André Skokow

Der Purpurturm - Szenen

Also, diese Szenen sind keinesfalls endgültig und feststehend. Sie enthalten nur wenige Orte und Namen und der Plot, der ihnen zu Grunde liegt kann auch komplett entfallen...
Ich hatte einfach Lust mal sowas zu schreiben und würde auch hier wieder um Eure Meinung bitte!
 
- Liebesszene I -
 
Amentio wusste nicht recht, was er tun sollte. Fil’yana lag neben ihm auf dem Bett und schaute ihn verträumt an. Ihre Hand strich sanft über seine Wange und er erschauerte unter ihrer Berührung. Die scharfen Krallen, deren tödliche Wirkung er kannte waren, eingezogen, nur das weiche Haar berührte ihn.
Ihre blauen Augen sahen ihn sehnsüchtig an und sie rückte näher. Sie hatten schon oft zusammen gelegen und sich ineinandergekuschelt, wenn es stürmte, schneite oder regnete. Wenn die ganze Welt gegen sie zu sein schien. Doch heute... heute war es anders.
Er streckte auch seine Hand aus, um über ihre Wange zu gleiten, da, wo das Fell besonders dicht war, wusste er, dass sie es da am meisten mochte. Ihr Kopf lag nun ganz dicht neben dem seinen und ihr Duft, ihr Atem hüllte ihn ein und machten ihn ganz benommen. Er rückte auch näher und als er sich unter ihre Decke legte, wurde ihm ganz warm und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
Sie nahm ihn in ihre Arme und rieb ihren Kopf an seiner Wange, denn einen Kuss kannten die Shararrim nicht. Er erwiderte die Berührung und drückte sie an sich.
Ihre Hände strichen über seinen Rücken und ließen wohlige Schauer daran hinablaufen und auch er fuhr ihr durch das Fell auf ihrem Rücken und hörte, wie sie leise anfing zu schnurren.
Sie presste ihm ihren Körper entgegen und er spürte ihre vier runden, mit weichem Fell bedeckten festen Brüste, wie sie sich im Takt ihres rascher werdenden Atems hoben und senkten.
Er strich über ihre Hüften und über ihre Schenkel, sie drehte sich zur Seite und seine Hand glitt höher und begann ihre Brüste zu liebkosen.
Ihr Kopf ruhte immer noch auf seinem rechten Arm und schmiegte sich an den seinen.
Seine Hand begann von ihren Brüsten abwärts zu gleiten und strich über ihren weichen Bauch, fand ihren Nabel und begann um ihn herum zu fahren. Sie seufzte leise und erregt, als seine Hand tiefer glitt und das fand, was sie lauter aufstöhnen lies. Sie drehte sich um, und sah ihm in die Augen. Voller Zufriedenheit und stiller Freude, voll von Vertrauen.
„Amentio“ flüsterte sie.
„Ja, Fil’yana.“
„Ich liebe Dich.“ Eine kleine Träne kullerte über ihre Nase und versickerte in ihrem Fell.
„Ich liebe Dich auch“ wisperte er.  Mehr brauchte es nicht. Das Vertrauen war groß genug.
Amentio nahm sie in den Arm und fuhr mit seiner Hand wieder über ihren Rücken, während er sie festhielt. Seine Hand strich über ihren runden Po und fanden die Stelle wieder, die er erst vor kurzem verlassen hatte. Ihr Atem wurde schneller, schneller, bis sie sich auf den Rücken drehte und ihn sanft aber bestimmt mitzog.
Er dachte jetzt nicht mehr über das ob und wie nach. Er sah ihr in die Augen und sah darin ein Verlangen, was er noch nie darin gesehen hatte. Wie zwei unendliche Meere der Sehnsucht sahen ihre blauen Augen aus und die vielen Kerzen in ihrem Zimmer spiegelten sich wie Sterne in ihnen.
Ihre Beine schlossen sich über seinem Gesäß und drückten ihn sachte nach unten.
Er schaute, ein letztes Mal unsicher und fragend, doch sie nickte nur und schloss die Augen.
Leise und kaum hörbar schnaufte sie auf, als er sich sanft in sie schob und die Vergangenheit vergessen machte und die Nacht mit Liebe füllte.
 
