Maximilian Klug

Danach

Sie lag auf dem Bett und weinte. Er hatte sich neben sie gesetzt.

„Die kriegen das schon wieder hin“, sagte er in ihr Ohr. „Es wird schon werden. Mach dir keine Sorgen. Die kriegen das schon hin. Keine Angst, die schaffen das. Die schaffen das bestimmt.“

Sie blickte in seine Augen, die waren mittlerweile genauso tränenverschmiert wie ihre eigenen es wohl sein mussten. „Du redest schon wie die Politiker“, sagte sie leise. „Die reden auch immer so.“

Er seufzte, stand dann auf und lief in dem kleinen Zimmer im Kreis. Immer rundherum. Er war voller Leere. „Mach dir bloß keine Gedanken. Du weißt, es könnte Tausende andere getroffen haben. Warum sollte gerade er dabei sein? Warum gerade er? Das würde doch keinen Sinn ergeben. Glaub mir, es geht ihm gut. Ihm ist sicher nichts geschehen. Wahrscheinlich hat er es nicht einmal mitbekommen.“

„Wahrscheinlich, ja.“ Sie lächelte schwach. „Vielleicht hat er ja sogar noch geschlafen, als es losging. Vielleicht hat er ja noch geschlafen...“

„Ja, ich glaube auch, dass er noch geschlafen hat, als es anfing. Schließlich war es noch fast Morgen. Was sollte er da schon in der Stadt gewollt haben?“

Er ging zum Fernseher und schaltete ihn aus. Die grausamen Bilder zerrissener Körper verschwanden mit einem Ruck, ebenso die fleißigen Helfer, die zwischen den gesprengten Zügen noch immer nach Überlebenden suchten.

Dann klingelte das Telefon. Sie ließen es klingeln, bis der Anrufer endlich aufgab.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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