. Die plötzliche hohe Temperatur verbunden mit extrem niedriger Luftfeuchtigkeit raubte ihm den Atem. „Teufel noch mal, hier ist es ja heißer als in der Hölle.“
Spock betrachtete ihn mit leicht schief gelegtem Kopf. „Interessant, waren Sie denn schon mal in der Hölle, daß Sie sich ein solches Urteil anmaßen können?“
Für Sekunden war Rattlay sprachlos und starrte Spock groß an. Nahm dieser arrogante Vulkanier ihn etwa auf den Arm? Doch instinktiv wußte er, daß es besser war das Thema nicht zu vertiefen, in einem Wortgefecht mit Spock würde er unterlegen sein. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, die trocken war, denn die Schweißperlen verdunsteten sofort, wie sie aus den Poren traten. „Könnten Sie bitte die Temperatur ein wenig runter drehen, um 20° oder so?“
„Nein“, sagte Spock mitleidslos. „Ich fühle mich in diesem Klima sehr wohl. Es entspricht den Werten eines frühen Morgens auf Vulkan.“
Rattlay wollte lieber gar nicht wissen, welche Temperaturen dann mittags auf dem Wüstenplaneten herrschten. Er war noch nie auf Vulkan gewesen und verspürte keinerlei Lust auf eine Reise dorthin. Allerdings hatte er sich durchaus schon auf Planeten mit Wüstenklima befunden. Gabanius 3 beispielsweise hatte keine Jahreszeiten und durchweg über 30°, allerdings gab es Zonen, die von hochmodernen Wettersystemen so kontrolliert wurden, daß sich auch Außenweltler dort wohl fühlten. Berieselungsanlagen sorgten zudem für die Bewässerung der Pflanzen und eine angenehme Luftfeuchtigkeit. Allerdings waren diese Zonen aus Kostengründen eher dünn gesät und Rattlay hatte viele Wege durch das Wüstenklima gehen müssen. „Nun ja, für ein paar Minuten werde ich es schon aushalten.“
„Sie können jederzeit gehen“, bot Spock ihm an. Er klang dabei nicht unfreundlich, doch es war deutlich zu erkennen, daß er Rattlays Gesellschaft nicht wünschte.
Daran jedoch war Gordon Rattlay gewöhnt, es gab genug Lebewesen im Universum, die seine Gegenwart nicht schätzten und er hatte bereits eine recht stattliche Liste von Orten ( darunter ganze Planeten ), die er – zumindest in nächster Zeit – nicht mehr aufsuchen würde. „Dann werde ich mich mal setzen.“ Er trat einen weiteren Schritt in das Quartier und schaute sich um. Bei einem Vulkanier hatte er natürlich keine Ledergarnitur erwartet oder etwas äquivalentes. Diese Rasse bevorzugte zweckmäßige Gegenstände, legte keinen Wert auf formschönes Design oder sonstigen Schnickschnack. Damit, daß es in der Kabine des Ersten Offiziers aber gar keine Möbel gab, hatte Rattlay nicht gerechnet.
„Was ist denn? Eben äußerten Sie doch noch den Wunsch sich zu setzen.“
„Den verspüre ich auch jetzt noch.“ Rattlays Handbewegung schloß den gesamten Raum ein. „Nur wohin?“
„Da Sie versuchen wollten zu meditieren, wäre der Meditationsstein doch die logischste Wahl“, versetzte Spock trocken.
Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete Rattlay auf den großen, unbearbeiteten Felsen, der rechts von ihm stand. Einen ähnlichen Stein gab es noch am anderen Ende des Raumes. Das war dann aber auch schon alles an Einrichtung, zumindest in diesem Zimmer. Was dahinter lag, konnte Rattlay nicht sehen, da die Öffnung durch einen Vorhang aus schwerem dunklen Stoff verhüllt war. „Etwa da drauf?“
„Natürlich“, sagte Spock und klang, als wäre es töricht nach so einer Selbstverständlichkeit zu fragen.
Gehorsam setzte Rattlay sich auf den Stein, schielte dabei zu dem ersten Offizier rüber, der auf dem Gegenstück platz genommen hatte. Wie er es dabei schaffte so entspannt auszusehen, war Gordon Rattlay allerdings schleierhaft. Ihm selbst tat die Kehrseite schon nach weniger als einer Minute weh, denn der Stein war wirklich verdammt hart und die Oberfläche kein bißchen bearbeitet. Vermutlich hatten Vulkanier wohl eine masochistische Ader, denn von der Anatomie her konnte man das nicht bequem finden. Aber er war kein Vulkanier und die Lust herauszufinden, was sie an dem auf dem Stein sitzen so toll fanden, war ihm vergangen. „Ich merke, daß meine Konzentration zum meditieren nicht reicht.“
„Daran sollten Sie arbeiten“, versetzte Spock. In der unbeweglichen Haltung wirkte er mit seinem athletischen Körperbau fast wie eine Statue.
„Aber nicht heute.“ Rattlay stand auf und dehnte seine Gliedmaßen. Wenn er nicht aufpaßte, wurde der Aufenthalt auf der Enterprise anstrengender als ihm lieb war. Er hatte Sulu nur mit Mühe überzeugen können, daß er Waffen lediglich sammelte und von der Kampfkunst nichts verstand. Das hatte der junge Asiate ihm nicht abkaufen wollen, denn wer sich mit Waffen aus Sammlerleidenschaft auskannte, interessierte sich auch für deren Gebrauch. Sulu hätte ihn am liebsten postwendend aufs Sportdeck zu einer Runde Fechten geschleppt. Wenn er daran dachte, wie schwierig es gewesen war, den Steuermann zu überzeugen, daß ihm daran nicht gelegen war, lief ihm jetzt noch ein Schauer über den Rücken. Schutzanzug hin oder her, die Dinger hatten verteufelt scharfe Klingen und Gordon wußte nicht mal, wie der Griff richtig angefaßt wurde – von Techniken wie dem rückwärtigen Ausfallschritt gar nicht erst zu reden. „Unterhalten wir uns doch ein wenig, doch wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich dazu lieber einen gemütlicheren Ort aufsuchen – nichts gegen ihr Quartier, ein Vulkanier findet es sicher großartig, nur ich bin nunmal keiner.“
Spock verzichtete darauf, ihm mitzuteilen, daß jeder Vulkanier, der ihn hier besuchen würde, daß Quartier keinesfalls großartig finden würde, sondern angemessen. Andere Emotionen hatten Angehörige seines Volkes unter Kontrolle. „Kommen Sie mit.“
Zu seiner Überraschung ging Spock in den angrenzenden Raum, der schon eher nach Wohnung aussah. Zwar war die Temperatur gleich, doch es gab einen Tisch, Stühle, eine Couchgarnitur mit dazu passenden Tisch, ein Computerterminal, einen Replikator und in einer Nische durch einen Vorhang getrennt, das Bett. Ziergegenstände standen nicht herum, die vulkanische Harfe allerdings bot eine zwar schlichte, aber sehr ansprechende Dekoration in ihrer Halterung über der Couch. Auf den Regalen standen Bücher, echte ledergebundene Bücher, eine Seltenheit im Zeitalter von Datenchips und ein kleiner Schatz. Neugierig studierte Rattlay die Titel. Obwohl nicht sehr belesen, wußte er doch, daß es sich um Klassiker der terranischen Literatur handelte. Er stieß einen leisen Pfiff aus. „Ein Vulkanier, der Charles Dickens liest. Und hier stehen ja sogar noch Werke von Shakespeare! Tolle Sammlung, das muß ich schon zugeben. Sammeln Sie sie nur oder haben Sie die Bücher auch gelesen?“
„Ich habe diese Bücher erworben um sie zu lesen“, erklärte Spock nachdrücklich.
Rattlay nickte. „Natürlich, eine dumme Frage.“
„Allerdings“, kommentierte Spock trocken.
Rattlay überging die Bemerkung. „Noch dazu, wo ich ja selbst ein Sammler antiker Bücher bin.“
„Ach tatsächlich?“ Spock klang, als glaube er ihm kein Wort – und genauso verhielt es sich auch.
Eifrig nickte der Inspekteur. „Besonders die Epoche des 18. und 19. Jahrhunderts der Erde interessiert mich. Doch Sie wissen ja sicher selbst wie schwer es ist an solche Werke zu kommen. Mitunter hatte ich aber schon Glück und erwarb das ein oder andere.“
„Welche Titel besitzen Sie?“ erkundigte Spock sich. Seine Neugier bezog sich keineswegs auf die Bücher, sondern auf Rattlays Antwort. Für seinen Geschmack war der Inspekteur ein wenig zu sehr von sich überzeugt.
„So auswendig weiß ich die alle nicht.“ Rattlay lachte, doch es klang nicht besonders fröhlich. Er tippte sich mit dem Zeigefinger ans rechte Ohr. „Bin ja schließlich kein Vulkanier.“
„Ja“, sagte Spock lediglich und betrachtete ihn abwartend.
