Werner Gschwandtner

RC1. Zerstörer der Erde. Leseprobe 1

4 Verbannt

 

„Ich war dazu auserkoren worden, die „Curriculum vitae“, unseren Kampf für die Freiheit zu dokumentieren. Ich, Erric LaChun. Heute schreiben wir den 15. Mai 5110. 0722 Time counter. Sternzeit 2058.07.

Zur damaligen Zeit, nur wenige Tage vor meiner aktiven Mitarbeit in der Rebel Crusade, hätte ich mir nicht träumen lassen mich dem Untergrund anzuschließen. Ich hatte mich mit dem Umstand der Unterdrückung abgefunden und versuchte das Beste aus meiner Lage zumachen.

Ich war Universitätsprofessor in der Metropole Manhattan und hatte seit meiner Einreise in die Staaten, diese Stadt zuvor noch nie verlassen. Doch manchmal kommt alles anders als man denkt.“

 

Ein schwerer Sternenkreuzer der Tenebridden, eskortiert von vier kleineren Abfangjägern, flog mit Impuls-Geschwindigkeit durch den eisigen Weltenraum. „Hier ist der imperiale Gefangenentransporter XY-Alpha 986534. Wir nähern uns den Minen-Planeten Cor’Sou. Erbitten um Andockgenehmigung und die dafür vorgesehenen Codierungsschlüsseln.“

Es knackte in der Leitung. „XY-Alpha 986534, hier spricht Truppenführer Ma’Moral von der imperialen Sicherungseinheit. Erlaubnis wird ihnen erteilt. Codierungserkennungen werden soeben in ihren Zentralcomputer gespeist. Der imperiale Sicherheitskommandant erwartet Sie bereits.“ endete die Drohne.

Der Co-Pilot des Transporterschiffs, Jack Brenner, Astronaut irischer Abstammung und 33. Jahre alt, lehnte sich im Sessel zurück. Der Flug von der Erde, der nun bereits über 56 Stunden andauerte, war ohne nennenswerte Ereignisse verlaufen. Doch das lag wohl mehr an der Tatsache dass die Gefangenen, die dieser Transporter beförderte, in Staseröhren transportiert wurden.

Stille lag in dem Cockpit. Nur wenige Menschen hatten sich nach der Eroberung der Erde durch die Tenebridden, dem Regime der Besetzer angeschlossen. Aber jene die es getan hatte, standen kontrolliert unter der Vorherrschaft der Spinnenfüßler. Freies Denken, eigeninitiative oder private Gespräche waren  strengsten Untersagt. Der Brite Forester Burns, ehemaliger Admiral der Königlichen Luftwaffe, war ihr direkter Vorgesetzter und achtete peinlichst genau auf diesen Umstand. Über Burns stand der Asiat Sepesster Rank und folglich der Zentralkommandeur der Tenebridden auf Erden. Er erhielt seine Befehle vom großmächtigen Cenydden. Doch dieser saß auf Ten’Brid Lux und hatte seinen Planeten noch niemals verlassen.

Der Pilot, Rafael Mondourer, ein gebürtiger Spanier, schwenkte endlich in die Umlaufbahn des Planeten Cor’Sou ein. Die Abfangjägerstaffel flog noch einmal eine Runde um den gut 300 Meter langen Transportkreuzer, dann meldete sich die Eskorte ab und steuert zurück auf ihre Basis.

Brenner aktivierte abermals den Hyperfunk und meldete das Andockmanöver. „Wir nähern uns der Schleuse“, rezitierte Mondourer monoton, „schalte auf Automatik um. Bereit halten für das Docking-Manöver.“

„Der Tower meldet“, bestätigte Brenner ebenso eintönig, „Schleuse 401 steht für uns in Bereitschaft.“

Unweit der äußeren Stratosphäre von Cor’Sou befand sich die Transporterlandestation C’S100-PrimaVera. Der Kreuzer schwenkte in die Anziehung des Andockrings, dann erledigte der Computer des Transporters den Rest.

Fünf Minuten später entriegelte sich die Einstiegsluke und der Kommandant der Minenaufsicht, ein Abgrundhässlicher Tenebridd, betrat, zusammen mit dem Überführungs-Team, das Cockpit des Schiffes.

„Alles in Ordnung Mensch?“ fragte die Drohne, der süßliche Duft den der Tenebridd ausströmte war beinahe nicht zu ertragen.

„Aye Sir“, bestätigte der Spanier regungslos, „keine Vorkommnisse.“ setzte Mondourer hinzu und endet. „Alles im grünen Bereich.“

„Befinden sich die Gefangenen noch in Stase?“

„Positiv Sir, wir hatten die Order die Gefangenen bis zur Übergabe im gefrorenen Zustand zu belassen.“

„Ausgezeichnet“, die Drohne nickte wohlwollend, „deaktivieren sie nun die Energiezufuhr der Gefriervorrichtung.“

Der Pilot handelte ohne Gefühlsregung. Brenner saß still auf seinem Stuhl, sein Blick war leer gerade ausgerichtet. Mondourer gab einen Code in das System ein und ließ den Pegel auf Null abfallen. Der Tenebridd hatte die Order erhalten Daniel Stern umgehend zu verhören, der großmächtige Cenyd wollte Informationen über die genauen Zahlen der Widerstandsbewegung.

„Befehl ausgeführt Sir“, Mondourer zeigte auf das Display, „Gefrierungsgrad bereits auf Achtzig Prozent abgefallen.“

Der Kommandant nickte und folgte seinem Team, das bereits in die Stasekammer gegangen war. Hier wurden soeben die ersten Menschen aus den Röhren geholt. Noch waren ihre Glieder steif. Die elektronischen Fesseln an Händen und Füßen waren auch während des Einfrierens aktiv gewesen.