- Liebesszene II -
 
Amentio war immer wieder darüber erstaunt, was er sah, wenn sich Fil’yana entkleidete und zu ihm ins Bett kam. Er nahm sie in die Arme, und wenn sie wie jetzt ganz dich mit dem Rücken zu ihm lag, konnte er nicht dem Drang wiederstehen sie zu streicheln. Am meisten hatte es ihm ihr praller Bauch angetan, in dem die Kinder wuchsen. Ganz sacht strich er über ihren runden Leib und spürte, wie sich darin etwas bewegte. Oft war es sogar so, dass er einen Kopf oder einen Arm fühlen konnte, wenn sie die Babys in ihrem Bauch um Platz in der enger werdenden Welt der Mutter stritten.
Fil’yana lag dann immer ganz ruhig auf der Seite und seufzte leise. Ihre Brüste waren groß und schwer geworden und das untere Paar lag so dicht über dem Bauch, dass die ehemals anmutige Shararrim wie eine kleine Tonne wirkte. Doch sie wurde nur schöner, mit jedem Stück, dass ihr runder Bauch wuchs. Und weil es bei den Shararrim üblich war, dass sie zwei Kinder austrugen, musste er sehr vorsichtig sein, wenn er sie liebkoste oder nahm.
Er hatte einmal gefragt, ob es ihr nicht zu anstrengend sei, sich ihm hinzugeben oder auf ihm zu sein, doch sie hatte ihm nur ein Shararrimlächeln geschenkt und gesagt:
„Nein. Das Gefühl meine Kinder und ihren Vater in meinem Bauch zu haben, möchte ich nicht missen. Ich spüre, dass die Kinder glücklich sind, wenn Du mich liebst.“
Und dann hatte sie ihm einen Shararrimkuss auf die Wange gehaucht und ihn langsam, ganz langsam in sich aufgenommen.
Er beobachtete sie dabei voller Wonne, wie sie langsam ihre klaren Augen schloss und ihren Mund leicht öffnete, gerade so, dass man ihre Reiszähne sah. Er griff nach oben und strich ihr über ihre Brüste, doch seine Hände glitten bald darauf wieder über ihren groß und dick gewordenen schwangeren Bauch, der eine unheimliche Faszination auf ihn ausübte. Doch als ihr Gewicht gänzlich auf ihm lastete und sie begann sanft mit dem Becken zu kreisen, schloss er wohlig die Augen und genoss das Gefühl, die Schauer und das Gewicht seiner Kinder in ihr.
 
-         Geburt –
 
Fil’yana hockte vor dem Bett der Gastwirtschaft, in der sie untergekommen waren und atmete immer schneller. Vor wenigen Augenblicken war ein kräftiger Schwall von rotem Blut und bläulichem Fruchtwasser aus ihrem Schoss geflossen und die Wehen hatte urplötzlich eingesetzt.
Als Amentio das gesehen hatte, war ihm mit einem male ganz flau im Magen geworden.
Und auch wenn ihn Fil’yana gepresst zu beruhigen versuchte, dass die Farbe ein gutes Zeichen war, wurde es nicht besser. Auch die Hilflosigkeit, mit der er zusah, wie die zierliche Shararrim ihre zwei Kinder auf die Welt zu brachte, war es nicht.
Sie atmete schwer und er hockte sich neben sie, hielt sie fest und kam sich dabei so unnütz vor und wäre fast wieder in Ohnmacht gefallen, als sie zwischen ihren scharfen Zähnen hervorpresste:
„Jetzt, das Erste kommt!“
Wie in Trance griff er mit beiden Händen unter sie zwischen ihre Schenkel und in einem Schwall aus Blut und Fruchtwasser gebar Fil’yana das erste Kind – ein Mädchen!
Und kaum hatte er die Nabelschnur durchtrennt und das Kind – SEIN Kind – in eine Decke gehüllt, gebar sie unter einem schweren, gepressten Seufzer das Zweite. Es war ein Junge.
Auch ihn wickelte er in eine Decke und beide begannen gleichzeitig zu schreien. Fil’yana sah müde hoch und lächelte wieder, dann kniff sie noch einmal die Augen zusammen, keuchte und die Nachgeburt fiel in seine geöffneten Hände. Er legte sie in eine kleine Schüssel, so wie es ihm Fil’yana vorher aufgetragen hatte, dann half er seiner geschwächten Frau ins Bett, nachdem er ihre Schenkel und ihren schmerzenden Schoss mit warmem Wasser gewaschen hatte.
Die Kinder brüllten noch immer und beruhigten sich erst dann, als Fil’yana, auf Kissen gestützt, sie an ihre Brust legte. Und weil sie nicht beide Kinder auf einmal tragen konnte, saß Amentio neben ihr und hielt das Mädchen.
Erst jetzt fand er Zeit, seine – ihre – Kinder genau zu betrachten. Das Mädchen hatte die Gestalt einer Shararrim, der Junge hatte eine menschliche. Beide hatten, außer auf dem Bauch und auf der Brust Karamellfarbenes Fell mit sanften roten Streifen und einen Schwanz. Beide hatten menschliche Köpfe mit den etwas rundlicheren Katzenohren der Shararrim und Krallenhände. Als sie am nächsten Morgen die Augen öffneten sah er, dass beide ein strahlend blaues rechtes und ein dunkles grünes linkes Katzenauge hatten.
Sie waren die schönsten Kinder, die er je gesehen hatte.
Das Mädchen hieß Nashanda – Hoffnung, und der Junge Sven. Irgendwie erschien Amentio dieser Name richtig.
Und jetzt, als er die Nachgeburt beseitigte, in dem er sie im Schneesturm draußen unter einem Baum begrub, da wurde ihm mit einem Schlage klar, warum ihm so seltsam gewesen war.
Er war nicht länger mehr nur für sich verantwortlich. Er war Vater geworden! Sein Leben, sein Streben und seine Bemühungen den Purpurnen Meister zu finden, waren nicht mehr nur dafür, dass er sich selbst wiederfand. Sie waren jetzt auch dafür, dass er seine Kinder, seine und Fil’yanas Kinder in Sicherheit aufwachsen konnten.
 