Falls das noch möglich war, schwitzte Rattlay noch mehr. Fieberhaft und mit doppelt rauchendem Kopf überlegte er, wie er sich aus dieser heiklen Situation manövrieren konnte. „Haben Sie ein Lieblingsbuch?“
„Vulkanier haben keine Lieblingsbücher“, erklärte Spock. Das stimmte nicht direkt, es gab durchaus Werke, die er anderen vorzog und die ihn faszinierten. Doch so wenig, wie Rattlay über sein Volk wußte, würde ihm das nicht auffallen. Spock allerdings verfolgte eine ganz andere Taktik. „Jedoch gibt es Werke, die mich beeindrucken, Moby Dick beispielsweise.“ Auf Rattlays ahnungslos-fragenden Gesichtsausdruck fügte er hinzu: „Sie wissen schon, diese Geschichte um den weißen Wal, von Charles Dickens.“
„Ja richtig.“ Rattlay schnippte mit den Fingern. „Jetzt, wo Sie es sagen, habe ich das Buch auch wieder im Kopf. Hab es schon vor Urzeiten gelesen und es hat mich ebenfalls total fasziniert, danach begann ich auch die anderen Werke von Dickens zu sammeln.“
Spock gestattete sich innerlich das Gefühl eines winzigen Triumphes. Moby Dick stammte aus der Feder von Herman Melville, was jedem, der sich auch nur ein bißchen mit irdischen Klassikern beschäftigte, bestens bekannt war. Damit bestätigte sich seine Vermutung, daß Rattlay von Büchern keine Ahnung hatte. „Dann haben Sie sicher auch Das Dschungelbuch gelesen.“
„Selbstverständlich, Dickens schreibt großartig.“
Spock schaffte, was wohl kein Mensch an seiner Stelle fertig bekommen hätte; eine völlig unbeteiligte Miene. Das Dschungelbuch galt als eines der Hauptwerke Rydiard Kiplings. Damit war endgültig klar, daß Rattlay sich nur in Szene setzen wollte. Er bemerkte, daß Rattlay eines der Bücher aus dem gut sortierten Regal gezogen hatte. Das war nun wirklich von Dickens, wie auch auf dem Einband zu lesen stand. „David Copperfield haben Sie als Sammler und Kenner der irdischen Klassiker ja sicher längst in Ihrem eigenen Schrank stehen, zumal es ja der Schlüsselroman zu seinem eigenen Schicksal ist.“
Rattlays Augen wurden traurig. „Bedauerlicherweise muß ich verneinen. In meiner bescheidenen Sammlung ist dieses Werk von Dickens dasjenige welche, was mir von diesem großartigen Mann noch fehlt.“
„In gut sortierten Antiquariaten werden Sie es sicher erwerben können.“ Spock nahm ihm das Buch aus der Hand und stellte es zurück. „Ich fand dieses hier in einem Antiquariat auf der Mars-Kolonie 3, sehr zu empfehlen jenes Geschäft, es heißt Bücher zum Anfassen. Dort sollten Sie als Sammler und Liebhaber unbedingt mal rein gehen.“
Rattlay seufzte traurig, die Augen immer noch auf das Buch geheftet. „Sie sagen das so einfach. Doch mein Beruf führt mich durch die ganze bekannte Galaxie, vermutlich wird es Jahre dauern, bis ich das nächste mal auf den Mars-Kolonien bin.“
„Sie übertreiben“, sagte Spock ruhig. „Das Starfleet Hauptquartier hat seinen Sitz in San Franzisko. Dort müssen auch Sie nach Ihren Einsätzen erscheinen, denn Ihre Vorgesetzten wollen nicht nur schriftliche Berichte. Und wenn Sie nun einwenden, daß Sie keine Zeit für einen Besuch auf den Mars-Kolonien haben, so muß ich Sie wohl nicht darüber belehren, daß die Föderation ihren Angestellten durchaus Urlaub gewährt. Auch dürfte Ihr Gehalt ausreichen, einen Flug in der gehobenen Touristenklasse zu den Mars-Kolonien zu bezahlen.“
Die Worte derartig aus dem Mund genommen zu bekommen war eine vollkommen neue Erfahrung für Gordon Rattlay. So dauerte es dann auch einige Sekunden, ehe er zu einer Antwort fähig war: „Ja natürlich, Sie haben Recht, vollkommen sogar. Es ist nur so, daß, wenn ich auf meinem geliebten Heimatplaneten in meinem gemütlichen kleinen Apartment in San Franzisko bin, möchte ich mich einfach nur erholen. Sie glauben ja gar nicht, wie stressig mein Beruf mitunter sein kann!“
„Die Aufgaben eines Inspekteurs werden Ihnen bereits vor ihrer Berufswahl geläufig gewesen sein“, sagte Spock ohne das geringste Mitgefühl.
Gordon Rattlay begriff, daß er sich an diesem Vulkanier die Zähne aus biß. Natürlich war er vorher schon Vulkaniern begegnet, sie versahen schließlich auf fast jeder Raumstation der Föderation ihren Dienst. Besonders in den wissenschaftlichen Bereichen war der Anteil vulkanischer Personen hoch. Rattlay hatte dieses Volk bisher eher uninteressant gefunden, sie waren kühl und nur auf ihre Arbeit konzentriert, was er nicht nachvollziehen konnte. So war es klar gewesen, daß er keine näheren Kontakte mit Vulkaniern gepflegt hatte. Trotz aller Kühle und Logik hatte er sie aber als sehr höflich in Erinnerung, Mr Spock aber... Nun, der schien irgendwie noch vulkanischer zu sein als andere Vulkanier, die personifizierte Logik und scheinbar frei jeder Empfindung. In ihm Mitleid zu wecken, schien unmöglich. „Also dann wird ich mal gehen, hab Sie wohl schon lange genug aufgehalten.“
„In der Tat“, sagte Spock.
Rattlay floh, japsend lehnte er sich, kaum daß die Türen sich hinter ihm geschlossen hatten, an die Wand im Flur. Der plötzliche Temperaturwechsel – schließlich war er ja länger der Hitze ausgesetzt gewesen und nun wieder in einem normalen Klima – ließ seinen Blutdruck zusätzlich Kapriolen schlagen.
Ein weibliches Besatzungsmitglied ging vorbei, lächelte ihn an und grüßte freundlich. Sie trug ein rotes Kleid, was darauf hindeutete, daß sie in der Sicherheit oder Techniksektion beschäftigt war.
Rattlay nickte nur schwach. Allmählich normalisierte sein Puls sich wieder und er überlegte, den Abend in seinem Quartier ausklingen zu lassen. Ein bißchen Ruhe würde ihm gut angedeihen, außerdem brauchte er Zeit zum nachdenken.
Darauzs aber wurde nichts, denn auf dem Gang zum Turbolift sah ihn James Kirk und eilte natürlich gleich zu ihm. „Na Gordon, wieder auf Erkundungstour?“
„Ja, Jim. Und ich kann nur erneut betonen, was für ein schönes Schiff Ihre Enterprise doch ist.“
„Dann darf ich auf einen ersten positiven Bericht hoffen?“ Kirk versuchte neutral zu klingen, schaffte es aber nicht ganz, seine Emotionen heraus zu halten. Dazu hing auch zu viel von Rattlay ab. Zwar schien er sich wohl zu fühlen und sicherlich hatte ihn vieles an Bord begeistert, doch leider hatte er auch so manches gesehen, was ihm besser nicht unter die Augen gekommen wäre. Kirk schauderte jetzt noch, wenn er an das Gespräch mit McCoy dachte.
„Aber sicher doch, Jim, da können Sie ganz beruhigt sein.“
„Wie wäre es, wenn Sie mich zum Shuttlehangar begleiten? Haben Sie Lust?“
„Gerne doch.“ Eine Ausrede um abzulehnen, fiel Rattlay auf die Schnelle nicht ein. Zwar hätte er sagen können, daß er lieber in seinem Quartier ein wenig Entspannung genießen wolle, doch das hätte Kirk nur mißtrauisch gemacht.
„Dann kommen Sie.“ Kirk schritt voran und es war deutlich, daß er stolz auf sein Schiff war. Das konnte er auch guten Gewissens sein, jedes der Shuttles war in tadellosem Zustand. Eines stach besonders hervor, es war größer als die anderen und bei der Konstruktion war nicht nur auf Funktionalität sondern auch auf Ästhetik Wert gelegt worden. „Dies ist das modernste Shuttle, das derzeit zu haben ist. Wir haben es erst letzten Monat bekommen.“
Rattlay fuhr mit der Hand über eine der Warpgondeln. „Ein wirklich schönes Stück. Wieviel bringt es?“
„Warp 6 – jedenfalls nach Aussage der Techniker. Wir hatten noch keine Gelegenheit, es zu testen.“
„Armstrong, sehr passend für ein Shuttle, wo doch Louis Armstrong der erste Mann auf dem Mond war.“
Kirk biß auf seiner Unterlippe herum, um nicht zu lachen oder gar den Inspekteur zu korrigieren. Neil Armstrong war der erste Mensch gewesen, der je seinen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt hatte. Sein Namensvetter Louis hatte zwar im gleichen Jahrhundert gelebt, seine Berufung allerdings im Trompetenspiel gefunden. „Ja, die Shuttle sind alle nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt.“
Rattlay sah sich um, sie waren allein im Hangar, was nicht verwunderlich war. Schließlich waren die kleinen Gleiter nach Kirks Aussage alle jederzeit startbereit, so daß keine Techniker an ihnen herumschrauben mußten. „Ich vermute, Ihre Crew benutzt diese Shuttle für Erkundungsflüge?“
„Ja, das ist oft der Fall. Zwar benutzen wir auch den Transporter, doch besonders wenn große Teile an Ausrüstung mitzunehmen sind, sind die Shuttles praktischer“, erklärte Kirk. Er drückte eine Taste über dem Schriftzug der Armstrong und mit einem leisen rauschen schob sich die Tür auf. „Gehen Sie ruhig rein und sehen sich um.“
Rattlay folgte der Aufforderung und stand mit dem nächsten Schritt in der Pilotenkanzel. Vorne waren zwei Sitze mit je einem Pult davor. Die verschiedenen Tasten sahen reichlich kompliziert aus. Aus der Mitte ragte eine Art Handgriff empor, an dem sich ebenfalls mehrere Knöpfe befanden. „Ist das der Steuerknüppel?“
„Ja, aber der wird nur zugeschaltet, falls Handsteuerung nötig ist.“ Kirk war ebenfalls in die Kanzel getreten und deutete nun erklärend mit der Hand auf die entsprechenden Tasten. „Normalerweise wird damit gesteuert. Und auf Befehl übernimmt das sogar der Computer.“
Rattlay merkte sich die Tasten, auf die Kirk zeigte. Er lächelte. „Wie kommt es denn, daß Sie das alles wissen? Als Captain müssen Sie doch bloß den Befehl zum Abflug geben.“
„Oh, unterschätzen Sie nicht die Ausbildung eines Starfleet-Captains“, lächelte Kirk. „Außerdem ist meine Zeit als Lieutenant noch gar nicht so lange her. Oft habe ich Landegruppen geleitet und da war es auch mal nötig, selbst zu steuern.“ Er tippte sich an die Schläfe. „Ist noch was von hängen geblieben.“
Rattlay lachte. „Entschuldigen Sie, Jim, ich hatte wohl ganz vergessen, wie jung Sie noch sind.“ Das war er wirklich, selbst auf den Frachtern hatte Gordon keine Kommandanten im Alter von James Kirk gesehen. Doch seine Mannschaft schien damit keine Probleme zu haben, Kirk wurde von allen voll als Captain respektiert und niemand stellte seine Autorität in Frage.
Kirk bemerkte, daß Rattlay immer noch auf die Konsolen sah. „Ich möchte Sie nicht weiter mit der Technik langweilen, vermutlich haben Sie durch Mr. Scott schon genug darüber erfahren.“
„Ja, Ihr Mr. Scott neigt zu sehr ausführlichen Erklärungen“, sagte Rattlay höflich. „Und für die Technik sind ja sowieso mehr die Wartungsinspekteure zuständig. Mein Job ist es, ein Auge auf die Crew zu haben.“
Daran brauchte er ihn nicht zu erinnern. „Dann sollten Sie unbedingt noch ein weiteres wichtiges Mitglied meiner Mannschaft kennenlernen.“
„Aber immer doch.“ Rattlay kletterte hinter Kirk aus dem Gleiter und ging dann neben ihm durch die Flure.
Im Transporterraum angekommen ging Kirk auf einen breitschultrigen Mitdreißiger zu, dessen rotes Haar nicht ganz mit dem Rot seines Uniformoberteils harmonierte. „Mr. Rattlay, darf ich Ihnen Chief Kyle vorstellen, unseren Transporterchef. Er sorgt dafür, daß wir in einem Stück gebeamt werden.“
Rattlay schüttelte ihm die Hand. „Freut mich.“ Kyle erwiderte die Floskel und Rattlay fiel ein irischer Akzent auf. Er hatte selbst irische Vorfahren und spürte nun einen kleinen Anflug sentimentalem Heimatgefühls.
„Captain Kirk bitte zur Brücke“, ertönte es plötzlich über die Lautsprecher.
