Josef Parche

Regentag

Den ganzen Vormittag regnet es schon in strömen. Dunkle Regenwolken hängen tief über dem Boden und so richtig hell wird es auch nicht. Der kleine Bär steht am Fenster und wartet. Seine Freunde werden bei diesem Wetter ganz bestimmt nicht kommen und alleine spielen,... nein, dazu hat er heute irgendwie gar keine Lust. Er hat den Kopf zwischen seinen Händen aufs Fensterbrett gestützt und stampft gelangweilt mit dem Fuß gegen die Wand. Er ist schlecht gelaunt und beobachtet wie das Wasser in langen breiten Bächen die Scheibe herunterläuft. Es ist einer dieser Tage, wo er am liebsten im Bett geblieben wäre.
»Kleiner Bär! «
hört er plötzlich die Stimme von Mutter Bär aus der Küche rufen, "Essen ist fertig! «.
Als sich der kleine Bär an den Tisch setzen will, schaut ihn Mutter Bär erstaunt an.
»Wie siehst du aus? Du bist ja noch nicht gewaschen und gekämmt! «.
Sie hat Recht, er schaut wirklich ungepflegt aus.
»Dieses eine Mal, ok «, entscheidet Mutter Bär
»aber nach dem Essen wirst du dich sofort sauber machen! «
Die warme Milch schmeckt prima und der Honig auf dem Brot, mmmh, ein herrliches Essen. Der kleine Bär isst und isst. Plötzlich hält er inne. Was war das für ein Geräusch? .
»Hast Du das gehört? « fragt er mit vollem Mund kauend.
» Was soll ich gehört haben? «
Beide lauschen.
»Nein, ich höre nichts «. sagt Mutter Bär und genussvoll isst der kleine Bär weiter.
»Da « ruft er plötzlich »schon wieder«
Der kleine Bär steht auf und begibt sich auf die Suche. Er geht in Bad und schaut sich um. Nichts! Er stellt sich mitten in den Raum, spitzt die Ohren und lauscht. Nichts zu hören. Langsam schleicht er ins Wohnzimmer und schaut sich suchend um. Was könnte es nur gewesen sein. Gerade als er wieder in die Küche gehen will, hört er es. Ein ganz leises "Platsch". Der kleine Bär dreht sich einmal im Kreis.
"Platsch".
Wieder schaut er sich um.
"Platsch".
Er sieht zur Decke.
"Platsch".
Der kleine Bär öffnet vor Erstaunen den Mund. Ein großer dunkler nasser Fleck befindet sich an der Wohnzimmerdecke. Mitten in diesem Fleck sitzt ein dicker Tropfen, der langsam nach unten fällt. Er schaut dem Tropfen nach und "Platsch".
Es ist nicht zu glauben. Der kleine Bär bekommt große Augen, denn auf dem Teppich hat sich schon eine richtig kleine Pfütze gebildet.
»Schnell« ruft der kleine Bär.
»Mami, schnell! Das ganze Wohnzimmer steht unter Wasser. «
Mutter Bär stürzt ins Wohnzimmer.
»Was ist passiert? «
»Schau« sagt er und zeigt an die Decke.
»Ein Loch, wir müssen ertrinken! «
Mutter Bär schaut nach oben und dann auf den Teppich. Sie sieht dem Kleinen Bär ins Gesicht und beginnt schallend zu lachen. Zärtlich streichelt sie ihm dabei über den Kopf.
»Mach dir keine Sorgen, so schlimm ist es nicht. Wir stellen jetzt schnell einen Topf darunter, damit es nicht noch schlimmer wird. Wenn Vater Bär heute Abend nach hause kommt, muss er das Loch im Dach suchen und sofort reparieren. «
Der kleine Bär läuft in die Küche. Als er wieder ins Wohnzimmer zurückkommt, hält er einen kleinen Topf in der Hand.
»Ist der groß genug? « fragt er Mutter Bär.
»Ich glaube nicht, dass er reichen wird bis Vater Bär kommt « Geschickt fängt der kleine Bär den nächsten Tropfen auf. "Ping".
»Oh das hört sich aber gut an. « freut er sich.
Schnell läuft er in die Küche und kehrt mit einem Arm voll verschieden großer Töpfe zurück. Abwechselnd hält er die Töpfe unter die Tropfen. "Ping", "Plitsch", "Pong", "Platsch". Was für ein herrliches Spiel. Lächelnd geht Mutter Bär in die Küche zurück und hört hinter sich leise die Topfmusik des Kleinen Bären. Unbemerkt wurde aus dem langweiligen verregneten Vormittag doch noch ein aufregender Nachmittag.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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