Er ging wieder nach oben durch das Stille Gasthaus, in dem sie die einzigen Gäste waren. Fil’yana saß noch immer oben im warmen Bett und sah ihn aus strahlenden Augen an. Er zog sich wieder aus und setzt sich wieder neben sie. In der Mitte des Bettes lagen ihre Kinder und links und rechts legten sie sich daneben. Amentio löschte das Licht und schaute seltsam zufrieden in die Dunkelheit aus der behagliches dreifaches Schnurren erklang. Und mit diesen wunderschönen Tönen schlief er ein.
 
- Schwangerschaft -
 
Fil’yana und er waren schon seit Tagen unterwegs und auf der Spur der Dunklen Läufer, die sie bis nach Arzchan-Gozchk verfolgen mussten, wollten sie den Weg bis zu einem weiteren Fokus finden. Dieser Fokus, so vermuteten sie zumindest, zwang die Elemente unter den Willen der Purpurnen.
Der Weg durch die morastige Landschaft, die mit trügerischen Sümpfen, kleinen Tümpeln, übelriechenden Teergruben und brackigen Wasserläufen übersät war, gestaltete sich schwieriger als erwartet.
Den zwei Pferden, die sie von der Agentur bekommen hatten, fiel es schwer sich durch die widrige Landschaft zu quälen.
Darüber hinaus schien sich die schlanke Shararrim mit einem üblen Fieber angesteckt zu haben, obwohl sie stocksteif immer behauptete, dass alles in Ordnung sei.
Oft war ihr früh schlecht und schwindelig im Kopf, mal überkam sie Heißhunger, dann wieder litt sie an Appetitlosigkeit. Ihr brach manchmal das Schweiß aus und nicht selten hatte sie Mühe sich auf dem Pferd zu halten.
Wenn sie rasteten und schliefen wehrte sie ihn mit Fauchen, Knurren und gefletschten Zähen und ausgefahrenen Krallen ab, obwohl er sie nur hatte in den Arm nehmen wollen, um ihr zu zeigen, dass er sie liebte.
Wenn er sich dann erschrocken und beleidigt abwandte, zeigte sie sich untröstlich über ihr Verhalten und kuschelte sich eng an ihn. Und wenn sie glaubte, dass er schlief hörte er sie manchmal weinen.
Früh ging der gesamte Tanz von vorne los. Ihr Fell klebte ganz zerzaust an ihr und die Lederrüstung zog sie seit einigen Tagen auch schon nicht mehr an, obwohl die Gefahr bestand, dass sie von einigen wilden Chanaz, die hier lebten, überfallen werden konnten, und warf sich lieber das weite Gewand an, dass sie sich in Ambar gekauft hatte, nach dem sie aus dem Eisregengebirge wiedergekommen waren. Sie achtete peinlich darauf, und das war das merkwürdigste an der Sache, dass er sie nicht nackt sah. Es war für sie nie ein Problem gewesen, seit sie sich in dem kleinen Dorf am Fuße des Wintergipfels geliebt hatten. Manchmal war es ihm so vorgekommen, dass sie sich extra auszog, um ihn dann geschickt zu verführen – nicht dass er was dagegen gehabt hätte...
Sie war anmutig und mit ihrem weichen Fell, den geschickten Händen und mehr noch durch ihren dunklen, Augen, die das Licht glänzend reflektierten schaffte sie es mühelos und gab sich ihm gerne hin.
Sie mochte seine bewundernden Blick und seine liebkosenden Hände, denn dergleichen war in dieser Welt nicht üblich, dienten die Shararrim den Menschen zu nichts mehr als billige, exotische Liebesdienerinnen, die davongejagt wurden, sollten sie ein Kind von ihrem Peiniger empfangen haben. Solche Bastarde, Menrim genannt, boten sich allenthalben als billige Arbeitssklaven oder Söldlinge an und starben in kleinen Scharmützeln, womöglich vom eigenen Vater in den Tod geschickt, ohne dass er auch nur die geringste Ahnung davon haben mochte.