Kirk trat zu der Sprechanlage, die auch im Transpoprterraum angebracht war und öffnete den Kanal. „Hier Kirk, was gibt´s denn so wichtiges, Lieutenant?“
„Sir, bitte kommen Sie umgehend auf die Brücke“, sagte Uhura und Kirk entging nicht der drängende Unterton in ihrer Stimme.
Er seufzte leise. „Meine Herren, die Pflicht ruft, daher muß ich mich nun bedauerlicherweise von ihnen verabschieden. Aber Sie können gern noch bleiben, gordon, Kyle erklärt ihnen bestimmt den Transporter, falls es Sie interessiert.“
„Danke, das Angebot nehme ich an.“ Zwar hatte er von technischen Erläuterungen in den letzten Tagen mehr als genug gehört, doch Kyle war ihm sympathisch. Er lehnte sich an eine der Konsolen, darauf bedacht nicht versehentlich einen Schalter zu betätigen. „Sie kommen aus Irland, stimmt´s?“
„Ja, Dublin.“ Kyle grinste und wirkte dadurch jünger. „Sie auch?“
„Nur meine Vorfahren“, erklärte Rattlay. „Genauer gesagt meine Großeltern mütterlicherseits. Aber das interessiert Sie sicher nicht.“
„Nicht doch, ich freue mich immer, einen Landsmann zu treffen. Wobei ich nicht der einzige Ire an Bord bin, einen Moment.“ Er drückte einen Knopf neben seiner linken Hand. „Kevin, Kyle hier, komm doch mal kurz in den Transporterraum.“
Keine halbe Minute verging, bis ein dunkelhaariger Lieutenant mit leichtem Dackelblick den raum betrat. Er wirkte ein bißchen schlaksig und unbeholfen, doch sein Lächeln war ehrlich. „Kevin Riley“, stellte er sich mit festem Händedruck vor.
Auch Gordon nannte seinen Namen und im Nu waren die drei in Erinnerungen an Irland vertieft. Da sie mitten im All waren, hatte der Transporterchief natürlich nichts zu tun und auch Riley schien in einer Abteilung zu arbeiten, die momentan eine ruhige Kugel schob.

Unterdessen konnte auf der Brücke von Ruhe keine Rede sein. Kirk bemerkte schon beim Eintreten die angespannte Stimmung, die fast greifbar in der Luft lag. Spock war über seine Konsole gebeugt, Uhura hielt sich einen Sender ans Ohr und selbst Sulu und Chekov, die sonst so gern zwanglos miteinander plauderten, waren still. „Was ist passiert?“
„Keine zwei Lichtjahre von unserer momentanen Position entfernt ist ein klingonischer Kampfkreuzer aufgetaucht, Raubvogelklasse“, informierte Uhura ihn mit ernster Stimme.
Kirk atmete scharf ein. Zwar waren sie nahe der neutralen Zone, befanden sich aber immer noch im Hoheitsgebiet der Föderation. Und wenn er die Daten noch richtig im Kopf hatte, betraf das auch den Umkreis von zwei Lichtjahren um die Enterprise herum. „Kontaktieren Sie das Kriegsschiff.“
„Habe ich schon versucht.“ Uhura begegnete seinem Blick. „Es antwortet nicht.“
„Versuchen Sie es weiter.“ Er wandte sich seinem Ersten Offizier zu. „Spock, wie ist der Status des Kriegsschiffes?“
„Laut den Daten, die ich bisher sammeln konnte, fliegt es mit Warp 4, die Schilde sind oben, die Waffen in Bereitschaft.“
Das war nicht ungewöhnlich, wie Kirk wußte. Anders als bei Schiffen der Föderation waren bei klingonischen Warbirds die Waffen immer feuerbereit. „Gibt es Hinweise auf weitere Schiffe im Umkreis? Sowohl klingonische als auch von unseren.“
Mit konzentriertem Gesichtsausdruck lauschte Uhura in den Weltraum. Totenstille herrschte auf der Brücke und das Klicken ihrer eigenen Konsole erschien ihr überlaut. „Negativ, Captain“, sagte sie schließlich. „Keine Schiffe zu orten.“
„Das heißt nichts, möglicherweise sind die anderen Raumer der Klingonen getarnt“, gab Kirk zu bedenken und wußte im gleichen Moment, daß er ziemlich düster klang. Doch bei Klingonen vor der Nase war Optimismus schwer. Gegen ein einzelnes Schiff der Klingonen konnte sich die Enterprise gut zur Wehr setzen, sie war mit leistungsstarken Photonentorpedos bestückt und verfügte über voll aufgeladene Phaserbatterien so wie starke Schilde. Klingonen aber hatten die Angewohnheit mit mehreren Schiffen durch den Raum zu kreuzen. „Uhura, finden Sie heraus, welche Schiffe uns am nächsten sind und eventuell zur Verstärkung kommen können.“
„Aye Captain.“ Sie zögerte einen Moment. „Soll ich einen Notruf auf Geheimfrequenz absenden?“
Kirk überlegte kurz und fühlte die angespannten Blicke, die auf ihm ruhten. Jeder auf der Brücke wußte, wie ernst die Situation war. „Damit möchte ich noch etwas warten. Bisher hat der Raubvogel keine feindlichen Absichten gezeigt.“
„Aber er ist im Hoheitsgebiet der Föderation!“ rief Chekov. Wie immer, wenn er aufgeregt war, trat sein Akzent stärker hervor. „Das allein ist doch schon fast eine Kriegserklärung.“
„Bis wir nicht wissen, was der Klingone will, werden wir nichts unternehmen, was ihn provoziert“, bestimmte Kirk und setzte sich in seinen Sessel. Er drückte eine Taste auf der Armlehne. „Kirk an Maschinenraum.“
Nach wenigen Sekunden klickte es. „Scott hier, was gibt´s denn Captain?“
„Scotty, haben die Maschinen und Schilde volle Kapazität?“
„Alles in bester Ordnung, Captain.“ Der Schotte runzelte die Stirn, da stimmte doch etwas nicht. Einen Statusbericht verlangte Kirk nicht einfach so mal zwischendurch. „Sind wir in Schwierigkeiten, Captain?“
„Das hoffe ich nicht, Scotty“, antwortete Kirk und entschied, den Chefingenieur einzuweihen. „Uhura hat einen klingonischen Raubvogel zwei Lichtjahre von uns entfernt geortet, doch seine Motive sind bisher unklar.“
Scott schnaufte. „Wollen Sie meine Theorie dazu hören? Die greifen an, wenn sie können.“
Über den schroffen Ton, mit dem er seine ehrliche Meinung geäußert hatte, mußte Kirk fast schmunzeln. „Genau das ist der Punkt, Scotty. Der Raubvogel zeigte keine feindlichen Aktivitäten.“
„Wenn er auch nur einen einzigen Phaserschuß in unsere Richtung lenkt, wird ich ihm schon einheizen!“ versprach Scott und beendete die Verbindung.
Uhura hatte inzwischen Neuigkeiten. „In einer Entfernung von 10 Lichtjahren fliegt die USS Endavor. Die USS Lincoln ist 12 Lichtjahre von unserer momentanen Position entfernt. Außerdem orte ich fünf Lichtjahre von hier einen Frachter der Föderation.“
„Kontaktieren Sie die Lincoln und die Endavor und informieren Sie sie über den Raubvogel“, befahl Kirk. Die Endavor war wie die Enterprise ein Schiff der Constitution-Klasse und verfügte, wenngleich etwas kleiner, über eine ähnliche Bewaffnung. Die Lincoln dagegen war ein reines Forschungsschiff, etwa hundert Mann Besatzung. Zwar hatte auch sie Phaserbänke, im Kampf aber keine Chance gegen die starken Waffen eines klingonischen Raumers. Frachter hatten je nach Typ unterschiedliche Phaser, doch waren die genauso wirkungslos gegen Klingonen, außerdem hatten Frachtschiffe nicht die Warpkapazität der Starfleet-.Raumer. „Und senden Sie eine Warnung an den Frachter.“
„Aye Sir.“
Kirk rieb sich nachdenklich das Kinn. „Versuchen Sie bitte nochmal den Klingonen zu erreichen.“
„Das versuche ich seit der ersten Sichtung mit einem automatischen Rufsignal alle zwei Minuten“, sagte Uhura, ohne von ihrer Konsole auf zu sehen.
Kirk lächelte, die kluge zuverlässige Uhura. Wie froh war er, sie an der Kommunikation sitzen zu haben! „Gut gemacht.“
„Danke Captain.“ Zeit sich über das Lob zu freuen hatte Uhura nicht, doch ein genauer Beobachter konnte das warme Leuchten ihrer Augen erkennen.
„Captain!“ rief Sulu plötzlich. „Der Raubvogel ändert gerade seinen Kurs. Er hält nun genau auf unsere Position zu.“
„Gelber Alarm“, wies Kirk an. „Alle Stationen sollen sich in Bereitschaft halten. Sind die Schilde oben?“
„Bei 100%“, informierte ihn Spock. „Sichtkontakt mit dem klingonischen Raumer in 1,3 Minuten.“
„Uhura, senden Sie dem Klingonen, daß er umkehren soll.“ Kirk wandte sich Spock zu. „Status des fremden Schiffes?“
„Seine Phaser sind feuerbereit, aber nicht direkt auf uns gerichtet.“
Das konnte sich sehr schnell ändern. Kirk rief den Maschinenraum. „Scotty, bereit machen auf Warp zu gehen.“
„Maschinen bereit, Sir“, bestätigte Scotty.
„Uhura, senden Sie an den klingonischen Kommandanten, daß er umkehren soll“, befahl Kirk.
„Nachricht gesendet, Sir“, sagte Uhura. „Doch er antwortet noch immer nicht und ich habe auch keine Bestätigung über ihren Erhalt.“
„Spock, kann es sein, daß mit dem Kommunikationssystem des Klingonen etwas nicht stimmt?“ wollte Kirk wissen.
Der Erste Offizier sah von seiner Konsole auf. „Negativ, Captain. Alle seine Systeme sind in Ordnung.“
„Captain, der Klingone ruft uns“, meldete Uhura.
Endlich, das Warten zerrte an seinen Nerven genauso wie an denen seiner Offiziere. Kirk stand auf und trat einen Schritt vor. „Auf den Hauptschirm.“
Das Bild der Sterne wurde abgelöst von der höckerstirnigen Visage eines klingonischen Mannes. Ungekämmtes Haar floß ihm zottig und dicht um ein kantiges Gesicht, in dem dunkle Augen unter dichten Brauen wild funkelten. Über die linke Wange zog sich eine große Narbe, an der rechten Schläfe war der Schatten eines Blutergusses zu sehen. „Hier spricht Captain Karik, Sohn des Marath, Enkel des Nerum, Erbe vom unvergesslichen Kahless.“
Die Familiengeschichte des Klingonen interessierte Kirk nicht wirklich. Er fand es auch zu anderen Gelegenheiten langweilig, wenn seine Gesprächspartner mit Geschichten über ihre Abstammung anfingen. „Ich bin James T. Kirk, Kommandant der Enterprise. Mit Ihrem jetzigen Kurs verletzen Sie das Raumgebiet der Föderation. Welche Erklärung haben Sie dafür?“
„Erklärung?“ Der Klingone lachte schallend und seine Brückencrew fiel mit tiefen Stimmen ein. Er drehte sich zu den anderen und wandte der Kamera so sein Profil zu ( was nicht viel schöner als sein Gesicht war ). „Habt ihr das gehört? Dieser unwürdige Terraner fragt nach einer Erklärung.“
Kirk wartete, bis das Lachen so weit verklungen war, daß die Klingonen ihn verstehen konnten. „Zu Ihrer Erheiterung beizutragen lag nicht in meiner Absicht. Also sagen Sie mir nun bitte den Grund für Ihr Hiersein oder drehen Sie auf der Stelle um und kehren in Ihren eigenen Raumbereich zurück.“
„Der Grund ist doch ganz einfach.“ Der Klingone grinste, was sein ohnehin häßliches Gesicht noch mehr entstellte. „Ich, Captain Karik, Sohn des Marath, Enkel des...“
„Ja ja, das sagten Sie schon“, unterbrach ihn Kirk, der sich die ganze Litanei nicht noch mal anhören wollte.
