Ich
wittere den brunftigen Geruch einer Ricke, verdammt hinter mir schleicht ein
ranziger Fuchs und ich bin eingesperrt.
Da
ich höre es ganz deutlich, der rote Hühnerficker macht sich an den Enten meines
Herren zu schaffen. Na ja es wird Ihn nicht mehr so sehr aufregen wie früher.
Ja
früher wären wir sofort strafend hinter dem Missetäter her. Ich erinnere mich
noch an eine Hatz an einem bitterkalten, sonnigen Wintertag.
Lange
schon witterte ich ihn, bevor er mich überhaupt wahrnahm. Alles brüllen half
nichts. Mein Herr schlief seelenruhig den Schlaf des Gerechten.
Nicht
genug, dass er alle Wildenten nahm, sogar Margit, unsere alte Hochbrutflugente
musste dran glauben. Dann stolzierte er provokativ vor mir her und wusste
genau, dass ich nicht hinaus konnte, um ihm seinen räudigen Balg über den Kopf
zu ziehen.
Ungeduldig
wartete ich, bis zum morgengrauen. Endlich ging die Türe auf und mein Herr kam
in Jagdklamotten auf mich zu.
Sicher, früher war er schon ein harter
Rudelführer, doch jetzt konnte er unerbittlich sein. Es schien mir, als wäre
mit seinem Leibesumfang auch sein Wille gewachsen.
Jedenfalls
bekam er schnell spitz, dass alle unsere Enten weg waren. Ruckzuck hatte er die
Flinte auf dem Rücken und ich die Nase auf der frischen Fährte. Eigentlich
hätte er mich gar nicht gebraucht. Die Fährte des alten Hühnerfickers stand
deutlich im frisch gefallen Schnee. Noch heute rechne ich es ihm hoch an, dass
er mich trotzdem mitnahm. Die Fährte führte erst am Bach entlang, dann den Hang
hoch, auf dem alten Wildwechsel. Hühnerficker glaubte doch tatsächlich, es
genügten mehrere hundert Meter zwischen Ihm und uns, um sich hinzulegen und
fürstlich mahl zu halten. Ich sah seinen roten Pelz schon von weitem unter der
gossen Schlehenhecke. Sofort erstarrte ich, damit mein Herr merkte was los war.
Er verstand sofort, nahm schnell die Flinte von der Schulter und raunte mir
leise zu: „how, how“
Ein
bisschen tat mir der alte Hühnerficker leid, denn wir beiden bekämpften uns
schon seit Jahr und Tag. Aber dann, ging wohl das Jagdfieber mit mir durch.
Rums,
mitten im Sprung fiehl er kraftlos nach hinten. Etwas Blut sickert aus seinem
Fang und seine Augen waren gebrochen, als ich über ihm war und ihn kräftig
beutelte.
„Lass
aus, Lass aus, wir haben ihn“, versuchte mein Herr mich zu beruhigen. Zufrieden
gingen wir beide nach Hause frühstücken.
Ja
das war damals. Heute kommt er nur noch mit feinen Klamotten, früh morgens aus
der Tür, setzt sich in seinen Wagen und kommt spät abends müde nach hause. Dann
speist er mich mit einem müden „ Wie geht es dir mein Alter?“ ab.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.10.2005.
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