Die gesamte verfahrene Situation wurde nur noch durch einen Umstand verschlimmert – die Spur, der sie folgten, verlor sich immer mehr, denn der unablässige Regen, der von der weichen Erde bereitwillig aufgesogen wurde, verwischte zusehends die Fußabdrücke der Dunklen Läufer.
Der Tag, an dem sie keine Hinweise mehr auf ihren Weg finden würden, war abzusehen. Schon jetzt fiel es der Shararrim schwer sie im Morast, bedeckt von Wasserflächen und verfaulten Blättern, auszumachen.
Und da hier keine Menschen, sondern nur Chanaz lebten, die keine nennenswerten Handelsgüter herstellten, sah man mal von wasserfesten Schilfumhängen und dem einen oder andern Bronzemesser ab, gab es hier auch keine Handelsstraße. Nicht einmal Knüppeldämme durch den Sumpf erleichterten den mühsamen Weg.
Und eines Abends war es dann soweit: In der Nähe eines großen Sees verlor sich die Spur, kaum noch erkennbar, zwischen ein paar knorrigen, dornenbewehrten Sträuchern in einer frischen, riesigen Wasserlache und war von da an verschwunden.
Entmutigt schlugen sie in der Nähe des ersten klaren Sees seit Wochen ihr Lager auf, um hier die Nacht zu verbringen und eine genauen Blick in die Karte zu werfen, die sie für diesen Fall mitgenommen hatten. Denn Arzchan-Gozchk, was auf der an Zisch und „S“-Lauten reichen Sprache der Chanaz soviel wie „Große Stadt“ bedeutet, war nicht ihr eigentliches Ziel, diese Stadt war nur die Richtung, der sie folgen mussten. Das eigentliche Ziel war ein uralter Höhlentempel, genannt, Szzh-Zthe-Arzchan-Gozchk. Darin, so vermuteten einige Gelehrte aus Ambar, wurde eine echsische Feuergottheit verehrt, die wohl keine echte Gottheit, sondern nur ein sehr mächtiger Feuerelementar sei.
Und da die Purpurnen ihre Dunklen Läufer dahin gesandt haben, ohne dass dafür ein bestimmter Grund erkennbar gewesen sei, musste dort etwas sehr wichtiges sein. Wie sich dann später herausstellte, war es einer der Foki.
Sie steigen beide von der Pferden ab, und daran, wie schwerfällig sich Fil’yana dabei tat, erkannt Amentio, dass es ihr wieder nicht besonders gut ging. Er half ihr vom Pferd herunter, trotz ihres schwachen Widerstand, den sie aber schnell aufgab, und machte sich daran, das Lager aufzubauen. Wenn man es so nennen wollte. Das Zelt aus Razuhaseide war schnell aufgebaut und während sich die geschwächte Fil’yana daran machte Feuerholz zu sammeln, in einem Land wie diesem durchaus kein müheloses Unterfangen, machte sich Amentio auf die Jagd.
Früher war sie auf die gerne auf die Jagd gegangen – egal ob bei Regen, Schnee oder sengender Hitze – sie war nicht umsonst die beste Jägerin ihres Stammes gewesen. Doch seit sie sich vor knapp zwei Monaten mit diesem seltsamen Fieber angesteckt hatte, hatte sie ihn immer öfter gebeten, dass er ihre Vorräte auffrischte, bis sie dann irgendwann gesagt hatte, dass er ab heute für die Jagd zuständig sei.
Ihm bereitete die Jagd nicht halb so viel Freude wie ihr. Sie hatte ihm mit einiger Mühe das Spurenlesen beigebracht, damit er überhaupt ein Tier fand, welches er erlegen konnte. Dies bereitete ihm, dank seiner starken und von ihm mehr als gut beherrschten Magie keinerlei Probleme. Hatte er auch nur das Tier erblickt, spaltete er mit einem Wort der Macht den Schädel und konnte es dann zu Fil’yana bringe, die es dann über dem Feuer briet und so haltbar machte, dass es für die nächsten ein, zwei Tage reichen würde.