Karik schnaubte ärgerlich, zornig über diesen unwürdigen Terraner, der sein Erbe so gar nicht achtete. Dabei genügte es unter seinesgleichen schon den großen Nerum zu erwähnen, um jeden Klingonen zum Zittern zu bringen. Nun ja, fast jeden, sein direkter Vorgesetzter zitterte leider nicht, sondern erinnerte ihn höchstens daran, doch genauso ruhmreich zu werden, wie sein berühmter Vorfahr. „Verspotten Sie mich nicht, Kirk. Ich will Ihr Schiff, das ist doch klar.“
Das war Kirk schon bewußt, denn Klingonen kamen nicht einfach nur mal eben so zum freundlichen Hallo sagen in Föderationsgebiet. Und wenn sie nicht sofort das Feuer eröffneten, um das Schiff zu vernichten, lag es in ihrer Absicht, es zu kapern. Um zu verhindern, das Technologie der Starfleet in die Hände der Feinde fiel, verfügte jedes Raumschiff über eine Selbstzerstörungsfrequenz, auszulösen durch den persönlichen Code zweier hochrangiger Offiziere. Autorisiert für diese Maßnahme waren neben Kirk nur Spock, McCoy, Scotty und Uhura. Bevor er aber diesen letzten schritt tat, unternahm Kirk lieber anderes, denn zwischen den Sternen in einer gewaltigen Explosion zu verpuffen stand nicht unebdingt ganz oben auf seiner Wunschliste. „Nun, dann sehe ich ein Problem: Ich möchte Ihnen mein Schiff nicht geben.“
Diesmal lachten die Klingonen nicht, sondern richteten gespannte Blicke auf ihren Captain. In Situationen wie diesen zeigten sich die Fähigkeiten eines Kommandanten. Neben körperlicher Stärke ( die bei den häufigen Prügeleien von Vorteil war ) zeichneten sich gute Kommandanten auch durch taktisches Geschick und eine Raffinesse aus, die es ihnen erlaubte, alt zu werden und zwar auf der Brücke eines Schiffes. Karik war noch recht jung und die Dunkle Sonne sein erstes eigenes Schiff, zu dem er dank des überraschendem Verscheiden ihres vorherigen Kommandanten gekommen war. „Was Sie möchten zählt hier nicht!“ rief Karik und Überlegenheit drückte sich in seiner Haltung aus. Besonders groß war er zwar nicht, aber von massiger Gestalt und da die anderen saßen, wirkte er um so eindrucksvoller ( zumindest nahm er an, daß ihn die Terraner des Föderationsschiffes so sahen ).
„Captain Karik“, begann Kirk und fragte sich im stillen, das wievielte mal er eigentlich schon so ein Gespräch mit einem klingonen begann. Nicht selten war es kurz nach der Begrüßung zu Auseinandersetzungen gekommen, teilweise mit Phaserfeuer und teilweise mit geballten Fäusten. „Sicherlich haben Sie fähige Leute an Bord, die Instrumente ablesen können. Diesen Crewmitgliedern befehlen Sie nun, uns zu scannen. Dann werden Sie schnell selbst sehen, daß die Enterprise ihrem Schiff weit überlegen ist und ein Angriff für Sie fatale Folgen haben würde.“
Kirk hatte zu ihm wie zu einem Kind gesprochen, eine weitere Unverschämtheit, die er ihm heimzahlen würde. Er brüllte wütend, Laute, die der Universalübersetzer nicht kannte. Was auch unnötig war, handelte es sich doch um klingonische Schimpfworte und Kirk konnte sich denken, was Karik ihm gerade alles an den Hals wünschte. Der Klingone war rot vor Zorn und sah inzwischen auch rot. Am liebsten hätte er umgehend alle Waffen auf das Föderationsschiff und seinen verfluchten Captain abgefeuert, doch ein derart törichtes Verhalten würde – sollte er das Gefecht denn überleben – ihn auf der Heimatwelt das Schiff, seinen rang und mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch seinen Kopf kosten. Nein, jetzt mußte er die wenige Beherrschung, über die er verfügte, zusammen kratzen. „Lachen Sie nur, Kirk, aber ich bin es, der am Ende lachen wird, wenn Ihr Schiff mit ihnen und Ihrer Crew in einer Rauchwolke verpufft.“
„Interessant“, sagte Kirk. „eben wollten Sie uns noch entern, jetzt also sollen wir zu Staub werden.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Kirk, daß Spock mit den Lippen ein lautloses „Captain“ formte. Der Erste Ofizier warnte ihn, den Klingonen nicht zu sehr zu provozieren. Die niedrige Hemmschwelle, die Klingonen im allgemeinen besaßen – und Karik bildete da sicher keine Ausnahme – war ihm bekannt. Das Auftauchen des feindlichen Schiffes rief in Spock ohnehin Ärger hervor, eine Emotion, die er, kaum registrierte er sie, natürlich sofort unterdrückte. Es war unlogisch negatives empfinden zuzulassen, noch dazu für eine Situation, deren Herbeiführung nicht in seinem Einflußbereich lag. Dennoch hätte er sich nun lieber mit Computerdaten über Inspekteuren im Dienste der Föderation befaßt statt die Meßwerte der Kampfstärke ab zu lesen. Nun ja, der Inspekteur konnte warten, der lief nicht weg, das Klingonenschiff zwar auch nicht, doch war es – ganz den Gesetzen der Logik folgend – weitaus dringender und nicht zu vergessen auch bedrohlicher.
Kariks Lippen formten einen Schrei, der dank der guten Filter nur in normaler Lautstärke auf der Brücke der Enterprise ankam, sich dabei aber immer noch ziemlich schrecklich anhörte. „Sie wagen es einen ehrbaren Offizier der ruhmreichen klingonischen Flotte zu verspotten! Dafür wird Ihnen der Eintritt ins Stovokor verwehrt bleiben.“
Kirk sah Spock fragend an. „Der klingonische Himmel“, erklärte der Vulkanier leise. „Beziehungsweise das, was Klingonen darunter verstehen.“ Er ließ unerwähnt, daß dort Krieg und Gemetzel die Hauptbeschäftigung waren und Schmerz selbstverständlich war. Sollte Jim nähere Erklärungen der klingonischen Mythologie wünschen, konnte er ihm darüber immer noch ausführlich berichten. Auch wenn noch nicht so viel über Klingonen bekannt war, alles, was man als Nichtklingone über jene Rasse wissen konnte, wußte Spock.
Ob Klingonenparadies oder nicht, Kirk hatte nicht vor, so bald das zeitliche zu segnen. Er setzte bereits zu einer Antwort an, als Sulu sich, außerhalb des Erfassungsbereichs der Kameras, mit einem Handzeichen bemerkbar machte. Kirk ging zu seinem Pult. „Was gibt es, Mr. Sulu?“
„Sir, ich orte ein weiteres Schiff, knapp zwei Lichtjahre unserer jetzigen Position entfernt und es nähert sich, mit Warp 7.“
Das war keine normale Reisegeschwindigkeit. „Identifzierung möglich?“ wollte Kirk wissen.
„Von den Daten, die ich bisher sammeln konnte, scheint es sich um einen weiteren klingonischen Raumer zu handeln.“
„Scheint?“ Der Captain sah ihn durchdringend an.
Der Steuermann hielt seinem Blick stand. Kirks Augen blickten ernst, doch es stand keinerlei Angst in ihnen, was ihm unendlich viel Mut machte. So oft schon hatte er an Kirks Seite gegen Klingonen, Romulaner und noch schlimmere Feinde gekämpft. „Bis vor wenigen Minuten war es getarnt, daher haben die Sensoren es erst jetzt registrieren können.“
Ein zweiter Klingone, das hatte gerade noch gefehlt! Kirk unterdrückte einen Fluch. Er hätte sich denken können, daß Karik Verstärkung angefordert hatte. Außerdem flogen Klingonen meist in Formation zu mehreren Schiffen. „Suchen Sie weiter den Raum ab und halten Sie mich auf dem Laufenden.“
Auf dem Hauptbildschirm war das Bild von Karik eingefroren. Das das Warten nicht dazu beitrug den klingonischen Kommandanten friedlicher zu stimmen, war Kirk klar. Er gab Uhura ein Zeichen, die Verbindung wieder zu öffnen. Jetzt war es wichtig auf Zeit zu spielen, denn was Karik konnte, konnten sie schon längst und der Notruf hatte sicher längst andere Föderationsschiffe erreicht. „Captain Karik...“
„Lassen Sie Ihre großen Reden, Kirk“, grollte der Klingone und dann wurde der Bildschirm schwarz.
Kirk sah fragend zu Uhura. „Er hat die Verbindung beendet. Ich bekomme keinen Kontakt zu ihm“, erklärte sie, während ihre Finger weiter über die Tasten huschten.
Im nächsten Moment wurde die Brücke der Enterprise erschüttert und auf dem Wandschirm war gerade noch das Aufblitzen aus den Feuerdüsen des Klingonen sichtbar. Die Schilde des Starfleetraumers waren stark genug das Phaserfeuer abzufangen, anderenfalls hätte es nicht bloß etwas gewackelt, sondern Kirk und seine Leute hätten Gelegenheit gehabt, sich die Sterne von Angesicht zu Angesicht zu betrachten.
„Status!“ schrie Kirk über den Lärm der automatisch angesprungenen Alarmanlage hinweg. Sein Blick glitt über die einzelnen Stationen; alle saßen noch an ihren jeweiligen Plätzen.
„Schilde halten, Kapazität bei 98%“, erwiderte Spock und rief weitere Daten ab. „Keine Schäden an der Außenhülle oder anderen Sektionen, keine Verletzten.“
Wenigstens eine gute Nachricht. „Captain Karik, dies ist als ein feindlicher Akt zu bewerten und Sie werden mit Konsequenzen zu rechnen haben“, sagte Kirk und wies Uhura an, diese Nachricht zu senden.
Eine sofortige Antwort blieb aus. Dafür zeigte der Hauptschirm nun das andere Schiff, das sich in geringer Entfernung neben Kariks dunkler Sonne aufbaute.
