Annkatrin Rothe

SalomonaProlog

 

Ein großer, braungebrannter Mann mit leuchtenden, gelben Augen streckte seine Hand gebieterisch aus, richtete sie auf Morgains nun tauben Körper und flüsterte etwas in einer Sprache, die Morgain unbekannt war. Ihr kleiner Körper zuckte vor Schmerzen. Ihre Augen traten hervor. Schreie ertönten in dieser fast lautlosen Vollmondnacht. Ein heißes Metallstück wurde Morgain an die Wange gedrückt. Sie versuchte die Schreie zurückzuhalten und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das Brandmal hatte die Form eines Halbmondes in den ein Pflock getrieben wurde. Das Zeichen eines Jägers. Hiermit hatte Morgain ihr Leben der Jagt verschieben. Während dessen stand am nahegelegenen Waldrand eine dunkle Gestalt in einem schwarzen Umhang gehüllt und beobachtete die feierliche Zeremonie.

Morgain würde den Mörder ihrer Eltern finden und sich schon bald rächen. In den nächsten Tagen würde sie ein hartes Training absolvieren müssen. Sie würde solange trainieren müssen, bis sie nahezu übermenschliche Kräfte und Fähigkeiten erreicht hatte. Jeder Jäger muss stärker als sein Opfer sein. Das war der wichtigste Grundsatz aller Jäger. Langsam verschwanden alle bis auf den braungebrannten Mann. Er fiel auf die Knie und umarmte die halbohnmächtige Morgain. Sie war wie eine Tochter für ihn. Er hatte sie gefunden, als sie ganz allein und auf sich gestellt jagte. Jede Nacht irrte sie in der Stadt umher auf der Suche nach dem Mörder ihrer Eltern. Entschlossen aber zu schwach und zerbrechlich. Bis jetzt hatte sie ihm immer noch nicht erzählen wollen, wer ihre Eltern umgebracht hat. Er wusste noch nicht einmal ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war. Sein einziger Anhaltspunkt waren Morgains Albträume. Immer und immer wieder schrie sie im Schlaf das Wort Vampir. Bei Vampiren war es unwichtig ob sie männlich oder weiblich waren. Sie mussten alle sterben! Als er daran dachte was diese Monster aus ihm gemacht hatten ballten sich seine Hände zu Fäusten und Tränen aus Wut und Trauer liefen an seinen Wangen hinab. Niemand nicht einmal einer der anderen Jäger oder Morgain wussten was der braungebrannte Mann wirklich unter seinem schwarzen Halsband verbarg. Noch nie hatte er es vor einem anderen Menschen abgelegt. Er wollte nicht das Morgain zu einer Jägerin ausgebildet wird. Könnte sie das gleiche Schicksal ereilen wie ihn? Als Jäger lebte man nicht lange. Sie hatte einfach ihren Willen durchgesetzt. Nun war sie eine Jägerin und er sorgte sich um sie wie eine Mutter um ihr Kind. Der braungebrannte Mann liebte sie über alles so wie nur eine Mutter ihr Kind lieben konnte. Dies war eine der innigsten Verbindungen die es im Leben gibt. Die Liebe machte ihn angreifbar.

Als die Zeremonie endete, lief die Gestalt, welche die Szene lächelnd beobachtet hatte durch den Wald, dorthin zurück, wo sie zuvor ein altes, einsames Landhaus gesehen hatte. Ein höhnisches Lächeln verzerrte ihr sonst so markeloses Gesicht zu einer grauenhaften Fratze.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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