Er machte sich also auf den Weg und hatte auch schnell Erfolg, denn wenn die Gegen etwas rechhaltig hatte, was nicht Morast, Sumpf oder Regen war, dann waren es Tiere, die sich an den immergrünen Blättern, den Früchten und Stängeln gütlich taten.
Und so dauerte es auch nicht lange, biss er den Geist eines dicken Tieres, dass wie eine seltsame Mischung aus Schwein und Rind anmutete, mit einem Zauber zerbrechen ließ und es unter Schweiß und Kraftanstrengungen zurück ins Lager schleifte.
Als er das ihren Rastplatz erreichte, fand er ihn leer vor. Fil’yana war nicht da, und in einem Anflug von Panik, dass seiner Geliebten etwas geschehen sein konnte, wirkte er einen Zauber, der seine Sinne übernatürlich schärfte und konzentrierte sich auf die Geräusche seiner Umgebung.
Nach und nach blendete er das Blätterrauschen und das Säuseln des Windes aus, Das Vogelgezwitscher und die Rufe der Kreischaffen verschwanden. Das Wasserplätschern verklang und je leiser die Umgebung wurde, desto mehr wurde ihm ein Schluchzen bewusst, dass aus der Richtung des Sees erklang. Fil’yana weinte!
Hastig sah er sich im Lager um. Ihr weiter Umhang lag im Zelt und als er seine Augen zusammenkniff, gewahrte er auf einer kleinen Insel seine geliebte Fil’yana, wie sie mit um den Leib geschlungenen Armen auf einem umgekippten Baumstamm saß und leise weinte. Ihr Fell war gesträubt und trocknete langsam in der Abendsonne, die Ohren waren flach nach hinten gelegt, ein sicheres Zeichen der Verzweiflung bei den Shararrim. Der Wind trug ab und an kleine Wortfetzen herüber, aus denen er sich aber keinen Reim machen konnte.
Er beschloss sich anzuschleichen, denn mittlerweile dämmerte es ihm, was auch der Grund für Fil’yanas sonderbares Verhalten sein konnte, doch dafür wollte, musste, er sicher gehen.
Also suchte er ganz kurz das Ufer ab und wurde auch schnell fündig.
Geschickt öffnete er die schwarzen Blütenkelche einer kleinen, schwimmenden Wasserpflanze und holte die Pollen heraus und vermischte sie mit ein wenig Wasser. Während das Getränk abstand, zog er sich aus und wirkte einen Kraftzauber auf sich. Er trank sein Machwerk und nach nur wenigen Herzschlägen merkte er, wie ihm die Luft wegblieb. Er jappste nach Luft und schaffte es nicht ordentlich einzuatmen. Dann glitt er, immer noch an Atemnot leidend ins Wasser und tauchte unter, schloss die Augen und atmete ein. Es war ein grausiges Gefühl, der menschliche Körper war nicht an diese Art der Atmung gewöhnt, und die Wirkung würde nur für wenige Minuten anhalten, gerade Zeit genug, um unter Wasser bis zur Insel zu schwimmen.
Er schwamm mit magisch verstärken Zügen los und hatte die Insel, auf der Fil’yana immer noch weinend saß, erreicht. Er spürte, wie die Wirkung nachließ und wie es immer schwieriger wurde, das Wasser aus den Lungen zu pressen. Er tauchte so tief, dass seine Geliebte ihn nicht sah und schwamm auf die andere Seite der Insel, die nicht mehr als vier Schritt Breite maß. Als er sie aus dem Wasser schräg von hinten anschauen konnte, tauchte er langsam auf und stützte sich auf den runden Kieseln ab, um nicht abgetrieben zu werden.
Fil’yana hockte immer noch auf dem Stamm und schluchzte leise.
„Was ist, wenn er mich nicht mehr will?“, fragte sie die Umgebung verzweifelt. „Was ist, wenn er mich auch davonjagt?“
Wieder weinte sie, während Amentio sich beinahe am Wasser verschluckte, dass ihm in den herabgefallenen Kiefer ergoss. Sein Verdacht erhärtete sich!
„Wo soll ich dann hin? Mit mir und... und... ich werde verfolgt! Was soll ich nur tun?“