„Jim, verdammt, was ist denn los?“ McCoy kam aus dem Turbolift gestürmt, stoppte abrupt und starrte auf den Sichtschirm. „Teufel noch mal, die sehen wie Klingonen aus.“
„Die sehen nicht nur so aus“, murmelte Kirk düster.
Der Bordarzt zuckte mit den Schultern und stellte sich, die Unterarme auf die Lehne gestützt, hinter den Kommandosessel. Das war sein bevorzugter Platz, wenn er auf der Brücke war. Er konnte Kirk so über die Schulter gucken und hatte auch alles andere genau im Blick. „Zwei Klingonen – na und? Wir haben schon gegen mächtigere Gegner gekämpft und gewonnen.“
„Captain, ich orte drei weitere Schiffe“, meldete Sulu. So ernst, wie seine Stimme dabei klang, mußte Kirk nicht fragen, welchen Typs sie waren.
„Was ist mit der Lincoln und der Endavor?“ wandte Kirk sich an Uhura.
„Bei der Endavor liegt ein Triebwerksschaden vor, sie kann nur mit Impulskraft fliegen. Die Lincoln hat mehrere Botschafter an Bord, die sie von einer Konferenz abgeholt hat und möchte daher einem Gefecht aus dem Weg gehen.“
„Schätze, diesmal sitzen wir wirklich in der Tinte“, sagte McCoy, nachdem es einige Sekunden totenstill auf der Brücke gewesen war. Er blickte zu Spock, den vulkanischen Ruhepol in allen Notsituationen. Natürlich war Spock auch jetzt bar jeder Emotion, zumindest versuchte er, diesen Anschein zu erwecken, doch McCoy gelang es, einen kurzen Blick ins Gesicht des Ersten Offiziers zu werfen und jene ernste Falte über der Stirn zeigte sich nur – das wußte der Bordarzt aus Erfahrung – wenn es wirklich brenzlig war.
„Uhura, senden Sie weiter Notrufe, irgendein anderes Schiff muß doch nah genug sein, um uns beistehen zu können.“ Kirk nahm in seinem Sessel platz und rief den Maschinenraum.
„Scott hier“, meldete sich fast sofort die rauhe Stimme des Schotten.
„Scotty, wie sieht es mit unseren Waffen aus, wäre es theoretisch möglich, gegen fünf klingonische Raumer zu bestehen?“
„Sagten Sie fünf, Captain?“ kam nach kurzem Zögern die Gegenfrage.
Ungeduldig trommelte Kirk mit seinen Fingern auf Armlehnen des Kommandosessels. „Ja, fünf klingonische Raumer, zwei davon als Raubvogelklasse identifiziert, die anderen drei vermutlich ebenso.“
Es folgten einige gemurmelte Kommentare von dem Chefingenieur, die sich – soviel war zu verstehen – auf die zweifelhafte Zeugung der klingonischen Kommandanten bezogen. „Ich will Sie ja nicht entmutigen Sir, aber bei fünf Raumern mit voller Waffenstärke sieht´s nicht so gut für uns aus.“
„Was bedeutet das genau, Scotty“, drängte Kirk.
„Nun, ein paar Treffer halten die Schilde schon aus und zurück feuern können wir allemal. Mit dem, was unser altes Mädchen in den Rohren hat, pusten wir sicher zwei der Vögel aus dem All.“ Scott atmete einmal tief durch. „Besser wäre es allerdings, wir leiten alle Energie in unseren Antrieb und drehen bei. Ist ein verflixt ungemütlicher Ort hier, mit noch unangenehmeren Nachbarn.“
„Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu, Scotty“, sagte Kirk. „Doch wir können nicht flüchten. Da ist ein Frachter ganz in unserer Nähe und wenn die Klingonen uns nicht kriegen, werden sie sich ihn vornehmen. Außerdem hat die Endavor in zehn Lichtjahren Entfernung mit einem Triebwerksschaden zu tun. Ich muß ihnen ja wohl nicht erklären, daß das für die Klingonen nur ein Katzensprung ist."
Zwei praktisch wehrlose Schiff neben sich, natürlich konnte die Enterprise die nicht sich selbst überlassen. Kein Starfleet-Offizier würde das, denn eines der obersten Gebote war zu helfen, auch, wenn dabei das eigene Leben in Gefahr geriet. „Captain, Sie können sich auf mich verlassen. Das alte Mädchen und ich werden bis zum letzten Atemzug kämpfen.“
„Das weiß ich, Mr. Scott“, sagte Kirk und murmelte so leise, daß ihn nur die hochfeinen Ohren des neben ihm stehenden Vulkaniers hören konnten: „Hoffen wir, daß es so weit nicht kommt.“

Einige Decks tiefer hatte Gordon Rattlay schon beunruhigt aufgeschaut, als schiffsweit gelber Alarm gegeben wurde. Dann wurden Kyle und Riley, mit denen er sich sehr gut unterhalten hatte, auf ihre Posten gerufen und so schnell und ernst, wie sie sich von ihm verabschiedeten, konnte er sich leicht ausrechnen, daß irgendetwas passiert sein mußte.
Die endgültige Bestätigung brachte dann eine kurze Erschütterung, nach der roter Alarm ohrenbetäubend laut durch das ganze Schiff tönte. Der kleine Nebenraum, in dem Rattlay sich noch immer allein befand, bildete da natürlich keine Ausnahme. Er ging zu dem Kasten, in dem der Lautsprecher war und studierte die Knöpfe. Er war kein sonderlich großer Experte in Sachen Elektronik, aber dieses Ding hier war einfach zu bedienen und dazu gedacht, daß jeder es bedienen konnte. Also drückte er rasch einen Knopf und konnte so hören, was auf der Brücke gesprochen wurde.
Bei dem Wort Klingonen schauderte er erstmals, bei der Meldung, daß sich weitere feindliche Schiffe näherten, erneut. Der Boden hier wurde verflucht heiß. Großes Schiff oder nicht, fünf Raubvögeln der Klingonen würde es auch mit den besten Phaserbänken nicht standhalten können. Das Klingonen sich auf Verhandlungen einließen war praktisch ausgeschlossen. Das bedeutete daher, daß Kirk sich entweder ergeben würde oder die Selbstzerstörungssequenz einleiten würde.
Ersteres war ziemlich unwahrscheinlich, denn die Technik durfte nicht in die Hände der Feinde fallen, deshalb verfügte ja jedes Schiff im Dienst der Föderation über den Mechanismus zur Selbstzerstörung. Das Raumschiffkommandanten in ausweglosen Situationen nicht davor zurückschreckten diese Vorrichtung zu nutzen, wußte Rattlay. Er hatte die Meldungen noch im Ohr, von Schiffen, die mit Captain und Crew zu Sternenstaub geworden waren, als letzter Ausweg im Gefecht im Romulanern, Klingonen oder anderen, übermächtigen Gegnern.
Gordon Rattlay war kein Soldat und er würde sich selbst nicht als besonders mutigen Mann einschätzen. Aber er verfügte über einen sehr stark ausgeprägten Überlebenswillen. Und dieser Instinkt sagte ihm, daß die Chancen auch morgen früh noch eine Tasse Kaffee genießen zu können, sehr niedrig standen, wenn er auf der Enterprise blieb. Da er sowieso nicht vorgehabt hatte, länger auf Kirks Schiff zu bleiben – und ihn dieser verdammte Vulkanier mit seinem durchdringenden Blick schon genug aus dem Gleichgewicht gebracht hatte – fiel ihm die Entscheidung nicht schwer.
Mit raschen Schritten lief er zu seinem Quartier, packte zusammen, was er mitnehmen wollte; das Samuraischwert, die Anti-Kater-Pillen, die McCoy ihm gegeben hatte, dann glitt sein Blick über die Regale, das Gästequartier war überwiegend zweckmäßig eingerichtet, zur Dekoration dienten nur ein paar billige Skulpturen und einige Bilddrucke an den Wänden. Die waren nicht wertvoll und würden nur unnötiger Ballast sein. Mit den echten Büchern im Regal sah es da schon anders aus. Rattlay schnappte sich zwei ledergebundene Exemplare, die vielversprechend schienen, packte einige Datenscheiben dazu ( konnte man schließlich immer gebrauchen ) und schulterte die Tasche. Vorsorglich hatte er die schon am ersten Abend replizieren lassen.
Er versicherte sich mit einem raschen Blick nach links und rechts, daß niemand auf dem Gang war, dann trat er ganz hinaus. Der rote Alarm heulte weiterhin und es war fast gespenstisch in dem halbdunklen Flur so ganz allein zu sein. Doch diese Gedanken verdrängte Rattlay; sie gänzlich zu vergessen fiel ihm an der Tür zu Spocks Quartier nicht schwer.
Das Vulkanier nie abschlossen, wußte er, außerdem war es ihm aufgefallen, als er mit Spock zusammen dessen Kabine betreten hatte. Er holte noch einmal tief Luft, wappnete sich gegen die Hitze und trat ein.
Flink wie ein Wiesel war er am Bücherregal, schnappte sich einige der ledergebundenen, gut erhaltenen Exemplare und nahm auf dem Weg zurück noch die vulkanische Harfe mit. So was ließ sich auch immer problemlos verkaufen, besonders auf Planeten mit vulkanischen Kolonien waren derartige Artefakte begehrt, außerdem hatte er gerade noch so viel Platz in der Tasche, daß sie gut hineinpaßte.
Sich nicht von den Alarmsirenen stören lassend, erreichte er den Shuttlehangar. Hier sollte eigentlich eine Wache stehen, doch aufgrund der Notfallsituation war der Posten nicht bemannt. Um so besser, mußte er sich keine langen Ausreden einfallen lassen.
Das Schott war nicht gesichert, er konnte einfach so reinspazieren. An der Tür der Armstrong das gleiche; keinerlei zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, ein Knopfdruck und sie war offen.
Rattlay stellte die Tasche im hinteren Bereich der Brücke ab, nahm auf dem Pilotensitz platz und studierte die Kontrollen. Fliegen konnte er, einen Flugschein hatte er zwar nie offiziell gemacht, doch er hatte sich von richtigen Piloten genug abgeschaut und ausreichend Gelegenheit zum Üben gehabt. Allerdings waren die Shuttles und Gleiter, die er damals geflogen hatte, kleiner gewesen und nicht so supermodern wie dieses.
Bei genauerem hinsehen aber erkannte er, daß sich die Armstrong nicht großartig in puncto Bedienung von anderen Shuttles unterschied. Das meiste war durch das Drücken der entsprechenden Tasten zu erledigen und die waren allesamt ausreichend beschriftet.
Sogar das Hangarschott ließ sich von der Pilotenkanzel aus öffnen. Hier hatte Rattlay mit Schwierigkeiten gerechnet, schließlich war das nicht irgendeine Tür sondern der direkte Zugang zum Weltraum. Wer da aus Versehen den Knopf für drückte, riskierte es, ins All gesogen zu werden und den Hangar mit Vakuum zu füllen.
Es erklang zwar ein Warnton und die automatische Computeransage, daß sich nun die Schotten öffneten und alle Personen, die keine Schutzanzüge trugen den Hangar verlassen sollten, doch im immer noch heulenden Rotalarm ging beides völlig unter. Außerdem war niemand in der Nähe, der es hätte hören können.
