Man muss erst alt werden, um das zu erkennen.
In der Jugend will man etwas erleben. Da ist innerliche Kraft vorhanden, die nicht zufrieden ist, in vier Wänden zu bleiben. Da denkt man: Ich versäume etwas. Ich komme zu kurz.....
Wie gern wäre ich als junges Mädchen abends mit Freundinnen fort gegangen. Doch ich wurde sehr streng erzogen und wagte gar nicht, solche Wünsche zu äußern.
Ich hätte mir eine unangenehme Antwort eingefangen, und der häusliche Frieden, den ich so sehr zum Leben brauchte, wäre sicher eine Zeitlang gestört gewesen.
Nein, nur das nicht.
Ich wollte doch nur etwas lachen und fröhlich sein. Das war daheim nicht möglich, und weg durfte ich ja nicht.
Heute sage ich mir, dass mich diese Erziehung geprägt hat.Ich wurde schon sehr früh erwachsen und auf das Leben vorbereitet.
Warum ich so wenig Freude in jungen Jahren erleben durfte, ist mir zwar nicht klar. Doch ich sehe es als eine harte Schulung für mich an, dir mir auf einen langen, schwierigen Weg zugute kam.
Dieser Weg zog durch mein ganzes Leben. Da gab es links und rechts auf diesem Wege wenig Freude, wenig Einkehr, wenig Bänke zum Ausruhen. Das Leben bestand aus Arbeit und Pflichterfüllung.
Zum Glück hatte ich es frühzeitig gelernt. Ja, Freude an einer Arbeit zu finden, sei es Bügeln, Stopfen, Unkraut entfernen, Schuhe putzen, Geschirr spülen, all das gibt ein Wohlgefühl, wenn es getan ist. Es sind Freuden im Alltag.
Gerade im November drängen sich Gedanken in den Vordergrund, wenn ich die Gräber herrichte und ich blicke mit Dankbarkeit zu den Menschen zurück, die mich so werden ließen, wie ich heute bin
"Ach, geht's mir gut!"
Diesen Satz habe ich zu meinem Lebensmotto gemacht, und ich empfinde es mehrmals am Tag, dass es wirklich so ist.
Meine Bescheidenheit habe ich aus der Kindheit bis ins Alter gerettet.
Ich vergleiche mich gerne mit einer Blume, die trotz harter Bedingungen blüht.
Die innere Zufriedenheit, die aus dem Denken entsteht, nichts zu versäumen oder versäumt zu haben, hat mir GOTT zum Geschenk gemacht.
© C.W.