Mit einem Male durchzuckte ihn ein Schmerz im Fuß und unwillkürlich zuckte er zusammen. Wasser gurgelte und Fil’yana sah sich gehetzt um und als sie ihn im Wasser sah, wie er verzweifelt versuchte den Sägekrebs an seinem Zeh loszuwerden, wandte sie sich um und rannte ins Wasser.
Amentio schleuderte mit einer wütenden Bewegung den Krebs von seinem Fuß, dass er knackend am Baumstamm zerbrach und rannte die kleine Insel hoch.
„Fil’yana! Fil’yana! Warte bitte!“
Fil’yana war voller Panik ein wenig auf den See hinausgeschwommen und drehte sich jetzt wassertretend um.
„Fil’yana, es tut mir leid, wenn ich Dich erschreckt habe. Ich... ich... Du hast Dich in letzter Zeit so seltsam benommen... und... .“ Ihm saß ein Kloß im Hals und er konnte nicht weitersprechen. Die zierliche Shararrim sah ihn angstvoll aus ihren glänzenden Augen an.
„Wirst Du mich davon jagen, so wie es die Menschen mit uns machen, wenn Du weißt schon, was, passiert?“
„Ich... nein, ich“, stammelte er und ging auf das Wasser zu. Furchtsam schwamm sie ein wenig zurück.
„Nein, Fil’yana. Das werde ich nicht.“ Hilflos plumpste er ins Wasser und blieb dort sitzen.
„Nein“, sagte er traurig. „Ich... ich liebe Dich. Ich liebe Dich mehr als ich die Blicke, die man uns zuwirft, fürchte. Ich liebe Dich mehr, als ich den Hohn und den Spott, mit dem man uns begegnet, fürchte. Ich liebe Dich mehr als die Verachtung, die man uns schenkt, fürchte. Ich liebe Dich, und das nicht, obwohl Du eine Shararrim bist, sondern weil Du eine Shararrim bist. Ich liebe Dich nicht, obwohl Du Fehler hast wie ich und alle Wesen, sondern weil Du diese Fehler hast. Ich liebe Dich, weil Du Du bist, Fil’yana, Ich liebe Dich von ganzem Herzen. Ich würde mein Leben für Deins geben. Meine Seele für Deine Seele, und noch viel mehr, für die Kinde, die Du unter dem Herzen trägst.“
Sie schaute ihn sprachlos an.
„Du bist doch schwanger, oder?“
Sie lächelte ihr strahlenstes Shararrimlächeln. Es stahl sich von ihren leuchtenden Augen aus über die Nase bis hin zu den Ohren, die sich erwartungsvoll aufstellten. Sie kam auf ihn zu, und zum ersten mal, seit vier Monaten sah er, wie sie sich verändert hatte. Ihr früher schmaler Bauch, war dicker und runder geworden, die kleinen Brüste waren fülliger und sie selbst hatte einige Pfund zugelegt, trotz der Strapazen, die sie durchgemacht hatten.
Sie setzte sich auf seinen Schoss und umarmte ihn, jetzt wieder Tränen in den Augen.
„Ja –  ja mein liebster Amentio. Ja, ich bekomme Zwillinge von Dir. Und wenn ich nicht schon schwanger wäre, würde ich es auf der Stelle von Dir sein wollen.“
Er hielt sie fest in seinen Armen und er konnte nicht anders, als vor Glück sie an seiner Seite zu wissen, zu einen.  Er trug er sie an das Ufer und sie legten sich in den weichen warmen Sand. Er atmete tief ihren Duft ein und fuhr mit zärtlichen Fingern durch ihr weiches Fell.
„Du bist noch viel schöner, meine geliebte Tochter der Sonne.“
Er schaute ihr wieder in die Augen, und da war sie wieder. Die Vertrautheit, mit der sie sich das erste mal geliebt hatten und diesmal, dass wussten sie beide, würde sie von nichts mehr verdunkelt werden.
Er blickte an ihr herunter und strich ihr vorsichtig über den sanft angeschwollenen Bauch. Und zum ersten Mal, seit knapp vier Monden, liebten sie sich wieder und es war ein anderes, erstes Mal.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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