Rattlay rieb sich die Hände, dann startete er das Shuttle mit einem weiteren Knopfdruck. Sanft hob es ab, glitt aus dem Bauch der Enterprise in die Schwärze des Alls.
Rattlay warf einen Blick zurück, die Türen waren immer noch geöffnet. Nun, das konnte er jetzt auch nicht mehr ändern. Aber aufgrund der momentanen Situation würde es sicher dauern, bis der nächste in den Hangar ging. Und da bestand keine Gefahr, einfach so ins All gesogen zu werden, da die Schleusentür sich erst würde öffnen lassen, wenn die Schotten dicht waren.
Auf dem Kontrollmonitor konnte Rattlay die Position der einzelnen Schiffe genau sehen. Die Enterprise gab ihm Deckung vor den feindlichen Raumern, auch war es recht unwahrscheinlich, daß sie, sollten sie ihn bemerken, die Verfolgung aufnehmen würden. Jedenfalls nicht, solange sie die Enterprise noch vor der Nase hatten. War das Schiff zerstört, sah es natürlich anders aus und um kein weiteres Risiko einzugehen schaltete Rattlay auf Maximalgeschwindigkeit.

Die Klingonen bemerkten den kleinen Gleiter nicht, wohl aber die aufmerksamen Offiziere auf der Brücke der Enterprise. Chekov hatte die Anzeigen seit Auftauchen des ersten Klingonenschiffes keine Sekunde aus den Augen gelassen. „Captain, hinter uns ist ein Shuttle.“
„Was?“ fragte Kirk ungläubig. Wenn sich ein weiteres Schiff und sei es auch noch ein so kleines genähert hätte, hätten ihn seine Offiziere doch sofort informiert. Und nicht erst, wenn es zum greifen nah war. „Identifizierung?“
Es dauerte einige Sekunden, bis Chekov antwortete und dabei sah er seinen Captain ziemlich ratlos an. „Starfleet-Typ, Kennnummer 154, USS Armstrong.“
„Das ist unser Shuttle!“ Ein eiskalter Schauer floss Kirk über den Rücken. Spock, verdammt, er hatte es wieder getan! Riskierte sein Leben, um die Enterprise und ihre Crew zu retten, in dem er mit einem Shuttle ( einem Shuttle, das mußte man sich mal vor Augen führen, ein Shuttle gegen fünf klingonische Schiffe! ) den Klingonen entgegen flog, in der Absicht ihnen einer Fliege gleich vor der Nase zu tanzen.
„Ja, das ist eindeutig die Armstrong aus dem Shuttlehangar der Enterprise“, erklang eine sonore dunkle Stimme hinter Kirk.
Er wirbelte herum. „Spock.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Der Vulkanier, gut darin im Gesicht seines Freundes zu lesen, wußte genau, welche Gedanken Kirk gehabt hatte. Er hob eine Braue und neigte den Kopf ganz leicht zur Seite. „Da ich hier bin und Sie ebenfalls, Captain, bleibt die Frage, wer die Armstrong fliegt.“
„Pille“, murmelte Kirk und erneut griff eine kalte Hand nach seinem Herz. Der Bordarzt hatte nach dem Phaserschuß die Brücke verlassen und war in die Krankenstation gegangen, um auf eventuelle Verletzte vorbereitet zu sein. „Kirk an Krankenstation.“
„Ja Jim, gibt´s was neues bei euch da oben zu berichten?“ erklang McCoys Stimme mit dem leichten Südstaatenakzent.
„Das kann ich noch nicht so genau sagen.“ Ohne weitere Erklärungen schaltete Kirk die Verbindung ab. Er war erleichtert, daß McCoy an Bord war, aber die Frage, wer die Armstrong flog, stand noch immer offen. „Uhura, kontaktieren Sie das Shuttle.“
„Bin schon dabei, Captain“, antwortete sie. „Aber wer auch immer es fliegt, er oder sie reagiert nicht auf meine Rufe.“
Oder kann nicht reagieren, dachte Kirk. Dann aber fiel ihm ein, daß das eher unwahrscheinlich war, denn wer nicht auf Kommunikationssignale antworten konnte, konnte auch nicht fliegen. Also wollte die Person im Kommandosessel der Armstrong nicht antworten, vermutlich aus der berechtigten Angst heraus, sofort zurück gepfiffen zu werden. Denn da hätte Kirk keine Sekunde gezögert, schließlich war es reiner Selbstmord sich mit solch einem kleinen Gleiter fünf Raubvögeln entgegen zu stellen.
„Mit den Kommunikationssystemen der Armstrong ist alles in Ordnung, sie empfängt unsere Rufe auf jeden Fall“, meldete Spock und bestätigte damit Kirks Vermutung.
Auf dem Wandschirm konnte die Brückencrew den Kurs des Shuttles genau verfolgen. Und mit nicht wenig Erstaunen sahen sie, daß der Pilot gar nicht daran dachte, in Richtung der Klingonen zu fliegen. Nein, erst hielt er sich im Schatten der Enterprise und drehte dann mit Maximalgeschwindigkeit ab – in genau entgegengesetzter Richtung von den Kriegsschiffen.
„Kein Starfleetoffizier würde einfach so feige davon laufen, beziehungsweise davon fliegen“, sprach Uhura aus, was allen durch den Kopf ging. Und für den Fall einer aussichtslosen Situation, in der das Schiff gesprengt wurde, waren die Notfallkapseln vorgesehen, in denen je zwei Personen Platz hatten. Aber die wurden nur auf Befehl des Captains ausgeschleust.
Bevor sich Kirk oder einer der anderen weitere Gedanken machen konnte, wurde die Enterprise erneut getroffen. Sekunden später flackerte Kariks Gesicht über dem Bildschirm auf. „Das war nur die erste Warnung, Kirk, als nächstes feuere ich eine Ladung Photonentorpedos ab.“
Kirk blickte fragend zu Spock. „Er meint es ernst“, sagte der Vulkanier. „Seine Waffen sind scharf und direkt auf uns gerichtet.“
„Captain, die anderen drei Schiffe sind nun heran, sie kreisen uns ein“, meldete Chekov.
Kirk wußte, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren, die Offiziere erwarteten seine Befehle und waren bereit, jede seiner Entscheidungen zu akzeptieren, sogar wenn es den Tod bedeutete. Diese Loyalität hätte der Bürohengst Rattlay mal mitbekommen sollen! Da fiel ihm ein, wo war der Inspekteur überhaupt? Egal, Priorität hatten die Klingonen, um Rattlay konnte er sich später immer noch kümmern, vorausgesetzt, es gab ein später... „Kirk an Maschinenraum, Scotty, machen Sie unsere Photonentorpedos bereit zum Abfeuern.“
„Sind schon längst bereit, Captain“, kam die prompte Erwiderung des Schotten.
„Mr. Sulu, Ziel erfassen.“ Kirk nickte dem Asiaten zu. „Feuer!“
Im Abstand von wenigen Sekunden flogen die Bomben ähnlichen Geschosse durchs All. Der erste Torpedo prallte an den Schilden ab, der zweite ließ sie sichtbar flackern. Nummer drei schlug voll ein, vier ebenfalls, auch wenn das schon unnötig gewesen wäre, da das Klingonenschiff bereits bei dem dritten Treffer auseinander barst.
„Kirk, dafür werden Sie bezahlen!“ brüllte Karik mit vor Wut verzerrtem Gesicht.
„Fragt sich, wer hier bezahlt“, antwortete Kirk. „Feuer.“
Diesmal hatte Sulu Kariks Schiff ins Visier genommen, doch auch der Waffenoffizier der dunklen Sonne feuerte. Die Photonentorpedos klingonischer Bauart unterschieden sich nicht groß von denen der Enterprise. Sie waren auch etwa gleich schnell und da beide gleichzeitig abgefeuert wurden, trafen sie in der Mitte zusammen. Das Ergebnis war eine immense Druckwelle, die nicht nur die Enterprise, sondern auch die verbliebenen vier Klingonenschiffe erfaßte und wie Spielzeuge durchs All wirbelte.
Geistesgegenwärtig klammerte Kirk sich am Kommandosessel fest. Sekunden wurden zu kleinen Ewigkeiten, dann schlingerte das Schiff nur noch ein wenig und endlich zündeten die Bremsraketen, so daß es ganz zum Stillstand kam.
Sulu lag wie eine Schildkröte auf dem Rücken und spannte vorsichtig jeden Muskel an. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und sah in Pavels jungenhaftes Gesicht. „Bist du in Ordnung?“
„Ich glaube ja“, erwiderte der Russe, der genauso auf dem Boden gelandet war und sich nun aufrichtete. „Und du?“
Sulu war bereits auf den Beinen, reichte ihm die Hand und zog ihn hoch. „Mir ist auch nichts passiert.“
Kirk stand ebenfalls schon wieder senkrecht. „Status?“
„Wir leben noch“, gab Chekov Auskunft und Sulu neben ihm nickte zustimmend. Beide sahen ein bißchen zerstaust aus und ihre sonst immer peinlich glatten Uniformshirts wirkten zerknittert.
Uhura rief bereits Berichte von den anderen Decks ab, schüttelte gleichzeitig ihr Haar nach hinten. Die Hochsteckfrisur hatte die wilde Reise nicht überstanden und dicke schwarze Strähnen fielen ihr immer wieder ins Gesicht. „Keine Toten, lediglich ein paar Leichtverletzte.“
Das war wenigstens eine gute Nachricht. „Wie sieht es mit der Enterprise aus?“
Uhura legte die Schaltung so, daß Scott direkt mit dem Captain sprechen konnte. „Wir haben noch mal Glück gehabt, Sir. Der Antrieb ist intakt geblieben, aber die Phaserbänke haben was abbekommen.“
„Wie lange brauchen Sie für die Reparatur“, wollte Kirk wissen.
„Das geht hier gar nicht, für die Ersatzteile müssen wir eine Starbase anfliegen“, gab ihm Scott Auskunft.
Kirk nickte Uhura zu, den Kanal wieder zu schließen. „Spock, unsere genaue Position? Und was ist mit den Klingonen passiert?“
„Die sind ebenfalls von der Druckwelle durchs All geschleudert worden. Aber sie formieren sich bereits wieder und versuchen, uns ein zu kreisen.“
Mit funktionstüchtigen Waffen war ihre Lage schon mies genug gewesen, aber ohne eine richtige Verteidigung war es nahezu aussichtslos. „Uhura, wie sieht es mit anderen Schiffen aus? Inzwischen muß doch unser Notruf mehrere erreicht haben.“
„Die Lexington und die Malienche sind auf dem Weg zu uns, doch es wird noch knapp zwei Stunden dauern, bis sie in Feuerreichweite sind.“
Bei vier Klingonenschiffen waren selbst zwanzig Minuten zu lang. Es sei denn, die Klingonen hatten ebenfalls bei der Druckwelle und der unfreiwilligen Karussellfahrt was abbekommen. Kirk wandte sich seinen Ersten Offizier: „Status der Klingonenschiffe?“
„Bei zweien liegen geringfügige Schäden an den Triebwerken vor. Doch ihre Waffen erwecken den Anschein, funktionsfähig zu sein.“
Ob das wirklich so war, wollte Kirk lieber nicht ausprobieren. „Was ist mit der Kommunikation?“
„Die müßte bei allen Schiffen funktionieren“, gab Spock Auskunft.