Der Tenebridd wartete. Er verfügte nicht über viel Geduld, aber er wusste, das es eine Weile dauerte bis die Menschen vernehmungsfähig waren.

„Menschen“, ein Untergebener der Kommando-Drohne wandte sich an die Gefangenen, „die imperialen Century Union setze Sie hiermit in Kenntnis dass Sie rechtskräftig verurteilt und lebenslänglich in die Minen von Cor’Sou verbannt worden sind. Sie alle gelten als Verräter des Friedens und werden der Union nunmehr mit ihrer Arbeit dienen.“

Durch eine kleine Pause wollte die Drohne ihre Worte mit Nachdruck einwirken lassen. Ein bulliger Mann mit kahl geschorenem Kopf wischte sich, noch leicht benommen, über die Augen. Grimmig, mit einem Hauch von Verachtung in den Augen, stierte er den Tenebridden an, schwieg aber. Auch die beiden anderen Männer und die zwei Frauen hatten dazu nichts zu sagen. Sie nahmen nur bekräftigend hinter dem Bulligen Aufstellung.

„Sie werden“, da keine Antwort kam, setzte die Drohne ihre Ausführung unbeirrt fort, „jetzt in die Verwaltung geführt, wo Sie Ihre Nummer erhalten. Ab diesem Augenblick existieren Sie nicht mehr so wie bisher. Sie werden zu einer Zahl und für immer für das Volk der Tenebridden den Dryliin Quarz aus dem Planeten fördern.“

Wieder funkelte der bullige Kerl den Tenebridd verächtlich an und wieder schwieg er.

„Wie heißen Sie Mensch?“ die Kommando-Drohne hatte bisher unbeteiligt zugehört, nun trat sie mit raschen Schritt auf den Mann zu und blickte auf die Tätowierungsbezeichnung im Nacken. Der Bullige gab keine Antwort.

„Omega 05167“, las er, nachdem er den Scanner über die Registrierung gleiten hatte lassen, „sehen Sie nach wer dieser Mensch ist.“

Die Soldaten-Drohne nickte still und überprüfte die Registrierung in seinem Padd.

„Omega 05167“, sagte sie, „Name Daniel Stern. Alter 35 Jahre. Geboren in Tennessee, im Staat Carolina. USA, Erde.“

„Daniel Stern also“, der Kommandant trat wieder zurück, er lachte höhnisch, „Sie brauchen nicht an Vergeltung denken Mensch“, sprach er eindringlich, „auch nicht an Flucht. Das entkommen von diesem Planeten ist absolut unmöglich.“

Der Angesprochene schloss die Augen. Daniel Stern fürchtete den Spinnenfüßler nicht, er wusste, dass alles in dieser Welt Schicksal und vorherbestimmt war.

„Die Menschen werden euch schlagen“, das war alles, welches Stern zu dem Tenebridden sagte. Er stierte die Drohne dabei kalt an und nahm schließlich seinen Blick von dem Spinnenfüßler.

„Blicken sie mich an Mensch wenn ich mit ihnen spreche“, Zornig schlug der Kommandant den gefesselten Mann die Klauenfaust ins Gesicht. Bereits hier wurde die gnadenlose Grausamkeit der Unterdrücker offenbar, „Sie werden noch lernen gefügig zu werden.“

Die Drohne zischte Daniel Stern an. „Ihre aktiven Tage sind für immer vorüber. Eine Nummer, das ist alles, was sie ab heute sind. Auf einen Code reduziert, werden sie ab heute in absoluter Demut uns gegenüber leben.“, endetet der Tenebridd leicht ironisch.

Erneut blitzte der Hass in den Augen Sterns auf. Blut tropfte von seiner Oberlippe, ebenso aus der Nase. Stern leckte sich den Lebenssaft von den Lippen, schenkte dem Kommandeur aber keinen Blick mehr und senkte den Kopf.

„In den Verhörraum mit dem Menschen“, gebot die Kommando-Drohne, „Mister Stern wird dem großmächtigen Cenydden einiges Beantworten müssen.“

 

Die Fünf wurden abgeführt und während Daniel Stern abgesondert wurde, schritten die anderen vier schweigend der Soldaten-Drohne voraus.

Daniel Sterns Blick ging erneut starr ins Leere. Er würde schweigen, geschehe was wolle. Seit Wochen waren sie inhaftiert. Ihre letzte Mission, gegen das Cenydden-Regime war eine absolute Pleite gewesen. Die Spinnenfüßler hatten die Star bereits erwartet. Es war vorerst ungeklärt wie sie das geschafft hatten und ein bestimmter Verdacht war aufgekommen. Es konnte nur eine direkte Insiderinformation an den Gegner gewesen sein. Kaum im inneren Bereich des Operationsradius angelangt, war die Star von einer Patrouillen der Tenebridden umstellt worden und obgleich sich die Freiheitskämpfer bis aufs Äußerste gegen die Übermacht wehrten, war ein Entkommen unmöglich.

Daniel hatte gesehen dass Sandra Laits verwundet wurde. Ebenso hatte er noch erkannt das Franklin Baker getötet worden war, doch dann traf den Hünenhaften Mann ein Gewehrkolben ins Genick und Stern ging benommen in die Knie. Er verlor das Bewusstsein und kam erst wieder in Gefangenschaft der Tenebridden zu sich. Dunkelheit hatte in damals umgeben, er war alleine gewesen und wusste nicht was aus seinen Gefährten, was aus seinem Bruder geworden war. Gesehen hatte er bis Heute niemanden mehr. Doch wenn Lleon James nicht gefasst war, was war mit ihm geschehen? Würde er das jemals erfahren?

 

 

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