6. November 2005
Meist so um die Jahrmarktzeit Anfangs Oktober war es, dass eines Morgens alle Hügel um Herisau wie ein gezuckerter Kuchen aussahen. Einfach so, aus dem Nichts.
Vorangegangen waren schöne milde Tage mit sehr kühlen Nächten. Föhn sei an diesem Wetterphänomen schuld, ebenso wie der Föhn an der Migräne von unserer Mutter schuld war. Sie war dann jeweils sehr krank, weiss im Gesicht, musste dauern Brechen und wirkte auf uns Kinder ungenießbar und gereizt. Vater musste ihr bei solchen Migräneanfällen Kirschumschläge auf die Stirn auflegen. Kirsch, den er lieber in einen feinen Kaffee geschüttet, oder auch nur so ein kleines Glas davon getrunken hätte. Wir verstanden diese Naturzusammenhänge noch nicht und so verstanden wir auch das Verhalten unserer Mutter nicht. Wie kann man bei solch schönem Wetter krank sein. Unsere Sorgen gingen eher in Richtung Jahrmarkt, ob sich denn auch das Wetter so halten könne, wie es sich eben gerade zeigte. Und dann, ausgerechnet ein, zwei Tage vor dem mit Spannung erwarteten Jahrmarktbeginn geschah es in der Nacht, dass Wind aufkam. Tüchtig am Laden rüttelnd und durch die Dachbalken heulend, wurden wir in unserer Schlafkammer unter dem Dach, durch diese Windböen, begleitet durch Klopfgeräusche von Regentropfen, aus unserem Halbschlaf gerissen. Und dann, am anderen Morgen, waren die sämtliche Hügel in der Umgebung überzuckert und mit Nebelfetzen verhangen. Mutters Migräne war verschwunden und ihre Laune wieder in dem Zustand, den wir als gut bezeichnen konnten. Aufgeheitert ein Lied vor sich hin singend, stand sie in der Küche und stellte für uns das Frühstück bereit. Uns Buben war jedoch der Appetit über diese trüben Wetteraussichten, die sich vor den Fenstern präsentierten, vergangen, hofften aber trotzdem auf eine Besserung für den Jahrmarkt, der in einigen Tagen eröffnet werden soll. „Habt ihr gesehen, es hat geschneit“ meinte unsere Mutter fröhlich „nun dauert es nicht mehr lange und ihr könnt wieder Skifahren“. Dies wollten wir aber nicht, denn schließlich war es jetzt erst einmal Jahrmarktzeit, also Herbst und noch lange nicht Winter.
Am Samstag, dem Tag an dem der Jahrmarkt eröffnet wurde, zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Seite, sehr kalt aber Glasklar. Der Säntis erstrahlte in seinem neuen, blau – weiss schimmernden Kleid. Am noch morgendlichen tiefblauen Himmel leuchteten die letzten Sterne und das Säntislichtlein flackerte ebenso fröhlich vor sich hin, wie die Herzen von uns Buben. Da gab es nun kein Halten mehr bis es soweit war, bis kurz vor zwölf Uhr Mittags. Der offizielle Startschuss mit einer ersten Freifahrt für uns Kinder setzte der für uns fast unerträglichen Spannung endlich ein Ende. Der Rummel konnte beginnen, wir waren überglücklich und der erste Schnee auf den Hügeln rund um Herisau war Schnee von gestern.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.11.2005.
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