„Captain“, meldete sich Uhura zu Wort. „In weniger als einem Lichtjahr Entfernung von unserer derzeitigen Position ist ein Frachter.“
Der Frachter, den hatte er ganz vergessen gehabt. Natürlich hatte der auch den Notruf empfangen, doch so ein Frachtschiff hatte eben nicht die Warpkapazität eines Raumers der Constitution-Klasse. Dennoch hätte er eigentlich schon weiter weg sein müssen, außer der Captain des Transporters ging davon aus, daß sein Schiff und die Fracht so uninteressant war, daß ihn niemand angriff. Oder er hatte Probleme mit dem Triebwerk.

Gordon Rattlay war noch zu angespannt, um den Flug zu genießen und behielt die Anzeigen genau im Auge. Die Schiffe hinter ihm waren miteinander beschäftigt, vor ihm lag leerer Raum. Dann aber tauchte überraschend ein anderes Schiff aus. Nun, so urplötzlich kam es eigentlich nicht, der Frachter war die ganze zeit schon da gewesen, Rattlay hatte dem kleinen Punkt auf dem Bildschirm nur keine Beachtung geschenkt, da er sich voll auf die Enterprise und die Klingonenschiffe konzentriert gehabt hatte.
Eine Lampe blinkte auf, das Signal, daß das andere Schiff einen Kontakt aufnehmen wollte. Rattlay überlegte fieberhaft, der Frachter war gut dreimal so groß wie die Armstrong, doch für Schnelligkeit waren solche Transporter nicht bekannt. Sollte der fremde Captain also beschließen, auf ihn zu feuern, würde er das Weite suchen. Doch möglicherweise ließ sich ja mit ihm reden. „Hier ist die USS Armstrong unter dem Kommando von Captain Gordon Rattlay.“ Wenn er ganz großes pech hatte, war an Bord des Frachters eine Starfleet-Mannschaft, die ziemlich schnell merken würde, daß er weder Captain noch dies sein Schiff war.
Auf dem kleinen Bildschirm erschien das schnurrbärtige Gesicht eines Mannes in mittleren Jahren. „Ein tolles Schiff. Wem hast du denn das geklaut?“
Rattlay kniff die Augen und in das Erkennen mischte sich unendliche Erleichterung „Harry, bist du das wirklich?“
„In voller Lebensgröße und alter Frische!“ Harold Fenton Mudd strahlte über das ganze Gesicht. „Komm an Bord und dann erzähl mir, was dich hierher verschlagen hat. Dein Schiff nehmen wir in Schlepptau oder willst du es etwa zurück lassen?“
„Ich docke an.“ Rasch drückte er die wenigen tasten, die dafür nötig waren und keine zwei Minuten später stand er hinter der Schleusentür dem ehemaligen zellengenossen gegenüber.
Mudd umarmte ihn herzlich und grob. „Wie lange ist Jujumba jetzt her?“
Rattlay dachte ungern an die Zeit in der Strafkolonie zurück, zwar war es ein Gefängnis der Föderation gewesen, was bedeutete, daß die Haftbedingungen ( das Essen war in Ordnung, man mußte nicht um sein Leben fürchten und die Zellen boten einigermaßen Komfort ) erträglich gewesen waren, doch es blieb immer noch ein Gefängnis. „Sechs Jahre? Oder sind es etwa schon sieben?“
„Ach, ist ja auch egal. Freut mich wirklich, dich wieder zu sehen, gut schaust du aus. Aber nun erzähl, was du in diesem Sektor so treibst.“ Natürlich war ihm sofort die Tasche aufgefallen, die Rattlay mit an Bord genommen hatte und aus der die vulkanische Harfe heraus schaute. Und das der Kumpel unter die Musikliebhaber gegangen war, hielt Mudd für unwahrscheinlich.
Gern kam Rattlay der Aufforderung nach und rasch stellten sie fest, daß sie in Kirk einen gemeinsamen Bekannten hatten. Seine jüngsten Probleme mit der Justiz verdankte Mudd demselben, wie er freimütig erzählte. Es gab wirklich viel zu berichten und wäre nicht die plötzliche Schockwelle gekommen, hätten die beiden Männer noch länger gemütlich beieinander gesessen, den Frachter auf Computerschaltung und eine Tasse Kaffee mit einem guten Tropfen drin vor sich.
Jene Schockwelle aber traf auch den Frachter, nicht so stark zwar, wie sie die Enterprise und die Klingonen erfaßt hatte., doch es reichte, Mudd und Rattlay von ihren Sesseln zu reißen. Die Tassen flogen herum und instinktiv hechteten die alten Freunde unter den Tisch.
„Was ist denn nun los?“ fragte Rattlay und umklammerte vorsichtshalber ein Tischbein.
„Das hatte fast den Anschein, als hätte jemand auf uns gefeuert.“ Mudd steckte den Kopf so weit hervor, daß er zum Wandschirm sehen konnte. „Da sind andere Schiffe. Der Größe nach müßte eines davon die Enterprise sein. Aber das sieht Kirk gar nicht ähnlich, der feuert doch nicht einfach so ohne Vorwarnung.“
Da das Schiff wieder ruhig im All hing, wagten sie es, unter ihrer Deckung hervor zu kommen. Rattlay blickte neben Mudd auf die Anzeigen. „Das sind bestimmt die Klingonen, mit denen die Enterprise sich angelegt hat.“
„Kjlingonen? Mit denen will ich nichts zu tun haben.“
„Klingt, als hättest du dich bei denen unbeliebt gemacht“, meinte Rattlay grinsend und wußte im gleichen Moment, daß er damit voll ins Schwarze getroffen hatte. Wundern tat es ihn nicht, noch dazu, wo Klingonen doch als so nachtragend bekannt waren.
„War eine dumme Geschichte, erzähl ich dir später.“ Mudd rief einige Daten ab und schauderte. Vier Klingonenschiffe! Dazwischen zwar die Enterprise, aber er war nicht ganz sicher, auf welcher Seite Kirk stehen würde, wenn die Klingonen beschlossen, ihn an zu greifen.
„Können wir denn nicht fliehen?“ schlug Rattlay vor.
„Der Antrieb dieses Schiffes ist zwar getunet, aber mehr als Warp 5 bringt er auch nicht - und das nur für kurze Zeit.“
Mudd mußte ihm nicht erklären, daß klingonische Raubvögel mehr Warppotential hatten. Die Armstrong war zwar schneller, aber auch nicht schnell genug. „Wie sieht es mit Waffen aus?“
„Vergiß es.“ Mudd deutete auf die wenigen Knöpfe, die die Standardbewaffnung steuerten. Damit konnten sie nicht mal ein einzelnes Klingonenschiff aus dem All pusten, geschweige denn vier.
Nachdenklich rieb Rattlay sich das Kinn. „Was hast du denn an Fracht geladen? Vielleicht ist da ja was dabei, womit wir die Klingonen überzeugen können.“
Doch Mudd schüttelte sofort den Kopf. „Die Klingonen wollen mich, ob tot oder lebend. Wenn die erfahren, daß ich diesen Frachter steuere...“
Da hatte er sich wohl wirklich sehr unbeliebt beim Imperium gemacht. Rattlay war schon gespannt auf die Geschichte, die da hinter steckte. Aber das hatte Zeit bis später. Er deutete auf eine hektisch blinkende Lampe. „Da will ein Schiff Kontakt zu uns aufnehmen.“
Im Reden war Harold Fenton Mudd schon immer gut gewesen, er besaß eine große Überzeugungskraft. Andernfalls hätte er es auch nicht geschafft, Tribbles an Klingonen zu verkaufen, was diese ihm dann ziemlich schnell sehr übel genommen hatten. Bei den Richtern hatte seine Kunst auch nichts genützt, für die Sache mit dem Ehefrauenhandel und dieser unliebsamen Geschichte mit den Robotern waren ihm mehrere Jahre aufgebrummt worden. Die waren noch nicht abgesessen, da er eine günstige Gelegenheit zur Flucht genutzt hatte. Für den Diebstahl des Frachters kämen dann vermutlich noch ein paar Jährchen hinzu, jedenfalls sofern es der Justiz gelang, ihm nach zu weisen, daß das Schiff geklaut war, er würde aussagen, daß er es gefunden hatte und dachte, daß es niemandem gehörte, schließlich war es ja nicht mehr ganz neu. „Hier ist der Frachter Sternengold, unter dem Kommando von Captain Mudd, wir verfolgen keinerlei feindliche Absichten.“
Auf dem Sichtschirm erschien das Abbild der Brücke der Enterprise, im Fokus James Kirk. „Harry Mudd“, brachte er nach einer Sekunde, in der er sich grenzenlosem erstaunen hingab, hervor. Das Erstaunen galt allerdings weniger dem altbekannten Schurken als vielmehr dem vermeindlichen Inspekteur, der neben Mudd gut sichtbar in die Erfassungskamera schaute.
„Und Inspekteur Rattlay.“ Spock zog eine Braue hoch und hatte den Titel besonders betont.
Mudd schaute von Rattlay zu Kirk auf dem Sichtschirm. „Was hast du denen weis gemacht? Inspekteur?“
Kirk wußte nicht, was ihn mehr ärgerte; Mudds Belustigung, der sich vor Lachen auf die Schenkel schlug oder die Tatsache, auf einen Betrüger herein gefallen zu sein. Denn das Gordon Rattlay nicht im Dienste der Föderation stand, war ihm jetzt klar. Er raffte seine Beherrschung zusammen und bewahrte Haltung. „Darüber werden wir später noch sprechen, wie auch über Ihren Diebstahl der Armstrong. Sicher werden Sie bemerkt haben, daß wir nicht allein sind. Die vier Raubvögel da haben es auf uns ab gesehen und wenn die Klingonen erfahren, daß sie Sie kriegen können, werden sie sich sicher freuen.“
„Sie werden den klingonen doch wohl nicht etwa sagen, daß ich hier an Bord bin?“ Schlagartig war jede Heiterkeit aus Mudds Gesicht gewischt.
Nach allem was sich Mudd und Rattlay, der wie es schien sein alter Kumpel war, geleistet hatten, verspürte Kirk große Lust dazu. Doch erstens ging das gegen seine Ehre als Offizier und aufrechter Mann und zweitens würde es ihnen keine Gnade seitens der Klingonen einbringen. Die würden erst den Frachter in die Luft jagen und sich dann die Enterprise vornehmen. Unternahm er nichts, war die Reihenfolge anders herum, doch das war Mudd sicher ebenfalls klar. „Aufgrund der Ausnahmesituation schlage ich vor, daß wir zusammen arbeiten. Über welche Bewaffnung verfügt ihr Schiff?“
„Jim – ich darf Sie doch noch Jim nennen – Sie wissen doch selbst, daß dies nur ein Frachter ist“, entgegnete Mudd, dem die Erleichterung deutlich an zu sehen war. „Mit den kleinen Phaserkanonen kratze ich nicht mal die Außenhülle der Raubvögel an und Photonentorpesdos habe ich gar keine.“
„Ja, ich weiß, daß das nur ein Frachter ist“, sagte Kirk. „Aber ich kenne Sie, Harry. Und es würde mich nicht wundern, wenn Sie einiges an illegalen Waffen an Bord hätten.“
„Jim, wofür halten Sie mich denn?“ Mudd tat empört und schaute unschuldig-traurig drein.
