Reinhard Schanzer

Mamas Liebling


Wenn Sie männlich sind, so kennen Sie sicher dieses Problem:
 
Zwar sind Sie bereits in Ehren ergraut, aber Ihre hochgeschätzte Frau Mama behandelt Sie, als würden Sie noch immer in die Windeln machen.
Beim wöchentlichen Besuch bei ihr ist es fast schon zur Zeremonie geworden, daß Sie gefragt werden: „Mei Bua, hosd a dei Mützerl dabei? Heid soi´s fei no recht koid wean!"
Natürlich haben Sie kein „Mützerl" dabei. Es ist nämlich Hochsommer und draußen hat es gut 34 Grad... Aber Mama meint´s halt gut.
 
Noch besser meint sie es mit Ihnen, wenn sie täglich kurz vor Mittag bei Ihrer Frau Gemahlin anruft, um sich zu erkundigen, was ihr kleines Bubi denn heute so zum Essen vorgesetzt bekommt, verbunden mit dem Spruch: „A Grießnockerlsupperl host eam fei scho lang nimma g´macht. Wo da Karli de so gean mog."
Zwar kann Karli mit seinen 55 Jahren bereits sitzen und sprechen, aber anscheinend wird ihm seitens Mama nicht zugetraut, sich klar zu artikulieren und selbständig seine Wünsche zu äußern.
Außerdem - was Mama natürlich nicht weiß, denn sonst hielte sie seine Ehefrau für eine unfähige Hausfrau - kocht Karli seit fast 20 Jahren selbst und verwöhnt beinahe tagtäglich seine Frau damit. Denn Kochen ist sein größtes Hobby.
Und Grießnockerlsuppe kann er schon seit Jahren nicht mehr sehen, seit es zu Beginn seiner Kochkarriere fast täglich literweise davon zum Verzehr gab.
 
Mamas Logik hingegen: Der kleine Karli hat schon mit sechs Jahren das Zeug so gern gegessen, also mag er es auch heute - fast 50 Jahre später - immer noch genauso gern.
Einleuchtend: Karli ist für Mami eben immer noch sechs Jahre alt.
 
Etwas peinlich wird das Mutter-Sohn-Verhältnis meistens im Lokal, wenn am Tisch dann lautstark die etwas intimeren Dinge des Lebens ausdiskutiert werden müssen.
Ob z.B. die Hämorrhoidensalbe endlich beim Lieblingsbubi gewirkt hat, diese Frage wird bei einer Lautstärke von über 100 Dezibel vor vollbesetzter Runde ausdiskutiert.
„Ja, Mama." ist dann vielleicht Ihre kleinlaute Antwort.
Aber zu spät. Schon mischt sich auch noch  eine ältere Dame vom Nebentisch zu diesem „appetitlichen Thema" ein.
Endgültig im Boden versinken wollen Sie, als auch noch der Ober Ihnen vom - soeben bestellten - scharfen Chilli con carne abrät, denn bei diesem Leiden kann das hinten heraus ganz schön unangenehm werden.
Aber wie gesagt: Mama meint´s ja immer nur gut.
 
Was also tun, um ihre Lieblingsmutter davon zu überzeugen, daß Sie bereits mehr als nur erwachsen sind, sich morgens schon selber anziehen und sensationellerweise auch die Schnürsenkel bereits selber binden können?
 
Es gibt nur eine Antwort: Die Schocktherapie!  Grausam, aber wirksam!
 
Schritt 1:
Sie gestehen, daß Sie in ihrem Leben bereits mindestens 100 verschiedene Frauen hatten, obwohl sie bereits längst verheiratet waren und auch heute noch regelmäßig heimlich ins Puff gehen würden.
Wahlweise können Sie auch behaupten, zur zum Schein verheiratet zu sein, in Wirklichkeit aber stockschwul zu sein und auf Lack, Leder und Sadomaso zu stehen.
  
Schritt 2:
Sie stellen endgültig klar, daß Sie grundsätzlich nur dann eine Mütze tragen, wenn Sie allmonatlich eine Bank überfallen, um die Alimente für Ihre 27 unehelichen Kinder zusammenzukratzen.
Schritt 3:
Der größte Schock: Sie geben endlich zu, daß alleine der Gedanke an Grießnockerlsuppe bei Ihnen heftige Übelkeit, Blähungen und sofortigen Brechreiz verursacht.
Liebe männliche Leser, Sie werden sehen, es wirkt!
Mama wird Sie zwar wegen Ihrer Schandtaten vielleicht nicht mehr ganz so lieb haben, aber zu viel Liebe kann ja bekanntlich auch erdrücken.

An alle Mütter:
Diesen Beitrag sollten Sie durchaus nicht nur als humorvolle Anekdote betrachten, sondern ruhig auch mal etwas darüber nachdenken.
Reinhard Schanzer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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