Da hätte Kirk ihm liebend gern eine entsprechende Antwort drauf gegeben, verkniff sie sich aber. „Und was ist mit Ihrer Fracht? Was transportieren Sie?“
„Meine Frachträume sind leer“, sagte Mudd sofort.
„Sie lügen.“ Spock trat ruhig neben seinen Captain. „Mit meinen Sensoren konnte ich genau orten, daß sie gefüllt sind.“
„Da ist nichts von Bedeutung drin!“ rief Mudd. „Ehrlich Jim, sagen Sie ihrem Vulkanier, daß er nicht weiter scannen muß.“
Spock hatte gar nicht gescannt, was Mudd aufgefallen wäre, wenn er auf ihn geachtet hätte statt mit Kirk zu plaudern. Der Captain wußte das ebenfalls. „Dann sagen sie uns, was Sie geladen haben.“
„Nur eine Nebelmaschine.“ Mudd breitete die Hände mit den Handflächen nach oben aus. „Ehrlich Captain, es ist nichts weiter als nur eine große Nebelmaschine, für Effekte bei Parties und besonderen Anlässen. Sie wissen schon, dieser bunte Nebel. Funktioniert sogar im All.“
„Captain.“ Spock kam ein Geistesblitz, nicht selten bei ihm.
Kirk nickte ihm zu. „Ich denke genau das gleiche wie Sie, Spock. Eine Nebelmaschine, die im All funktioniert.“
Mudd allerdings konnte den Gedankensprüngen nicht folgen. Etwas unsicher schaute er aus seinem nicht mehr ganz sauberen Hemdkragen. „Was haben Sie vor?“
„Die Nebelmaschine wird uns zur Flucht verhelfen. Mit den entsprechenden Einstellungen dürfte sie genügend Nebel erzeugen, um die Klingonen zu verwirren. Der Antrieb der Enterprise ist in Ordnung und in Kürze werden andere Starfleetschiffe eintreffen, doch bis dahin machen wir uns aus dem Staub“, erklärte Kirk.
Nun glaubte Mudd Oberwasser zu haben. Er grinste über das ganze Gesicht. „Aber nur, wenn ich Ihnen meine Nebelmaschine gebe.“
Kirk lächelte lieb. „Das werden Sie ganz bestimmt. Andernfalls pusten die Klingonen Sie ganz schnell aus dem All. Dann wird aus Sternengold Sternenstaub.“
Dieses Argument war sehr überzeugend. „Na gut, Sie können die Maschine haben, aber was ist mit Gordon und mir? Wollen Sie uns etwa schutzlos zurück lassen.“
„Nein, Sie beiden können in eine schöne Zelle auf der Enterprise ziehen. Einzeln oder gemeinsam, ganz wie es Ihnen beliebt“, offerierte Kirk den Schurken.
„Und unser Frachter?“
„Den nehmen wir in Schlepptau.“ Kirk hatte während des Gesprächs bereits Spock ein Zeichen zu geben zu handeln. Zusammen mit Scott hatte er die Koordinaten ermittelt, für Sekundenbruchteile die Schilde gesenkt und die Nebelmaschine in den Maschinenraum der Enterprise gebeamt. Dort war man nun hektisch damit beschäftigt, sie an zu schließen, damit die Antriebsdüsen von Kirks Schiff bunte Wolken produzieren konnten.
Doch bevor Kirk den Befehl geben konnte die beiden rüber zu beamen, wurde die Enterprise getroffen. Die Brücke erbebte und Kirk klammerte sich an den Armlehnen seines Sessels fest. Auch Spock hatte zu kämpfen das Gleichgewicht zu halten. „Schilde stabil“, meldete er. „Wir konnten sie gerade noch hoch fahren, aber ich würde dringend davon abraten, sie erneut zu senken.“
Ohne gesenkte Schilde kein beamen. Das wußte auch Mudd und lieber als tot wäre er in einer Zelle auf der Enterprise. „Captain Kirk, das ist ehrlos, wie Sie uns im Stich lassen.“
Jim seufzte lautlos. „Wir lassen Sie doch gar nicht im Stich. Wenn Sie auf Ihre Geräte gucken würden, würden Sie sehen, daß wir Ihren Frachter längst mit dem Traktorstrahl im Schlepptau haben.“
Mudds Antwort – sofern er denn eine gab – ging in den ahs und ohs der Crew unter, die den bunten Nebel bewunderte, der auf dem Hauptschirm zu sehen war. Innerhalb von Sekunden war die Enterprise mitsamt ihrem Anhang in rosa, blaue und violette Wolken eingehüllt. Neue Farbabstufungen kamen laufend dazu.
Scott gab vollen Schub und unter den staunenden – und recht schnell zornigen – Blicken der vier Klingonencrews düste die Enterprise davon, nicht zu orten und somit auch nicht zu treffen.
Im sicheren Raumgebiet atmete Kirk erleichtert auf. Das war verdammt knapp gewesen. „Gut gemacht“, lobte er seine Leute.
Gelbe Wollen kamen noch immer aus den Düsen und faszinierten die Anwesenden. Uhura hielt für einen Moment in ihrer Tätigkeit inne. Sie blickte zu Kirk. „Eigentlich müssen wir Mr. Mudd dankbar sein. Immerhin wären wir ohne seine Nebelmaschine jetzt selbst Nebel.“
„Ja, Sie haben recht, so wenig mir der Gedanke von Harry Mudd als Held auch gefällt“, meinte Kirk mit einem gequälten Lächeln. Die Situation hatte durchaus was amüsantes. „Ich werde es beim Richterspruch erwähnen. Aber nun reicht der Nebel. Scotty, hören Sie mich?“
„Klar und deutlich, Sir.“
„Schalten Sie die Nebelmaschine ab. Und senken Sie die Schilde, damit wir unsere beiden Schurken endlich in eine Zelle bekommen.“
Einen Moment war es still, dann drang wieder Mr. Scotts Stimme aus dem Intercom: „Mr. Spock soll mir die Koordinaten geben.“
Der Vulkanier drückte einige Tasten und schaute dann auf. „Das ist nicht möglich.“
„Was soll das heißen?“ wollte Kirk wissen. Hatte der Transporter etwa doch was abbekommen? Nun ja, sie waren in sicherem gebiet, in einigen Stunden würden sie die nächste Raumbasis erreichen, dann blieb der Frachter eben solange im Schlepptau.
„Sie sind nicht mehr da“, sagte Spock ruhig.
Wie von der Tarantel gestochen sprang Kirk auf und war mit einem Satz neben Spock. Er starrte auf die Anzeigen, sah leeres All um sich herum. Halt, da war was. „Und was ist das?“
„Das Shuttle Armstrong, doch es sind keine Lebenszeichen an Bord.“
„Der Frachter Sternengold?“
„Ich orte ihn in drei Lichtjahren Entfernung, wünschen Sie, daß wir die Verfolgung aufnehmen?“
Kirk seufzte. „Nein, Kurs auf die nächste Starbase und sagen Sie Scotty, daß er die Armstrong rein holen soll.“

Gordon Rattlay war zusammen mit Mudd entkommen. Was er noch alles mitgenommen hatte, stellten Kirk und seine Führungsoffiziere in den nächsten Stunden fest. Die Krisensitzung war unvermeidlich. Und mit jedem teil, das Rattlay gestohlen hatte, steigerte sich Kirks Wut. „Wie zum Teufel konnte es geschehen, daß ein Betrüger sich als Starfleet-Inspekteur ausgibt, tagelang an Bord lebt und es niemandem auffällt?“
Niemand wagte zu sprechen und alle hatten die Augen auf den Tisch gerichtet. Einzig Spock betrachtete mit vor der Brust verschränkten Armen nacheinander die Anwesenden. „Mir fielen einige Ungereimtheiten auf und daher wollte ich Rattlay überprüfen.“
„Und warum haben Sie es dann nicht getan?“ fauchte Kirk ihn an.
„Gerade, als ich Zugang zu dem Bibliothekscomputer bekam, tauchte das erste Klingonenschiff auf“, erklärte der Vulkanier.
Kirk hatte sich von Uhura genau erzählen lassen, wo sie Rattlay gefunden hatte und schüttelte nun den Kopf. „Wieso haben sie denn nicht im Büro des Stationskommandanten nachgefragt, ob er auch wirklich der echte Inspekteur ist?“
„Bitte Captain, wie hätte das denn ausgesehen?“ empörte sich Uhura.
„Ja ja, richtig. Hätte ja auch niemand geglaubt, daß einer so derartig dreist ist wie Gordon Rattlay. Ist das überhaupt sein richtiger Name?“
„Ja, aber er hatte zwischenzeitlich auch Pseudonyme, auf Rigel 4 kennt – und sucht – man ihn als Jack Twostep, wegen Betrug. Die Regierung von Argelius würde ihn gern in einer Zelle sehen, ebenfalls wegen Betrug, dort gab er sich als Verwandter des Königs aus und lebte drei Wochen auf Kosten der Königsfamilie. Die Oberhäupter von Rugas suchen ihn wegen Diebstahl; die...“
„Das reicht, Mr. Spock“, beendete Kirk die Auflistung. Er fuhr sich durch die Haare. „Und das schlimmste ist, wir haben die Inspektion immer noch vor uns. Der echte Inspekteur hatte sich aufgrund seines vorherigen Auftrags verspätet, so daß wir ihn auf Starbase 37 knapp verpaßten. Übermorgen aber erwartet er uns auf Starbase 23.“
Uhura fühlte Kirks Blick auf sich ruhen. „Oh nein, Captain, diesmal nicht mit mir.“
„Aber Sie kennen ihn doch gar nicht“, wandte Kirk ein.
Doch Uhura war schon aufgestanden. „Nein, nein und noch mal nein. Eher quittiere ich den Dienst.“
Kirk sah ihr nach, sah erstaunt, wie Chekov, Sulu und Scotty ihrem Beispiel folgten. „Spock, was ist mit Ihnen?“
„Ich würde mich nie einem Ihrer Befehle wiedersetzen“, antwortete der Vulkanier. „Doch wenn Sie nun erwägen, daß ich der richtige für den Inspekteur bin, so muß ich Sie bitten, Ihre Wahl noch einmal zu überdenken.“
McCoy trat neben Jim und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du machst das schon. Schließlich ist es dein Schiff, dein Stolz, deine große Liebe.“
„Pille...“
An der Tür drehte sich der Arzt um. „Nein, mich frag gar nicht erst. Wenn du wüßtest, was ich alles in der Krankenstation zu tun habe.“
James Kirk blieb allein im Besprechungszimmer zurück, seufzte ein paarmal tief, nahm sich dann einen elektronischen Datenblock und machte Notizen, was alles zu beachten wäre, wenn er den Inspekteur an Bord nahm.


ENDE

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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